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Presskonferenz
In der Pressekonferenz sorgten die Engländer für Aufregung, als die behaupteten, Schachboxen sei schon in den 1970er Jahren in London erfunden worden.
Ergebnisse
1. Kampf:
Tim Bendfield
(London) gegen
Alex "The Snake" Troll 1-0 (Schach),
2. Kampf: Nils Becker (Berlin) gegen Nick Cornish (1-0 (Schach),
Hauptkampf: Lukasz "Frog" Kosowski (Berlin) gegen Daniel Rivas
Lizarraga 0-1 (Schach)
London schlägt Berlin
Von Arno Nickel
In der Schachpartie des ersten Vorkampfs kam es am Schluss zu einer sehenswerten Kombination des Engländers Tim Bendfield (mit Weiß), der mit einem Läufer-Scheinopfer auf h6 (24.Lh6+) den schwarzen König von g7 dort hinlockte und ihm dann mit der Dame auf f6 (25.Dxf6) den Rückzug abschnitt.
In diesem Kampf gegen den Berliner Alex "The Snake" Troll dominierte London eindeutig im Schach, während der Boxkampf relativ ausgeglichen war. Seinen entscheidenden Vorteil erreichte der Engländer am Ende der 5. Runde mit dem erwähnten Läuferopfer. Der Berliner hätte in der 6. Runde durch K.o. im Boxen gewinnen müssen, was nicht ganz unmöglich erschien, aber ihm trotz verzweifelter Anstrengungen nicht gelingen wollte.
Der zweite Wettkampf zeigte einen im Schach überlegenen Nils Becker (mit Weiß), der es zunächst mit der Englischen (!) Eröffnung sehr ruhig anging, aber dennoch einen großen Zeitvorteil herausholte.
Nach der 5. Runde hatte Nils in deutlich besserer Stellung (aber ohne greifbaren Vorteil) noch 8 Minuten auf der Uhr, sein Gegner leicht unter 4 Minuten. Der im Boxen stärkere und aggressivere Nick Cornish, dem der Ruf eines brutalen Kneipenboxers vorauseilte, setzte Nils in der 6. (Box-)Runde stark unter Druck, und obwohl dieser sich tapfer mit Kontern wehrte und nicht versteckte, wirkte er doch körperlich leicht angeschlagen.
Zu seinem Glück und etwas überraschend verlor nun aber der Engländer in der 7. (Schach-)Runde zunehmend den Durchblick, seine bis dahin zähe Verteidigungsstellung brach zusammen und seine Uhr zeigte am Ende nur noch 39 Sekunden an gegenüber 7 Minuten auf Nils' Uhr. Nick Cornish versuchte alles, um den Berliner auszuknocken, der sich jedoch heroisch wehrte und in der nachfolgenden 9. (Schach-)Runde mit leichter Hand, wenn auch schwindender Kraft gewann.
Im
Hauptkampf geriet Lukasz "Frog" Kosowski durch grob fehlerhaftes Spiel (Verlust
von Springer auf f3 und Turm auf h1) gleich in der ersten Runde unter die Räder,
was auf übergroße Nervosität und absoluten Konzentrationsmangel hindeutete. In
der 2. (Box-)Runde dominierte er erwartungsgemäß seinen Gegner, Daniel Rivas
Lizarraga, der schon bald zu klammern anfing. In der 3.(Schach-)Runde unterlief
dem Engländer, der sehr schnell spielte, ein horrender Flüchtigkeitsfehler,
indem er die Dame auf h6 einstellte. Das Material war danach wieder einigermaßen
ausgeglichen bei bleibendem Stellungsvorteil von Schwarz mit den aktiveren
Figuren. Der für London spielende Spanier spielte danach sehr konzentriert
und setzte den gebürtigen Polen, der nun auch deutlich in Zeitnachteil geriet,
immer mehr unter Druck.
In der 4. (Box-)Runde war die Überlegenheit von Lukasz Kosowski so groß, dass
ein technischer Knockout bereits in der Luft lag. Doch in der 5. (Schach-)Runde
verlor er völlig den Überblick und lief am Ende sogar in eine einzügige
Mattfalle, die in der nächsten Schachrunde zur Exekution auf ihn wartete. Die 6.
(Box-)Runde bildete den dramatischen Box-Höhepunkt des Abends, als der rein
defensive Engländer nur noch versuchte, irgendwie - gelegentlich auch durch
Unterlaufen des Gegners mit geducktem Kopf - über die Runden zukommen. Die
Zuschauer forderten vehement einen Abbruch durch den Kampfrichter, der es jedoch
bei Ermahnungen beließ, so dass die Klammertaktik von Daniel Lizarraga letztlich
aufging.
Durch seinen Gewinn in der 7. (Schach-)Runde siegte der Londoner
Schachbox-Verein mit 2 : 1 gegen die Berliner Schachboxer. Als äußerst faire und
versöhnende Geste trug Daniel Lizarraga seinen unglücklich gescheiterten Gegner,
Lukasz Kosowski, anschließend unter Publikumsbeifall durch den Ring und um den
Schachtisch herum. Ein guter Übergang zur "After Fight Party"...