Erfurt gewinnt das 34. Mannschafts-Schnellschachturnier in Leutasch

von Gerhard Bertagnolli
09.06.2017 – Bauernfänger, Ironbrain, Flintstones oder Hexenmeisterei – was sich anhört wie eine Mischung aus Karneval und Ballermann, waren einige der Phantasienamen der teilnehmenden Mannschaften beim Schnellschachturnier in Leutasch. Am Ende siegte mit dem Erfurter Schachklub eine Mannschaft, bei der die Phantasie nicht in den Namen sondern in die Schachzüge floss.

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Traditionell am Pfingstwochenende wird im kleinen Örtchen Leutasch bei Seefeld in Nordtirol ein Schnellschachturnier für Mannschaften organisiert, heuer bereits zum 34. Mal. Unter den 53 Vierer-Teams starteten vorwiegend Mannschaften vom nördlichen Nachbarn Deutschland, aufgrund der Nähe natürlich besonders aus Bayern und Baden-Württemberg, aber auch einige Mannschaften aus anderen Bundesländern, so auch der Sieger der diesjährigen Auflage. Das besondere Flair des Turniers von Leutasch zeichnet die jährliche Wiedersehensfreude der Teilnehmer mit vielen Freunden und Bekannten, die Spielfreude am Schnellschach und die gemütliche Umgebung knappe zehn Autominuten von Seefeld entfernt.

Am Freitag Abend lud das Spielcasino Seefeld zur offiziellen Begrüßung mit Sektempfang und einem Roulette-Showturnier. Der Direktor vom Casino Seefeld Ing. Mag. Robert Frießer erzählte den anwesenden Schachspielern und Begleitpersonen über die jüngste Entwicklung Seefelds und die kommende Nordische Ski-WM 2019 in der Olympiaregion Seefeld. Der Turnierorganisator Bernhard Jehle (vielen Lesern vermutlich bekannt als Mr. Chessware) freute sich über die stete Steigerung der teilnehmenden Mannschaften der letzten Jahre. Zwar ist man von den 74 Mannschaften aus dem Jahr 2000 noch weit entfernt, aber die Richtung stimmt! 

Eröffnung durch Turnierorganisator Bernhard Jehle (links) und Casino-Seefeld-Direktor Robert Frießer (rechts)

Im Saal Hohe Munde von Leutasch ging es dann am Samstag und Sonntag ans Eingemachte am Schachbrett. Der Turniermodus ist leicht erklärt: in vier in etwa gleich großen und gleich starken Vorrunden am Samstag Vormittag und Nachmittag (jeweils 2 Gruppen) ging es im Modus „jeder gegen jeden“ um die Qualifikation zum A-, B-, C- und D-Finale, welche danach wiederum im Italienischen System ausgetragen wurden. Somit stand am Samstagabend fest, welche Mannschaften um die Siege in den jeweiligen Finalen mitspielen würden. Für die Rangliste galten die Brettpunkte, daher konnte jeder halbe vergebene Punkt über Qualifikation und Preisgeld entscheidend sein.

Im Turniersaal

Wird bei den meisten anderen Turnieren inzwischen eine Fischer-Bedenkzeit mit entsprechendem Bonus pro Zug gespielt, so bleibt man in Leutasch noch der fixen Bedenkzeit treu: 10 Minuten pro Kopf und Spiel bedeuten Zeitnotschlachten ohne Ende für jede Runde. Schnelligkeit, gute Übersicht und Nerven aus Stahl waren für eine erfolgreiche Teilnahme gefragt!

Unter den Teilnehmern stachen besonders die Titelträger hervor: drei Großmeister (Stefan Bromberger, Michael Hoffmann und Markus Stangl), 13 Internationale Meister und 16 FIDE-Meister tummelten sich unter den insgesamt 220 Spielern!

Am Sonntag Vormittag spielten 11 Mannschaften im D- und 14 Mannschaften im C-Finale. Trotz der frühen Beginnzeit von 9 Uhr waren alle Spieler gleich hellwach bei der Sache und konnten bis 14 Uhr die Sieger der jeweiligen Gruppe ermitteln. Ab 15 Uhr waren dann die Top-Spieler im A- und B-Finale mit jeweils 14 Mannschaften im Einsatz.

Von Beginn an zeigte Erfurt 1 (mit den vier IM Franz Bräuer, Christoph Renner, Matthias Müller und Joachim Brüggemann), dass der Weg zum Sieg im A-Finale nur über sie laufen würde. Zwar gab es zwischendurch unerwartete Punkteverluste gegen schwächer eingeschätzte Mannschaften, aber auch die anderen großen Favoriten, Die Bauernfänger (mit den GMs Stefan Bromberger und Markus Stangl, FM Thomas Lendrodt und WFM Anita Stangl) sowie Schenkbach 1 (mit GM Michael Hoffmann und den drei IMs Michael Hammes, Dirk Hennig und Fernando Braga) blieben vor allem in der Anfangsphase nicht verschont.

In den direkten Duellen der stärksten Mannschaften ging Erfurt zwar nicht immer als Sieger hervor, aber entschied doch die meisten Duelle für sich und ging in diesen äußerst wichtigen Partien nie als Verlierer vom Platz.

Am Ende siegte Erfurt 1 mit 37 Brettpunkten und somit einer Ausbeute von knapp 2,8 Punkten pro Begegnung mit 2 vollen Punkten vor Schenkbach 1 und den Bauernfängern mit weiteren 1,5 Punkten Abstand.

Sieger des A-Finales: Erfurt 1

Bemerkenswert ist, dass in der Einzelwertung jeder Spieler der Siegermannschaft unter den besten vier des jeweiligen Brettes landete.
Dieser Erfolg war bereits der dritte Sieg für den Erfurter Schachklub in Leutasch nach 2003 und 2012. Rekordsieger ist die Mannschaft von Schenkbach mit bereits 7 Siegen.


Endergebnis A-Finale

Rang Mannschaft TWZ Brt.Pkt.
1. Erfurt 1 2359 37.0 – 15
2. Schenkbach 1 2400 35.0 – 17
3. Die Bauernfänger 2311 33.5 – 18
4. Schorsch und Freunde 2251 31.0 – 21
5. Die Groben 1 2254 31.0 – 21
6. Schenkbach 2 2199 28.0 – 24
7. Obern/Moos 2275 27.5 – 24
7. TG Biberach 1 2291 27.5 – 24
9. Rochade Rum 2160 26.0 – 26
10. Langenau 1 2154 22.5 – 29
11. Pankrac Prague (CZ) 2198 21.0 – 31
12. Post SV Ulm 2190 17.5 – 34
13. Steiermark 2073 13.5 – 38
14. SF Kornwestheim 1 2158 13.0 – 39

Sieger A-Finale: die Mannschaft Erfurt 1

Platz 2 A-Finale: die Mannschaft Schenkbach 1

Platz 3 A-Finale: die Mannschaft Bauernfänger

Prämiert wurden auch die besten Spieler jedes Bretts. Diese Spezialwertung gewannen im A-Finale (aus jeweils 13 Spielen)

Brett 1 – Michael Hoffmann (Schenkbach 1) – 9,5 Punkte
Brett 2 – Olaf Heinzel (Schenkbach 2) – 11,5 Punkte
Brett 3 – Dirk Hennig (Schenkbach 1) und Thomas Lendtrodt (Bauernfänger) – 10 Punkte
Brett 4 – Joachim Brüggemann (Erfurt 1) – 10,5 Punkte

Endergebnis B-Finale

Rang Mannschaft TWZ Brt.Pkt.
1. TG Biberach 2 2106 33.5 – 18
2. Die Groben 2 1989 32.0 – 20
3. Die üblichen Verdächtigen 2064 30.0 – 22
4. SC Erdmannhausen 2044 30.0 – 22
5. Ichenhausen 2058 29.0 – 23
6. The Undercookers 2129 28.5 – 23
7. SF Kornwestheim 2 2032 26.0 – 26
8. LLLL (Luftloch Landsberg/Lech) 1977 25.0 – 27
9. SK Gräfelfing 2047 24.5 – 27
10. Biostatistik 2039 22.5 – 29
11. Joly Lysa nad Labem (CZ) 2000 21.5 – 30
12. Ironbrain 1937 21.5 – 30
13. Die Dorfner 1912 20.0 – 32
14. SK Erfurt 2 1944 20.0 – 32

Gewinner B-Finale: die Mannschaft Biberach 2

Sieger C-Finale: Schachklub Jedesheim

Sieger D-Finale: Augsburg

Die 35. Auflage wird 2018 wiederum am Pfingstwochenende über die Bühne gehen (18.-20. Mai 2018)

Turnierseite...


Gerhard Bertagnolli, Jahrgang 1976, Internationaler Schiedsrichter aus Südtirol/Italien mit Einsätzen südlich und nördlich der Alpen, steht gerne auch für deutschsprachige Schachfreunde für Fragen zu Turnieren in Italien zur Verfügung.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren