Robert Kempinski gewinnt Porzellan-Cup
Von Klaus-Jörg Lais
Titelgirl Judith Fuchs
Spiele aus Porzellan
Für 200 Teilnehmer haben die Organisatoren am
Vorabend des Dresdner Porzellancup gerichtet, waren aber auch, darauf
vorbereitet, dass es mehr würden. Insgesamt 256 Spieler sind bei einem
doppelrundigen Finale aktuell die Höchstgrenze.
Vor dem Sturm
Danach - und das ist hier durchaus vorstellbar, wird
man die absolute Höchstgrenze für die kommenden Jahre letztmalig auf 512
hochschrauben.
Eröffnung
Der Porzellancup, ein neunrundiges
Schnellschachturnier mit ungewöhnlicher Bedenkzeit, einem seltenen aber
wirksamen Ausscheidungsmodus und einem attraktiven Gesamtspielplan, ist das
erste von drei Highlights des ZMD Schachfestival e.V. eines jeden Jahres.
Mit jeder K.O.-Runde kommen mehr Ausgeschiedene in das Hauptturnier, in dem
es um den Schachpokal der Landeshauptstadt Dresden geht. Allein die letzten
beiden verbliebenen spielen das Finale auf - tatsächlich - Dresdner
Porzellan.
Die Pokale
Der Preisfonds kann sich wie in jedem Jahr sehen
lassen. Nicht zuletzt gibt es wie bei jeder Vereinsveranstaltung auch in
jeder DWZ-Klasse ordentlich was zu gewinnen. Am 11. Februar geht es weiter
mit dem Schachfrühling, im
Sommer schließlich das ZMD Schachfestival.
Porzellan-Chef Gunther Seifert begrüßt 27
Titelträger
Gunther Seifert und Dr. Dirk Jordan
Eine Menge spielstarker GMs sind angetreten, um den 12. Porzellan-Cup für
sich zu entscheiden. Der im Porzellancup gespielte Modus ist so ziemlich der
einzige, in dem ein Favoritensterben garantiert ist. Da ja in jeder Runde
sich immer die Hälfte der Teilnehmer ins Hauptturnier verabschiedet, treffen
irgendwann auch die Besten aufeinander und eliminieren sich gegenseitig.
Manche erwischt es aber auch schon früher. Der starke deutsche Jugendmeister
Felix Graf - hier aus Dresden - erlegte Großmeister Jussupow auf dem Brett
schon in Runde Drei.
In einem für Jussupow schwer zu haltenden Endspiel
mit Turm und Leichtfigur gegen Dame, spielte Graf das Spiel souverän zum
Sieg. In Runde Vier kam es dann schon zu solchen Paarungen wie Elisabeth
Pähtz gegen Leonid Kritz.
Elisabeth unterlag im Tiebreak und gesellte sich zu
anderen Meistern ins Hauptturnier, zum Beispiel zu Anna Zozulia oder Igor
Glek. Der allerdings nicht wegen einer Niederlage, sondern weil er zu Beginn
des Turniers einfach nicht zu finden war und so musste er von Anfang an in
das Turnier um den Schachpokal der Landeshauptstadt. Felix Graf gewann
übrigens auch gegen Thomas Pähtz und sammelte den zweiten GM-Skalp.
In Runde Fünf war dann auch für Klaus Bischoff
Schluss. Gegen die Setzlisten-Nummer 1, Vadim Malakhatko musste er die
Waffen strecken, auch Falko Bindrich und Felix Graf schieden aus. Am Sonntag
morgen waren nur noch an den ersten vier Brettern die letzten Teilnehmer im
Porzellan-Cup unterwegs:
Die ersten Vier der Setzliste, dazu Tomasz Markowski, Lars Thiede, Lothar
Vogt und Farhad Tahirov.
Einer kam durch
Leonid Kritz und Robert Kempinski hießen die beiden
Finalisten, die am Ende eines zweitägigen Marathons mit Schnellschachpartien
den Sieger des Porzellancups 2008 unter sich ausmachten. Beide hatten zu
diesem Zeitpunkt mit je sieben Gewinnpartien den gesamten Rest des
Turnierfeldes in den Kampf um den Schachpokal der Landeshauptstadt
geschickt.
Nur diese beiden konnten in Hin- und Rückspiel
Dresdner Porzellancupsieger 2008 werden. Für die Finalpartien wählte
Manufakturchef Gunther Seifert den filigranen Figurensatz „Der Fischer und
seine Frau“ und Kempinski scherzte, er brauche auf jeden Fall eine
Ersatzfischerin, falls es einer seiner Heringe bis auf die Grundreihe
schaffe und sich zu verwandeln gedenke.
Sichtlich mehr irritiert zeigte sich der für die
deutsche Nationalmannschaft spielberechtigte Leonid Kritz, dem es vor lauter
Leuchttürmen, Möwen und Karpfen schwer fiel, Pläne zu schmieden.
Schon viele Heringe und Karpfen geschlagen
Und ganz so wie im analogen Märchen des Fischers
Frau Ilsebill, wollten die Figuren nicht so, wie er selbst sich das
vorstellte. Kempinski warf sein Mattnetz aus, gewann mit den schwarzen
Steinen die erste Partie und hatte für den Rückkampf die Trümpfe selbst in
der Hand. Routiniert wickelte der polnische Nationalspieler in ein
Unentschieden ab, auch wenn Kritz verzweifelt versuchte, etwas Tiefgang in
die Wogen der Partie zu zaubern.
Tiebreak Runde3: Fruebing, Jussupow, Bindrich
Der Sieger nahm neben den 1.500 Euro Preisgeld einen
außergewöhnlichen Porzellanpokal in Empfang, aber auch der Zweite strich
einen stattlichen Lohn für zwei Tage konzentriertes Spiel ein. Währenddessen
siegte im Turnier um den Schachpokal Dresdens, in dem sich alle aus dem
Porzellancup Ausgeschiedenen versammelten, Alexander Graf. Der deutsche
Großmeister hatte mit 7,5 Punkten die Nase vorn im Hauptturnier.
Sein Namenskollege Felix Graf vom USV TU Dresden,
der im letzten Jahr die deutsche Meisterschaft in der Altersklasse U14
gewann, erwies sich einmal mehr als Großmeisterschreck. Er gewann unter
anderem gegen Anna Zozulia, Thomas Pähtz und Artur Jussupow. Am Ende belegte
er Rang 20 und wurde bester Spieler bis 2200 ELO. Bester Frau und Dresdnerin
wurde Elisabeth Pähtz.
Am Vortag spielten 22 talentierte Nachwuchskräfte
zwischen sechs und neun Jahren im sogenannten Porzellan-Nachwuchscup. 14
davon sind aus den D1-Kadern auf Einladung an die drei sächsischen
Schachbezirke Dresden, Leipzig und Chemnitz vor Ort gewesen. Hinzu kamen
weitere, talentierte Mädchen und Jungen, von denen niemand älter als das
Geburtsjahr 1998 war.
Interessant war es zu beobachten, wie die Kleinen,
von denen die meisten auf den Spielsesseln mit ihren Füßen nicht auf den
Boden kamen, bereits mehrzügige Varianten spielten.
Am besten konnte das einer der "Ältesten", der
Dresdner Linus Kuckling.
Sieger Linus Kuckling
Walther Nauber, Robert Scholz, Linus Kuckling, Moritz Dresig, DirkJordan
Mit insgesamt 183 Teilnehmern blieb der Porzellancup
zwar auf dem Erfolgsniveau des Vorjahres, aber unter den Erwartungen der
Organisatoren angesichts des fantastischen Anmeldestandes vor der
Veranstaltung. Unter den Aktiven war auch der Großmeister Wolfgang Uhlmann,
der extra auf die letzte Partie des ersten Tages verzichtete, um auf der
sächsischen Sportgala des Landessportbundes dem Publikum ein paar Worte zur
Schacholympiade 2008 zu sagen.
Malakhatko-Uhlmann
Ehrung für Wolfgang Uhlmann auch beim Porzellan-Cup
So glaubte er es jedenfalls selbst, als er aus dem
Turniersaal aufbrach. Tatsächlich aber gehörte er selbst zu den Geehrten des
Sportballs und empfing aus den Händen von Bürgermeister Winfried Lehmann die
sächsische Sportkrone für sein Lebenswerk. Niemand der Eingeweihten hatte
sein Schweigen gebrochen und Uhlmann so eine freudige Überraschung bewahrt.