Solid like a Rock: Die Slawische Verteidigung
Die Slawische Verteidigung gilt zurecht als eine der zuverlässigsten Methoden, um gegen 1.d4 auszugleichen: Das bestätigte nicht zuletzt Vladimir Kramnik, als er sich in seinen WM-Kämpfen 2006 und 2008 gegen Topalov und Anand gegen den Damenbauern erfolgreich mit Slawisch verteidigte. In der vorliegenden DVD stellt nun IM Breutigam in 20 Video-Lektionen ein Repertoire vor, mit dessen Hilfe Schwarz zuerst den Ausgleich anstrebt, dabei aber gleichzeitig gefährliche Konterchancen bewahrt.
Der Autor behandelt Systeme, die den Lernenden nicht mit Theorie überfrachten wollen: Er legt bei der Zusammenstellung des Repertoires darauf Wert, dass die Varianten strategisch gesund sind, aber nicht allzu scharf werden. So möchte er zum einen verhindern, dass lange Zugfolge auswendig gelernt müssen, zum anderen sollte man auch dann keine bösen Überraschungen erleben, wenn man nicht immer die aktuellsten Entwicklungen im Spitzenschach verfolgt.
Nach 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 entsteht die Grundposition des Klassischen Slawen. Auf 6.Se5 empfiehlt Breutigam 6...Sbd7 7.Sxc4 Sb6 8.Se5 a5, also jene Variante, die von Ivan Sokolov auf Top-Niveau etabliert wurde und jetzt von einer ganzen Reihe chinesischer Super-Großmeister gespielt wird. Im einführenden Kapitel erläutert der Autor die Besonderheiten der typischen Bauernformation: Weiß besitzt in vielen Varianten dank der Bauern auf e4 und d4 einen leichten Vorteil im Zentrum, die schwarzen Bauern auf c6 und e6 bilden aber eine stabile Bastion, hinter der sich die schwarzen Figuren umgruppieren können - und als Außenposten steht das Feld b4 zur Verfügung.
In der "Holländischen Variante", also nach 6.e3 e6 7.Lxc4 Lb4, kommt Breutigam nicht um eine längere theoretische Diskussion umhin. Der Pfad zur kritischen Stellung ist aber relativ schmal, und im 14. Zug bespricht er sowohl 14...Te8, was Kramnik im WM-Kampf mit Anand zum Ausgleich verhalf, also auch das modische 14...Le7.
Diesen beiden Varianten widmet Breutigam beinahe die Hälfte seiner DVD. Nebenvarianten wie 6.Sh4 oder 9.Sh4 widmet er wenig Raum, in diesen Varianten verweist er zusätzlich auf eine beigefügte Datenbank von 50 Musterpartien.
Weiß weicht derzeit gerne diesen langen Varianten mit 4.e3 aus: Dagegen schlägt Breutigam 4...Lg4 vor, also jenen Zug, den Magnus Carlsen bevorzugt. Dazu eine musterhaft vorgetragene Eröffnungsphase des Autors:
Zum Abschluss bietet der Autor ein Potpourri von 15 unterschiedlichen Übungsaufgaben: In einigen prüft er ab, ob der Leser die Varianten korrekt gelernt hat, in anderen setzt er knifflige, aber ästhetisch anspruchsvolle taktische Stellung vor.
Um die DVD mit einem Wort beschreiben zu können, bietet sich ein Ausdruck an, den wir Österreicher besonders gern verwenden: gemütlich. Zum einen wählt Breutigam Varianten, die kein exzessives Theoriestudium verlangen, zum anderen erzählt er ohne Stress und Druck. Er erklärt gelegentlich einfache taktische Wendungen und plaudert über die Entstehungsgeschichte der unterschiedlichen Varianten. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass in der Hitze des Gefechts hie und da die h- mit der a-Linie oder Schwarz mit Weiß verwechselt wird, und das gemütliche Sprechtempo mit einigen "Mmhs" gewährt dem Zuseher die nötige Zeit, um die Feinheiten der Slawischen Verteidigung ins Gedächtnis einsickern zu lassen. Die Qualität des Repertoires erfüllt alle Kriterien der modernen Computeranalyse - somit kann die DVD allen ans Herz gelegt werden, die nach einer Antwort auf 1.d4 suchen, die allen Wirren der Zeit standhält.
IM Martin Neubauer spielte von 2000 bis 2012 für das österreichische Nationalteam und trainierte von 2006 bis 2008 den österreichischen Jugendkader.
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