Interview mit Bundestrainer Uwe Bönsch
März 2008
Bei der letzten Europameisterschaft haben die
deutschen Nationalmannschaften eher weniger gute Resultate erzielt. Die
Frauen blieben zwar noch im Soll, das neu formierte Männerteam blieb jedoch
deutlich hinter den Erwartungen, d.h. hinter dem Platz, den Sie entsprechend
der Setzliste einnehmen, zurück. Worin sind die Ursachen für die schwachen
Leistungen zu sehen?
Tatsächlich hat die deutsche
Männer-Nationalmannschaft die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.
Nach einem Generationswechsel gingen wir mit der jüngsten deutschen
Mannschaft an den Start. Ein Durchschnittsalter von 23 Jahren hat auch
international kaum ein Team aufzuweisen. Auf der einen Seite bietet das
große Chancen für die Zukunft, andererseits waren wir in Kreta einfach noch
nicht soweit, um Spitzenplätze mitspielen zu können. Für die meisten Spieler
unserer Mannschaft war es die erste Mannschaftseuropameisterschaft an der
sie teilnahmen. Es ist nicht einfach, so erfahrene Großmeister wie Dr.
Robert Hübner oder Artur Jussupow zu ersetzen. Aus rein schachlicher Sicht
muss die ungenügende Chancenverwertung genannt werden. Wir erzielten nicht
genug Punkte aus den vielen verheißungsvollen Stellungen. Drei Niederlagen
mit 2,5 zu 1,5 und eine mit 3 zu 1 sind einfach zu viel. Durch die
Mannschaftswertung sind die knappen Niederlagen besonders bitter. Da helfen
auch Siege mit 4 zu 0 oder 3,5 zu 0,5 kaum.
Früher konnten deutsche Mannschaften durch ihren
Teamgeist vorne mitspielen, obwohl sie im Eloschnitt hinter den Topteams
zurückstanden. Diesmal schien es aus der Ferne, als fehle es im Männerteam
gerade an mannschaftlichem Zusammenhalt. So wurden z.B. gegen Spanien
Partien schon Remis gegeben, als Naiditschs Partie gegen Vallejo bereits
langsam in Richtung Niederlage zu kippen schien und der Wettkampf ging
verloren.
Bis auf eine Ausnahme war die mannschaftliche
Geschlossenheit vorbildlich. Wir haben viel gemeinsam unternommen, uns
gegenseitig bei der Vorbereitung geholfen und die Stimmung war gut. Wir
haben, wiederum bis auf eine Ausnahme, immer gemeinsam gegessen, wir
verbrachten die Freizeit häufig zusammen bei Billard, Tischfußball und
Kegeln. Die gute Stimmung des Vorbereitungslehrgangs in Gladenbach setzte
sich auch unter dem Druck eines nicht optimalen Wettkampfs überwiegend
fort.
In der 4. Runde wurden wir gegen Spanien gelost und
Arkadij Naiditsch spielte eine hochtaktische Partie gegen Vallejo. Erst lief
Vallejos König zum Königs- dann wieder zum Damenflügel. Schwarz drang mit
seinem Turm auf der zweiten Reihe ein, die Stellung war unübersichtlich und
wenn man nicht auf die Hilfe von Fritz zurückgreifen kann, dann fällt es
nicht leicht, die schwarzen Chancen zu beurteilen. Auch Arkadij fiel es nicht
leicht, sonst hätte er sich nicht entschieden, diesen Stellungstyp
anzustreben. In der anderen entscheidenden Partie hatte Rainer Buhmann mit
Schwarz gegen GM Khamrakulov (2604) keine leichte Aufgabe. Er konnte die
Partie zwar ausgleichen, aber von Vorteil – keine Spur. Rainer fühlte sich
nicht wohl in seiner Haut, hatte keine Idee, wie die Stellung auf Gewinn
gespielt werden könnte und daher stimmte ich seinem Wunsch zu, das
Remisangebot seines Gegners zu akzeptieren. Erst sehr viel später musste
unser erstes Brett die Waffen strecken.
Es wurde auch behauptet, die Mannschaft sei im
Verlauf des Turniers auseinander gefallen. Jeder der Spieler sei abseits des
Bretts seine eigenen Wege gegangen.
Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, die
Chemie in der Mannschaft stimmte bis auf eine Ausnahme. Jan Gustafsson sah
sich veranlasst eine anders lautende Darstellung im Internet zu korrigieren
und Jan ist bestimmt niemand, der in Verdacht steht seine Meinung immer und
überall öffentlich kundtun zu müssen. Die angesprochenen Behauptungen sind
schlicht falsch.
In der Vergangenheit waren die deutschen
Männerolympiamannschaften für jede Mannschaft der Welt zumindest ein ernst
zu nehmender Prüfstein. Nach den Ergebnissen der Europameisterschaft muss
man sogar Drittklassigkeit befürchten. Wird das deutsche Spitzenschach
international abgehängt?
Uns fehlen die Spitzenleute. Wenn es uns nicht
gelingt, Spieler wenigstens unter die Top-50 zu bringen, dann ist es auch in
der Mannschaft schwer vorne mitzuspielen. Dass es dennoch klappen kann,
zeigten der zweite Platz bei der Olympiade von Istanbul und die dritten
Plätze der Mannschafts-EMs in Batumi und Leon sowie der vierte bis fünfte
Platz in Pula.
Woran liegt es, dass deutsche Profis im
Spitzenschach international nicht mehr mithalten können?
Seit den großartigen Erfolgen von Wolfgang Uhlmann
in den Sechzigern und Siebzigern sowie von Dr. Robert Hübner in den
Siebzigern und Achtzigern gab es keinen deutschen Top-10-Spieler mehr. Als
Artur Jussupow nach Deutschland kam, hatte er sich auch schon etwas von der
Weltspitze entfernt. Wir halten also leider bereits seit einem
Vierteljahrhundert im Einzel der Männer nicht mehr mit der Weltspitze mit.
In den starken Schachnationen wird dem Schachspiel
eine hohe Achtung entgegengebracht. Das Schachspiel hat ein
außerordentliches Prestige und Schachspieler werden besonders geschätzt. In
Deutschland finden wir dieses Phänomen nur punktuell. In verschiedenen
östlichen Ländern gibt es nach wie vor staatliche Unterstützungen für die
Nationalmannschaft und den Nachwuchs. Die Finanzierung von Trainern auf
allen Ebenen der Leistungspyramide ist außerordentlich hilfreich. Mit zwei
bezahlten Trainerstellen kann der DSB da nur schwer mithalten.
Dass man fast aus dem Nichts Spieler systematisch zu
wettbewerbsfähigen Profis fördern kann, zeigen Länder wie China oder Indien.
Polen, wo es früher kaum Profispieler gab, ist bei den
Mannschaftswettbewerben, besonders bei den Frauen, inzwischen Weltspitze.
Polnische Jugendliche sind bei Jugendturnieren häufig vorne zu finden. Von
den Leistungen der Spieler aus den Ländern der ehemaligen UdSSR ganz zu
schweigen. Was wird in Deutschland falsch gemacht?
Es gibt keine einfachen kopierbaren Konzepte. China
unternimmt schon seit 20 Jahren erhebliche Anstrengungen im Kampf um die
Weltspitze. Bei den Frauen ist es ihnen in vollen Umfang geglückt und bei
den Männern sind sie auf dem Weg dahin. Hilfreich waren auf jeden Fall die
massive staatliche Unterstützung und eine Zentralisierung der Förderung.
Beides ist in Deutschland in dieser Form nicht realistisch. In Indien ist
ein Aufschwung zu verzeichnen, mit Anand, Sasikirian, Harikrishna und
Koneru verfügen das Land über außergewöhnliche Talente.
Aber auch wir unternehmen im Rahmen der zur
Verfügung stehenden Möglichkeiten ganz erhebliche Anstrengungen. Von 2006
bis 2008 konzentriert sich die Leistungssportförderung auf zwei Programme
mit Blickrichtung Schacholympiade Dresden. Das Programm zur Förderung der
Nationalmannschaft und das Programm Jugend-Olympiamannschaft. Wie man auf
den Internetseiten des DSB nachlesen kann, geben wir derzeit pro Jahr rund
130.000 Euro für den Leistungssport aus. Neben den nicht zu beeinflussenden
Kosten haben die beiden genannten Programme einen erheblichen Anteil daran.
Wir unterstützen rund 20 Spielerinnen und Spieler intensiv beim Training und
im Wettkampf. Es werden Lehrgänge durchgeführt, Einzeltraining finanziert
und Zuschüsse sowie Komplettfinanzierungen von wichtigen Wettkämpfen
gezahlt. Neben der Förderung durch den DSB tritt auch die Bundeswehr als
Förderer auf. Mit Elisabeth Pähtz, die schon seit zwei Jahren Mitglied der
Sportfördergruppe ist sowie David Baramidze und Arik Braun kommen besondere
Talente in den Genuss der Förderung.
Wie schon vorher erwähnt, war bei der
Nationalmannschaft der Männer ein Generationswechsel unvermeidbar. Den
jungen Spielern muss man noch etwas Zeit geben. Optimistisch stimmt mich,
dass die bereits schon sehr jungen Nationalspieler ihren Platz gegen
teilweise noch jüngere Spieler verteidigen müssen. Spieler wie Georg Meier,
Arik Braun und Falko Bindrich haben sich bereits einen Namen gemacht.
Potential sehe ich noch in der Steigerung des
Trainingsumfangs. Im Vergleich zu anderen Sportarten trainieren nicht alle
unserer Spitzenspieler hart genug. Auf meine Frage an einen Turntrainer, wie
viel sie trainieren, bekam ich zur Antwort: Schüler trainieren an 6 Tagen in
der Woche ca. 20 Stunden und Mitglieder der Nationalmannschaft ca. 33-35
Stunden in der Woche. Bei Lehrgängen sind noch erhebliche Steigerungen
möglich. Prinzipiell wird dabei auf Feiertage wie beispielsweise Weihnachten
oder Neujahr keine Rücksicht genommen.
Anfang dieses Jahres griffen wir erstmals bei der
Trainingsplanung auf die alte Tradition der Trainingsturniere zurück – und
haben gute Erfahrungen gemacht. Darüberhinaus richten wir unser Augenmerk
verstärkt auf teamfördernde, mannschaftsbildende Maßnahmen.
Uwe Bönsch und Tina Mietzner
Welche Aufgaben übernehmen Schachbund,
Landesverbände und Vereine bei der Förderung? Welche Aufgabenverteilung wäre
wünschenswert? Gibt es Privatinitiativen zur Förderung einzelner Spieler wie
beispielsweise in Frankreich?
Die Förderung des Bundes habe ich bereits
dargestellt, der Schwerpunkt der Förderung durch die Landesverbände liegt
nicht im Spitzensport. Auf jeden Fall würde ich mir noch viel mehr private
Initiativen wie die in Hockenheim um Herrn Auer wünschen. Rainer Buhmann hat
nicht zuletzt durch diese Unterstützung den Sprung in die Nationalmannschaft
geschafft. Die intensive familiäre Hilfe verbessert die Erfolgschancen
außerordentlich. Erfolgreiche Beispiele sind u.a. Elisabeth Pähtz und Falko
Bindrich.
Wie ist die Jugendarbeit in Deutschland im
internationalen Vergleich zu sehen? Kommen genug potentielle Talente aus der
Jugendarbeit. Wenn ja, an welcher Stelle scheitert der Übergang in ein
mögliches Profitum?
Die Jugendarbeit ist vorbildlich in Deutschland und
gewiss nicht schlechter als in anderen Ländern. Mit dem Schwerpunkt
Schulschach legt die Deutsche Schachjugend die Grundlage für eine spätere
Leistungssportförderung. Das Problem sehe ich vielmehr in den sehr hohen
Anforderungen, kombiniert mit vielfältigen Angeboten an unsere Jugend. Dazu
ist es manchmal nur schwer zu vermitteln, seine gesamte Kraft auf die
schachliche Ausbildung zu legen und die Frage, lohnt es sich zugunsten des
Schachs nur mit angezogener Handbremse die schulische oder berufliche
Ausbildung zu absolvieren, muss in jedem Einzelfall neu beantwortet werden.
Spitzenleistungen kann auch vom größten Talent nicht nebenbei erbracht
werden.
Ist das Netz mit erstklassigen Trainern in
Deutschland dicht genug? Und wäre es nicht sinnvoll, für die Spitzentalente
zusätzliche Trainer aus dem Ausland zu engagieren, so wie es z.B. in den
arabischen Ländern – aber auch anderswo - gemacht wird, wo ebenfalls ein
Schachboom zu verzeichnen ist.
Wir haben eine Anzahl ausgezeichneter Trainer, wie
z.B. Artur Jussupow oder Dr. Karsten Müller, es könnten aber sicher mehr
sein. Daneben trainieren aber auch ausländische Spitzentrainer und
Spitzenspieler mit unseren Spielern. Genannt seien stellvertretend nur
Anatoly Karpov, Josif Dorfman, Mark Dvoretski, Peter Heine Nielsen, Lars Bo
Hansen, Alexander Beljawski und Zoltan Ribli. Andererseits ist es ein
gewisses Problem, ausländische und deutsche Spitzentrainer angemessen zu
honorieren.
Unsere Mitglieder der Nationalmannschaft und
Jugendolympiamannschaft trainieren aber auch miteinander. Derzeit läuft
gerade ein Lehrgang, in dem Jan Gustafsson David Baramidze und Arik Braun in
einige Geheimisse der Eröffnungstheorie einweiht.
Welche Rolle spielt die deutsche Turnierlandschaft?
Es gibt sehr viele Amateuropen in Deutschland, aber kaum geschlossene
Rundenturniere…
Absolut richtig, mit einigem Neid schaue ich zu
unseren Nachbarn in die Niederlande. Einige Spieler sind mit Hilfe der
traditionellen dortigen Rundenturniere in die Spitze vorgestoßen. Private
Initiativen ermöglichten auch hochklassige Zweikämpfe, in denen man an
seinem Gegner wachsen kann.
Mit der Unterstützung von Turnieren wie z.B. in Bad
Homburg oder Lippstadt versuchte der DSB, auch unseren Spielern Erfahrungen
in Rundenturnieren zu verschaffen. Leider muss man aber eingestehen, dass
der DSB bei der eigenverantwortlichen Organisation von Rundenturnieren sehr
schnell an seine finanziellen und personellen Grenzen stößt. Das stärkste
deutsche Rundeturnier in Dortmund bietet auch einem einheimischen Spieler
die Möglichkeit mitzuspielen. Vor zweieinhalb Jahren hat sie Arkadij
Naiditsch ganz hervorragend genutzt.
Auch die Deutschen Einzelmeisterschaften werden als
Amateurturnier mit Qualifikanten aus den Landesverbänden im Schweizer System
durchgeführt. Wäre es nicht besser, die besten Spieler des Landes in einem
Rundenturnier zu vereinen und damit außer einem Aushängeschild auch ein
ordentliches Trainingsturnier zu haben? Für das Frauenschach gilt dieser
Wunsch vielleicht noch mehr als für das Männerschach. Viele wissen gar
nicht, dass es eine Deutsche Frauenmeisterschaft gibt.
Mein Vorschlag, eine Kronengruppe mit den 10 besten
deutschen Spielern einzuführen liegt auf dem Tisch, ist aber bisher auf
wenig Gegenliebe gestoßen. Der Ausgleich der Interessen der Landesverbände
und dem Bereich Leistungssport ist in diesem Punkt nicht ganz einfach.
Ein neuer Ansatz ist die von Joachim Gries für das
Jahr 2010 geplante Meisterschaft in Gladenbach. Vorausgesetzt sie wird an
Gladenbach vergeben, sollen zeitgleich die Männer- und Frauenmeisterschaft
stattfinden, jeweils mit einem PKW als erstem Preis. Vielleicht können
dadurch mehr spielstarke Frauen und Männer dazu bewogen werden sich an den
Landesmeisterschaften zu beteiligen um sich für die DEM zu qualifizieren.
Durch die Finanzierung von fünf Freiplätzen für Kaderspieler stärkte der DSB
in der Vergangenheit die Qualität der DEM und wird dies auch in Zukunft
tun.
Welche Rolle spielt die Bundesliga als großes
Mannschaftsturnier in Deutschland. Früher war die Bundesliga für manchen
jungen Spieler eine sichere Einnahmequelle, mit der man über ein Jahr
rechnen konnte, um vielleicht mit diesem Spatz in der Hand eine
Profikarriere zu beginnen. Heute stehen den Talenten kaum noch Plätze in der
Liga zur Verfügung.
Stopp, fast alle unserer A und B-Kaderspieler, sowie
einige C-Kader spielen in der Bundesliga. Die Einnahmen aus der Bundesliga
sind sicher zurückgegangen, dafür spielen aber jetzt wesentlich mehr
deutsche Spieler in ausländischen Ligen. Der gewachsene Anteil an
ausländischen Spielern in der Bundesliga ist Segen und Fluch zugleich.
Solange aber fast alle unsere Kaderspieler ihren Platz in einer der
stärksten Ligen finden, kann ich damit leben und möchte nicht erneut die
Diskussion um Ausländerbeschränkungen eröffnen. Das tun schon die Fußballer
für uns, falls dort die 6-5 Regelung Einzug hält, wird sie sicher für viele
Sportarten Vorbild.
Mit Aronian und Kasimdzhanov leben zwei Topspieler
in Deutschland, die sich vielleicht in die deutsche Mannschaft integrieren
ließen. Wurden diesbezüglich schon Initiativen unternommen?
Mit beiden habe ich darüber gesprochen, die Bindung
an ihre Herkunftsländer ist aber zu stark.
Welche Förderungen vergibt der deutsche Schachbund an die Kaderspieler?
Bis zur Schacholympiade in Dresden konzentriert sich
die Förderung auf die schon besprochenen Förderprogramme Nationalmannschaft
und Jugendolympiamannschaft. Über die Ausrichtung der Förderung nach der
Olympiade wird derzeit diskutiert.
Seit vielen Jahren profitieren unsere Kaderspieler
von der Kooperation des DSB mit ChessBase. Die Software, wie z.B. das
Programm ChessBase und die MegaBase, sind für das Training und die
Wettkampfvorbereitung unverzichtbar.
Inwieweit kann die Sportförderkompanie der
Bundeswehr als Erwerbsquelle für Schachprofis genutzt werden. In anderen
Sportarten, die ebenfalls keinen vollen Lebensunterhalt bieten, wählen
einige Sportler diesen Weg…
Wie schon erwähnt, Elisabeth Pähtz, David Baramidze
und Arik Braun sind die jetzigen Mitglieder der Sportfördergruppe. Dort
wurden sie nach dem Absolvieren der militärischen Grundausbildung für
Training und Wettkämpfe freigestellt. Nach vielen Jahren ausschließlicher
Förderung im Rahmen des Grundwehrdienstes, ist es uns mit Elisabeth Pähtz
erstmalig gelungen in eine längere Förderung eines Schachsportlers durch die
Bundeswehr zu erreichen. Als Zeitsoldatin kommt Elisabeth bis mindestens
November 2008 in den Genuss der Unterstützung durch die Bundeswehr. Für
David und Arik streben wir ebenfalls eine Verlängerung der Dienstzeit an.
Nach maximal vier Jahren Förderung ist aber unter den jetzigen Bedingungen
endgültig Schluss.
Mit wie vielen Mannschaften darf der Deutsche
Schachbund bei der Schacholympiade antreten?
Zunächst einmal mit zwei Männer- und zwei
Frauenmannschaften. Als Ausrichter hat Deutschland das Recht jeweils eine
zweite Mannschaft zu nominieren. Wir entschieden uns schon vor drei Jahren,
für die Nominierung einer zweiten Mannschaft mit lauter jungen Spielern. Um
diese auch gut auf die Olympiade vorzubereiten und aus einer Reihe von
anderen Gründen wurde auf Anregung von Dr. Jordan die Idee der
Jugendolympiamannschaft geboren.
Falls an einem bestimmten Punkt der Anmeldeprozedur
sich eine ungerade Anzahl von angemeldeten Mannschaften ergibt, dann hat der
Ausrichter die Möglichkeit durch Nominierung einer dritten Mannschaft eine
gerade Anzahl von teilnehmenden Mannschaften herbeizuführen. Über die
Zusammensetzung einer eventuellen dritten Mannschaft wurde noch nicht
entschieden.
Ist schon über die Besetzung entschieden worden?
Welche Spieler bieten sich für die einzelnen Mannschaften an? Wann werden
die Mannschaften für die Schacholympiade nominiert? Und welche
Vorbereitungen - Lehrgänge, Wettkämpfe, Turniere – sind vorher noch geplant?
Die Nationalmannschaften werden im Juli nominiert.
Dieser Termin ist nah genug an der Olympiade, um eventuelle Senkrechtstarter
zu berücksichtigen und weit genug vom 12. November 2008 entfernt, damit sich
die Nominierten in Ruhe vorbereiten können. Dazu gehört auch ein 10-rundiger
Länderkampf der Frauen und Männer gegen China im August diesen Jahres, sowie
ein Vorbereitungslehrgang im Oktober. Der Kaderkreis ist erfreulich groß,
die Mitglieder der Mannschaft der letztjährigen EM sind ebenso Kandidaten
wie einige „neue“ Namen. Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht im März
bereits die Namen der dann im Juli 2008 zu nominierenden Spielerinnen und
Spieler diskutieren möchte.
Die derzeitigen Mitglieder der
Jugendolympiamannschaft haben ein Anrecht auf eine Nominierung. Ob es die
JOM wird oder vielleicht sogar die Nationalmannschaft bleibt abzuwarten.
Was sind die Zielsetzungen für die Schacholympiade,
jeweils für Männer und Frauen?
Eine Platzierung im einstelligen Bereich wäre für
beide Teams, ein Erfolg. Wenn alle Topmannschaften teilnehmen, wovon ich
ausgehe, dann starten wir vorbehaltlich keiner großen Eloveränderungen bei
den Männern vom Startplatz 15 und bei den Frauen vom Platz 9. Die besseren
Chancen sehe ich für unser Frauenteam.
Vielen Dank für das Interview
Die Fragen stellte André Schulz.