Kramnik und sein Team gewinnen DMMB

von Marco Baldauf
24.05.2016 – Vergangenen Samstag, dem 21. Mai 2016 wurde im pfälzischen Schifferstadt die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Blitzschach ausgetragen. Den SF Bad Emstal/Wolfshagen gelang dabei ein großer Coup: Mit Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik sowie vier weiteren Großmeistern in der Aufstellung konnte der hessische Bezirksligaverein die Meisterschaft für sich entscheiden. Mehr...

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Ein Sechsligist gewinnt die Deutsche MM Blitz Die Schlagzeile klingt beim ersten Hören sagenhaft und unwahrscheinlich, doch tatsächlich konnte sich der hessische Bezirksligaverein SF Emstal/Wolfshagen am vergangenen Samstag, dem 21. Mai 2016, gegen 25 weitere Teams durchsetzen und souverän wie verdient den Titel des Deutschen Mannschafts Blitzmeisters erringen. Von einem Außenseitersieg oder gar einer Sensation zu sprechen wäre jedoch falsch - schließlich brachte Bad Emstal/Wolfshagen mit fünf Großmeistern das klar stärkste Team an die Bretter.

1. SF Bad Emstal/Wolfhagen 2710 24 1 0 49-1 87.5 578.50
1. Kramnik,Vladimir 2830 14 3 0 15.5-1.5 195.75 14
2. Riazantsev,Alexander 2736 14 4 3 16.0-5.0 164.00 14
3. Savchenko,Boris 2678 19 1 1 19.5-1.5 205.75 19
4. Ponkratov,Pavel 2670 18 5 0 20.5-2.5 242.25 18
5. Rublevsky,Sergei 2638 15 2 1 16.0-2.0 154.00 15

Die Titelgewinner: Sergei Rublevsky, Pavel Ponkratov, Boris Savchenko und Alexander Riazantsev (von vorne nach hinten). Wladimir Kramnik, nominell an Brett 1, kiebitzt.

Lange Zeit konnte der Titelverteidiger vom FC Bayern Schritt halten, nach 14 Runden führten die Münchner gar mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung. In der 15. Runde ließen sie jedoch etwas überraschend einen Punkt gegen den saarländischen Vertreter, dem SC Caissa Schwarzenbach liegen, wonach Bad Emstal/Wolfshagen die Führung wieder übernehmen konnte.

Für den FC Bayern (l.) in der Aufstellung GM Michael Bezold, GM Klaus Bischoff, IM Andreas Schenk und IM Thomas Reich reichte es am Ende für den 3. Platz

3. FC Bayern München 2397 20 1 4 41-9 72.0 437.00
1. Bezold,Michael 2567 18 3 4 19.5-5.5 208.00 18
2. Bischoff,Klaus 2529 17 6 2 20.0-5.0 228.75 17
3. Schenk,Andreas 2463 15 5 5 17.5-7.5 186.50 15
4. Reich,Thomas 2293 11 8 6 15.0-10.0 159.00 11

Die 18. Runde stellte eine Art Vorentscheidung dar: Nach dem bislang knappen Kopf-an-Kopf-Rennen mussten die Spieler vom FC Bayern eine Niederlage gegen Schönaich quittieren, während Bad Emstal/Wolfshagen weiter durchzog.

Die drei Spitzenbretter vom starken Zweitligisten Schönaich (v.l.n.r., hinten): GM Borki Predojevic, GM Marin Bosiocic und GM Sasa Martinovic.

Schönaich konnte den FC Bayern noch abfangen und wurde am Ende souverän Zweiter.

2. TSV Schönaich 2451 21 3 1 45-5 74.0 543.00
1. Predojevic,Borki 2655 17 7 1 20.5-4.5 236.75 17
2. Bosiocic,Marin 2613 20 1 4 20.5-4.5 236.00 20
3. Martinovic,Sasa 2529 13 8 4 17.0-8.0 196.50 13
4. Volke,Karsten 2478 13 6 5 16.0-8.0 156.25 13
5. Kübler,Marcus 1980 0 0 1 0.0-1.0 0.00 0

Wem man zu Beginn noch am ehesten die Chance zugetraut hätte, mit Kramnik und Co. mitzuhalten war der frischgebackene Deutsche Meister aus Solingen. Mit drei Großmeistern und einem Internationalen Meister in der Aufstellung reichte es am Ende jedoch nur für den vierten Platz. GM Jan Smeets (2617 Blitz-Elo) aus den Niederlanden musste am Spitzenbrett leidvoll erfahren, wie stark die Konkurrenz dort vorne ist und ganze neun Niederlagen einstecken. Das hochkarätige Aufeinandertreffen Smeets gegen Kramnik hat Christopph Nogly von den SF Berlin gefilmt und dankenswerterweise den Lesern zur Verfügung gestellt. Weitere Videos vom Wochenende finden sich im youtube-Kanal der SF Berlin 1903 .

SG Solingen mit GM Jan Smeets, GM Ralf Appel, GM Alexander Naumann und IM Jörg Wegerle.

Die Schachfreunde Berlin reisten als Vizemeister des vergangenen Jahres aus der Hauptstadt an. Nach einer 0-4 Auftaktniederlage zeichnete sich jedoch schon bald ab, dass es für die Berliner hier keinen Blumentopf zu gewinnen gab - am Ende blieb nur der enttäuschende achte Platz für die Schachfreunde.

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Die Schachfreunde Berlin: IM Ilja Schneider, IM Arnd Lauber, IM Lars Thiede und GM Rainer Polzin. IM Marco Baldauf fehlt auf dem Foto.

Die Organisation war rundum gelungen. Der Gastergeber Schifferstadt spendierte dankenswerterweise allen Spieleinnen und Spielern stets gekühlte Getränke, Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen.

Endstand nach 25 Runden:

Pl. Mannschaft TWZ S R N MP BP
1. SF Bad Emstal/Wolfhagen 2710 24 1 0 49:1 87.5:12.5
2. TSV Schönaich 2451 21 3 1 45:5 74.0:26.0
3. FC Bayern München 2397 20 1 4 41:9 72.0:28.0
4. SG Solingen 2516 17 2 6 36:14 67.5:32.5
5. TSV Schott Mainz 09 2374 16 3 6 35:15 64.5:35.5
6. SG Bochum 1931 2350 14 5 6 33:17 61.5:38.5
7. Erfurter SK 2374 14 5 6 33:17 57.0:43.0
8. SF Berlin 1903 2467 13 6 6 32:18 61.0:39.0
9. SC 1950 Remagen 2263 13 4 8 30:20 60.0:40.0
10. SC Untergrombach 46 2318 13 3 9 29:21 53.0:47.0
11. Düsseldorfer SK 14/25 2401 11 5 9 27:23 50.5:49.5
12. DJK Aufwärts Aachen 1920 2433 11 4 10 26:24 51.5:48.5
13. SF Schwerin 2291 9 7 9 25:25 51.0:49.0
14. SK Landau 2317 8 6 11 22:28 46.5:53.5
15. SV Werder Bremen 2306 7 7 11 21:29 44.0:56.0
16. SC Noris-Tarrasch Nürnberg 2242 9 3 13 21:29 42.0:58.0
17. SC Caissa Schwarzenbach 2228 8 4 13 20:30 45.0:55.0
18. Delmenhorster SK v. 1931 2274 5 9 11 19:31 43.0:57.0
19. SV Sangerhausen 2214 6 6 13 18:32 37.0:63.0
20. SK Norderstedt v. 1975 2290 6 5 14 17:33 40.0:60.0
21. Hannover 96 2277 6 4 15 16:34 37.5:62.5
22. FC St. Pauli 1910 2275 5 6 14 16:34 37.5:62.5
23. SK Bebenhausen 1992 2250 4 6 15 14:36 35.0:65.0
24. TSG Oberschöneweide 2064 3 7 15 13:37 34.5:65.5
25. TSV Haunstetten 2134 3 2 20 8:42 26.0:74.0
26. SC Schifferstadt 2051 1 2 22 4:46 21.0:79.0

SC Caissa Schwarzenbach gegen SV Werder Bremen, am Spitzenbrett Rick Frischmann mit Schwarz gegen IM Gerlef Meins.

Ein Duell, das man aus der abgeschloßenen Bundesliga-Saison kennt: SK Norderstedt gegen die in rot gekleideten Spieler vom Erfurter SK. Noderstedt wird am Ende nur 20., Erfurt belegt den starken siebten Platz.

SV Sangerhausen gegen SK Bebenhausen

"In Erfurt wird starkes Blitz gespielt!" - so die selbstbewusste Aussage vom Erfurter Urgestein GM Peter Enders (Brett 2). Am Spitzenbrett spielt IM Franz Bräuer gegen GM Zigurds Lanka vom TSV Schott Mainz.

Diese beiden Vereine verbindet ja eine lange Geschichte: Der FC Bayern München und Weltpokal-Sieger-Besieger  FC St. Pauli 1910. Am ersten Brett läuft das Duell Feuerstack-Bezold.

Ilja Schneiders skeptischer Blick, während seine Teamkollegen noch kämpfen ...

...und er scheint genug gesehen zu haben.

Absteiger gegen Meister der Schachbundesliga, im Blitzen konnte Erfurt sich jedoch knapp durchsetzen.

Zweifelsohne der Star des Turniers: Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik.

Generell legte Kramnik einen sehr sympathischen Auftritt hin - er versorgte sich wie jeder andere Spieler mit Kaffee und Kuchen am kostenfreien Büffet, schrieb hier und da Autogramme oder kiebitzte bei seinen Kollegen, sofern er immer mal wieder einzelne Runden aussetzte. Am Brett machte er einen sehr konzentrierten und souveränen Eindruck, Arroganz oder ähnliches war in keiner Form zu spüren. Sein sportliches Ergebnis ließ sich ebenfalls sehen, mit 15.5/17 war er Grundpfeiler des Mannschaftserfolgs.

Der ehemalige Bundesnachwuchstrainer Michael Bezold hatte einen schweren Stand gegen Kramnik und wurde am Königsflügel überrannt.

Eine Zuschauertraube umringt die Spitzenpaarung der 23. Runde.

Ein Blick in den großzügigen Turniersaal

 

 

Ausführliche Tabellen und Statistiken finden Sie hier .

Videos

Fotos: Marco Baldauf


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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