ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Interview mit David Navara
Danach der Wechsel in die Bundesliga, wo Du hinter der Pole Position
für den starken Aufsteiger Bindlach-Aktionär spieltest und dort eine Berg-
und Talfahrt, die Du mit dem Verlust von 43 Punkten erlebtest. Zuletzt hast
Du in Mainz gewonnen und bei der CEZ Tropy Prag (Schnellschach) Anfang
September klar mit 7:3 gegenüber Nigel Short durchgesetzt. Wie siehst Du die
vergangenen 12 Monate im Rückblick?
David Navara: Ich habe in dem vergangenen Jahr nicht besonders gut gespielt,
weil ich oft zu nervös gewesen bin. In der letzten Monaten spielte ich
glücklicherweise wieder besser. Ich war mir dessen bewusst, dass ich vorher
eine sehr gute Saison (2005/2006) gehabt hatte und dass es nicht zu
wiederholen war, aber so schlechte Resultate hatte ich natürlich nicht
erwartet. Meine Resultate in den letzten vier Monaten waren wieder recht
gut.
Frage: Bei den diesjährigen Chess Classics in Mainz konntest Du das
Ordix Open von 762 Spielern gewinnen. Wie oft hast Du bereits in Mainz
teilgenommen und wirst Du wieder mitspielen? Was sind Deine Eindrücke von
diesem Turnier? Herausragend, dass Du mit 7 Siegen in Folge gestartet bist und
dass Du bei diesem Mammutfeld bereits eine Runde vor Schluss als Sieger
fest standest. Hattest Du an dem Tag ein besonders gutes Gefühl oder verlief alles
"wie geschmiert"?
David Navara: Ich spielte in Mainz zum ersten Mal und ich bin nahezu sicher,
dass ich im nächsten Jahr wieder daran teilnehme. Ich mag das Turnier
ziemlich sehr und war in sehr guter Form. Natürlich machte ich ein paar
Fehler, aber ich bügelte selbige auch wieder aus und ich hatte in der 9.
Runde Glück und hatte nicht verdient diese Partie noch zu gewinnen.
Frage: In Mainz wird seit Jahren auch Chess-960 zelebriert. Gegen
Nigel Short hast Du in dem Schnellschach-Wettkampf in Prag auch 4 Partien in
diesem Modus gespielt. Aber bereits im Sommer konntest Du das
Chess-960-Turnier in Pardubice für Dich entscheiden
http://chess-results.com/tnr7234.aspx?tnr=7234&art=1&lan=1&flag=30&mm=1&m=-1
. Welche Zukunft siehst Du für Chess-960? Hast Du Dich in Mainz auch an
Chess-960 probiert?
David Navara: Der gewaltige Spielraum für originelle Ideen, der mir
Chess-960 bietet, führt dazu, dass ich das Spiel sehr mag. Ich denke, dass
diese Spielart höhe Populariät verdient hat, aber das klassische Schach wird
dominierend bleiben. Außerdem kann ich "natürliche Züge" durchführen ohne
den Pfaden der Theorie bis zum zwanzigsten Zug oder dergleichen zu folgen.
Chess-960 habe ich auch in Mainz gespielt und belegte dort den fünften Rang
mit 9 Punkten aus 11 Partien, was ich aber den Erfolgen in den letzten vier
Runden zu verdanken habe.
Frage: Du lebst und studierst im 'goldenen' Prag, befindest Dich aber
oft auch quer in der Welt, so auch in Deutschland, wo Du für
Bindlach-Aktionär in der ersten Bundesliga - auch in diesem Jahr wieder am
ersten Brett - antrittst. Siehst Du Dich als 'Weltenbummler'? Von welchen
besonderen Erlebnisse kannst Du auf Deinen bisherigen Reisen berichten?
Welchen Fokus hat Dein Studium?
David Navara: Ich fühle mich nicht als Weltenbummler und größtenteils
konzentriere ich mich auf das Schach während den Turnieren. Ich besuchte eine
Vielzahl interessanter Plätze (Dubai, Khanty-Mansiysk,...), hatte aber nicht
genügend Zeit für Besichtigungen. Meine unvergessenste Erfahrung ist ziemlich
obskur: einmal habe ich festgestellt, dass ich mein Flugticket verloren
habe. Das passierte mir in Schweden 1 Stunde bevor der Flug starten sollte
und ich war sehr glücklich den Flug dennoch zu bekommen. Ich studiere Logik.
Diese Wissenschaft ist beträchtlich beeinflusst von Mathematik und
Philosophie, was vielleicht eine ein wenig überraschende Kombination
scheint. Aber ich bin kein sehr guter Student. Soziologie interessiert mich
sehr, aber natürlich bin ich dort kein Fachkundiger.
Frage: Im letzten Jahr hast Du in Deutschland sehr bekannten Turnier
in Pardubice mitgespielt und auch ein Simultan gegen Nachwuchsspieler
gegeben. Wie bist Du mit Deinem Heimatland verbunden? Pflegst Du zu anderen
Spielern Deines Landes (freundschaftliche) Kontakte?
David Navara: Ich denke, dass ich gute Beziehungen zu den meisten Spielern
meines Landes pflege. Die tschechischen Spitzenspieler kommen die meiste
Zeit miteinander klar und ich bin ziemlich froh, dass politische Ansichten
das Verhältnis untereinander nicht belasten, wie das vor ein paar
Jahrzehnten der Fall gewesen ist. Ich versuche beides zu sein: tschechischer
und internationaler - oder besser europäischer - Spieler!
Frage: Wie würdest Du das schachliche Umfeld in Deutschland mit dem
der Tschechien vergleichen? Wie wird Schach in der Tschechien praktiziert?
David Navara: Ich denke, dass Schach in Deutschland einen viel höheren
Stellenwert genießt, da die Menschen es ernsthafter annehmen. Es ist zum
Beispiel nicht üblich einen Anzug zu tragen, wenn ein Spieltag in der "Czech
Extraleague" durchgeführt wird. Das Turnier in Mainz wurde in einem Hilton
Hotel gespielt, was für mich außergewöhnlich ist. Andererseits haben
Berufsspieler in der Tschechien scheinbar einen einfacheren Stand als in
Deutschland, denn Spieler beider Nationen können Geld in Deutschland
verdienen, aber nur die tschechischen Spieler können es in der Tschechien
ausgeben und verleben.
Frage: Was ist Deine Meinung, dass Deutschland keinen Spieler hat, der
an der heutigen Schallmauer von ELO 2700 kratzt?
David Navara: Ich denke, dass viele talentierte Spieler eher "normale"
Berufe bevorzugen und dann nicht so viel Zeit für Schach erübrigen. In der
Ukraine haben die Spieler eine größere finanzielle Motivation, Schach zu
spielen. Ich denke, dass irgendein deutscher Spieler die TOP 20 in der
Zukunft erreichen könnte, aber ich bin nicht imstande vorherzusagen, ob es
Arkadij Naiditsch oder jemand anders sein wird.
Frage: Wie stark siehst Du die deutsche Bundesliga und wie findest Du
selbige organisiert? Hast Du eine Erklärung für Deinen Einbruch im
vergangenen Jahr?
David Navara: Die deutsche Bundesliga ist wirklich sehr stark. Das ist
vielleicht einer der Gründe für meine schlechten Resultate. Vermutlich habe
ich mein Vorbereitung unterschätzt und spielte zu aggressiv mit den weißen
Steinen, um mein Resultat zu verbessern und unterschätzte auch die
Möglichkeiten meiner Gegner, wenn ich die schwarzen Steine führte. Dennoch
spielten meine Gegner sehr gut!
Frage: Dein Teamkollege GM Igor Stohl aus der Slowakei wird, wie in
der aktuellen Ausgabe der Rochade Europa zu lesen war, mit Dir in der
kommenden Saison trainieren. Was erhofft Ihr Euch von der Zusammenarbeit?
Wie ist die Stimmung in dem jungen Team, dass von Klaus Steffan geleitet
wird? Du bist in diesem Jahr nach dem Weggang von Arkadij Naiditsch das
Spitzenbrett, was auch eine Art Rückendeckung von Seiten des Vereins
darstellt - gibt es ein konkretes Saisonziel?
David Navara: Ich bin ein bisschen verblüfft, denn ich weiß noch nichts von
dieser möglichen Zusammenarbeit. Igor versteht einiges vom Schach und half
mir wesentlich in Wijk aan Zee, aber eine Kooperation für weiteres
Zusammenarbeiten haben wir nicht diskutiert. Das schließt selbige natürlich
nicht aus, bis dahin halte ich es aber für eine Spekulation. Ich denke, dass
das Klima im Team gut ist und wahrscheinlich sollte ich mehr mit meinen
deutschen Teammitgliedern sprechen, denn es ist nicht sonderlich logisch mit
meinen slowakischen Freunden zu reisen und hauptsächlich zu den gemeinsamen
Dinners mich mit den Teamkollegen zu unterhalten.
David Navara und Igor Stohl
Frage: Wieviel Zeit verbringst Du mit Training und wie verläuft
selbiges?
David Navara: Das ist schwer zu sagen. Einmal habe ich berechnet, dass ich
mich täglich (inklusive Turniere) ca. 4 Stunden am Tag dem Schach widme,
aber ich glaube, dass es irgendwie mehr sein könnte. Ich verfolge die
Schachmagazine (vielleicht zuviel), analysiere meine Partien, schaue mir neue
Ideen in den Eröffnungen an, trainiere Endspiele und so weiter, gehe dabei
aber ziemlich unterschiedlich vor.
Frage: Deine persönlichen und schachlichen Zukunftspläne? Hast Du noch
andere Interessen?
David Navara: Zuerst von allem habe ich einige Examen bis zum 24. September
zu bestehen und das steht derzeit ohne Zweifel im Vordergrund. Prinzipiell
möchte ich erfolgreiches Schach spielen, habe aber keine konkreten
Ambitionen. Neben dem Schach interessiert mich Soziologie sehr, wie ich
beräts erwähnte. Aufgrund dessen, dass ich sehr viel Zeit für Schach und
Studium verwende, bestehen konsequenterweise keine Zeiträume für andere
Interessen.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den Prüfungen, sowie
den weiteren schachlichen Betätigungen!
Abschließend noch der Schwarz-Sieg von David Navara über Magnus Carlsen, den
er Anfang des Jahres in Corus erringen konnte.
Carlsen-Navara...
Bildnachweis
Quelle: http://www.fide.com