Chess Classic Mainz 2006
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Anand gegen Radjabov: Alle Partien...
Ordix Open: Partieauswahl...
Berichte aus Mainz:
Matches: Bericht vom fünften Tag
3:3 in dramatischen Duellen
Anand gleicht erneut Rückstand gegen Radjabow aus /
Kein Remis in Chess960-WM
Von Hartmut Metz
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Weiß hat ein
Problem! Nach sechs Partien in der GrenkeLeasing Schnellschach-WM kam bis auf
die letzte Begegnung stets Schwarz deutlich besser aus der Eröffnung heraus.
Einmal konnte Teimour Radjabow das Ruder noch herumreißen und den Anzugsvorteil
zur Geltung bringen. Ansonsten hätte Schwarz sogar viermal die Oberhand
behalten. Am dritten Tag unterstrich Radjabow erneut die Stärke seiner
Sweschnikow-Verteidigung im Sizilianer. Die 3:2-Führung büßte der 19-Jährige
jedoch gegen Viswanathan Anand ein, obwohl dieser erstmals mit Schwarz nichts
herausholen konnte und ein „Endspiel, das ich remis halten sollte“ (Radjabow),
aufs Brett kam. Dieses behandelte der Schnellschach-Weltmeister aber virtuos.
Das krasse
Gegenteil schien der Inder vorher abzuliefern. „Ich habe lausig gespielt. Mehr
will ich zu der Partie nicht sagen“, erklärte Anand. Nach den ersten 20 Zügen,
die beide herunterblitzten, übernahm bald der Herausforderer die Regie. Wie
schon bei seinem ersten Sieg bewies Radjabow, dass ungleichfarbige Läufer keinen
Friedensschluss garantieren, wenn noch ein Turm mit auf dem Brett ist. Zum
zweiten Mal drückte das „neue Ungeheuer von Baku“ (in Anlehnung an die
zurückgetretene Legende Garri Kasparow) einen Freibauern durch. Anand musste
wieder den Läufer dafür geben und streckte kurz danach die Waffen. „34.Kf1 war
schlecht. Mir entging dabei 38…Ld2“, erläuterte der Schnellschach-Weltmeister
seinen Fauxpas. Radjabow war hingegen mit seiner Spielanlage zufrieden und
wertete 33…Lf8 als „besonders starken Zug“, der ihm Gewinnversuche erlaubte.
Bei der
Pressekonferenz gerieten die Partien ins Hintertreffen. Der Aserbaidschaner
echauffierte sich, weil seine Uhr um 20 Uhr gedrückt wurde. Er glaubte, der
Beginn würde sich wie bei der ersten Partie verzögern. Die Unpünktlichkeit
entsteht zuweilen um 18.30 Uhr wegen der länger dauernden Open beziehungsweise
der erforderlichen Umbauarbeiten. Schiedsrichter Sven Noppes hielt im Foyer
Ausschau nach Radjabow, der mit rund vier Minuten Verspätung eintraf. Die Zeit
fehlte ihm am Schluss zwar nicht auf der Uhr, beeinträchtigte aber sein
Innenleben. Ohne die nötige Ruhe konnte der Weltranglistenelfte das
Turm-Läufer-Endspiel – zu Anands Glück diesmal mit gleichfarbigen Läufern! –
nicht halten. Obwohl in der Schlussstellung Weiß nichts weniger hat, reichte
Radjabow ebenfalls im 46. Zug die Hand zur Aufgabe übers Brett. Materialverlust
und die Aktivierung des schwarzen Königs waren unvermeidlich, da die weiße
Majestät auf h1 eingeklemmt auf ein Matt wartete.
Ein spannender
letzter Tag scheint einmal mehr in der Mainzer Rheingoldhalle programmiert zu
sein. „Die Weiß-Performance ist von mir bisher wirklich nicht beeindruckend“,
räumte Anand ein und schloss mit den Worten, „aber ich habe noch einen Tag, um
das zu ändern.“ Vielleicht wäre es jedoch klüger, am Sonntag um 20 Uhr mit 1.Sf3
zu beginnen – das wird der „Tiger von Madras“ aber sicher auch davon abhängig
machen, wie er seinen letzten „Schwarz-Vorteil“ in diesem Match ab 18.30 Uhr
nutzen kann.
Bei der Clerical
Medical Chess960-WM steht es ebenfalls 3:3. Erneut schenkten sich Peter Swidler
und Levon Aronjan nichts.
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Selbst
ausgeglichene Stellungen werden weitergekämpft – und auch noch von einer Seite
irgendwie verpatzt. Deshalb gab es bisher kein einziges Remis! „Unglaublich,
dass ich die fünfte Partie noch verlor“, bestätigte Swidler. Das tödliche
Damenschach Aronjans auf c3 „ist mir nicht entgangen – ich hatte jedoch
übersehen, dass es Matt wird“, erzählte der Chess960-Weltmeister. Der
Herausforderer machte die Zeitnot seines Kontrahenten für den Patzer
verantwortlich. „Erst glaubte ich, brillant zu stehen. Als mir gezeigt wurde,
dass ich falsch lag, war eigentlich nicht mehr viel zu wollen“, berichtete
Aronjan von seinen Gedanken.
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Ähnlich gut
fühlte sich der Berliner bei seinem Zug c5 im zweiten Duell des Abends. „Nach c4
stand ich jedoch schlecht, weil die Dame im Abseits stand. Ich spielte
schrecklich. Das war meine schlechteste Partie in diesem Match“, resümierte
Aronjan. Sein Widersacher geißelte sein a4 „als wirklich hässlichen Zug. Danach
hätte Levon c4 spielen müssen. Als er aber mich zu c4 kommen ließ, war die
Stellung gewonnen – allerdings nur, weil seine Dame so schlecht stand“,
erläuterte Swidler. Die schwarze Turmverdoppelung auf der h-Linie verpuffte.
Einen Bauern ließ der Russe gerne Bauersein, um ein entscheidendes Tempo zu
gewinnen. „Levon bereitete die Position offensichtlich nicht viel Freude – und
so stellte er rasch alles ein“, konstatierte Swidler.
Sollte es bei
einem remislosen Wettkampf bleiben, dürfen sich die Fans eventuell auf eine
Tiebreak-Verlängerung freuen. Zu dieser könnte es auch bei Anand – Radjabow
kommen. Zuletzt benötigte der achtfache Mainz-Sieger 2001 gegen Weltmeister
Wladimir Kramnik Blitzpartien, um nach einem 4:4 für die Entscheidung zu sorgen.
Matches:
Schlussbericht
Anand siegt
zum siebten Mal
Usbeke Kasimdschanow setzt sich im Open vor 631 Gegner
durch / 46.600 Zuschauer im virtuellen Stadion
Von Hartmut Metz
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Der Schach-König
von Mainz hat sich zum siebten Mal in Folge die Krone bei den Chess Classic
aufgesetzt: Viswanathan Anand bezwang gestern Abend bei der
Schnellschach-Weltmeisterschaft in der Rheingoldhalle Teimour Radjabow. Einmal
mehr hatte es der mehrfache indische Sportler des Jahres spannend gemacht. Nach
fünf Partien lag er noch mit 2:3 gegen den 19-jährigen Herausforderer aus der
Mainzer Partnerstadt Baku zurück. Dann gewann Anand zweimal mit den schwarzen
Steinen. Im letzten Duell musste Radjabow so aufs Ganze gehen, riskierte alles –
und verlor. Mit dem 5:3 hat der weltbeste Schnellschachspieler zum neunten Mal
die Chess Classic gewonnen. „Radjabow war ein starker Gegner. Dass Schwarz so
dominierte, möchte ich als extrem bezeichnen. Ich hatte mich im Juli vor allem
mit dem Anti-Moskauer im Slawisch beschäftigt, was Früchte trug. Doch
offensichtlich investierte ich zu wenig Zeit in die weiße Vorbereitung gegen
Sweschnikow“, führte Anand aus. Radjabow scherzte angesichts der schwarzen
Dominanz mit vier Siegen: „Wir müssen mehr mit den weißen Steinen arbeiten, um
Ausgleich zu bekommen!“ Ernster berichtete er, dass er „im Juli Sweschnikow
vorbereitete, aber wenig mit Weiß machte“. Der Herausforderer glaubt, einige
Lehren aus dem Match ziehen zu können. „Ich muss noch mehr arbeiten“, befand der
Großmeister aus Baku.
Eine Wachablösung
gab es im Chess960: Der Weltranglistendritte Levon Aronjan (Armenien) entthronte
Peter Swidler. Er war vier Jahre lang Chess960-Weltmeister. Den 2:3-Rückstand
konnte der Russe noch am Samstagabend egalisieren. Gestern zog der St.
Petersburger aber zweimal den Kürzeren zum Endstand von 3:5. Schon nach wenigen
Zügen befand sich der Titelverteidiger jeweils auf der Verliererstraße, befand
Swidler. Der St. Petersburger hält Aronjan „für den besten Chess960-Spieler der
Welt“ und habe den Sieg verdient, weil er „einen schlechten Tag weniger hatte
als ich“. Aronjan freute sich über den Sieg und nannte es auch unglücklich, dass
er in der achten Partie dank der ausgelosten Grundstellung schon gewaltigen
Vorteil bekam.
Organisator
Hans-Walter Schmitt zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Chess Classic.
„Oberbürgermeister Jens Beutel will die Chess Classic bis mindestens 2013 in
Mainz ausrichten und sicherte uns seine Unterstützung zu.“ Der Bad Sodener
berichtete auch von einer Kooperation mit dem Weltklasseturnier in Wijk aan Zee
(Niederlande). Die Chess Classic Mainz werden 2007 vom 13. bis 19. August
ausgetragen – eventuell sogar ein, zwei Tage länger über zwei Wochenenden,
kündigte Schmitt an.
Ordix-Open: Erster Tag
Caoili schiebt Extra-Schichten
Neun GM mit 5/5 zur Halbzeit / Neuer Rekord im Ordix Open:
632 Teilnehmer
Von Hartmut Metz
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Rekorde, Rekorde,
Rekorde: Zwar schrammen die Chess Classic Mainz noch knapp an 1.000 Spielern in
allen Wettbewerben vorbei – 2007 dürfte aber auch diese Marke in der
Rheingoldhalle geknackt werden. Diesmal nahmen – alle Anmeldungen von den
Weltmeisterschaften über die Open, die Computer-WM bis zu den Simultans
zusammengezählt – 976 Spieler teil! Nach Zählweise von Organisator Hans-Walter
Schmitt, der die Weltmeisterschafts-Duelle aussparte und eine Abmeldung während
des FiNet Open nicht mitrechnete, kam seine Lieblingszahl heraus: 960! Passend
zu Chess960 …
Eindeutig sind im
Ordix Open die neuen Höchstleistungen: Die Teilnehmerzahl kletterte um rund 20
Prozent auf 632! Mehr als ein Viertel davon, exakt 177, sind Titelträger des
Schach-Weltverbandes FIDE. 58 tragen den Herren-Großmeister-Titel, zehn sind
Großmeisterinnen. Internationale Meister (IM) gehen 44 an den Start, weibliche
IM sind neun vor Ort. Zudem versuchen 51 FIDE-Meister (FM) und fünf weibliche FM
ihr Glück im größten Schnellschach-Open der Welt. Im Vorjahr hatten 139
Titelträger (davon 52 Großmeister) in Mainz teilgenommen.
Sensationen bleiben
in solch einem großen Feld natürlich nicht aus. Überstanden die meisten an den
vorderen Brettern den Auftakt ungeschoren, übernahm der an Nummer fünf gesetzte
Jewgeni Barejew, der zu Glanzzeiten diese Position auch in der Weltrangliste
einnahm, die Rolle als erstes Opfer. Der Sekundant von Weltmeister Wladimir
Kramnik zog gegen Christoph Pfrommer von den Karlsruher Schachfreunden den
Kürzeren. Der FM setzte ihn im Endspiel mit Turm und Läufer (sowie zwei gegen
einen Bauern) matt und bekam dafür vom Publikum viel Applaus. Zu den weiteren
Überraschungen zählte auch das Remis von Günther Tammert (Caissa-Rochade
Kuppenheim) gegen Lev Gutman, der sich nach dem unerwarteten Ergebnis recht
ungehalten gab. „Das kennt man von ihm“, kommentierte Tammert gelassen. Weniger
erfreut zeigte er sich dann allerdings darüber, dass noch zwei weitere
Großmeister auf ihn warteten – im Ordix Open ist aber normal, gewinnt man ein
paar Partien …
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Fabian Döttling
Gleich deren fünf
hintereinander verbuchten neun Großmeister: Schachrijar Mamedjarow
(Aserbaidschan), Pentala Harikrishna (Indien), Alexander Morosewitsch (Russland)
Ex-Weltmeister Rustam Kasimdschanow (Usbekistan), Alexej Alexsandrow
(Weißrussland), Goran Dizdar (Kroatien), Gabriel Sargissjan (Armenien), Zoltan
Gymesi (Ungarn) und Daniel Fridman. Der Lette schlug in der letzten Runde des
ersten Tages FiNet-Open-Champion Etienne Bacrot. Noch schlimmer kam es für
Mitfavorit Alexej Schirow. Der Wahl-Spanier unterlag in der vierten Runde dem
Mörlenbacher IM Witali Kunin, danach kam er gegen den Solinger IM Markus
Schäfer, mit 2358 Elo nur die Nummer 119 der Setzliste, nicht über ein Remis
hinaus.
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Evgeny Bareev
Für Mamedjarow ist
ein erster perfekter Tag nichts Ungewöhnliches in Mainz. Schon im FiNet Chess960
Open legte der 21-jährige Weltranglistenzwölfte los wie die Feuerwehr und baute
die Serie sogar bis auf 8/8 aus. Mehr Mühe hatte Morosewitsch. Der Topgesetzte
stand gegen Jewgeni Agrest mit einer Minusqualität kritisch. Der Schwede
verschmähte eine Punkteteilung und geriet in ein Endspiel Turm und Läufer gegen
Turm – im Schnellschach eine äußerst unangenehme Stellung. Morosewitsch sicherte
sich damit auch den vollen Punkt. In der sechsten Runde trifft der
Weltranglistenneunte nun auf Kasimdschanow.
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Für Eilige: "Moro" gegen "Kasim"
Dizdar stoppte
Arkadij Naiditsch. Die deutsche Nummer eins von Bindlach Aktionär liegt damit
hinter mehreren Einheimischen, die bei 4,5 Zählern stehen: Etwa
Chess-Classic-Kommentator Fabian Döttling (OSC Baden-Baden), der den starken
Ukrainer Andrej Wolokitin nicht über ein Remis hinauskommen ließ. Für weitere
Überraschungen sorgten der Schönecker FM Horst Alber mit dem Erfolg über Rainer
Buhmann (Hockenheim) und der Neckargemünder Volker Jakob (2280), der Gutman in
die Knie zwang. 15 Spieler haben 4,5 Zähler. Am meisten muss von diesen sicher
Alexander Grischuk beachtet werden. Der Russe gewann das Ordix Open bereits
zweimal.
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Stefan Löffler ist nicht zufrieden
Extra-Schichten
schob in den Pausen Arianne Caoili: Die australische Nationalspielerin stand
einem Kölner Drehteam zur Verfügung. Die adrette Filipina spielte vor der
vierten und fünften Runde gegen Organisator Hans-Walter Schmitt und die deutsche
Topspielerin Elisabeth Pähtz zu Show-Zwecken freie Partien. Das australische
Fernsehen will nicht über „Gormallygate“ berichten. Bei der Olympiade in Turin
erlangte die bei Oberursel gemeldeten Grazie Berühmtheit: Der englische
Großmeister David Gormally hatte Levon Aronjan angegriffen, als dieser bei der
Bermuda-Party mit Caoili tanzte. Die Australierin war indes mit Naiditsch zu dem
Spielerabend gekommen. „Im Nachhinein hat’s doch den Richtigen getroffen“,
kommentierte eine Großmeisterin, nachdem Caoili zuletzt häufiger mit Aronjan als
Naiditsch gesehen worden sei. Das australische Fernsehen interessiert sich indes
weniger für irgendein Techtelmechtel. Caoili, die von einer Gesangskarriere
träumt, tritt im Herbst in der zweiten Staffel von „Dancing with the stars“ an.
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Arianne Caoili: "Dancing with Queens": wie passend.
Das ist das Pendant
zu der Tanz-Show, bei der Heide Simonis hier zu Lande in die Schlagzeilen
geraten war. Caoili gilt als heiße Sieganwärterin, glaubt man den australischen
Produzenten, die im Vorfeld Kontakt mit den Organisatoren der Chess Classic
Mainz aufgenommen hatten. Die 19-Jährige besiegte in der fünften Runde den an
417 gesetzten Frankenthaler Peter Dorner aus verlorener Position heraus. Die an
Position 268 notierte Caoili, die 2169 Elo hat, weist nach dem ersten Tag im
Ordix Open drei Punkte auf.
Ordix-Open: Zweiter
Spieltag
Ex-Weltmeister gut genug fürs Ordix Open
Usbeke Kasimdschanow setzt sich vor 631 Gegner durch /
Mamedjarow zweimal Zweiter – wenigstens Sieg in Kombinationswertung
Von Hartmut Metz
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Rustem Kasimdzhanov hat das bessere Shirt für sich
Welch hochwertiger
Denksport in der Rheingoldhalle gezeigt wird, zeigen selbst die mit 40.000 Euro
dotierten offenen Schach-Turniere bei den Chess Classic Mainz: Kein Geringerer
als Ex-Weltmeister Rustam Kasimdschanow gewann gestern das Ordix Open.
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Der in Solingen
lebende Usbeke gab in elf Runden nur drei Remis ab und lag somit hauchdünn vor
Schachrijar Mamedjarow. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich wähnte mich in
schlechter Form, nachdem ich im Chess960-Open so schwach spielte“, berichtete
Kasimdschanow. Mit seiner Leistung im Ordix Open war er natürlich äußerst
zufrieden. „Ich machte keine groben Fehler, so weit das im Schnellschach geht.
In den zwei letzten Runden konnte ich dann mit zwei Remis austrudeln“, ergänzte
der Ex-Weltmeister. Der Ungar Robert Ruck (2537 Elo), der als Nummer 40
überraschend weit nach vorne stieß, versuchte am Schluss ein bisschen etwas mit
Weiß, um sich nach Generalabtausch ins Unentschieden zu fügen.
Mamedjarow
verzeichnete ebenfalls 9,5:1,5 Punkte und wiederholte seinen zweiten Platz aus
dem FiNet Chess960-Open. „Ich wollte wenigstens einmal Erster werden“, trauerte
der kampfstarke Weltranglistenzwölfte aus der Mainzer Partnerstadt Baku den
Turniersiegen nach. Mit beiden Resultaten zusammen lag der Junioren-Weltmeister
wenigstens in der Kombinationswertung vorne und kassierte mit insgesamt 6.500
Euro am meisten Preisgeld. Platz drei ging an den favorisierten
Weltranglistenneunten Alexander Morosewitsch, der die Riege der fünf Spieler mit
9:2 Punkten anführte. „Damit schloss ich hier bei meiner dritten Teilnahme mit
neun Punkten ab. Das ist eine gute Bilanz – allerdings reichen die nicht zum
Turniersieg“, befand der frisch gebackene Gewinner von Biel. In der vorletzten
Runde hatte ihn Ruck ausgebremst. „Das war entscheidend“, wusste Morosewitsch.
Dafür hatte der Russe gegen Mamedjarow Glück: „Ich hätte eine Figur gewinnen
können und patzte leider. Danach war ich sofort verloren“, erzählte der
Aserbaidschaner von dem Missgeschick, das die Computer-Bewertung von +3 zu
seinen Gunsten auf -3 sinken ließ.
Wie Morosewitsch
verzeichneten Pentala Harikrishna, Michail Mchedlischwili, Ruck und Jewgeni
Agrest, der einmal mehr seine Klasse im Schnellschach in Mainz unter Beweis
stellte, 9/11.
Das Ordix Open
sorgte bei der 13. Auflage für neue Rekorde: Die Teilnehmerzahl kletterte von
546 auf 632 Spieler, darunter 58 Großmeister. Kasimdschanow darf nun hoffen,
Herausforderer des Schnellschach-Weltmeisters 2007 zu werden. In den Vorjahren
waren die Ordix-Open-Sieger Radjabow und Alexander Grischuk (Russland) zum Zuge
gekommen. Der zweifache Open-Gewinner Grischuk kam diesmal mit 8,5:2,5 Zählern
nur auf Rang elf. Seine ukrainische Freundin Natalja Schukowa wurde mit
derselben Ausbeute 19. und beste Frau.
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Die beste Frau, Natialja Schukowa, unter Beobachtung
Die deutschen
Spieler gingen weitgehend leer aus, weil sie wie Leonid Kritz in der wichtigen
letzten Runde unterlagen.
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Leonid Kritz
Zwei IM landeten so
am weitesten vorne: Der Hofheimer Gennadij Ginsburg und der Hockenheimer Rainer
Buhmann kamen mit 8,5 Punkten auf die Ränge 13 und 16. Immerhin lagen sie somit
dank der Fortschrittswertung vor den miserabel gestarteten Assen Alexej Schirow
und Jewgeni Barejew, die nur ein paar Euro gewannen.
Bei der
Kombinationswertung kamen Etienne Bacrot und Kasimdschanow hinter Mamedjarow
ein. Bester Senior war Lajos Portisch vor Lev Gutman (beide 8) und Anatoli
Dontschenko (7,5). Hinter Schukowa folgten bei den Frauen Alexandra Kosteniuk
und Inna Gaponenko (beide 8).
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Alexandra Kosteniuk gegen Evgeny Bareev
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Schach960-Weltmeister Meyer-Kahlen