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Auszugsweiser Nachdruck, mit freundlicher Genehmigung
28 | SCHACH-MAGAZIN 64 | Mai 2010
Porträt
Der Ungar Richard Rapport (14) ist jüngster
Großmeister
Schachprofi, Harry-Potter-Leser und FC Bayern -Fan
Wie schnell sich die Schachwelt derzeit dreht, erkennt man daran, dass schon
wieder ein neuer, sehr junger Spieler Großmeister geworden ist und gar einen
neuen Rekord aufstellte: Richard Rapport aus Ungarn erfüllte im März beim
Gotth’Art Pokal in Szentgotthard die dritte Großmeisternorm und erreichte
gleichzeitig auch ein Elo-Rating von über 2500. Mit der Normerfüllung im Alter
von 13 Jahren, 11 Monaten und 6 Tagen ist er der derzeit jüngste Großmeister der
Welt, der bisherige Rekordhalter Jorge Cori (Peru) erreichte dieses Ziel im
Alter von 14 Jahren und zwei Monaten.
Richard mit Pokal
Im Gegensatz zu den anderen, in dieser Ausgabe vorgestellten
Schachpersönlichkeiten (Pia Cramling, 47, und Wolfgang Uhlmann, gar 75 Jahre)
kann ein 14-Jähriger natürlich auf keine lange Vita zurückblicken. Dennoch
können wir dank unseres ungarischen Mitarbeiters Dr. Zoltan Blazsik hier mit
Infos über den jungen ungarischen Schachstern aufwarten:
Richard Rapport wurde am 25. März 1996 in Szombathely geboren. Die
westungarische Stadt liegt nahe der Grenze zu Österreich und ist in etwa 25 bis
30 km Luftlinie von Oberwart entfernt, wo alljährlich Österreichs größtes
Turnier ausgetragen wird. Nach Szombathely – genau in den Vorort Sé – kehrte die
Familie später auch zurück, zunächst gab es aber eine Zwischenstation in
Budapest.
Die Eltern – die Mutter heißt Erzsebet Morocz, der Vater Tamas Rapport – sind
beide Ökonomen von Beruf und beide dem königlichen Spiel zugeneigt, wobei der
Vater in seiner aktiven Zeit eine Elozahl im Bereich von knapp 2000 vorweisen
konnte. Der Vater (und nicht der Onkel, wie mancherorts angegeben wird) brachte
dem vierjährigen Richard das Schachspiel bei und wurde sein erster Trainer. Aber
so ähnlich wie bei anderen Schach spielenden Vätern von angehenden Jungstars,
sah sich auch Tamas nach einem noch qualifizierteren Trainer um; die erfahrenen
Großmeister Robert Ruck, Peter Lukacs und Jozsef Pinter brachten dem Sohn
einiges bei, neuerdings trainiert Richard unter den Fittichen des früheren
Weltstars Alexander Beljawski.
Richard tobt mit seinen Schwestern Rodika und Gloria
Was in Deutschland mit seiner strenger reglementierten Schulpflicht schwierig
ist, kann in Ungarn eher verwirklicht werden, nämlich dass ein Neunjähriger die
reguläre Schule verlässt, sich den Lehrstoff anderweitig statt im Klassenzimmer
aneignet und fortan nur bei den Prüfungen anwesend sein muss. Ab 2008 ist
Richard praktisch ein Schachprofi, der sich eigener Aussage zufolge täglich
zwischen 8 und 10 Stunden mit Schach beschäftigt, aber auch Fremdsprachen lernt,
Englisch kann er schon recht gut, Deutsch passabel. Den nötigen Ausgleich findet
Ricsi (sprich „Ritschi“), wie ihn alle nennen, im Sport (hauptsächlich Rad
fahren, Fußball und Tischtennis), Lesen (Lieblingslektüre: Harry Potter) und –
beim Toben mit seinen drei Geschwistern, wovon das beigefügte Privatbild ein
beredtes Zeugnis ablegt. Richard wird von einem Manager betreut, dem Juristen
und Schachmeister Dr. Andras Flumbort, der uns mit den beigefügten Fotos
versorgte. IM Flumbort spielt übrigens für die SG Trier in der deutschen
Bundesliga. Ob Rapport dort auch einmal auftauchen wird? Schon möglich, der
Junge hat ohnehin eine Affinität zu Deutschland und ist ein erklärter Fan von FC
Bayern München!
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