13.09.2017 – Für ein noch größeres Aufsehen als das Favoritensterben in der 3. Runde des World Cups sorgte der Auftritt von Anton Kovalyov in kurzer Freizeithose und der folgende Disput mit dem Cheforganisator Zurab Azmaiparshvili. Am Ende gab es viele Verlierer.
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Viele Verlierer!
In der dritten Runde des World Cups in Tiflis schieden Carlsen, Kramnik, Caruana und Nakamura aus, aber für die größte Aufregung sorgte wohl der "Hosen-Zwischenfalls" um Anton Kovalyov. Kovalyov stammt eigentlich aus Russland, hat einige Zeit in Argentinien gespielt und lebt seit zehn Jahren in Kanada. In der zweiten Runde scheiterte Viswanathan Anand an Kovalyov und schied aus.
Zur dritten Runde erschied Kovlyov in den gleichen Shorts, die er schon in den ersten beiden Runden getragen hatte, um zur Partie gegen Maxim Rodshtein anzutreten. Schiedsrichter Tomasz Delaga sah Kovalov in seinen kurzen Hosen und wies den Spieler darauf hin, dass diese Erscheinung mit dem FIDE-Dresscode nicht in Einklang stünde. Kovalyov nahm dies zur Kenntnis, und wunderte sich dann noch über die Farbverteilung in der ersten Partie gegen Rodshtein, da er davon ausgegangen war, dass er Weiß hätte, sollte aber nun mit Schwarz spielen. Die Situation war eigentlich entspannt und Degada gab später an, dass er nicht die Absicht gehabt hätte, Kovalyov in irgendeiner Weise an diesem Tag zu bestrafen, sondern dass er den Spieler nur dazu bewegen wollte, am nächsten Tag in einem angemesseneren Aufzug zu erscheinen.
Nun kam aber Zurab Azmaiparashvili, Cheforganisator des Turniers, hinzu, da er sah, dass Delaga und Kovalyov miteinander diskutierten, ließ sich die Angelegenheit kurz erklären und sprach den kanadischen Großmeister nun energisch an- wohl zu energisch -, erläuterte ihm, dass er aussähe, "wie eine Zigeuner" und dass er den Dresscode einhalten solle, sonst würde er bestraft.
Anton Kovalyov fühlte sich durch die Art der Ansprache angegriffen und beleidigt und verließ empört den Turniersaal. Die Turnierleitung glaubte, dass er sich nun eine andere Hose anziehen würde. Stattdessen checkte Kovalyov aus und verließ das Hotel. Nach einer Viertelstunde Karenzzeit wurde seine Partie als verloren gewertet. #
Kovalyov reist ab
Erklärungen und Stellungnahmen
Der Vorfall sorgte für einige Aufregung und hinterher haben beide Seiten Erklärungen abgegeben.
In den "Regulations" für den World Cup wird von den Spielern eine "angemessene Erscheinung" erwartet und im Übrigen auf die allgemeinen FIDE-Regulations verwiesen.
"3. 13. 4. Players are requested to note the requirements of FIDE Regulations C.01 (Article 8.1) in respect of their dignified appearance at all times during the World Cup."
Erläuterungen zum FIDE-Dresscode findet man in aller Ausführlichkeit hier... Kurze Hosen gehören nicht zu der Ausstattung, die die FIDE auf ihren offiziellen Turnieren sehen möchte.
Stellungnahme von Hauptschiedsricher Tomasz Delaga:
Zurab Azmaiparashvili erläuterte im Interview mit Sahar Sah seine Sicht der Dinge:
Kovalyov nahm auf Facebook schriftlich Stellung:
Nach dem Vorfall hat die Spielergewerkschaft ACP für Kovalyov Partie ergriffen und sammelt Unterschriften, um gegen die unangemessene Behandlung des Spielers zu protestieren. Über 1000 Schachfreunde haben bereits unterschrieben.
1000+ chess people signed our petition within just two days. Join now and raise your voice. Chess deserves better! https://t.co/0vMZCFeP3r
Wie so oft bei solchen Vorfällen gibt es viele Verlierer. Anton Kovalyov, der zuvor Anand ausgeschaltet hatte, wurde um seine Chance beraubt, ein noch höheres Preisgeld zu gewinnen oder sich vielleicht sogar für das Kandidatenturnier zu qualifizieren. Auf der anderen Seite kann aber auch wirklich nur ein Schachspieler auf die Idee kommen, dass man zur Teilnahme an einem großen internationalen Turnier in "Räuberzivil" erscheinen kann. Auch die Idee, man könne ein dreiwöchiges Turnier mit einer einzigen dünnen kurzen Hose betreiten, kommt nicht jedermann in den Sinn. Schach ist der einzige Sport, in dem es keine adäquate Sportkeidung gibt und in dem die Spieler ihre Erscheinung im Turniersaal eigenverantwortlich bestimmen dürfen oder sollen - viele sind dazu nicht in der Lage.
Der Chefschiedsrichter Tomasz Degada hat sich offenbar korrekt verhalten. Man kann den Schiedsrichtern höchstens vorwerfen, nicht schon früher, zu Beginn des Turniers, auf den Spieler zugegangen zu sein. Taktvoller wäre es sicher gewesen, den Spieler erst nach der Partie auf die Angelegenheit aufmerksam zu machen.
Zurab Azmaiparashivili hatte auch als Organisator nicht das Recht, sich in das Gespräch zwischen dem Schiedsrichter und dem Spieler einzumischen. Er hat für den ordentlichen Ablauf des Turniers zu sorgen, nicht für die Einhaltung der Regeln an den Tischen. Zudem wäre Azmaiparashvili als Vorsitzender des Berufungsgerichts erst recht verpflichtet gewesen, sich rauszuhalten. Kovlyov hätte vielleicht besser Berufung einlegen und Azmairashvili dann als befangen ablehnen sollen. Auch die Art der Ansprache von Azmaiparashvili gegenüber dem Spieler, muss man dringend vermuten, war unangemessen.
Dem Ansehen des Schachs hat der Vorfall nicht gedient.
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