„Kamsky ist back!“ Diese Nachricht erfreute schon im
Dezember die Schachwelt, als der frühere WM-Finalist (1996 in Elista gegen
Karpow) beim FIDE-Weltcup in Sibirien auftauchte und sich dort zur großen
Überraschung auf Anhieb wieder als WM-Kandidat qualifizierte. Beim gegenwärtigen
Turnier in Wijk aan Zee spielt der Wahlamerikaner, obwohl ihm natürlich
jahrelange Praxis fehlt, kompromisslos wie eh und je. Der Paukenschlag in der
Turniermitte von Wijk aan Zee war Gata Kamskys Sieg gegen Vishy Anand, wodurch
der alleinige Spitzenreiter aus Indien erst einmal gestoppt und der Kampf an der
Spitze wieder offener wurde. Gut gelaunt erläuterte der „Heimkehrer“ in die
große Schachwelt hinterher den Journalisten im Pressezentrum seine couragierte
Partie. Kamsky, der sonst eher wortkarge Mann aus Brooklyn, war danach (was
selten genug bei ihm vorkommt) auch zu einem Small Talk mit Dagobert Kohlmeyer
bereit.
Gata, welchen Score hast du gegen Anand?
Keine Ahnung, das weiß ich nicht.
Wir haben lange nicht mehr gegeneinander gespielt. Ich zähle nicht mit.
Wie ist die Partie aus deiner Sicht verlaufen?
Anand hat die Eröffnung etwas
ungenau gespielt und später Probleme mit seinem Bauern e6 bekommen. Danach
beschloss er, das Problem taktisch zu lösen, aber es klappte nicht. Ich hatte
immerhin einen Mehrbauern und ein starkes Zentrum.
Gab das den Ausschlag?
Ja, und dass er sich nicht präzise
genug verteidigt hat. Ich bekam fürchterlichen Druck, und dieser
Stellungsvorteil hat die Partie letztlich entschieden.
Was ist das für ein Gefühl, den Exweltmeister geschlagen
zu haben?
Ein ganz normales. Ich freue mich
natürlich, eine Partie gegen einen alten Bekannten gewonnen zu haben. Überhaupt
treffe ich hier etliche Gegner von früher, zum Beispiel Wassili Iwantschuk und
Boris Gelfand.
Die Leute in Europa haben es mit Aufmerksamkeit und
Freude registriert, dass du in die Schachwelt zurückgekehrt bist.
Schön zu hören, das freut mich.
Du bist inzwischen verheiratet, und ihr habt auch ein
kleines Kind. Wie geht es deiner Familie?
Danke der Nachfrage. Alles
bestens.
Wie sehen deine weiteren Pläne aus?
Ich habe eine Einladung zum M-tel
Masters im Mai nach Sofia bekommen. Darüber freue ich mich. Danach steht
irgendwann mein WM-Kandidatenmatch gegen Etienne Bacrot an.
Du hast viele Jahre pausiert. Dachtest du hier während
des Spiels gegen Anand vielleicht auch mal an Shangri Nagar 1995, wo du ihn in
seiner indischen Heimat in eurem FIDE-WM-Kandidatenmatch nach einem Rückstand
noch im Tiebreak bezwungen hast?
Nein, das hier ist nur eine Partie
gewesen. Es ist doch ein normales Großmeisterturnier und kein Match.
Du wirkst immer so cool und lässt die Dinge auf dich
zukommen. Gegen wen spielst du in der nächsten Runde?
Weiß ich nicht. Das schaue ich mir
erst morgen an.
Viel Erfolg weiterhin!
Danke sehr.
Hier noch einige Fotoimpressionen und
Porträts von Dagobert Kohlmeyer aus Wijk an Zee.
Naiditsch: Entscheidungspartie gegen Carlsen
Magnus Carlsen: Nächstes Jahr in der A-Gruppe?
Sergey mit Mutter
Giovanni Vescovi mit Frau und KIndern
"Clan" van Wely: Sekundant Vladimir Chuchelov, Marion und Leok van Wely
Spielerfrauen: Sofie Leko und Marion van Wely
Der Strand bietet zu jeder Jahreszeit Platz für Aktivitäten