Roven Vogel (Foto: Deutscher Schachbund)
Der aus dem sächsischen Nossen stammende Roven Vogel ist eins der größten deutschen Nachwuchstalente. 2012 wurde er Deutscher Meister U12 und nur zwei Jahre später, Anfang 2014, gelang ihm in Guben eine IM-Performance. In der letzten Runde gewann er mit Schwarz eine denkwürdige Partie gegen GM Andrei Gavrilov, der kurz zuvor das Turnier von Böblingen gewonnen hatte.
Andrei Gavrilov
Roven Vogels Entwicklung im letzten Monat ist rasant. Im August gewann er ein Turnier in Vellmar mit 6 Punkten aus 7 Partien und beim ZMDI-Open in Dresden kam er mit 5,5 aus 9 auf eine Elo-Performance von 2447. Diese beiden Ergebnisse bescherten ihm im August einen Elo-Gewinn von 155 Elo-Punkten und mit seiner neuen Elo-Zahl von 2434 ist er jetzt in der erweiterten Weltspitze der Jugendlichen U14 angekommen. Mitentscheidend für Vogels Sieg in Vellmar war sein Sieg gegen Ferenc Langheinrich.
Nominell steht der Nossener in Deutschland und in Europa sogar auf Platz 1 der U14-Rangliste und in der Weltrangliste dieser Altersstufe liegt er auf Platz 3. Wenn noch die nötige Konstanz hinzukommt, wird es weiter aufwärts gehen. Denn in einigen Partien blitzt schon jetzt erstaunliche Klasse auf. Schade, dass der jetzige Leistungssprung zu spät für die Bundesliga-Nominierung kam. Der Neuzugang des Bundesliga-Aufsteigers USV Dresden wurde leider nur in der zweiten Mannschaft gemeldet.
Seit zwei Jahren trainiert Roven regelmäßig mit Chessbase-Software und verfolgt aufmerksam alle großen Turniere.
Roven Vogel: "Ich trainiere seit etwa dreieinhalb Jahren mit Henrik Teske. Wir treffen uns alle drei Monate bei mir zu Hause, analysieren Partien, studieren Eröffnungen und versuchen Fehlerquellen auf die Spur zu kommen, um sie zu beseitigen. So eine Trainingssession dauert meist drei bis fünf Tage und auch der Spaß kommt dabei nicht zu kurz kommt.
Außerdem betreut mich Henrik bei Turnieren.
Roven Vogel und Henrik Teske bei der Vorbereitung
Dort lässt er mich in der Regel selbständig spielen, greift aber ein, wenn ihm auffällt, dass etwas schief läuft. Manchmal betreut mich Henrik bei Turnieren auch über Skype. Wir beraten meistens, welche Eröffnung und welche Strategie gegen den nächsten Gegner sinnvoll ist. Allerdings bereite ich mich meist eigenständig vor.
Generell arbeite ich zu Hause viel, was manchmal mit den Plänen meiner Familie kollidiert. Ich verfolge fast alle großen Turniere, meistens live. Besonders gefallen mir dabei Partien von Richard Rapport, Baadur Jobava, Fabiano Caruana und natürlich die von meinem Lieblingsspieler, Weltmeister Magnus Carlsen."
Bei der Olympiade drückte Roven außer den deutschen Mannschaften auch den US-Boys die Daumen. Ihn motivieren die Erfolge junger Spieler und den Schützlingen seiner Trainer. Hoch im Kurs stehen dabei die jungen chinesischen Olympiasieger Wei Yi (15) und Yu Yangyi (20) und die beiden jungen Inder Murali Karthikeyan (2011 U12-Weltmeister und 2013 Weltmeister U14) und Aravindh Chithambaram. Beide haben vor kurzem ihre dritte GM-Norm erzielt.
Für die Jugend-WM, die vom 19. bis 30. September 2014 in Südafrika stattfindet, hofft er auf ein Wiedersehen mit den US-Boys Samuel Sevian und Cameron Wheeler, die bei der Jugend-WM vor zwei Jahren in Maribor (Slowenien) in Rovens Altersklasse Gold und Silber gewinnen konnten und ihm in Südafrika die Bürde des Elo-Favoriten abnehmen würden.
Der 13-jährige Samuel Sevian auf dem Weg zur seiner
dritten GM-Norm beim 3. Washington International
Wenn Roven in Südafrika so spielt wie im August 2014, kann er unter den ersten Zehn landen. Um noch weiter vorn zu landen, braucht man allerdings ein wenig Glück, wie auch die Deutsche Meisterschaft U14 in Magdeburg gezeigt hat. Roven blieb zwar als Einziger ungeschlagen, landete aber nur auf dem undankbaren 4.Platz.
Auch für seine beste Partie bei der Deutschen Jugendmeisterschaft wurde er nur mit einem Remis belohnt. In dieser Partie wollten wir den Gegner überraschen und wichen von Rovens üblichem Repertoire ab, aber der Gegner zeigte sich bestens vorbereitet.
Viele Leute haben Rovens noch junge Schachkarriere gefördert. Ein besonderer Dank gebührt seinen Eltern, die Roven phantastisch unterstützen und immer ausgezeichnete Trainingsbedingungen schaffen. Sein Heimatverein Siebenlehner SV hat alles getan, was einem kleinen Verein in einer 7.000-Seelen-Gemeinde möglich ist. Peter Kahn hat für eine sehr gute schachliche Grundausbildung gesorgt. Auch der Jugendschachbund im Schachverband Sachsen hat Außerordentliches geleistet. Organisatorisch sitzt beim Leiter Leistungssport Frank Schulze und SVS-Geschäftsführerin Hannelore Neumeyer jeder Handgriff und auch die erfahrene und spielstarke Trainergilde kann sich sehen lassen. Ein herzlicher Dank geht aber auch an die Schulbehörden, die den guten Schüler großzügig freistellen und nicht zuletzt an die letzte und die zukünftige sächsische Landesregierung. In Sachsen ist Schach Sport und Spitzenschach selbstverständlich Leistungssport!
Text: Henrik Teske