NATO-Schachmeisterschaften: Zweimal Silber für die Bundeswehr

von ChessBase
05.09.2016 – Gastgeber der alljährlichen NATO-Schachmeisterschaft waren diesmal die British Armed Force, die das Turnier Ende August in ihrer UK Defence Academy in Shrivenham austrugen. Einzelsieger wurde der Däne Finn Pedersen vor Mark Helbig von der Deutschen Bundeswehr. Die deutschen Streitkräfte traten in diesem Jahr nicht in Bestbesetzung an und wurden hinter Polen (Bild) Zweiter. Mehr...

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Glänzend ausgerichtete NATO Schachmeisterschaft 2016 in England

Von Ulrich Bohn, Fotos, wenn nicht anders angegeben: Fabrice Wantiez

 

Vom 22. bis 26.08.2016 wurde die 27. NATO Schachmeisterschaft im beschaulichen Shrivenham in England ausgetragen. Hier trafen sich 98 Teilnehmer aus 16 NATO Nationen zu der seit 1989 alljährlich stattfindenden Meisterschaft. Diese wird als siebenrundiges Einzelturnier mit Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können bis zu acht Spieler antreten, die in der Mannschaft ihrer Nation bzw. in NATO oder Veteranen Teams zum Einsatz kommen.

Seitens der Organisation wurde für beste Spielbedingungen gesorgt. Selbst die bei manchen bestehenden Vorurteile gegen englisches Essen und Wetter wurden in keinster Weise bestätigt. Im Gegenteil: Auch hier gab es seitens der Teilnehmer ausnahmslos positive Stimmen.

 

Organisator Ross David mit Tomasz Malinowski, dem Vorsitzenden des International Military Chess Committee

Pascal Berghmans (Belgien)

Polen

Dänemark

Deutschland

Heimspiel für die Briten

Die USA


Zu den sportlichen Aspekten: Die Mannschaftswertung konnte in den vergangenen Jahren viermal hintereinander durch das deutsche Bundeswehrteam gewonnen werden. In diesem Jahr mussten jedoch zwei starke Spieler ersetzt werden, insbesondere mit IM Lorenz Drabke die deutsche Nummer eins. Darüber hinaus sagte einer der acht Spieler des Teams die Meisterschaft aus dienstlichen Gründen kurzfristig ab, so dass man nur mit sieben Spielern antreten konnte. Daher ging die deutsche Mannschaft mit gemischten Gefühlen an den Start. Aber auch hier wurde man positiv überrascht.

Eröffnungszug durch Raymond Keene

In der Mannschaftswertung hatte sich das deutsche Team nach der Vorschlussrunde sogar einen Vorsprung von einem halben Punkt auf Polen und einem ganzen Zähler auf Dänemark erkämpft. In der letzten Runde drehte das polnische Team jedoch mächtig auf. Insbesondere an einem Brett mit direkter polnisch–deutscher Begegnung gab es eine letztlich entscheidende Niederlage für Deutschland.

Am Ende lagen beide Mannschaften in der Punktwertung zwar gleichauf, aber die Feinwertung sprach deutlich für das polnische Team. Somit gewann Polen – dank einer sehr geschlossenen Teamleistung – erstmals in der Geschichte der NATO Meisterschaft die Mannschaftswertung. Dass man sich nun kurzfristig um den Transport der etwa zehn Kilogramm schweren Wandertrophäe bei der Rückreise mit dem Flugzeug kümmern musste, nahm man auf polnischer Seite vermutlich gerne in Kauf.

Abschlusstabelle:

Sieger Polen mit Mike Truran (Zweiter von links)

Silber für Deutschland

Das Bundeswehr-Team, Foto: Karl Koopmeiners


In der Einzelwertung zog der dänische FM Finn Pederson mit 5 Punkten aus den ersten fünf Runden von Anfang an allen anderen davon. Die Nummer eins des deutschen Teams, FM Mark Helbig, hatte bereits früh einen halben Punkt abgegeben. In der direkten Begegnung in Runde sechs musse er sich trotz klar besserer Stellung letztlich mit einem Remis gegen Pedersen zufrieden geben. Beide gewann auch ihre Partien in der Schlussrunde, so dass Pedersen mit 6,5 aus 7 das Turnier überzeugend mit einer ELO Performance von über 2600 gewann. Mark Helbig erreichte mit 6 aus 7 einen sehr guten zweiten Platz.

Finn Pedersen

Raymond Keene ehrt den Sieger Finn Pedersen

 

Final Standing

 N    Name                  Rating   Title  Coun                Pts    Perf     Buch     M B     Lot     
  1    Pedersen Finn         2249    FM     Denmark     DEN     6.5    2605     33.5     24.5     594     
  2    Helbig Mark           2311    FM     Germany     GER     6.0    2397     32.0     22.0     164     
  3    Przedmojski Rafal     2343    **     Poland      POL     5.5    2360     32.5     22.5      81     
  4    Wantiez Fabrice       2331    FM     Belgium     BEL     5.5    2378     32.0     22.5     631     
  5    Sycz Dariusz          2143    **     Poland      POL     5.0    2274     31.5     22.0     309     
  6    Sypien Mateusz        2251    **     Poland      POL     5.0    2285     31.0     22.0     323     
  7    Lupu Ovidiu-Jean      2151    FM     Romania     ROU     5.0    2270     31.0     21.5      13     
  8    Krainski Slawomir     2113    **     Poland      POL     5.0    2229     30.0     21.0     946     
  9    Bacus Dharim          2272    **     USA         USA     5.0    2231     28.5     20.0     131     
 10    Andersen Hans-Christ. 2214    **     Germany     GER     5.0    2221     27.5     19.0      11     
 11    Pietruszewski Marcin  2163    **     Poland      POL     5.0    2189     27.0     19.5     594     
 12    Rosenkilde Alexander  2211    **     Denmark     DEN     5.0    2197     26.5     19.0     657     
 13    Sauer Marko           2137    **     Germany     GER     5.0    2090     23.5     18.0      62     
 14    Watters Chase Miles   2197    **     USA         USA     4.5    2203     31.5     21.5     365     
 15    Bohn Ulrich           2159    **     Germany     GER     4.5    2201     31.0     23.0     276     
 16    Casteleijn Diederick  1946    **     Netherlands NED     4.5    2200     30.0     22.0     451     
 17    Papista Akos          2127    **     Hungary     HUN     4.5    2208     30.0     21.5     708     
 18    Werksma Arie          2213    **     Netherlands NED     4.5    2176     28.0     20.5     765     
 19    Marquardt Christian   2099    **     Germany     GER     4.5    2103     27.0     19.0     463     
 20    Prevot Jean-Luc       2055    **     France      FRA     4.5    2166     27.0     18.5     128     

 

Foto: Karl Koopmeiners

Mark Helbig und Raymond Keene

 

Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:

FM Mark Helbig, Klub Kölner Schachfreunde 1967 (6 Punkte / 2. Platz)
Hans-Christoph Andersen, Schachfreunde Berlin 1903 (5 Punkte / 10. Platz)
Marko Sauer, SG Arnstadt-Stadtilm (5 / 13.)
Ulrich Bohn, SV 03/25 Koblenz (4,5 / 15.),
Christian Marquardt, SV 03/25 Koblenz (4,5 / 19.)
Ewald Fichtner, FC Bayern München (3,5 / 45.)
Karl Koopmeiners (Mannschaftskapitän), 1. Schach-Klub Troisdorf (3,5 / 54.)

Neben der Leistung von Mark Helbig ist der Schlussspurt von Marko Sauer hervor zu heben, der erstmalig eine NATO Meisterschaft mitspielte. Die vier letzten Runden konnte er alle für sich entscheiden und erreichte somit einen guten 13. Platz.

 

Chas Chapman vs Karl Koopmeiners

 

Partien

 

 

Berghmans, Pascal vs Segzda, Gytis, hinten: Boudry, Rik vs Chwieseni, Edward, dahinter: Stuhr, Finn vs Legare, Gilles

Rik Boudry

Kaan Cappon

David Onley


Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen können auf der Internetseite www.natochess.com bzw. den dort verlinkten Seiten eingesehen werden.

Wie jedes Jahr wurde das Turnier nicht nur dazu genutzt schachlich die Klingen zu kreuzen, sondern auch um sich mit den Teilnehmern der anderen NATO Nationen auszutauschen. Gelegenheit hierzu ergab sich beispielsweise bei dem im Rahmenprogramm vorgenommenen Besuch des Schloss Windsors sowie beim abschließenden Bankett mit Siegerehrung. An dieser nahm auch die Schachlegende GM Raymond Keene teil, der den ein oder anderen Schwank aus seiner reichhaltigen Schachkarriere zum Besten gab.

Im Rahmen des Banketts wurde der Staffelstab der NATO Schachmeisterschaft, ein bronzenes Wikingerschiff, an Ungarn weitergeben.

David Ross, Laurie Brokenshire übergibt "The Spirit of Denmark" an Csaba Csizmadia

Dort finden im kommenden Jahr die 28. Meisterschaften in Budapest statt.
Die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. als Unterstützer für den Schachsport in der Bundeswehr wird auch dann wieder versuchen, ein starkes Team zu entsenden.

Commodore Laurie Brokenshire unterhielt die Teilnehmer mit Zaubertricks

Schachspiele konnte man auch kaufen

Windsor Castle

Schneiden Sie Grimassen - er darf sich nicht rühren!

Fabrice Wantiez vor Windsor Castle

 

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Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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