
Der Wettkampf zwischen den beiden Schachlegenden Viktor Kortschnoi und Wolfgang Uhlmann, der parallel zu der Chess Challenge Zürich ausgetragen wurde, endete mit einem Unentschieden. Der Wettkampf ging über vier Schnellschachpartien und nach Tag eins stand es nach wechselhaftem Verlauf 1:1. Auch der zweite Tag des Wettkampfs verlief wechselhaft. Kortschnoi übernahm mit einem Schwarzsieg in der dritten Runde die Führung und hatte so sehr gute Chancen, den Wettkampf in der vierten und letzten Partie für sich zu entscheiden. Doch dann unterlief Kortschnoi in der vierten Partie ein schweres Versehen. Das kostete ihn eine Figur und sicherte Uhlmann den Sieg in der Partie und das Unentschieden im Wettkampf. Am Ende stand es 2:2.
Wolfgang Uhlmann
Äußerlich wirkt Kortschnoi gebrechlich...
… doch während der Partie strahlt er Entschlossenheit aus.
Bevor wir zur Analyse der Partien drei und vier des Wettkampfs kommen, hier noch ein bisschen Statistik. Kortschnoi und Uhlmann haben nicht nur gemeinsam, dass sie noch im hohen Alter Schach spielen, sie eint auch die Liebe zur Französischen Verteidigung. Beide galten eine lange Zeit als die führenden Experten in dieser Eröffnung. Und in den 862 Partien, in denen Kortschnois Gegner mit 1.e4 eröffnet haben, verteidigte sich Kortschnoi in nicht weniger als 373 Partien Französisch.
Wolfgang Uhlmanns Liebe zum Franzosen war sogar noch größer. Er spielte beinahe ausschließlich 1...e6. In den 667 Partien in der Datenbank, in denen Uhlmanns Gegner 1.e4 spielten, antwortete Uhlmann in 642 Partien mit 1...e6.
Die ChessBase Mega-Datenbank belegt Wolfgang Uhlmanns Leidenschaft für den Franzosen.
Schade, doch in diesem Wettkampf gab es keinen Franzosen, denn keiner der beiden wollte 1.e4 riskieren.
Wie in der ersten Partie griff Uhlmann mit 1.c4 wieder zum c-Bauern und entschied sich für eine Englische Eröffnung. Doch nach einer Ungenauigkeit von Weiß konnte Kortschnoi ausgleichen und in einem komplexen Mittelspiel kam es schließlich zu folgender Stellung:
Kortschnoi hatte hier soeben 25…Le6-g4 gespielt, was jedoch ein Fehler war. Denn Uhlmann hätte den Läufer mit 26.Dxg4 einfach nehmen können. Schlägt Schwarz dann mit 26…Dxc5 den Springer auf c5, steht Weiß nach 27.Lb2 auf Gewinn. Doch Uhlmann setzte stattdessen mit 26.Dg5 fort und Kortschnoi kam wieder in die Partie zurück.
Danach unterliefen Kortschnoi keine groben Versehen mehr, er spielte gut und gewann die Partie in 44 Zügen.
Vor der vierten Partie, in der er mit Weiß spielte, hatte Kortschnoi so einen Punkt Vorsprung und gute Chancen, den Wettkampf zu gewinnen. Doch Uhlmann hatte natürlich andere Pläne.
Wie die drei vorherigen Partien des Wettkampfs begann auch die vierte Partie mit 1.c4. Doch schon bald stand eine Maroczy-Struktur im Beschleunigten Drachen auf dem Brett. Und die war gut für Kortschnoi: Seine Läufer standen gut und Schwarz hatte mit einem schwachen Feld auf b5 zu kämpfen.
Vielleicht war er müde, vielleicht auch nur unachtsam, aber mit 22.Sb5 klemmte Kortschnoi seinen Läufer auf a6 ab.
Uhlmann nutzte das sofort aus und kam mit 22…Sb4 in Vorteil. Kortschnoi übersah, dass sein Läufer auf a6 hing und stellte ihn ein. Als Uhlmann den Läufer nahm, gab Kortschnoi sofort auf.
Beide Spieler gewannen jeweils einmal mit Weiß und einmal mit Schwarz und so endete der Wettkampf 2:2.
Entspannung nach dem Match: Wolfgang Uhlmann und seine Frau Christine (vorne), Petra und Viktor Kortschnoi
Bei der Schlussfeier spielte Uhlmann eine freie Partie, gegen den elf-jährigen Anatol Toth, offensichtlich ein Schachfan.
Nach der Partie, die Uhlmann gewann (aber nicht ohne Mühe), analysierten die beiden noch eine Stunde,
wobei der GM strategische Prinzipien erläuterte.
Am Abend schaute Anatol zu, wie Vladimir Kramnik und Levon Aronian
ihre Partie aus der dritten Runde analysierten.
Anatol Toth ist ein guter Amateur, aber betreibt Schach nur als Hobby. Seine eigentliche Begabung ist die Musik, insbesondere das Geigenspiel.
Den Organisatoren der Chess Challenge Zürich gebührt Dank, weil sie diese beiden Schachlegenden wieder ans Brett gebracht haben. Wettkämpfe wie diese erinnern an die Schachgeschichte und die Schachhelden der Vergangenheit.
Sowohl Viktor Kortschnoi als auch Wolfgang Uhlmann haben sehenswerte ChessBase-DVDs aufgenommen.
Auf dem Playchess-Server werden alle Partien der Zürich Chess Challenge live übertragen. Klaus Bischoff kommentiert dort im deutschen Kanal sämtliche Runden. Alle Kommentare sind für Premium-Mitglieder kostenlos zugänglich.
Klaus Bischoff kommentiert auf Deutsch alle Runden
Zeitplan:
Freitag | 13.2.15 | 19:00 Eröffnung & Blitz |
Samstag | 14.2.15 | 15:00 Runde 1 |
Sonntag | 15.2.15 | 15:00 Runde 2 |
Montag | 16.2.15 | 15:00 Runde 3 |
Dienstag | 17.2.15 | 15:00 Runde 4 |
Mittwoch | 18.2.15 | 15:00 Runde 5 |
Donnerstag | 19.2.15 | 13:00 Schnellschachturnier 19:00 Schlussfeier |
Zeitangaben ohne Gewähr
Fotos: Frederic Friedel und Eteri Kublashvili für die Turnierseite