Grenke Classic: Blübaum schlägt Anand

von ChessBase
06.04.2018 – Die sechste Runde des Grenke Classic Turniers dauerte heute nicht weniger als sieben Stunden. So lange musste Fabiano Caruana gegen Yifan Hou leiden, bis er zu einem glücklichen Remis kam. Einen schönen Erfolg feierte Matthias Blübaum gegen Viswanathn Anand. Arkadij Naiditsch gewann gegen Georg Meier.(Fotos: Georgios Souleidis)

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Erster Zug von der Grenke Vorstandsvorsitzenden

Heute stand im Baden-Badener Kulturzentrum LA8 die sechste Runde der Grenke Chess Classic auf dem Programm. Der Hauptsponsor des Turniers, die Grenke Leasing AG, ehrte das Turnier heute mit dem Besuch aller vier Vorstandsmitglieder, der Vorstandsvorsitzenden Antje Leminsky, die am Brett von Magnus Carlsen und Levon Aronian den ersten Zug ausführte, dem verantwortlichen Vorstand für Marketing und Franchise Gilles Christ, dem Vorstandsmitglied Sebastian Hirsch, unter anderem zuständig für Controlling, und Investor Relations und Mark Kindermann, zuständig für verschiedene Verwaltungsaufgaben und Qualitätsmanagement.  

Die Vorstandsvorsitzende der GRENKE AG Antje Leminsky führt ersten Zug aus, links; Gilles Christ, rechts Mark Kindermann und Sebastian Hirsch 

Langsam kommt die Zielgerade des Turniers in Sicht. Wenn Weltmeister Magnus Carlsen noch am Kampf um den Turniersieg teilnehmen wollte, müsste er nun langsam zum Angriff blasen.

Die Partie zwischen Nikita Vitiugov und Maxime Vachier-Lagrave war das Spitzenspiel der heutigen 6. Runde der Grenke Chess Classic, denn hier trafen heute zwei der drei Spitzenreiter aufeinander. Thema der Partie war die Fianchetto-Variante gegen die Grünfeld-Verteidigung. Der russische Großmeister wählte hier einen eher seltenen Aufbau mit frühem Damenausflug nach a4. Vachier-Lagrave gab einen Bauern zugunsten schneller Entwicklung und erhielt dafür Kompensation. 

 

Solid and safe against the wild Indians: Play the Fianchetto

Königsindisch und Grünfeld sind bekanntermaßen trickreiche und theorielastige Eröffnungen. Die Fianchetto-Variante vermeidet die Hauptabspiele, in welchen die Nachziehenden sich wohlfühlen, und strebt ein kleines, aber sicheres Plus an.

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Dem Franzosen gelang es jedoch nur zeitweise, den Bauern zurück zu bekommen und so musste er dann im Leichtfiguren-Endspiel mit Minusbauern lange ums Remis kämpfen. Dies erreichte er im 68. Zug, als nur noch die zwei Könige auf dem Brett standen.

Der dritte Spitzenreiter, Fabiano Caruana, hatte es mit Yifan Hou und ihrer Russischen Verteidigung zu tun, die derzeit ja wieder hoch im Kurs steht. 

Fabiano Caruana gegen Yifan Hou

Caruana wählte die Variante 5.Sc3, die zu einem Doppelbauern auf der c-Linie führt, mit nachfolgender langer Rochade, und spielte dann nach bekannten Mustern am Königsflügel.

 

Die beste Schachspielerin der Welt ließ sich jedoch nicht erschrecken, forcierte Damentausch und stand im Leichtfiguren-Endspiel dann bald besser. Der WM-Herausforderer musste nun lange leiden, während Hou Yifan langsam ihre Stellung verbesserte. Im 65. Zug verpasste die frühere Weltmeisterin dann einen allerdings sehr versteckten Gewinn.

 

Nach der verpassten Chance wurde die Aufgabe für Schwarz schwieriger. Caruana verteidigte sich umsichtig und zäh. Im 98. Zug, nach über sieben Stunden, wurde der Punkt schließlich geteilt.

Hinter dem Führungstrio kam es zum Verfolgerduell zwischen Magnus Carlsen und Levon Aronian. Der Norweger, mit Weiß spielend, versuchte seinen Gegner mit dessen eigenen Waffen zu bekämpfen und bediente sich der Englischen Eröffnung, sonst gerne auch von Aronian gespielt. Im Mikenas-System antwortete Aronian mit einer modernen Spielweise und wurde dann mit einem Läufer auf d3 etwas lästig.

 

Carlsen schaffte es zwar, seinem König die Rochade zu ermöglichen und Aronian danach in Scharmützel zu verwickeln, doch so richtig großen Druck konnte der Norweger nicht erzeugen. Im Turmendspiel kam der Weltmeister dann zwar mit einem Mehrbauern an, doch zum Sieg reichte das nicht. Remis.

Mit Georg Meier und Arkadij Naiditsch trafen heute noch einmal zwei der drei deutschen Spieler aufeinander. Beide waren 2011 noch gemeinsam Europameister in der deutschen Mannschaft. Naiditsch hat inzwischen bekanntlich den Verband gewechselt und spielt für Aserbaidschan. Die Partie wurde mit einer viel gespielten Variante der Bogoindischen Verteidigung eröffnet. Bis zum 17. Zug findet man in der Mega Database auch noch ein Vorbild, dann gingen die beiden Spieler aber eigene Wege.

 

Nach dem 20. Zug übernahm Naiditsch das Kommando und setzte Meier mit einem sehr agilen Springer unter Druck. Die weiße Stellung war aber durchaus verteidigungsfähig. Im 33. Zug stellte Weiß die Partie jedoch ein:

 

Mit 2 Punkten war Mathias Blübaum nach fünf Runden der beste der drei deutschen Spieler. Gegen Vitiugov verlor er, aber gegen Carlsen und Caruana, den Weltmeister und seinen Herausforderer, hielt er remis. Heute hatte Blübaum mit Anand einen weiteren dicken Brocken zum Gegner, durfte aber mit Weiß spielen. In der Tabelle waren der 15. Weltmeister und der junge deutsche Nationalspieler vor der Runde noch Nachbarn, denn auch Anand stand dort mit einer Niederlage - gegen Vachier-Lagrave - und vier Remis zu Buche.

Blübaum-Anand

Im Angenommenen Damengambit machte Anand dann das, was man laut Lehrbuch auf keinen Fall tun soll: Er hielt den Bauern auf c4 fest, ein bisschen jedenfalls. Inzwischen weiß man entgegen der früheren Lehrbuchmeinung, dass es für Schwarz durchaus Sinn macht, Weiß mit der Rückgewinnung des Bauern etwas zu beschäftigen. Schwarz kann in dieser Zeit zum Beispiel etwas Raum am Damenflügel erobern. Blübaums Zug 7.a5, um den Bauern b4 zu isolieren, ist ein ehrgeiziges Konzept gegen den schwarzen Aufbau.

 

Nach frühem Damentausch verflachte die Partie keineswegs, sondern nahm erst richtig Fahrt auf. Bei einer Tauschoperation am Damenflügel unterschätzte Anand offenbar ein weißes Gegenspiel und geriet unter Druck.

 

Der Inder entschloss sich, eine Figur zu geben und setzte auf seinen freien b-Bauern. Doch das reichte nicht aus. Den technischen Teil der Partie absolvierte Blübaum souverän und fuhr den vollen Punkt ein.

 

 

 

 

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