Frauenbundesliga: Baden Baden holt sich den Meistertitel zurück

von Thomas Marschner
28.03.2018 – Am vergangenen Wochenende spielten die zwölf Teams der Frauenbundesliga ihre letzten Kämpfe. In der letzten Runde trafen die beiden favorisierten Teams aus Schwäbisch Hall und Baden Baden aufeinander, und das machte die Endrunde zu einem wirklichen Finale. Im Vorjahr hatte Schwäbisch Hall die Liga gewonnen, diese Saison hatte Baden Baden das bessere Ende für sich. Thomas Marschner schickt Impressionen vom Finale der Frauenbundesliga. (Foto: Thomas Marschner)

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OSG Baden Baden gewinnt Finale der Frauenbundesliga

Die OSG Baden Baden hat mit einem 4,5-1,5-Sieg in der letzten Runde der Frauenbundesliga gegen Titelverteidiger SK Schwäbisch Hall die deutsche Meisterschaft gewonnen.

Der Spielplan hatte es möglich gemacht, dass die beiden dominierenden Mannschaften der letzten drei Jahre in der letzten Runde in einem echten Finale aufeinandertrafen, und natürlich hatten beide Teams auch mitgemacht: Schwäbisch Hall hatte alle Begegnungen gewonnen, und Baden Baden nur ein Unentschieden gegen Bad Königshofen zugelassen, als man aufgrund der Mind-Games in China ziemlich ersatzgeschwächt antreten musste. Damit war klar, dass Baden Baden gewinnen musste, während Schwäbisch Hall ein Unentschieden zur Titelverteidigung langte.

Baden Baden trat in absoluter Spitzenbesetzung an. Ihr Debüt in der Frauenbundesliga gab die Weltranglistenerste Hou Yifan, dazu gesellten sich mit Alexandra Kosteniuk, Anna und Mariya Muzychuk drei weitere ehemalige Weltmeisterinnen.

Selfies von Baden Baden

Aber auch Schwäbisch Hall spielte wie im Vorjahr, als es zu einem 3-3 Unentschieden gereicht hatte, in Bestbesetzung, darunter Nino Batsiashvili, der beim nächsten Fide-Kongress den Männer-GM-Titel verliehen wird und Deimante Cornette, die beim Open in Reykjavik vor zwei Wochen ihre erste GM-Norm holte.

Osterhasen für alle Spielerinnen

Es wurde das erwartet enge Match, letztendlich fiel die Entscheidung zugunsten von Baden Baden an den drei Spitzenbrettern, die man alle gewinnen konnte, während die letzten drei Bretter remis ausgingen. Aber so eindeutig, wie das Ergebnis es vermuten lässt, war der Kampf nicht, auch wenn der Baden Badener Sieg am Ende hochverdient war.

An Brett 6 ließ Deimante Cornette zunächst eine Gewinnfortsetzung gegen Ekaterina Kovalevskaya aus, geriet dann aber auf Abwege und rettete sich in der Zeitnotphase mit viel Glück in eine ausgeglichene Stellung.  Zuvor hatte Anna Muzychuk gegen Ekaterina Atalik relativ glatt gewonnen, die Partie ihrer Schwester Mariya gegen Lela Javakhishvili, mit 7,5/9 Topscorerin der Hallerinnen und auch der Liga, endete remis.

Die Vorentscheidung fiel an Brett 3, wo Alexandra Kosteniuk gegen Alina Kashlinskaya eine lange ausgeglichene Stellung gewann. Auch Nino Batsiashvili war nicht chancenlos gegen Hou Yifan, sie stand fast die ganze Partie über bequemer, übersah dann aber in Zeitnot eine Springergabel, die eine Figur kostete. Trotzdem wäre die Stellung wohl noch zu retten gewesen, aber irgendwie war dann auch aufgrund der Stellungen an den anderen Brettern die Luft raus, und zu allem Überfluss ließ sich Nino am Ende noch mattsetzen. Damit machte Hou Yifan in ihrem ersten Match für Baden Baden gleich den „Championship-Point“ zur deutschen Meisterschaft.

Am Spitzenbrett spielte Nino Batsiashvili mit Weiß gegen Hou Yifan. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden
beim Isle-of-Man Open hatte die Georgierin überraschend gewonnen.

Danach mussten die Spielerinnen noch lange auf die Siegerehrung warten, da Irina Bulmaga und Anna Zatonskih ihr ausgeglichenes Damenendspiel noch 105 Züge lang weiterspielten, wer auf Gewinn spielte, war den Zuschauern nicht ganz klar. Aber um 14:30 war es so weit: Baden Badens Kapitän Thilo Gubler nahm aus den Händen vom DSB-Frauenschach-Turnierleiter Wolfgang Fiedler den Meisterpokal entgegen.

Pokalübergabe an den neuen Meister

Die Schwäbisch Haller Damen freuten sich nach einer wieder hervorragenden Saison auch über den Vizetitel, noch am Spieltag wurden sie im Rathaus vom Oberbürgermeister von Schwäbisch Hall empfangen.

Empfang für den SK Schwäbisch Hall im Rathaus, von links OB Hermann-Josef Pelgrim, Ekateirna Atalik, Deimante Cornette, Lela Javakhishvili, Irina Bulmaga, Irinas Schwester Elena Bulmaga, Nino Batsiashvili und Alina Kashlinskaya

Jetzt ist das Baden Badener Ziel natürlich das Double, nämlich nach dem Frauentitel auch den Männertitel zu gewinnen, dort ist man ja nach der Solingener Niederlage gegen Hockenheim ebenfalls auf einem guten Weg.

Hinter Schwäbisch Hall landete der SC Bad Königshofen auf dem Bronzerang, absteigen müssen Leipzig, Erfurt und Kiel. Aufsteiger Hofheim, mit 5 Niederlagen in die Saison gestartet,  sicherte sich am Ende mit einem 5-1-Sieg gegen Kiel noch recht souverän den Klassenerhalt. Aufsteiger in die Bundesliga sind Bayern München und Harksheide, die den direkten Wiederaufstieg schafften, sowie mit Pankov mal wieder ein Verein aus der Hauptstadt.

Schlusstabelle

1. OSG Baden-Baden (Frauen)   4.5 3.0 5.5 3.5 4.5 5.0 4.5 4.5 5.0 5.0 5.5 11 21 50.5
2. SK Schwäbisch Hall (Frauen) (M) 1.5   4.0 3.5 4.0 4.5 6.0 5.5 6.0 5.5 5.5 6.0 11 20 52.0
3. SC 1957 Bad Königshofen 3.0 2.0   3.0 3.0 4.0 4.5 4.5 6.0 5.0 5.5 5.5 11 17 46.0
4. Hamburger SK (Frauen) 0.5 2.5 3.0   4.0 3.5 3.5 3.0 5.0 6.0 5.0 5.5 11 16 41.5
5. Rodewischer Schachmiezen 2.5 2.0 3.0 2.0   5.0 5.0 4.5 3.0 3.5 6.0 3.5 11 14 40.0
6. Schachfreunde Deizisau (Frauen) 1.5 1.5 2.0 2.5 1.0   4.5 3.5 5.0 5.0 5.0 5.0 11 12 36.5
7. SK Lehrte 1919 1.0 0.0 1.5 2.5 1.0 1.5   4.5 4.5 3.0 4.5 4.0 11 9 28.0
8. Karlsruher SF 1853 1.5 0.5 1.5 3.0 1.5 2.5 1.5   3.5 4.0 3.0 3.0 11 7 25.5
9. SV 1920 Hofheim (Frauen) (N) 1.5 0.0 0.0 1.0 3.0 1.0 1.5 2.5   3.5 5.0 4.5 11 7 23.5
10. SV Weißblau Allianz Leipzig (N) 1.0 0.5 1.0 0.0 2.5 1.0 3.0 2.0 2.5   3.5 5.5 11 5 22.5
11. SK Doppelbauer Kiel (N) 1.0 0.5 0.5 1.0 0.0 1.0 1.5 3.0 1.0 2.5   3.0 11 2 15.0
12. SV Medizin Erfurt 0.5 0.0 0.5 0.5 2.5 1.0 2.0 3.0 1.5 0.5 3.0   11 2 15.0

Dr. Thomas Marschner, Jahrgang 1967, ist Physiker und arbeitet in der Technologieentwicklung für die Herstellung von Solarmodulen. Er spielt seit fast 40 Jahren Schach, hat eine Elo von 2000 und spielt für seinen Heimatverein aus Eppstein im Taunus in der hessischen Verbandsliga. Er lebt in Schwäbisch Hall und berichtet bevorzugt aus der Schachbundesliga und der Frauenbundesliga. Außer Schach spielt er ebenfalls auf Verbandsebene Tennis, fotografiert gerne und betreibt unter www.thomas-marschner.de seine eigene Webseite.

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