Das Schachturnier in Kabul
Von Frank Boy
Vorbericht...
Im Laufe meiner Gesandtschaften für das Niederländische Außenministerium habe
ich schon viele Turniere und Schachveranstaltungen in vielen Ländern organisiert
- in Singapur, Luanda, Bukarest, Asmara, Tiflis, Kabul. Die Projekte werden aus
dem Budget für kleinere Botschaftsveranstaltungen finanziert. Als ich von 2001
bis 2002 nach Georgien entsandt war, hat die Niederländische Botschaft hier zwei
Projekte gesponsert. Wie jeder weiß, ist das Schachniveau in Georgien sehr hoch.
Ich organisierte ein Turnier und half bei der Finanzierung für die Anschaffung
von Schachuhren.
Gleich nachdem die Reaktivierung des Schachlebens in Afghanistan angestoßen
war, haben wir 200 Schachbretter und Uhren gekauft und dem Nationalen
Schachverband Afghanistans Ende letzten Jahres zur Verfügung gestellt. Auch für
dieses Jahr konnten wir Geldmittel in Höhe von 14.800 Euros zur Verfügung
stellen, um die Entwicklung des Schachlebens hier weiter zu fördern. Wir kauften
Bücher, Schachuhren, zusätzliche Bretter, zwei Demobretter und organisierten ein
Schachturnier im Garten der Königlichen Niederländischen Botschaft in Kabul.
Es nahmen 185 Spieler teil, darunter 8 afghanische Frauen und 24
ISAF-Soldaten aus Mazedonien, Holland, Deutschland, Türkei, Rumänien, Lettland,
Belgien und Frankreich.
Die Spieler aus der Umgebung kamen aus Afghanistan, aber auch aus Pakistan.
Die Vorrunde dauerte sechs Stunden. Mit Hilfe des Schweizer System
qualifizierten sich die besten zwanzig Spieler.
Die ausgewählten Spieler waren alles Afghanen. Wir haben sie in zwei Gruppen
à zehn eingeteilt, und danach in Gruppen zu viert, um den Gewinner und die
weiteren Preisränge herauszufinden.
Die Frauen spielten in einer extra Gruppe, auch eine Frau aus den
Niederlanden nahm dort teil.
Van Stockum booksellers spendete einen Schachcomputer, der einer
Mädchenschule gespendet wurde.
Zwei Pokale wurden im Männerturnier vergeben, ein Pokal im Frauenturnier,
außerdem 25 weitere Preise, nämlich Bücher die wir bei Van Stockum gekauft
haben.
Alle Fotos in diesem Bericht wurden von Judy Vermeulen gemacht, meiner
Stellvertreterin in unserem Büro. Alles, was wir für diese Projekt brauchten,
haben wir von Van Stockum bezogen, wo Frans Hoynk van Papendrecht sehr hilfreich
war und alles sehr schnell an uns geschickt hat. Er hat es außerdem geschafft,
den berühmten Gong aus unserem Schachklub nach Kabul zu schicken. Wir haben ihn
bei der Eröffnung des Turniers hier verwendet.
Ein Teil des Projektes war auch die Renovierung eins kleinen Gebäudes im
Stadtpark von Kabul, dass nun dem Schachverband vom Bürgermeister von Kabul für
ein Jahr zur Nutzung zur Verfügung gestellt wurde.
Bei meinem letzten Besuch bei Van Stockum habe ich ein Demobrett gebaut.
Damit gebe ich jetzt Anfängerunterricht für Frauen und Mädchen im Garten der
Anlage.
Sie kommen drei Mal die Woche. Manchmal spiele ich simultan, was sie bisher
nicht kannten und was ihnen viel Spaß macht.
Wie man weiß, durften Frauen in Afghanistan während der Talibanregentschaft
gar nichts machen. Und wenn Männer Schach spielten, wurde das mit Gefängnis
bestraft. Obwohl den Frauen heute weit mehr erlaubt ist, gibt es doch viele
Begrenzungen in ihren Aktivitäten aufgrund der kulturellen Traditionen.
Es gibt kaum Initiative, Schachunterricht für Mädchen anzubieten, obwohl wir
vor ein paar Monaten einen kleinen Schachklub in Gästehaus der Parkresidenz von
Mr. Sabhir Latifi eingerichtet haben, hat sich niemand gefunden, der die Mädchen
unterrichten will. Ich hoffe, das wird sich mit der Zeit ändern. Ich habe ein
paar Talente entdeckt, die ein hohes Niveau errichen könnten, wenn jamnd sie
trainiert.
Last, but not least möchte ich meinen Dank an Mr Sabhir Latifi zum Ausdruck
bringen. Er ist Geschäftsmann in Kabul und die Botschaft hat gute Kontakte zu
ihm. In seinem Gästehaus hat er Platz zur Verfügung gestellt und uns außerdem
Tische und Stühle geschenkt. Für das Schachprojekt hat er auch noch die Pokale
gestiftet und sorgt für die Renovierung des Hauses im Stadtpark. Ich bin sehr
dankbar für seine Hilfe.