Erfolgreiches Arcapita Open
Text: GM Mikhail Golubev
Fotos: A. Jalil, S.M. Ayyad, Jaffar Ali und Jamal E. Abdulghaffar
Einleitend möchte ich mich bei den Organisatoren des Arcapita International
Chess Championship bedanken, weil sie mich eingeladen zu haben, an diesem Turnier,
das vom 24. Januar bis zum 2. Februar 2009 stattfand, teilzunehmen und darüber
zu berichten.
Die meisten meiner Landsleute wissen beinahe nichts über dieses kleine, moderne
Land, das Königreich Bahrain. Ein britischer Kollege von mir meinte, ich sollte
meine Rundenberichte informell "Ein Ukrainer in Bahrain" nennen. (Exotischer
als ein Engländer in New York). Aber da ein so bedeutender Wettkampf wie das
Match Kramnik gegen Fritz hier im Jahre 2002 ausgetragen wurde, gehören die
Schachspieler zu denen, die mit Sicherheit schon einmal von Bahrain gehört haben.
(Wie wahrscheinlich auch die Formel 1 Fans, und, ja, in Bahrain haben sie auch
die besten Pferde der Welt!).
Den Schachklub Bahrain gibt es erst seit drei Jahren, er hat kein festes Spiellokal
und erhält keine staatlichen Zuwendungen. Dennoch wurde das Internationale Open
hier bereits zum zweiten Mal organisiert. Dank des neuen Turniersponsors, der
Arcapita Bank, war das Turnier dieses Jahr sehr viel stärker als das vorherige.
Etwas weniger als 100 Spielern aus 20 Ländern nahmen teil, darunter 45 ausländische
Spieler, unter denen 14 Großmeister waren.
Genau genommen fand das Turnier in Manama, der Hauptstadt von Bahrain, statt.
Aber da das Land klein ist (die Einwohnerzahl liegt wie in meiner Heimatstadt
Odessa bei ungefähr einer Million), neigen die Leute dazu, einfach 'Bahrain'
anstelle von 'Manama' zu sagen.
ERÖFFNUNGSFEIER
Die äußerst eindrucksvolle Eröffnungsfeier fand am Samstag, dem 24.
Januar, im Alumni Club statt.
Ein führenden Mitglied des Arabischen Schachverbands, Ibrahim Al-Banai,
der Vorstandsvorsitzende der Arcapita, Atif Abdulmalik und der Geschäftsmann
Abdulrahman Jamsheer
Turnierdirektor Jamal Abdulghaffar
Gesang zur Eröffnung
Der Arcapita-Vorstandsvorsitzende Atif Abdulmalik führt einen symbolischen Zug
aus. Neben ihm stehen Jamal Abdulghaffar und der Handels- und Wirtschaftsminister
Dr. Hassan Fakhro.
Ein Militärorchester aus Bahrain
An Eins gesetzt war Pavel Tregubov, der 2000 Europameister wurde. Der russische
Großmeister lebt schon seit vielen Jahren in Paris.
Tregubov und der ägyptische Großmeister Basem Amin spielen eine symbolische
Partie.
Der an zwei gesetzte Vadim Malakhatko spielte ebenfalls eine symbolische Partie,
gegen Ahmed Adly.
Ich habe sogar zwei Großmeister getroffen, die nicht gespielt haben: Meine alten
Freunde Alex Raetsky (Russland) und Sarkhan Guliev (Aserbaidschan) kamen als
Trainer mit ihren Schülern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
GM Raetsky mit seinen Schülern
GM Guliev mit seinen Schülern
Der Präsident des Schachklubs Bahrain, Dr. Khalid Al-Awadhi unterhält sich
mit jungen Schachfans
GM Sergey Kasparov und WIM Tatiana Kasparova aus Weißrussland
Sie kamen aus dem Norden: GM Kveinys und ich selbst
GM Malakhatko spielt eine Freundschaftspartie gegen Yasser Al-Raee, den Direktor
der Immobiliensparte bei Arcapita
Schach macht Spaß!
Die Hauptorganisatoren und die VIP-Gäste
SPIELERGALERIE
Die folgenden Bilder stammen aus den ersten Runden.
Mohamed Abdullah (Bahrain) gegen Malakhatko
Eine neue indische Hoffnung?
Sanajaya Gunawarkona (Sri Lanka) gegen Tregubov
Yannick Pelletier gegen Al Haddad Mohamed (Bahrain)
Zur Zeit gibt es in Bahrain noch keine Schachspielerinnen mit internationaler
Elo-Zahl, aber das ändert sich hoffentlich bald.
Mama nimmt den Bauern...
Dalal Al-Ghasra (Bahrain)
Aysha Mutaywea (Bahrain)
Und jetzt die Profis...
GM Rasul Ibrahimov aus Aserbaidschan
GM Essam El Ghindy verfolgt die Partie von GM Valentin Iotov
Ihr Berichterstatter - es scheint, er braucht einen Kaffee
Ein gefährlicher Taktiker: IM Mohamed Ezat aus Ägypten
Malakhatko bei der Arbeit
Malakhatkos Freundin IM Anna Zozulia
SPIELFREIER TAG: GALADINER IN NATIONALMUSEUM VON BAHRAIN
Am 29. Januar war spielfrei und am Abend gab es ein Galadiner im Nationalmuseum
von Bahrain. Für mich war dies ohne Zweifel der eindrucksvollste Museumsbesuch
meines Lebens. Lassen wir die Bilder für sich sprechen!
DIE SIEGER
Die entscheidende Partie der Schlussrunde, Malakhatko-Iotov, endete friedlich.
Damit gewann Vadim Malakhatko die Arcapita International Chess Championship
2009. Mit einem halben Punkt weniger landete Iotov auf dem zweiten Platz. Der
iranische Großmeister Elshan Moradiabadi schlug in der letzten Runde seinen
Landsmann GM Amir Bagheri und landete auf dem dritten Platz.
Malakhatko hat schon viele internationale Turniere gewonnen und sein bislang
größter Erfolg war wahrscheinlich der Gewinn der Mannschaftsweltmeisterschaft
2001 - er war Mitglied der ukrainischen Nationalmannschaft. Heutzutage engagiert
er sich für Belgien und Anna Zozulia.
Indian IM Roy Chowdhury, der in der Schlussrunde Remis gegen GM Rasul Ibrahimov
spielte, erzielte seine zweite Großmeisternorm. Eine weitere GM-Norm erzielte
der Georgier IM Davit Jojua, der allerdings alle notwendigen Normen schon beisammen
hatte - er muss nur noch die Marke von 2500 Elopunkten erreichen, um den Titel
zu bekommen. FM Moklis Adnani aus Marokko, der 6 Punkte erzielte, machte eine
IM-Norm.
Der amtierende Bahrain-Meister, Ali Al Sulaiti, schnitt von den lokalen Spielern
am besten ab (5 Punkte, 37. Platz).
Das Organisationsteam und die Sponsoren haben ein phantastisches, erfolgreiches
Turnier auf die Beine gestellt, das von allen geschätzt wurde! Bei der Abschlussfeier
wurde verkündet, dass das Turnier im nächsten Jahr sogar noch stärker sein wird....
Besondere Erwähnung verdient der Spielsaal, der Alumni Club-Al Adliya, im Isa
Bin Salman Kulturhaus. Wie der an Eins gesetzte GM Pavel Tregubov in seiner
Ansprache bei der Abschlussfeier erklärte, war das eins der besten Spiellokale,
das er je gesehen hätte.
Der Sieger der Arcapita Championship GM Vadim Malakhatko, umgeben von Organisatoren
und Spielern
MEDIENBERICHTE
Die Zeitung Gulf Daily News - Die Stimme Bahrains räumte den Rundenberichten
des Sportredakteurs Vijay Mruthyunjaya und Partien, bei denen ich die Kommentare
schrieb, jeden Tag viel Raum ein. Und so sah das aus:
An einem Tag war das jedoch anders: Der Schlussreport nahm zwei Seiten ein!
Vijays Artikel können unter
www.gulf-daily-news.com
gelesen werden.
Jeden Tag vor Ort war auch
BAHRAIN SPORT TV (Reporter: Noora Khalifa,
Redakteur: Hussian Esa) und sorgte für hübsche, ausführliche Fernsehberichte.
Die Ergebnisse wurde auf der Seite des Schachklubs Bahrain -
www.bahrainchessclub.com
- und auch bei
chess-results.com veröffentlicht.
PARTIEN
Als Kommentator der aktuellen Partien habe ich versucht, die besten Partien
herauszusuchen. Die Partie
Adnani gegen
Adly war vielleicht die interessanteste Partie, die ich in Bahrain gesehen
habe.
Partienauswahl Bahrain...
POSTSKRIPT
Vor meiner Ankunft in Bahrain hatte ich mich bei Wikipedia etc. mit etwas Wissen
über Bahrain bewaffnet. Und erfuhr, dass dies eine Insel ist (oder zumindest
eine Inselgruppe - aber eine Insel ist sehr viel größer als die anderen). Am
meisten überrascht hat mich, dass ausnahmslos jeder, den ich getroffen habe,
sich auf Englisch unterhalten konnte. Und die liberale Grundeinstellung. Bahrain
steht in dem Ruf, das liberalste Land der arabischen Welt zu sein. (Es ist übrigens
auch das kleinste arabische Land).
Zum Vergleich: Holland wird oft als das liberalste europäische Land bezeichnet.
Aber die Liberalität endet immer irgendwo. In Bahrain ist es nicht gestattet,
Alkohol auf der Strasse zu trinken, was eine gute Idee zu sein scheint. Schwerer
zu verstehen ist, warum das Rauchen plötzlich in allen holländischen Restaurants
verboten wurde. Wohingegen fehlende Raucherbereich in den Transitzonen der Flughäfen
(so wie in Istanbul, wo ich beim Rückflug ein paar Stunden Aufenthalt habe)
einfach nur eine Demütigung sind und sonst nichts. Wenn ich daran denke, dann
würde ich am liebsten für immer in Bahrain bleiben.