Humphrey Bogart: Schauspieler und Schachspieler

von André Schulz
01.04.2008 – Neben Stanley Kubrick war Humphrey Bogart der wohl eifrigste und berühmteste Schachspieler unter den Filmschaffenden Hollywoods. Im Alter von 13 Jahren lernte er das Spiel in den Sommerferien von seinem Vater und blieb ihm ein Leben lang treu. In schwierigen Zeiten soll Bogart sich sogar mit dem Schachspielen um Geld in New York finanziell über Wasser gehalten haben. Später spielte er Fernpartien gegen G.I.s in Europa und bekam wegen der geheimnisvollen Notationen Besuch vom FBI. Sein Lieblingsschachpartner war Mike Romanoff, aber auch gegen den späteren belgischen Meister Paul Limbos spielte er eine Partie - in Belgisch-Kongo. Die Schachzenen in Casablanca gehen direkt auf Bogarts Anregungen zurück. Mehr...

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Humphrey Bogart: Schauspieler und Schachspieler

Neben Stanley Kubrick ist wohl Humphrey Bogart der bekannteste Schachfan innerhalb des Filmgewerbe. Humphrey DeForest Bogart wurde am 23.Januar 1899 in New York City als Sohn eines erfolgreichen Chirurgen und der Fabrikantentochter und bekannten Illustratorin Maud Bogart geboren. Schach lernte er im Alter von etwa 13 Jahren von seinem Vater während der Sommerferien in Canandaigua Lake, wo die Familien ein Landhaus besaß. Im folgenden Jahr besuchter er regelmäßig New Yorker Schachklubs. Die Phillips Academy in Andover, nördlich von Boston, musste er wegen Faulheit und schlechten Betragens verlassen, wodurch Bogart jede akademische Karriere verbaut war. 1918 meldete er sich zur Marine, kam jedoch zum Ende des ersten Weltkrieges nicht mehr zum Einsatz. Im folgenden Jahr verließ er die Marine wieder.

Bogart arbeitete nun als Bote und Aktienverkäufer. Dank der Vermittlung eines Freundes seiner Eltern erhielt Bogart eine Anstellung im Büro der Peerless Film Studios in Fort Lee in New Jersey. 1920 begann er eher zufällig mit der mit der Schauspielerei und bekleidete einige kleinere Rollen am Broadway. Nebenher führte er ein Leben mit vielen Clubbesuchen, Jazzparties, Segeltouren vor Long Island und Wochenenden in Landhäusern.

1926 heiratete Bogart Helen Menken, die Ehe wurde aber nach einem Jahr und zahlreichen Streitereien wieder geschieden. 1928 wurde er mit Mary Philips getraut, mit der er u.a. auch im Alkohol ein gemeinsames Hobby fand und bis 1937 verheiratet bleib. 1927 verlor Bogarts Vater nach einem Autounfalls in einem Krankenwagen seine Gesundheit. Es folgte der Niedergang der Arztpraxis und der Verlust des Familienvermögens. Nach der Trennung von seiner Familie arbeitete der Vater als Schiffsarzt auf Frachtkähnen.

Bogart spielte in dieser Zeit in den New Yorker Parks Schach um Geld. Dabei war ihm sein ausgezeichnetes Gedächtnis - angeblich  musste er auch seine Theatertexte nur einmal lesen, um sie auswendig zu können - eine große Hilfe.

1930 ging Bogart nach Hollywood, wo er jedoch nur ein paar kleinere Rollen erhielt. Er kehrte nach New York und an den Broadway zurück und spielte neben seinen kleinen Theaterrollen auch wieder Schach um Geld. Häufig wurde er mit seinem Schachbrett am Times Square gesehen.

Seinen Durchbruch als Schauspieler hatte Bogart mit 36 Jahren, nachdem er an der Seite von Leslie Howard die Rolle des brutalen Gangsters Duke Mantee in dem Erfolgstück "The Petrified Forest" (dt.: Der versteinerte Wald) überzeugend interpretiert hatte. Dieses wurde von Warner Bros. ebenso erfolgreich verfilmt und Bogart verkörperte auch in dem Film dank der Fürsprache von Leslie Howard die Rolle des Duke Mantee.

1937 starb eine von Bogarts Schwestern im Alter von nur 34 Jahren an den Folgen ihres Alkoholismus. Bogart schloss mit Mayo Methot 1938 seine dritte Ehe. Bogarts wohl berühmtester Film wurde schließlich der 1942 gedrehte Streifen Casablanca. In diesem gibt es mehrere Reminiszenzen an das Schachspiel, die direkt auf Bogarts Anregung zurückgehen.





Auf diese Weise vermittelte er der Rolle des Rick Blaine einen Teil seiner eigenen Biografie - die eines Schachspielers, der zu viel Alkohol trinkt.

Auch bei andere Gelegenheit kann man Bogart in seinen Filmen beim Schach beobachten, wie z.B. in dem Film "Knock on any door" (1949, dt.: Vor verschlossenen Türen)



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Seine Straßenschachaktivitäten hatte Bogart nach seinem auch finanziell erfolgreichen Filmrollen lange aufgegeben, dem Schach bleib er aber treu. So spielte er Fernschach gegen G.I.s in Übersee und gegen Veteranen in Armeekrankenhäusern, woraufhin er jedoch auch einmal Besuch vom FBI erhielt, die hinter den Notationen einen geheimen Agentencode vermuteten.


Bogart beim Schach während einer Überfahrt

Im Mai 1945 ließ sich Bogart von Mayo Methot scheiden und heiratete 11 Tage später die erst 20-jährige Lauren Bacall.

Auch Lauren Bacall begeisterte sich für das Schach und die Sommerausgabe 1945 (Juni/Juli) des Chess Review Magazins erschien mit einem Foto des Schach spielenden Humphrey Bogart auf dem Cover.

Bogart-Bacall...


Charles Boyer, Herman Steiner, Lauren Bacall e Humphrey Bogart, 1945

Er spielt gegen Charles Boyer während Lauren Bacall zuschaut. Im Heft wurde ein weiteres Foto veröffentlicht.

Zu dieser Zeit war Bogart ein offizieller Turnierdirektor des US-Schachverbandes und der California State Chess Association und half bei der Finanzierung des Pan American Chess Congress 1945 in Los Angeles, wo er auch als Co-Organisator tätig wurde.

Als Bogart 1945 für das Silver Screen Magazin interviewt wurde, nannte er Schach als eine der wichtigsten Dinge in seinem Leben. Bei Filmaufnahmen würde er sich in jeder Drehpause mit Schach beschäftigen.

Er war aber nicht der einzige, der sich mit dem Spiel die Zeit zwischen den Takes verkürzte.


John Wayne beim Schach

1946 frönte er auch noch einmal seiner Zockerleidenschaft und spielte mit dem Restaurantbesitzer und Mike Romanoff (1890-1972) Schach um Geld. Bogart verlor den Wettkampf und 100 US-Dollar. Zuhause angekommen rief er Romanoff an und vereinbarte eine sofortige weitere Partie per Telefon um den gleichen Betrag. Romanoff verlor in 20 Zügen, wusste jedoch nicht, dass Bogart sich von dem neben ihm sitzenden US-Meister Herman Steiner assistieren ließ.


Bogart mit Romanoff in dessen Restaurant

Mike Romanoff war Bogarts liebster Schachpartner. Bogart mietete sich einen Tisch in Romannoffs Restaurant am Rodeo Drive in Beverly Hills und hielt sich dort häufig auf. Wenn Bogart nicht da war, wurde ihm der Tisch frei gehalten.

1947 war Bogart der best bezahlte Schauspieler der Welt mit einer geschätzten Jahresgage  von 500.000 US-Dollar und gründet eine eigen Produktionsfirma, die Santana Pictures. Angeblich soll Bogart sogar seine Freunde nach deren Schachfähigkeiten bewertet haben. 1949 wurde Bogarts und Bacalls Sohn Stephen geboren, 1952 ihre Tochter Leslie Howard, die ihren Namen in Erinnerung an Bogarts einstigen Mentor erhielt, der 1942 bei einer Truppenbetreuungstournee über Europa abgeschossen worden war.

Bei einem Besuch in San Francisco trat Humprey Bogart 1952 gegen George Koltanowski an, der allerdings blind spielte und Bogart in 41 Zügen besiegte.

Koltanowski-Bogart...

Bei anderer Gelegenheit hatte Bogart gegen Samuel Reshevsky bei einer Simultanvorstellung im Romanoff-Restaurant remis gehalten.

Für seine Rolle in "African Queen" (1951) erhielt Bogart den Oscar als bester Schauspieler.



Während der Aufnahmen in Stanleyville in belgisch Kongo soll er gegen seine Filmpartnerin Katherine Hepburn häufig Schach gespielt haben. Auch eine Partie gegen den späteren belgischen Landesmeister Paul Limbos ist überliefert.

Limbos gegen Bogart...

Er selber sah sich als bester Schachspieler unter den Schauspielern Hollywoods. Eine Partie gegen den New York Herald-Kolumnisten Art Buchwald verlor er hingegen.

Mitte der 50er Jahre wurde bei Bogart Speiseröhrenkrebs festgestellt. Eine schwer Operation 1956 hat keinen Erfolg mehr. Bogart starb am 14. Januar 1957 auf 36 Kg abgemagert an den Folgen seiner Krankheit. Sein langjähriger Schachpartner Mike Romanoff war einer seiner Sargträger.

André Schulz


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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