Polnische Mannschaft gewinnt Nato-Schachmeisterschaft

von Ulrich Bohn
19.10.2021 – Die Bundeswehr stellte in den letzten 20 Jahren mit 16 Titeln die erfolgreichste Mannschaft bei den NATO-Schachmeisterschaften. Bei der 31. NATO-Schachmeisterschaft in Blankenberge musste sie jedoch den Teams von Polen und Griechenland den Vortritt lassen. Ein Bericht von Ulrich Bohn. | Foto: Militarychess

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Wie Knut in Flandern verlustig ging

Die Schachmeisterschaft der NATO Nationen ist ein Turnier mit langer Tradition. So wurde in diesem Jahr in Belgien bereits die 31. Meisterschaft ausgetragen – Corona-bedingt um ein Jahr verschoben. Dazu traf sich die NATO Schachgemeinschaft vom 10. bis 16. Oktober in dem an der Nordsee gelegenen Blankenberge.

Der Autor dieses Berichts nutzte die Gelegenheit um bereits im Vorfeld Brügge, welches ebenso wie Blankenberge zu Westflandern gehört, zu besuchen. Mit dabei im Gepäck "Knut", eine bronzene Skulptur des mittelalterlichen Königs Knut (ca. 995 – 1035). Dieser hat vor 1000 Jahren in seinem Reich, zu dem  Dänemark, Norwegen und auch England gehörten, das Schachspiel verbreitet. Als Sieger der Mannschaftswertung der vorherigen Meisterschaft 2019 in Berlin oblag es dem deutschen Team diese Wandertrophäe sicher nach Flandern zu bringen.

Der Kontrast zwischen der wunderschönen Stadt Brügge und dem Badeort Blankenberge hätte kaum größer sein können: Dort stechen große Wohn- und Hotelkomplexe hervor, die die Strandpromenade säumen.

Aber schließlich war man ja nicht zum Sightseeing gekommen. So störte es auch wenig, dass die Austragung des Turniers wie auch die gemeinsame Unterbringung aller Spieler in dem großen Ferienressort Floreal erfolgte. Wie auch in vergangenen Jahren, konnte man sich so nicht nur schachlich nach den Partien rege miteinander austauschen, sondern auch beim gemeinsamen Essen, welches übrigens ausgezeichnet war, oder aber abends nach getaner Arbeit ganz gelöst in der Bar. Dieses Zusammensein schafft eine freundschaftliche Atmosphäre, die die NATO Schachmeisterschaft zu einem ganz besonderen Turnier macht und die so sicherlich dazu beiträgt, dass viele erfahrene Spieler dem Turnier treu bleiben. Diese können dann nach achtmaliger Teilnahme am Turnier auch nach ihrem Dienst als Life Time Member (LTM) im Turnier noch mitspielen. Ältester Spieler des Turniers war wieder einmal mit nunmehr 88 Jahren der niederländische General a.D. Steffers, der in der Vergangenheit lange Jahre Chairman des International Military Chess Committee war und am Schachbrett mit einer ELO Zahl von knapp 1900 immer noch eine scharfe Klinge zu führen weiß.

Gleichzeitig kann diese besondere Atmosphäre aber auch neue Spieler für dieses Turnier begeistern, wie dies die vielen jungen Spieler im Turnier und gerade auch im deutschen Team bestätigen.

Zum freundschaftlichen Austausch der Spieler der verschiedenen Nationen gehört auch dazu, dass vor den Partien jeweils Gastgeschenke an den Gegner übergeben werden. In diesem Jahr stellte Chessbase den deutschen Spielern großzügig entsprechende Präsente zur Verfügung. Diese wurden sehr dankbar von den Spielern der anderen Nationen entgegen genommen, so dass deutsche Spieler schon allein aus diesem Grunde als Gegner sehr geschätzt waren.

Trotz sicherlich bei dem ein oder anderen bestehender „Corona Bedenken“ nahmen insgesamt 98 Spieler aus 15 Ländern teil. Das Turnier wird als siebenrundiges Einzelturnier mit Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können acht Spieler gemeldet werden, von denen sechs im nationalen Team antreten und zwei Spieler auf NATO Teams verteilt werden. Je Team werden die besten vier Spieler in der Einzelwertung für die Mannschaftswertung berücksichtigt.

Das Team der Bundeswehr ging nominell, wie so oft auch schon in den Jahren zuvor, neben den Mannschaften aus Polen und Griechenland als leichter Favorit an den Start. Konnte doch neben den erfahrenen Spielern insbesondere mit FM Robert Stein ein junger, starker Spieler gemeldet werden, der in der Spielerliste auch gleich an Nummer eins gesetzt war.

Im Turnierverlauf sah es für das Team der Bundeswehr nach vier Runden dann zunächst einmal auch gut aus. So konnte ein Vorsprung von einem Punkt auf die anderen Teams herausgespielt werden. Nach einem Einbruch der deutschen Mannschaft in Runde fünf war der Stand vor der letzten Runde dann wieder denkbar knapp: Hier lagen Griechenland und Deutschland gleichauf, einen halben Zähler vor Polen.

In der Finalrunde fehlte Deutschland dann aber die Fortune und das nötige Geschick, so dass Polen die Mannschaftswertung verdient mit einem halben Punkt Vorsprung vor Griechenland und zwei Punkten vor Deutschland gewinnen konnte.

In der Mannschaftswertung ergaben sich folgende Platzierungen:

Übergabe der Wandertrophäe König Knut an den polnischen Team Captain Slawomir Kedzierski © Belgien Orga Team

Das siegreiche polnische Team (v.l.n.r.):
Slawomir Kedzierski, Mateusz Tustanowski, Dariusz Sycz, Kamil Cichy, Mateusz Sypien, Daniel Michalski, Damian Graczyk, Marcin Pietruszewski
© Belgien Orga Team
 

Die deutsche Mannschaft (v.l.n.r.):
Ulrich Bohn, FM Robert Stein, Tobias Jacob, Oliver Nill, Karl Koopmeiners, Guido Schott, Hans-Christoph Andersen, Wilhelm Jauk, FM Mark Helbig
© Belgien Orga Team

Erfreulich aus deutscher Sich war der zweite Platz von FM Robert Stein in der Einzelwertung. Er führte durchgängig das Turnier an und wurde erst in der letzten Runde von Lukas Stauskas aus Litauen abgefangen, der das Turnier mit 6 Punkten und somit einem halben Punkt Vorsprung gewinnen konnte. Neben FM Robert Stein folgten ebenso mit 5,5 Punkten FM Finn Pedersen (DEN), CM Alexandros Papasimakopoulos (GRE), Marcin Pietruszewski und Mateusz Sypien (beide POL).

In der Einzelwertung ergaben sich auf den ersten zwanzig Rängen folgende Platzierungen:

 

Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:

 

Lukas Stauskas (LIT), Sieger der Einzelwertung © Belgien Orga Team

FM Robert Stein gegen Gordon Randall (USA) © Ulrich Bohn

General a.D. Steffers (NDL) gegen Mateusz Sypien (POL),
Alexandros Papasimakopoulos (GRE) gegen Patrick Dowd (USA) © Ulrich Bohn

Partien

 


Abschließend wurde ein Blitzturnier über elf Runden im Schweizer System ausgetragen, an dem 83 Spieler teilnahmen.

Hier siegte in beeindruckender Manier Alexandros Papasimakopoulos (GRE) mit 10,5 Punkten zwei Zähler vor den Nächstplatzierten Lukas Stauskas (LIT) und Marcin Pietruszewski (POL). Nachfolgend die Platzierungen auf den ersten zehn Rängen

Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen der 31. NATO Schachmeisterschaft können auf der Internetseite https://militarychess.be/ncc-2021/tournament/ eingesehen werden.

In Anbetracht der Erfolge des Bundeswehr Teams in den letzten zwanzig Jahren mit 16 Siegen und vier zweiten Plätzen in der Mannschaftswertung, war das Ergebnis in Belgien sicherlich etwas enttäuschend. So musste man mit Bedauern feststellen, dass Knut die Zeit bis zur nächsten Meisterschaft nunmehr in Polen verbringen wird. Diese findet vom 27. Juni bis 01.Juli 2022 in Estland statt. Einzig positiv dass nun auf dem Flug nach Estland keine Kosten für Knut als Zusatzgepäck entstehen,... hoffentlich jedoch nur auf dem Hinflug. Denn das deutsche Team möchte in 2022 dank der Unterstützung durch die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. erneut wieder ganz vorne um die Meisterschaft und um Knut mitspielen.

Übergabe des Wikingerschiffs als Staffelstab für die Ausrichtung der NATO Meisterschaft von Kimball Rosseel (BEL, re.) an Lauri Allmann (EST) © Belgien Orga Team

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