Schachspieler nach Sibirien schicken?
Schach ist nicht olympisch. Selbst die
jüngste Innovation, auf Schachturnieren Dopingtests durchzuführen (!), konnte
daran bisher nichts ändern.
Dafür haben wir alle 2 Jahre die
Schacholympiade. Und die muss sich nicht verstecken, über 130 Nationen schicken
Vierermannschaften + einen Ersatzspieler ins Rennen, es ist das Schachturnier
schlechthin. Im September dieses Jahres steht die nächste vor der Tür, im
hoffentlich noch nicht allzu kalten Sibirien.
Bei unserer Olympiade ist es erlaubt, mit
Profis anzutreten.
Schachprofis? Ja. Wir, die 4 besten
deutschen Spieler, die Großmeister Arkadij Naiditsch, Daniel Fridman, Georg
Meier und Jan Gustafsson, sind Schachprofis. Wir sind als Einzelspieler nicht
absolute Weltklasse, aber in der Mannschaft absolut konkurrenzfähig, haben also
mit der Fußballnationalmannschaft einiges gemeinsam.
Schachprofi ist ein toller Job. Wir reisen
viel, nehmen an Turnieren auf der ganzen Welt teil und sind unser eigener Boss.
Im Gegensatz zu den Fußballern spielen wir in mehren europäischen Ligen
gleichzeitig, um unsere Brötchen zu verdienen, wir haben oder hatten
Mannschaften in Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland, Frankreich, Spanien,
Serbien, Luxemburg und Griechenland.
Die erste Frage, die ich jedes Mal höre,
ist: „Kann man davon leben“? Ja, aber reich wird man nicht. Wir trainieren sehr
viel, bis zu 8 Stunden täglich bereiten wir uns mit Schachdatenbanken, die
Millionen von Partien enthalten, auf die nächsten Turniere vor. Das Spiel und
die verschiedenen Strategien entwickeln sich ständig weiter, es gibt also immer
etwas zu tun. Die Konkurrenz, insbesondere aus den ehemaligen Sowjetrepubliken,
neuerdings sogar aus China, ist gewaltig.
Um die Miete und die vielen unbezahlten
Trainingsstunden zu finanzieren, sind wir darauf angewiesen, bei unseren
Einsätzen auch für die Nationalmannschaft angemessen bezahlt zu werden.
Womit wir beim Problem wären. Schach hat
einen guten Ruf. In der Werbung wimmelt es von Schachfiguren, das Schachspiel
wird aber als öffentliches Gut gesehen. Mit Sponsoren sind wir nicht reich
gesegnet. Aus Sicht der Vermarktung ist der Schachsport in Deutschland, trotz
knapp 100.000 im Schachbund organisierten Aktiven, ein unbestelltes Feld.
Daher brauchen der deutsche Schachbund unter
Führung von Prof. Dr. Robert von Weizsäcker und wir Aktiven Hilfe. Bisher
unterstützen uns ChessBase und die Deutsche Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH.
Doch es fehlen 20.000€, um die Teilnahme der besten Auswahl an der diesjährigen
Schacholympiade zu gewährleisten.
Einem Retter, der als Partner der deutschen
Nationalmannschaft eine gute Vorbereitung und den Kampf um die Medaillen
ermöglichen würde, wären wir zu riesigem Dank verpflichtet.
Wer helfen möchte, mit uns werben möchte,
oder uns zunächst kennenlernen möchte, wendet sich bitte bis zum 24. Juni an die
Redaktion oder direkt an mich:
Tel. 040-51326463, Mail:
Schachnationalmannschaft@googlemail.com.
Diese Aktion wird vom Präsidenten des
Deutschen Schachbundes, Herrn Robert von Weizsäcker, mitgetragen.
Jan Gustafsson