Schach und Poesie in Miskolc
Der Schnellschach-Wettkampf zwischen Peter
Leko und Weltmeister Vladimir Kramnik genießt in Miskolc große Aufmerksamkeit,
wie überhaupt Peter Leko einer der großen Sportidole Ungarns ist.
Tatsächlich blicken die Ungarn auf eine
lange und hervorragende Schachtradition zurück und konnten der übermächtigen
UdSSR auf dem Schachbrett manchmal auch erfolgreich Paroli bieten, wie 1978, als
man dem Abonnementssieger einmal die Goldmedaille bei der Schacholympiade in
Buenos Aires weg schnappte. Zuvor gewann Ungarn schon die Wettbewerbe 1936 in
München, 1928 in Den Haag und 1927 in London.
Neben den Polgar-Schwestern ist Peter Leko,
einst jüngster Großmeister der Welt, derzeit das bekannteste Aushängschild des
ungarischen Schachs.
Der Wettkampf gegen Vladimir Kramnik ist der
dritte dieser Art, der von der Stadt Miskolc durchgeführt wird. In den Vorjahren
hatte Leko bereite gegen Adams und gegen Karpov gespielt. Die ungarische
Sprache, in Mitteleuropa die einzige, die nicht indogermanischer Herkunft ist,
geht auch bei der schriftlichen Umsetzung des Namens des Weltmeisters ganz
eigene Wege.
Nachdem man einst darüber gerätselt hat,
woher die Einzigartigkeit der ungarischen Sprache in Europa rührt, entdeckten
Sprachforscher schließlich die Verwandtschaft zum Finnischen und zu den
uralischen Sprachen. Hier ist vielleicht die verwandtschaftliche Beziehung zu
den Khanten und Mansen interessant, denn diese lieferten ihre Namen für die
Bezeichnung der Siedlung Khanty-Mansiysk, wo 2010 die Schacholympiade
stattfinden wird. Über die Verwandtschaft mit dem Finnischen war man seinerzeit
etwas enttäuscht und hätte sich viel lieber mit dem Sumerischen in Verbindung
gesehen:
Ungarisch- ein goldener Käfig...?
Zum Auftakt des Wettkampfes wurde ein
Ausflug u.a. mit einer Schmalspur-Dampfbahn durch grüne Wälder nach Diosgyor
angeboten, wo es ein altes Eisenhüttenwerk, seinerzeit vom in Ungarn berühmten
Schlossermeister Henrik Fasola aus Eger begründet, zu bewundern gibt.
Tsch, tsch, tsch, Pfuhuhu ...
Die Burg von Diosgyor
Modell im Museum
Werkzeuge
Einstige Schmiedekunst
Ein weiterer Ausflugspunkt war eine
Forellenzucht, die u.a. goldene Forellen zu bieten hat, mit denen man vermutlich
aber nicht "Forelle blau" kochen kann.
Frühling!
Am Nachmittag wurde den Pressevertretern aus
In- und Ausland eine Pressekonferenz mit den beiden Topspielern angeboten, wo die
Journalisten u.a. lernten, dass das Wort polgar auf ungarisch Bürger bedeutet.
Bürgermeister Sandor Kali
Vladimir Kramnik
Peter Leko mit Zsuzsa Veröci
Shakehands
Manager Hensel im Gespräch mit dem Bürgermeister
Es gibt viel zu erzählen
Dokumentarfilmer Dr. Pfletschinger
Am Abend folgte eine märchenhafte Aufführung
zur Eröffnung, die den Zuschauern sehr poetische Bilder lieferte und die
Verbindung zwischen Kunst und Schach thematisierte. Der Wettkampf wird von den
Stadtvätern in Miskolc im Rahmen ihrer Bemühungen um Anerkennung als
Kulturzentrum gesehen.
Im Anschluss folgte die Auslosung der Farben, danach klang der Abend am Buffet
aus. Die ersten Partien werden heute um 16 Uhr bzw. 17.30 gespielt.
André Schulz
Fotos: Frederic Friedel