Interview mit Albert Vasse (DGT)

von ChessBase
16.02.2006 – Albert Vasse, Marketingleiter der Niederländischen Firma DGT-Projects, hat sich in einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit gewandt und widerspricht der Darstellung , mit der der Deutsche Schachbund Probleme bei der Liveübertragung der Spitzenpartien der Deutschen Einzelmeisterschaft in Osterburg begründet hat. In Osterburg wurden USB-Boards eingesetzt, die für eine Turnierübertragung mit mehreren in Reihe geschalteten Brettern nicht geeignet sind. Diese Bretter wurden seinerzeit von DGT für die Senioren-WM 2004 in Halle bereits umprogrammiert, um eine Turnierübertragung dennoch zu ermöglichen. Da aber in Osterburg eine neue Version der Übertragungssoftware eingesetzt wurde, kam es zu Aussetzern bei der Übertragung. Laut Darstellung des Schachbundes habe man bei Ankauf der Bretter nicht gewusst, dass diese für den geplanten Zweck nicht geeignet seien. DGT weist darauf hin, dass man in Osterburg miteinander nicht kompatible Komponenten ohne vorherigen Test eingesetzt habe und kritisiert, dass der Schachbund dann ohne Rücksprache bei DGT eine aus Sicht von DGT irreführende Erklärung veröffentlicht hat. Interview mit Albert Vasse...

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Interview mit Albert Vasse

ChessBase
In einem Offenen Brief an den Deutschen Schachbund haben Sie im Namen von DGT-Projects auf eine Stellungsname reagiert, die der Deutsche Schachbund auf seiner Webseite veröffentlicht hat. Worum ging es da?


Albert Vasse (li.), Schiedsrichter und Marketingleiter von DGT, hier bem Wettkampf Kramnik gegen Leko in Brissago

Albert Vasse
Ich fasse es einmal so zusammen: Der deutsche Schachbund hat bei seiner Einzelmeisterschaft in Osterburg versucht, die Spitzenbretter mit Hilfe von DGT-Brettern und DGT-Software zu übertragen. Dies gelang nicht zufrieden stellend. Nach drei Tagen wurde auf der Webseite des Deutschen Schachbundes plötzlich eine Erklärung veröffentlicht, wonach die Schuld am Misslingen einzig bei DGT zu suchen sei. Dies entspricht nicht im mindesten den Tatsachen.

ChessBase
Um welche Probleme handelte es sich?


Albert Vasse
DGT bietet zwei Versionen von Brettern an, einmal mit USB-Anschluss und einmal mit Anschluss an die serielle Schnittstelle. Die Bretter mit USB-Anschluss sind für den privaten Gebrauch gedacht. Für Turnierübertragungen, wo man mehrere Bretter in Reihe schalten möchte, sind sie nicht geeignet. Der Deutsche Schachbund hat in Osterburg jedoch die Bretter mit USB-Anschluss eingesetzt. Das Problem ist dort seit 2004 bekannt, als man die Bretter für die Seniorenweltmeisterschaft in Halle angekauft hat. Damals haben wir mit einer technischen Notlösung noch helfen können. Jetzt hat man eine neue Version der Übertragungssoftware TOMA verwendet, sie mit der damaligen Notlösung nicht mehr kompatibel ist. Dadurch war die Übertragung sehr wackelig und es kam zu Aussetzern.

ChessBase
Konnten Sie denn nicht im Vorwege oder während des Turniers helfen?


Albert Vasse mit Evgeny Bareev in Maastricht

Albert Vasse
Wenn man uns kontaktiert hätte – vielleicht. Hat man aber nicht. Stattdessen wurde das System ohne vorherigen Test in Osterburg installiert und als es nicht rund lief, hat man uns nicht kontaktiert, sondern sich stattdessen mit der Presserklärung auf der Seite des Deutschen Schachbundes hinter DGT und einem nicht genannten Schachhändler versteckt. Nun sieht es so aus, als wenn unsere Technik nichts taugt. In Wirklichkeit wurden ungeeignete Technik verwendet bzw. nicht kompatible Technik miteinander kombiniert. Und es fehlte offenbar auch an Know-How bzw. Erfahrung., denn die Tatsache, dass man die USB-Bretter nicht für Turnierübertragungen in Reihe schalten kann, sollte bekannt sein. In den letzten Jahren hat Axel Fritz die Übertragungen durchgeführt, das hat immer gut funktioniert. In diesem Jahr hat man ihn nicht beauftragt. Sicher wird man beim Deutschen Schachbund Gründe dafür haben. Hätte man uns bei den auftretenden Schwierigkeiten kontaktiert, hätten wir vielleicht auch noch kurzfristig helfen können. Aber ich wiederhole: Es gab keinen Kontakt. Stattdessen erschien dann diese irreführende Erklärung auf der Schachbundseite. DGT hat in der Schachszene einen sehr guten Namen, der dadurch völlig ungerechtfertig beschädigt wurde. Wir wundern uns auch, dass wir in dem Beitrag zur Spielwarenmesse auf der Seite des Schachbundes mit keiner Silbe erwähnt wurden, obwohl wir gerade mit der Uhr DGT easy für 29 Euro einen echten Knüller heraus gebracht haben, der für alle Schachfreunde, auch in Deutschland, sicher sehr interessant ist.


ChessBase
Was plant DGT  für die Zukunft?


Albert Vasse
Wir werden in Kürze ein Funkbrett heraus bringen, dass eventuell schon in Turin bei der Olympiade eingesetzt werden kann.

ChessBase
Vielen Dank für das Gespräch.


Das Interview führte André Schulz.

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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