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Wenige Stunden nachdem auf der FIDE-Webseite der baldige Rücktritt des langjährigen FIDE-Präsidenten Kirsan Ilyumzhinov angekündigt wurde, kam aus Russland eine Dementi. Illyumzhinov bezeichntete die Meldung auf der FIDE-Seite als verfrühten Aprilscherz. Machtkampf in der FIDE?
Nachdem Florencio Campomanes 1996 wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten zum Rücktritt gedrängt wurde, übernahm der damalige Präsident der autonomen russischen Republik Kalmückien Kirsan Ilyumzhinov als Nachfolger das Amt des FIDE-Präsidenten. Zum Beginn seiner Amtszeit überraschte er die Schachwelt mit vielen neuen Ideen, die er dann auch rasch in die Tat umsetzte. So kündigte er den Bau einer Welt-Schachhauptstadt "Chess City"an , die dann tatsächlich auch im Rahmen der Schacholympiade 1998, wenn auch nur als Siedlung in der kalmückischen Hauptstadt Elista, realisert wurde. Mittelpunkt der Siedlung war der "Chess Palace", eine Veranstaltungshalle, die im Oktober 1998 für die Schacholympiade gebaut und buchstäblich in letzter Sekunde fertig gestellt wurde - nachdem man den Beginn der Schacholympiade um einen Tag verlegt hatte. "Chess City" in Elista war danach Schauplatz vieler hochrangiger Schachveranstaltungen, allerdings für die Schachfreunde in der Welt nur schwer erreichbar.
Iluymzhinov warf allerdings auch das bis dahin bewährte System der Schachweltmeisterschaften mit einem Dreijahres-Zyklus, bestehend aus Interzonenturnieren, Kandidatenwettkämpfen und einem Match des Titelverteidigers mit dem Herausforderer über Bord und ersetzte es - gegen den Protest vieler Spitzenspieler - durch ein großes Turnier im K.o.-Modus, das er größtenteils, wahrscheinlich sogar völlig, aus eigener Tasche finanzierte. 1997 fand das ersten Turnier dieser Art statt, zunächst noch als Kandidatenturnier, es folgten einige weitere K.o.-Weltmeisterschaften, deren Sieger als "FIDE-Weltmeister" jedoch keine volle Anerkennung fanden. 2004 fand die letzte K.o.-Weltmeisterschaft in Trioplis statt.
Parallel gab es immer noch den Weltmeister nach klassischer Lesart, ermittelt in Wettkämpfen. Nachdem Vladimir Kramnik Nachfolger von Garry Kasparov wurde, kamen die Verhandlungen über eine Wiederzusammenführung der beiden Weltmeister-Linien zum Erfolg und 2006 wurde in Elista der "Wiedervereinigungswettkampf" zwischen Vladimir Kramnik und Veselin Topalopv gespielt - unter allerdings skandalträchtigen Umständen.
In seiner Studienzeit in Moskau hatte Ilyumzhinov engen Kontakt zu vielen Vertretern der neuen russischen Nomenklatura bekommen und war danach mit der russischen Staatsführung eng vernetzt. Für diese war er zeitweise im Gewand des harmlosen Sportfunktionärs als Emissär in Krisengebierten unterwegs. Sein Besuch war für den Besuchten nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Der kalmückische Präsident war der letzte hochrangige Besucher von Sadam Hussein und einer der letzten von Muammar al-Gaddafi.
Ilyumzhinov stand wegen vieler fragwürdiger Entscheidungen und Geschäften oft in der Kritik, war aber innerhalb der FIDE bestens vernetzt und konnte sich bei allen Wahlen gegen verschiedene Gegenkandidaten durchsetzten, zuletzt 2014 gegen Kasparov. Stets gab es jedoch Gerüchte von unlauteren Mitteln im Umfeld der Wahlen.
Das US-Schatzamt setzte Ilyumzhinov wegen angeblicher Geschäfte mit Syrien auf seine "Schwarze Liste". Den WM-Kampf in New York zwischen Magnus Carlsen und Sergey Karjakin konnte der FIDE-Präsident deshalb nicht besuchen
Presseerklärung der FIDE:
At the end of the Board meeting held in Athens, Greece on the 26th March 2017, Mr Kirsan Ilyumzhinov announced his resignation from the position of FIDE President. The Presidential Board has been formally advised of this announcement and an extraordinary board meeting has been called in April.
Dementi beim Russischen Schachverband:
Kirsan Ilyumzhinov: I Did Not Resign From FIDE! An exclusive commentary from FIDE President https://t.co/2gdYDOKHu7
— RCF (@ruchess_ru) 27. März 2017
Bisherige Präsidenten der FIDE:
1924–1949: Alexander Rueb
1949–1970: Folke Rogard
1970–1978: Max Euwe
1978–1982: Friðrik Ólafsson
1982–1995: Florencio Campomanes
1995–2017 Kirsan Iljumschinow