Roeland Pruijssers gewinnt 10. Leiden Open

von Sagar Shah
28.07.2016 – Zum 10. Jubiläum des "Leiden Chess Tournaments" hatte man keinen Geringeren als Lokalmatador Loek van Wely zur Teilnahme eingeladen. Aber auch wenn "König Loek" eigentlich der stärkste Spieler im Feld war, so war es am Ende GM Roeland Pruijssers, der das Turnier gewinnen konnte. Sagar Shahs reich bebilderter Bericht liefert die Details. Mehr...

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Roeland Pruijssers gewinnt das 10. "Leiden Open"

Aus Leiden berichten Sagar Shah und Amruta Mokal 

Auf diesem Foto von Lubomir Kavalek verfolgt Boris Spassky eine Partie zwischen Mikhail Botvinnik and Jan Hein Donner - dies war das letzte Turnier in der Karriere von Ex-Weltmeister Botvinnik. Das Rundenturnier mit vier Durchgängen fand 1970 statt; Teilnehmer waren, neben Botvinnik, der zu jener Zeit amtierende Weltmeister Boris Spassky, der "Turnierexperte" Bent Larsen und der stärkste niederländische Spieler Jan Hein Donner. Erraten Sie, in welcher Stadt das Turnier veranstaltet wurde?

Larsen, Donner, Botvinnik und Spassky - 1970 maßen sie ihre Kräfte in Leiden!

Die Stadt Leiden, auf einem künstlichen Hügel an den Flüssen Oude Rijn und Nieuwe Rijn gelegen, hat eine reiche und lange Schachtradition

Die Universität Leiden ist die älteste in den Niederlanden. Mit ihren sieben Fakultäten genießt sie international gesehen einen herausragenden Ruf

Das Turnier mit Spassky, Botvinnik, Larsen und Donner war ein einmaliges Ereignis in Leiden. Um die Schachszene in der Stadt richtig entwickeln zu können, brauchte man aber ein starkes Turnier, das regelmäßig wiederkehrend stattfinden würde.

Dieses wurde 2007 von Jan Bey und seinen Freunden ins Leben gerufen

Der Entschlossenheit von Jan Bey und seinem Organisationsteam ist es zu verdanken, dass das Turnier in Leiden fortan jedes Jahr durchgeführt wurde und 2016 schließlich seine 10. Auflage erreichte. Die Bedeutung des Turniers ist hoch: In einer Stadt mit ca. 120.000 Einwohnern ist dieses Ereignis bestens für die Entdeckung und Förderung junger Talente geeignet.

Die Teilnahme der niederländischen Legenden Loek van Wely and Peng Zhaoqin sollte die 10. Auflage des Leiden Opens unvergesslich machen

Nach unserer Teilnahme am Turnier in Porticcio auf Korsika reisten Amruta und ich nach Leiden, das man vom Amsterdamer Flughafen Schiphol in 15 min mit dem Zug erreichen kann.

Wir trafen bereits eine Woche vor Turnierbeginn ein und hatten so ausreichend Zeit uns zu akklimatisieren - an den Ort ebenso wie an das Wetter. An einem Samstagvormittag trafen Amruta und ich auf dem lebhaften Markt von Leiden einen Mann in seinen Fünfzigern in Begleitung seiner Frau. Ich hatte ihn irgendwo schon einmal gesehen, hatte wohl sogar bereits einen Bericht über ihn geschrieben - dann fiel es mir ein: Predrag Nikolic! Es war eine große Freude, diesem berühmten Großmeister einfach so im "wirklichen Leben" zu begegnen!

Der Start des "Leiden Chess Tournament" war erst in fünf Tagen, doch wir hatten bereits einen extrem starken Schachspieler in den Straßen der Stadt getroffen! Predrag Nikolic hat nahezu jeden Spitzenspieler schon einmal geschlagen: Karpov, Anand, Topalov, Kamsky usw. Er lebt in Leiderdorp in Leiden.

Das 10. "Leiden Chess Tournament" fand vom 15. bis 25. Juli statt. Gespielt wurden 9 Runden nach Schweizer System; in der "Kategorie A" (> 1900) beteiligten sich 64 Spieler. Daneben wurde ein Turnier der "Kategorie B" für Spieler mit Elo < 1950 veranstaltet. Die Zeitplanung mit täglich nur einer Runde sowie einem Ruhetag nach der fünften Runde war für die Spieler sehr angenehm. Die Bedenkzeitregelung sah 90 min für 40 Züge sowie noch einmal 30 min für den Rest der Partie vor; für jeden Zug gab es eine Zeitgutschrift von 30 sek. Insgesamt nahmen Spieler aus 14 Ländern teil, darunter 8 Großmeister und 8 Internationale Meister. Der Preisfonds der Kategorie A betrug €5,500; der Turniersieg war mit €1,750 dotiert.

Loek van Wely und sein sechs Wochen alter Sohn Nicholas

"König Loek" war der Favorit auf den Turniersieg. Mit seinen 2662 Elopunkten war er mit einigem Abstand der stärkste Teilnehmer. Loek kam mit seiner Frau und seinem Sohn – für die Familie war es fast wie ein Urlaub. Bei höchster Konzentration hätte van Wely das Turnier zweifellos gewinnen können, doch andererseits wäre es sicher hart für ihn gewesen, seinen sechs Wochen alten Sohn eine Weile nicht zu sehen! Berücksichtigt man dies alles, dann lief es in der ersten Hälfte es Turniers sehr gut für van Wely. Er hatte 4.0/5; seine Partien gegen den Zweiten und Dritten der Setzliste (Evgeny Postny and Sandipan Chanda) hatte er jeweils remisiert. Die sechste Runde war dann ein Wendepunkt für van Wely: In einer komplizierten Auseinandersetzung verlor er gegen den talentierten achtzehnjährigen Niederländer Thomas Beerdsen.

 
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1.e41,166,62354%2421---
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1.Na34262%2482---
Der 18jährige Thomas Beerdsen ist ein talentierter Spieler aus den Niederlanden. Van Wely zu schlagen ist ein großer Erfolg für den jungen Mann. 1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.Bb5+ Nd7 4.0-0 Ngf6 5.Re1 a6 6.Bd3 b5 7.c4 g5!? Loek van Wely weicht niemals einem Kampf aus. Diese Variante wurde schon auf höchstem Niveau gespielt, zuerst von Topalov und dann von Grischuk - gegen niemand anderen als Magnus Carlsen. 8.Nxg5 Ne5 9.Be2 bxc4 10.Na3 Beerdsen folgt Carlsens Plan aus der Partie gegen Topalov; 10.Nc3 ist hier aber bekanntermaßen viel stärker. 10.Nc3 Rb8 11.Rf1!? h6 12.Nf3 Carlsen-Grischuk London Chess Classic 2015. 10...Rg8 11.f4 Nd3 12.Bxd3 cxd3 13.Qb3 d5! Zu diesem Zeitpunkt hatte van Wely klaren Vorteil. 13...e6 14.Qxd3 14.Qxd3 h6 15.e5 Die Stellung wird jetzt sehr schnell sehr scharf. Nh5?! 15...hxg5 16.exf6 e6 17.Qh7 Rg6 18.fxg5 Rxg5 19.d3 Rg6 Die schwarze Stellung scheint in Ordnung zu sein. Diese Variante erscheint als die natürlichere Spielweise. 16.e6! Stark gespielt! Bxe6 16...hxg5 17.exf7+ Kxf7 18.Qh7+ Ng7 18...Rg7 19.Qxh5+± 19.fxg5 sieht nicht gut aus für Schwarz. Qd6 20.Rf1++- 17.Nxe6 fxe6 18.Qf3! Ng7 19.Qd3 19.b3! 19...Nh5 20.Qf3 Ng7 Weiß steht bereits viel zu gut, als dass er sich auf Zugwiederholung einlassen müsste. 21.b3 Kd7 22.Bb2 Nf5 23.Nc4! The knight enters with decisive effect on e5. Bg7 23...dxc4 24.Qb7+ Ke8 25.Qc6+ Kf7 25...Qd7 26.Qxa8++- 26.Qxe6++- 24.Bxg7 24.Rxe6 war sehr stark, aber schwer zu sehen Kxe6 25.Re1+ Kf7 25...Kd7 26.Qxd5+ Kc7 27.Qxc5+ Kb7 28.Na5+ Qxa5 29.Qxa5 Bxb2 30.Qxf5+- 26.Qh5+ Kf8 27.Qxf5++- 24...Rxg7 25.Ne5+ Kd6 26.b4 Bei gleichem Material steht der schwarze König mitten im Zentrum - eine für Schwarz komplett verlorene Stellung. c4 27.Qf2 27.Kh1 mit der Idee g4 war auch stark. 27...Qc7 28.g4? 28.Kh1!+- hätte den Damentausch vermieden und war deswegen besser. 28...Qa7! Der Damentausch steigert die schwarzen Überlebenschancen. 29.Qxa7 Rxa7 30.Rac1 h5 31.d3 hxg4 32.dxc4 d4 33.b5 axb5 33...Kc7! 34.cxb5 Rxa2? Der finale Fehler. 34...g3 und auch hier steht Weiß besser, doch es wäre noch alles möglich gewesen. 35.Rc6+ Kd5 36.Nd3! Droht Sb4 oder Te5 - jeweils mit Matt! Ne3 37.Nb4+ Ke4 38.Nxa2 Das Matt konnte Schwarz abwenden; das Problem mit dem Turm nicht! g3 39.h3 e5 40.fxe5 Rf7 41.Rg6 Rf2 42.Nc3+ dxc3 43.Rxg3 Rf3 44.Rxf3 Kxf3 45.b6 c2 46.Rc1 Ein wichtiger Sieg in der Karriere des jungen Thomas Beerdsen. 1–0
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Beerdsen,T2414Van Wely,L26621–02016B51Leiden Chess Tournament

Ebenso unterhaltsames wie furchtloses Spiel: Thomas Beerdsen

Loek van Wely spricht über seine Leistung beim Leiden Open, wie es sich anfühlt, Vater zu sein, wie sich sein Leben dadurch verändert hat, und über die Chancen der Niederlande bei der diesjährigen Schacholympiade.

In der letzten Runde traf van Wely auf Roeland Pruijssers. Ein Sieg hätte van Wely den Turniersieg gebracht, doch Pruijssers erreichte ein Remis und wurde dadurch mit 7.0/9 selber zum Gesamtsieger.

Roeland Pruijssers war – nach 2009 - zum zweiten Mal in Leiden dabei. Beide Male gewann er!

Nach seiner besten Partie im Turnier gefragt anwortete Pruijssers: “Ich würde den Lesern von ChessBase gerne meine Partie gegen van Wely zeigen, mit der ich den Turniersieg sicherstellen konnte. Es war allerdings nicht meine beste Partie – das wäre mein Weißsieg gegen Evgeny Postny gewesen. Loek ist mehrfacher niederländischer Meister und hat gegen alle Topspieler der Welt gespielt. Auf das Remis mit Schwarz in der entscheidenden letzten Runde bin ich deswegen sehr stolz.”

 
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1.d4 Nf6 2.c4 e6 3.g3 d5 4.Nf3 Be7 5.Bg2 0-0 6.0-0 dxc4 7.Qc2 a6 8.a4 Bd7 9.Rd1 Bc6 10.Nc3 Bxf3 11.Bxf3 Nc6 12.Bxc6 bxc6 13.Bg5 13.a5 Rb8 14.Ra4 Rb4 15.Na2 Rxa4 16.Qxa4 Qb8 17.Qxc4 Qb7 18.Bg5 Qxb2 19.Nc3 Nd5 20.Bxe7 Nxc3 21.Bxf8 Nxd1 22.Qxa6 Ne3! 23.fxe3 Qb1+ 24.Kf2 Qf5+ mit Dauerschach in Leko,P-Aronian,L Istanbul 2012. 13...Rb8 14.a5!? Die Idee von Weiß war, den Springer auf c5 zu stellen und anschließend den weißen b-Bauern gegen den Bc4 zu tauschen, wonach Weiß besser gestanden hätte. Ich überlegte an dieser Stelle lange, um das Entstehen solch einer unerfreulichen Stellung zu verhindern. 14.Rac1 h6 15.Bxf6 Bxf6 16.e3 Qe7 17.Ne4 Rb4 18.Qe2 Rxa4 19.Rxc4 Rxc4 20.Qxc4 e5 21.Qxa6 exd4 22.Nxf6+ Qxf6 23.Rxd4 Rb8 24.b4 Qe7 25.Qc4 Rb6 26.Qd3 Rb8 27.Qc4 Rb6 28.Kg2 Rb5 29.e4 g5 30.f3 Kg7 31.Qc3 Qf6 32.Kf2 Qe5 33.Qd2 Qf6 34.Rc4 Rb8 35.Ke3 Qe7 36.Qc3+ Kh7 37.Rc5 Rb6 38.Rf5 Kg8 39.Re5 Qf8 40.Rc5 Qb8 41.Qf6 Qf8 42.Qc3 Qb8 43.Qf6 Qf8 44.Qc3 1/2-1/2 (44) Kramnik,V (2800) -Karjakin,S (2763) Moscow 2011 14...Nd5N neu, aber nicht besonders gut 14...Nd7 14...Rb4 Nach der Partie meinte Loek, dies sei der beste Zug. 15.Na2 Rb5 16.Bxf6 Bxf6 17.Nc3 Rb4 18.Na2 Rb5 19.Nc3 Rb4 20.Na2 ½-½ Kovalyov, A -Kasimdzhanov,R Baku AZE 2015 15.Bxe7 Qxe7 16.Na4 Hier hatte ich selber das Gefühl, etwas schlechter zu stehen. Rb5 17.Qxc4!? 17.Nc5 e5 18.Qxc4 exd4 19.Nxa6 hatte ich befürchtet, denn jetzt ist der a-Bauer sehr stark. 17.Dxc4 ist aber auch gut. 17...Rxa5 18.Qxc6 Qb4 19.e3 19.b3!? War vielleicht der beste Zug, denn dann hätte Weiß seine Idee Sc5 verwirklichen können. 19...Qb3 20.Rdc1 h5 Einen besseren Zug habe ich nicht gesehen und nach der Partie habe ich dies für den besten Zug der Partie gehalten. Hätte ich übereilt etwas gespielt wie: 20...Rb8? dann wäre ich verloren gewesen wegen 21.e4! Nf6 22.Qxc7 und ich kann wegen des Grundlinienmatts nicht auf a4 schlagen.and I cannot take on a4 because of the mate on the back rank 21.h4 g6 Auch hier: Ich konnte nichts Besseres finden. 22.Ra3 Qb4 23.Rca1 Rb8 24.Qc2 Nicht präzise 24.e4?! Nb6! 24.Qc1 Qd6 24...Kg7 25.b3 25.Nc5! 25.b3 e5 25...Rxa3 26.Rxa3 24...Rab5 25.b3?! Der richtige Plan, doch Schwarz kommt mit seinem Gegenspiel gerade rechtzeitig. 25.Nc5 Qxb2 26.Qxb2 Rxb2 27.Rxa6 wäre etwas besser für Weiß gewesen, aber mit meinen aktiven Türmen und dem möglichen Springer auf g4 dachte ich, dass ich genügend Gegenspiel haben würde. 25.Nc3 Qxb2 26.Qxb2 Rxb2 27.Nxd5 exd5 28.Rxa6 Rc2= 25...Qd6! 26.Kh2 26.Nc5 Nxe3! 27.fxe3 Qxg3+ 28.Qg2 Qxe3+ 29.Qf2 Qxf2+ 30.Kxf2 Rd8! 31.Ra4 e5 mit Ausgleich 26...e5! Mit diesem Zug sind meine Probleme ausgestanden! 26...g5!? 27.hxg5 h4 Eine verrückte Idee, an die ich gar nicht gedacht habe. 27.Nc5 exd4 28.exd4 Nb4 mit Tempogewinn 29.Qe4?! 29.Qc4 Rd8 30.Kg1 30.Nxa6 Rf5! 30...Qxd4= 29...Rd8 30.Ra4 Qxd4 Ich sah, dass dies zum Remis reichen würde, doch Schwarz hatte eine Möglichkeit, die Initiative zu übernehmen. 30...Qf6! 31.Kg1 Rxd4 und Weiß muss die richtige Verteidigung erst noch finden. 31.Qxd4 Rxd4 32.Nxa6 c5 33.Nxb4 Rdxb4 mit Remisangebot. Mein Turniersieg war gesichert. ½–½
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Van Wely,L2662Pruijssers,R2463½–½2016E05Leidenchess Tournament

Roeland Pruijssers gewann im Laufe des Turniers gegen GM Evgeny Postny, IM Eric Rosin und FM Hugo Ten Hertog. Er habe zu keinem Zeitpunkt ernsthaft damit gerechnet, das Turnier zu gewinnen, weil er kürzlich seine Laufbahn als Profischachspieler beendet und ein Psychologiestudium an der Universität Leiden aufgenommen habe. Aber Schach belohnt Spieler, die in der Vergangenheit hart gearbeitet haben, auch dann einmal, wenn sie nicht mehr damit rechnen! Hier ist Roelands Sieg gegen Evgeny Postny:

 
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1.e4 e5 2.Nf3 Nc6 3.Bb5 a6 4.Ba4 Nf6 5.0-0 Be7 6.d3 d6 7.c3 0-0 8.Re1 Bg4 9.Nbd2 Nd7 10.h3 Bh5 11.Bc2 Bg5 12.g4 Bxd2 13.Bxd2 Bg6 14.Bg5 f6 15.Be3 Bf7 16.Nh4 g6 17.Qd2 Nb6 18.Bh6 Re8 19.Qe3 d5 20.Qg3 Kh8 21.g5 fxg5 22.Bxg5 Qd6 23.f4 dxe4 24.dxe4 exf4 25.Bxf4 Ne5 26.Rad1 Qe7 27.Bg5 Qc5+ 28.Kh2 Nbd7 29.Rf1 Bc4 30.Rf4 Rf8 31.b3 Be6 32.b4 Qb5 33.Rd2 a5 34.a4 Qc4 35.Bh6 Rf7 36.Rxf7 Bxf7 37.Nf5 Re8 38.b5 Qc5 39.Bd1 Rg8 40.Nd4 Bc4 Nach der Zeitkontrolle bekamen beide Spieler zusätzliche 30 min Bedenkzeit und konnten noch einmal intensiv über die Stellung nachdenken. 41.Nf3 Re8 42.Nxe5 Nxe5 43.Qf4 Droht ein tödliches Schach auf f6 Qe7 44.Bg5 Qe6 45.Bf6+ 45.Qf6+ Qxf6 46.Bxf6+ Kg8 47.Rd8 Rxd8 48.Bxd8± Dieses Endspiel anzustreben war ebenfalls eine gute Idee für Weiß. 45...Kg8 46.Rd4 Bedroht den Lc4, der nur wenig Rückzugsfelder hat. Ba2?! An einem besseren Tag hätte Postny eine bessere Verteidigung gefunden: 46...Rf8! 47.Qxe5 Rxf6 48.Rd8+ Rf8 49.Qxc7 Qxe4= 47.c4 Nd7 47...Rf8! 48.Qxe5 Qxf6 49.Qxf6 Rxf6= 48.Bg5 Ne5 49.c5 Die Spieler waren erneut in Zeitnot - die Fehlerquote stieg an. Bb3 50.Be2 Rf8 51.Qg3 Bc4 52.Bd1 h5? Eine vollkommen unnötige Schwächung. 53.Bf4! Und schon muss sich Schwarz wegen der Schwäche g6 Sorgen machen. h4? verliert einfach einen Bauern. 53...Nd3!? 54.Be2 Qf7 55.Bxd3 Bxd3 56.Rxd3 Qxf4 57.Qxf4 Rxf4 58.Rd8+ Kf7 59.Rd7+ Ke6 60.Rxc7 Rxe4 61.Rxb7± 54.Qxh4 Weiß hat nicht nur einen Bauern mehr, sondern auch eine komplett gewonnene Stellung. Bb3 55.Be2 Bc4 56.Bd1 Bb3 57.Be2 Bc4 58.Bxc4 Nxc4 59.Rd8 Re8 59...c6!? war besser, doch auch danach hätte Weiß gewinnen müssen. 60.Bxc7 Kg7 61.Rxe8 Qxe8 62.e5 Ne3 63.Qf6+ Kg8 64.e6 Nd5 65.Qf7+ Nach dieser eleganten Vereinfachung ist der Rest Sache der Technik. Qxf7 66.exf7+ Kxf7 67.Bxa5 Ke6 68.Kg3 Nf6 69.Bb6 Ne4+ 70.Kf4 Nc3 71.a5 Nxb5 72.c6 bxc6 73.a6 c5 74.a7 Nxa7 75.Bxa7 c4 76.Bd4 Es passiert nicht so oft, dass in einer komplexen Mittelspielstellung der stärkere Spieler vom schwächeren überspielt wird. 1–0
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Pruijssers,R2463Postny,E26251–02016C87Leiden Chess Tournament

Der Sieger der A-Gruppe, Roeland Pruijssers, Hauptsponsor Roel Piket, CEO von "Adhoc Solide", and Adrian Mensing, Sieger der B-Gruppe

Endstand nach 9 Runden:

# Name Pts Fed. Rtng TPR W-We BH SB
1 GM Pruijssers, Roeland 7.0 NED 2463 2638 +2.03 51.5 39.0
2 FM Ten Hertog, Hugo 7.0 NED 2458 2600 +1.68 50.0 37.0
3 GM Sandipan, Chanda 6.5 IND 2568 2589 +0.39 52.0 35.5
4 GM Van Wely, Loek 6.5 NED 2662 2593 -0.51 50.5 34.75
5 FM Kevlishvili, Robby 6.5 NED 2384 2467 +1.25 48.0 32.0
6 IM Pijpers, Arthur 6.5 NED 2473 2512 +0.65 47.5 33.25
7 GM Postny, Evgeny 6.0 ISR 2625 2536 -0.80 53.0 32.75
8 Van Tellingen, Frank 6.0 NED 2211 2539 +2.98 49.5 32.5
9 FM Beerdsen, Thomas 6.0 NED 2414 2480 +0.98 48.5 29.25
10 GM Ikonnikov, Vyacheslav 6.0 RUS 2538 2432 -1.00 48.0 30.5
11 IM Sagar, Shah 6.0 IND 2433 2318 -1.09 44.5 27.75
12 GM Pavlovic, Milos 6.0 SRB 2475 2422 -0.43 42.5 25.5
13 IM Slingerland, Fred 5.5 NED 2319 2494 +2.17 51.0 29.0
14 IM Sukandar, Irine K. 5.5 INA 2419 2399 -0.07 47.5 26.0
15 GM Horvath, Csaba 5.5 HUN 2520 2378 -1.35 45.5 25.75
16 FM Van Osch, Mees 5.5 NED 2275 2304 +0.47 42.0 22.5
17 IM Rosen, Eric S 5.0 USA 2393 2305 -0.83 44.5 21.5
18 Schmidt-Schaeffer, Seb. 5.0 GER 2384 2351 -0.30 44.5 21.0
19 Wilschut, Peter 5.0 NED 2237 2313 +0.92 44.0 22.25
20 IM Hendriks, Willy 5.0 NED 2407 2359 -0.40 44.0 20.25
21 Ratsma, Midas 5.0 NED 2171 2269 +1.03 39.0 18.75
22 Mokal, Amruta Sunil 5.0 IND 2078 2202 +0.94 39.0 16.0
23 FM Behrens, Harald 5.0 GER 2248 2122 -1.14 37.5 17.75
24 FM Plukkel, Sjoerd 5.0 NED 2304 2048 -2.62 32.0 17.25

Die israelische Mannschaft wird bei der Olympiade ohne ihre Spitzenspieler antreten, insbesondere Boris Gelfand ist hier zu nennen. Evgeny Postny (Foto) hingegen wird in Baku für sein Land dabei sein. Mit dem Turnier in Leiden und seinem nächsten Auftritt in Kavala, Griechenland, wollte er sich die richtige Form für die Olympiade holen, doch in Leiden lief es noch nicht so gut für ihn: 6.0/9 reichten nur für Platz 7.

Evgeny Postnys (Jahrgang 1981) beste Elozahl betrug 2674. Seit 2001 hat er für das Chessbase Magazin ein Vielzahl von Artikeln über die unterschiedlichsten Eröffnungsvarianten verfasst.

Die Entdeckung des Turniers: Hugo ten Hertog. Mit 7.0/9 wurde er Co-Sieger und landete nur wegen der "tiebreak rules" auf dem zweiten Platz.

Hugo schlug GM Peng Zhaoqin, GM Milos Pavlovic und FM Thomas Beerdsen, gegen Postny und Ikonnikov gelangen ihm Unentschieden - das reichte für eine GM-Norm. Einzig aufgrund seiner Niederlage gegen Roeland Pruijssers musste er sich schließlich mit dem zweiten Platz begnügen. Hier ist Hugos schöner Sieg gegen Milos Pavlovic.

 
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1.f39246%2436---
1.Nh38966%2508---
1.Na34262%2482---
1.e4 g6 2.d4 Bg7 3.Nf3 d6 4.c3 Nf6 Die Pirc Verteidigung ist eine von Hugos Lieblingseröffnungen, er gewann damit die letzte Runde und sicherte so seine Großmeisternorm. In dieser Partie spielt Pavlovic eine ungewöhnliche Variante, die harmlos erscheint. 5.Bd3 0-0 6.0-0 c5 7.h3 Nc6 8.Nbd2 8.d5 wäre interessant gewesen 8...Qc7 9.Re1 cxd4 10.cxd4 Nh5 11.Nb3 Das weiße Zentrum sieht beeindruckend aus, und Schwarz muss erst noch zeigen, wie er dieses zerstören will. Weiß steht etwas besser. a5 12.Be3 a4 13.Nbd2 Nb4 14.Bc4 14.Bf1!? Nc2 15.Rc1 Nxe3 16.Rxc7 Nxd1 17.Rxd1 Der Turm auf c7 sichert Weiß Vorteil. 14...d5! sprengt das Zentrum bei erster Gelegenheit. 15.a3 15.exd5 Nf6 Schwarz gewinnt den Bauern auf d5 zurück und steht gut. 15...dxc4 16.axb4 Weiß hat noch immer sein starkes Zentrum, doch Schwarz verfügt über das Läuferpaar. b5 17.e5 Bb7 18.Nb1 f6! Ten Hertog will die Stellung öffnen, was seinen Läufern zugute käme. 19.Nc3 fxe5 20.Nxe5 20.dxe5 Bxf3-+ 20...Rad8?! Es wäre wichtig gewesen, mit Dd6 das Feld e6 zu decken. 20...Qd6! 21.Nxb5 21.Qg4 Nf6! 21...Qd5-+ 20...Nf4 21.Bxf4 Rxf4 22.Nxb5 21.Qg4! Bc8 22.Qe4 Bb7 23.Qg4 Bc8 24.Qh4 Weiß spielt auf Gewinn. Bf6 25.Bg5 Qb6 26.Rad1 Ng7 27.Bxf6 exf6 28.Ng4 Bxg4 29.Qxg4 Qd6 Dank der besseren Bauernstruktur steht Schwarz hier auch etwas besser. 30.Ne4 Qxb4! 31.Nc5 Rfe8 32.Rxe8+ Rxe8 33.Qf3 Qxb2 34.Ne4 Qb3! Präzise berechnet! 35.Nxf6+ Kf7! 35...Kh8 36.Nxe8 Qxf3 37.gxf3 Nxe8 38.Rb1 Nd6 39.Kf1= 36.Qf4 36.Nxe8+ Qxf3 37.gxf3 Nxe8 38.Rb1 Nd6-+ Der König kommt schnell nach d5 und Schwarz gewinnt. 36...Qxd1+ 37.Kh2 Ne6 0–1
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Pavlovic,M2475Ten Hertog,H24580–12016B07Leiden Chess Tournament

Robby Kevlishvili wurde mit 6.5/9 Fünfter

Robbys Sieg gegen GM Sandipan Chanda war sehr beeindruckend. Er dominierte das Spiel von Beginn an und beendete es blitzsauber.

 
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1.d4 Nf6 2.c4 g6 3.Nc3 Bg7 4.e4 d6 5.Be2 0-0 6.Bg5 Sandipan schätzt normalerweise keine scharfen Theorievarianten, doch dieses Mal wählt er die Averbakh-Variante der Königsindischen Verteidigung. c5 7.d5 e6 8.Qd2 exd5 9.cxd5 9.exd5 ist sicher stärker (siehe Magnus Carlsen gegen Loek van Wely), doch hier kann Schwarz mit akkuratem Spiel ausgleichen. 9...Re8 10.f3 a6 11.a4 Qa5 Irgendwie hat Weiß die Varianten vermischt - plötzlich hat er Probleme mit der Entwicklung des Sg1. 12.Ra3 12.Nd1!? 12...Qb4 13.Be3 Nbd7 14.Nh3 Ne5 15.Nf2 Nfd7 16.0-0? 16.a5 b5 17.0-0 mit ungefährem Ausgleich 16...Nb6! Plötzlich ist Sc4 eine starke Drohung. Weiß muss beide Läufer aufgeben. 17.Ra2 Nbc4 18.Qc1 Nxe3 19.Qxe3 Nc4 20.Bxc4 20.Qc1 Nxb2! 20...Qxc4 Nach nur 20 Zügen ist Weiß in großen Schwierigkeiten. Die schwarzen Läufer sind extrem stark, während zugleich Weiß über keine aktiven Möglichkeiten mehr verfügt. 21.Raa1 Bd7 22.Rfc1 Qb4 23.Qe2 b5! 24.a5 Qd4 25.Rd1 Qf6 26.Rd2 Qd8 27.Ncd1 Qc7 28.Ne3 c4 29.g4 Rac8 30.f4 c3 31.bxc3 Bxc3 32.Rc2 Qa7 32...Bxa1 33.Rxc7 Rxc7 gewinnt auch, aber wenn man ohnehin auf Gewinn steht, muss man keine materiellen Ungleichgewichte erzeugen. 33.Rac1 Bxa5 34.Rxc8 Rxc8 35.Rxc8+ Bxc8 36.e5 Bb6 37.Ned1 dxe5 38.fxe5 Qd7 39.Ne3 Bxe3 40.Qxe3 Qxd5 41.Qb6 Bb7 42.Kf1 Qc4+ 43.Ke1 Qc3+ 44.Kf1 Qa1+ 45.Ke2 Qxe5+ 46.Kf1 Bf3 47.h4 Qa1+ Ein schwarzer Tag für den indischen Großmeister - ein schöner Sieg für den jungen Robby Kevlishvili. 0–1
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Chanda,S2568Kevlishvili,R23840–12016A65Leiden Chess Tournament

GM Sandipan Chanda aus Indien war Dritter des Setzliste ebenso wie in der Endabrechnung

Obgleich Chanda eine überraschende Niederlage gegen Kevlishvili hinnehmen musste, ließ er sich nicht unterkriegen und gewann die wichtige Partie in der letzten Runde gegen den Ungarn Csaba Horvath. Dank dieses Sieges kam Chanda noch auf 6.5/9. Außer Roeland Pruijssers war Chanda der einzige Großmeister, der in Leiden Elopunkte hinzugewinnen konnte.

Photos: Amruta Mokal

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Sagar Shah ist ein junger Internationaler Meister aus Indien. Er ist zugleich ausgebildeter Wirtschaftsprüfer und würde gerne der erste indische Wirtschaftsprüfer sein, der Großmeister wird. Sagar berichtet leidenschaftlich gerne über Schachturniere, denn so begreift er das Spiel, das er so liebt, besser. Aus Leidenschaft für das Schach betreibt er auch einen eigenen Schachblog.

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