Schach in Neuseeland

von Murray Chandler
04.01.2015 – Neuseeland ist weit weg von Europa. Aber dafür scheint dort im Januar die Sonne. Auch beim New Zealand Open herrschen für Europäer ungewöhnliche Bedingungen, denn die 115 Teilnehmer aus 15 Ländern spielen in einer 1916 errichteten Kirche. Mittlerweile gehört sie Turnierorganisator GM Murray Chandler. Doch er ist nicht der einzige GM in Auckland. Mehr...

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Es ist ein ungewöhnliches Schachzentrum - eine 1916 gebaute Kirche samt angrenzender Kirchenhalle. Im März 2014 gab GM Nigel Short, der gerade in Sachen FIDE-Wahlen unterwegs war, dort zur Eröffnung des New Zealand National Chess Centre eine Simultanveranstaltung - und am gleichen Ort finden jetzt die New Zealand Open Championships 2015 statt. Vier Großmeister spielen - ein fünfter organisiert. GM Murray Chandler berichtet aus Devonport, Auckland.

Im Leben wie im Schach handeln wir manchmal impulsiv. Ende 2013 litt ich ein wenig unter Langeweile und habe deshalb eine Kirche gekauft. Leider - und anders als im Schach - gibt es keine Engine, die mir sagt, ob das ein guter Zug war oder nicht.

Wer “A” sagt, muss auch “B” sagen. Der nächste Schritt? Ein Schachzentrum errichten natürlich.

Globetrotter Nigel Short schaute im März 2014 vorbei, um ein Simultan zu spielen und verhalf dem Zentrum so zu einem schönen Start.

Jung und alt wollten gegen den berühmten Großmeister spielen.

Maggie Barry, die Parlamentsabgeordnete des Ortes, begrüsste die Gäste mit einer amüsanten Rede. In Neuseeland ist sie "weltberühmt", da sie jahrelang eine Garten-Show im Fernsehen moderiert hat.

Doch sie hat auch Verbindungen zum Schach. Maggies Partner Grant Kerr (hier beim Simultan gegen Nigel) hat früher auf internationalen Turnieren und bei Olympiaden für Neuseeland gespielt.

Mit freundlicher Unterstützung des neuseeländischen Schachverbands wurden eine Reihe bekannter Spieler zu dem Turnier, das am 1. Januar begonnen hat, eingeladen. Hier sieht man den dänischen GM Allan Stig Rasmussen (links) bei einer Grillfeier, die die Gäste aus Übersee auf das Turnier einstimmen sollte. Rechts sieht man, wie ich versuche, mich daran zu erinnern, wie die Figuren ziehen.

Devonport bietet ein wundervolles Panorama auf den Hafen von Auckland. Hier spielen Alexandra Jule und Darcy Mendoza eine Freundschaftspartie zu Silvester. Sie reisten mit der Gardiner Schachgemeinschaft aus dem australischen Queensland an.

Vielleicht sollte man diese inspirierende Kulisse beim Turnier im nächsten Jahr als Hintergrund für Brett 1 nehmen. Unser alter Freund IM Herman van Riemsdijk (Brasilien) spielt hier gegen Layla Timergazi, eines der größten neuseeländischen Talente. Die roten Blüten links im Bild gehören zu einem "Pohutukawa" - dem neuseeländischen Weihnachtsbaum.

Auf zum Turnier. Wow, unser Banner flattert über der Hauptstraße. Dank der Devonport Business Association. 

Rundenbeginn im größten von drei Spielsälen in der Kirchenhalle. 115 Spieler aus 15 Ländern gingen an den Start. Hoffentlich sind die Spielbedingungen okay; das ist unser erstes großes Schachturnier an diesem Ort.

Nummer eins der Setzliste – mit einem Abstand von 144 Elo-Punkten auf die Nummer zwei – ist der englische GM David Howell (Elo 2670). Wer gegen ihn gelost wird, denkt sich vielleicht, er könnte nebenan mit einem schnellen Gebet um göttlichen Beistand ersuchen.

Wie cool ist das denn? Nathan Goodhue aus dem Auckland Chess Centre muss mit Schwarz gegen Klaus Bischoff, doch ist 15 Minuten nach Beginn der Partie noch nicht am Brett zu sehen…

Verkehrsstau! In Neuseeland sind wir tolerant – genullt wird nur, wer nach einer Stunde noch nicht da ist, wie in der guten alten Zeit.

Runde 3 und die Gegner werden besser. Fedja Zulfic (Australien) spielt gegen die Nummer drei der Setzliste, GM Zhao Xue aus China.

Die Analysen nach der Partie finden natürlich im Kirchengebäude gegenüber statt.

Matthew Drummond (Australien) und Helen Milligan (früher Schottland, jetzt Neuseeland) analysieren ihre Remispartie.

Die neuseeländischen Meisterschaften haben eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1879 zurückreicht. Den berühmten silbernen Turm (der auf dem Bild zu sehen ist) gibt es immer noch und Name des besten neuseeländischen Spielers im Turnier wird auf diesem Turm eingraviert werden.

Auch im weit entfernten Auckland hat die beliebte IM Irene Sukandar einen Fanclub. Dieser indonesische Fan wollte einmal vorbeischauen.  

Für Reinhard Gunawan, der in der Gegend lebt, gab es nach der Partie ein paar Tips.

Schiedsrichter und Offizielle des neuseeländischen Schachverbands genießen die Sonne während der ersten Runde. In Neuseeland ist jetzt Sommer und Januar ein idealer Monat, um das Land zu besuchen. Hoffentlich sehen wir nächstes Jahr ein paar Leser hier vor Ort.

Stand nach drei Runden

Pos T NAME Rtg PRtg Fed Pts
1 GM Zhao, Xue 2514 2811 CHN 3.0
2 GM Bischoff, Klaus 2490 2822 GER 3.0
3 IM Sukandar, Irine Kharisma 2392 2881 INA 3.0
4 IM DIVE, Russell J 2441 2852 NZL 3.0
5 GM Howell, David W L 2670 2132 ENG 3.0
6 IM KER, Anthony F 2435 2824 NZL 3.0
7 -- Zelesco, Karl 2210 2363 AUS 2.5
8 GM Rasmussen, Allan Stig 2526 2298 DEN 2.5
9 FM HAGUE, Ben 2462 2376 NZL 2.5
10 FM CROAD, Nicholas 2366 2317 NZL 2.5
11 FM Le Roy, Brice 2290 2441 FRA 2.5
12 IM GARBETT, Paul A 2355 2376 NZL 2.5
13 FM SMITH, Robert W 2367 2348 NZL 2.5
14 -- GAO, Hans 2293 2344 NZL 2.5
15 -- MCNABB, Matthew D 2100 2205 NZL 2.5
16 FM Reilly, Tim 2238 2240 AUS 2.5
17 -- Drummond, Matthew 2231 2255 AUS 2.5
18 IM Van Riemsdijk, Herman C. 2356 2222 BRA 2.5
19 FM STEADMAN, Michael V R 2311 2330 NZL 2.5
20 -- KRSTEV, Antonio 2071 2207 NZL 2.5

Partien der Runden 1-3

Turnierseite


Murray Chandler ist ein Schachgroßmeister aus Neuseeland. Er hat an einer Reihe von Schacholympiaden teilgenommen und für England und Neuseeland gespielt. Er ist Schachautor, Schachorganisator, Philanthrop und seit kurzem Besitzer einer Kirche im neuseeländischen Auckland.

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