Spaß in Leiden, leiden in Katwijk

von ChessBase
29.04.2004 – Auch die zweite Teilnahme von Shredder beim Computerschachturnier des CSVN im niederländischen Leiden kann Stefan Meyer-Kahlen als Erfolg verbuchen. Trotz starker Konkurrenz, u.a durch das jetzt unter der Fahne der Vereinigten Arabischen Fahne auf 16 Prozessoren segelnde Hydra-Projekt von Chrilly Donninger, konnte Shredder den sogar mit einem Preisgeld verbundenen Turniersieg sehr souverän nach Hause fahren. Einziger Wehrmutstropfen war das Hotelzimmer in Kattwijk, das sich als Nebenraum einer Disco entpuppte. Doch zum Glück muss der Programmierer ja nicht auf den Turnieren ausgeschlafen sein, damit sein Programm erfolgreich ist (Foto: Organisator Theo van der Storm). Turnierseite... Zu shredderchess.de...Bericht aus Leiden...

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Shredder gewinnt in Leiden
Von Stefan Meyer-Kahlen
Fotos: Eric van Reem


Stefan Myer-Kahlen bei der Computerschachlektüre


Organisator Theo van der Storm

Das Computerschachturnier in Leiden ist immer eine Reise wert. Die Atmosphäre ist entspannt, das Wetter meist schon sehr gut und der Spielort ist nur wenige Kilometer vom Strand entfernt. Wie in den letzten beiden Jahren auch, habe ich mich entschlossen, mit Shredder mitzuspielen. Diesmal wollte ich jedoch näher am Strand schlafen und deshalb nicht direkt in Leiden wohnen, sondern mir ein Hotel direkt am Strand in den Nachbarorten Nordwijk oder Katwijk suchen. Nicht, dass ich zwischen den Runden immer so viel Zeit habe, aber trotzdem wollte ich die Chance nutzen, wenn es mit den Partien mal schneller gehen sollte.

Kurz vor der Abreise machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Hotel. Leider war das nicht so einfach, da alle von mir ausgewählten Hotels ausgebucht waren. Etwas merkwürdig fand ich das schon, da es in der Vergangenheit immer kein Problem war, auch kurzfristig noch einen Platz in dem Hotel der Wahl zu bekommen. Ich verbrachte also einen halben Tag  mit der Hotelsuche, wurde zum Glück in Katwijk fündig. Ein kleines Hotel direkt am Strand zu bezahlbaren Preisen. Dass das Hotel mitten in der Fußgängerzone von Katwijk lag, das Einchecken mit viel Gepäck somit sehr anstrengend ist, und dass im Erdgeschoss eine Disco mit extrem lauter Musik bis zum frühen Morgen war, konnte ich aber noch nicht ahnen.

Da ich es leid bin, immer einen riesigen Computer nebst Monitor zu Schachturnieren um die ganze Welt zu schleppen, habe ich diesmal beschlossen, „remote“ zu spielen. Theoretisch geht das ganz einfach: Der Rechner bleibt zu Hause und die heimische Firewall wird umkonfiguriert, so dass Zugriffe auf den Rechner von außen möglich sind. Man muss dann nur ein kleines Notebook mitnehmen und kann sich dann per Internet auf dem Turnierrechner zu Hause einloggen. Das war’s, alles ohne Geschleppe. Ich habe dann kurz vor dem Turnier einen neuen Computer gekauft, den ich als Turnierrechner verwenden wollte. Einen AMD Athlon 3400+ mit neuer 64-Bit-Technologie. Sehr schöner Prozessor, doch leider gab es Lieferschwierigkeiten, so dass ich den Rechner erst ca. 12 Stunden vor meiner geplanten Abreise nach Leiden am nächsten Morgen bekam. Das war dann doch ein wenig knapp und so lief dann wieder alles „klassisch“ ab. Also Rechner, Monitor und Zubehör einpacken, ins Auto schleppen, nach Leiden karren, dort wieder alles schleppen, auspacken und zusammenbauen.

In den letzten Monaten war ich hauptsächlich mit meiner neuen Webseite www.shredderchess.de beschäftigt, so dass ich nicht viel an der Schachengine von Shredder arbeiten konnte. Ich konnte mich nicht sehr intensiv auf Leiden vorbereiten, lediglich mein Buchautor Sandro Necchi hatte wieder ein paar neue Sachen ausgekocht und so war wenigsten mein Eröffnungbuch bestens präpariert. Alles in allem war es ein beschwerlicher Start nach Leiden, doch ließ ich mich nicht davon entmutigen.

In Leiden angekommen ging es direkt richtig los. Es wurden jeweils drei Runden an drei Tagen gespielt.


Turniersaal


Team Nexus

Das Turnier war sehr stark besetzt, so dass mein Ziel war, unter die ersten drei zu kommen. Dann gab es nämlich einen schönen „Pokal“ in Form eines goldenen Schiffes sowie ein nettes Preisgeld, beides gestiftet von der Firma Palgames aus Abu Dhabi.

Shredder spielte ein sehr gutes Turnier und lag immer in der Spitzengruppe. In der sechsten Runde kam es dann zu der entscheidenden Begegnung im Turnier. Shredder hatte Weiß gegen Hydra, ein gemischte Hard/Softwarekombination die auf 16 Prozessoren gleichzeitig lief und unter der Fahne der Arabischen Emirate antritt, die das Projekt sponsern.


Chrilly Donninger jetzt unter der Fahne der Vereinigten Arabischen Emirate

Der Programmautor ist jedoch der alte bekannte Chrilly Donninger aus Österreich. Hydra spielte in der Partie jedoch eine fragwürdige Eröffnung, so dass die Sache nach 15 Minuten schon wieder vorbei war. Shredder hatte damit die alleinige Führung im Turnier und ich konnte meine geplante Zeit am Strand verbringen. Perfektes Timing.


Erdogan Günes für Hydra, Stefan Meyer-Kahlen für Shredder

Shredder ließ sich in den verbleibenden Runden nicht mehr die Butter vom Brot nehmen und gewann schließlich das Turnier mit 8/9 und 1,5 Punkten Vorsprung vor Hydra, Ruffian und Diep. Sehr schön war dabei die Partie gegen Ruffian, in der Shredder einen Springer opferte, um den gegnerischen König nur mit Dame und Turm über das Brett zu jagen. Aber auch mit der Qualität der anderen Partien von Shredder war ich sehr zufrieden.

Ich bekam nun mein goldenes Schiff, das Preisgeld, meine Stunden am Strand in der Sonne und natürlich einen weiteren Turniersieg. Kurz, Leiden war auch diesmal wieder eine Reise wert.

Endstand:

Die Partien zum Nachspielen...
 

CSVN  2004 Abschlusstabelle

                             1  2  3  4  5  6  7  8  9  
  1 Comp Shredder            +1 -1 -0 +1 -1 +1 -1 -1 +1  8.0/9
                              13  7  4 10  6  2  3  5 11
  2 Comp Hydra Orthus 1.05C  +½ -1 +1 -1 +1 -0 +½ -½ +1  6.5/9
                               8  3 10  7  4  1  5  6 12
  3 Comp Ruffian             -1 +0 -1 -1 +1 -1 +0 -0 +1  6.0/9
                              11  2  9  5  8  4  1  7 10
  4 Comp Diep                -1 -1 +1 +½ -0 +0 -1 +1 -½  6.0/9
                              14  5  1  6  2  3 10  8  7
  5 Comp The King            -1 +0 -1 +0 +1 -1 -½ +0 -1  5.5/9
                              15  4 11  3  9  6  2  1 14
  6 Comp Chess Tiger         +1 -½ +1 -½ +0 +0 -1 +½ -1  5.5/9
                              12 10  8  4  1  5  9  2 13
  7 Comp Nexus               -1 +0 -1 +0 -½ +0 -1 +1 +½  5.0/9
                               9  1 15  2 11 10 16  3  4
  8 Comp IsiChess            -½ +1 -0 +1 -0 +½ +1 -0 +1  5.0/9
                               2 14  6 12  3 11 15  4 16
  9 Comp Tao                 +0 -1 +0 +1 -0 -1 +0 -1 -1  5.0/9
                               7 16  3 14  5 12  6 13 15
 10 Comp Deep Sjeng          -1 +½ -0 -0 +1 -1 +0 +1 -0  4.5/9
                              16  6  2  1 13  7  4 14  3
 11 Comp The Baron           +0 -1 +0 -1 +½ -½ +½ -1 -0  4.5/9
                               3 12  5 15  7  8 13 16  1
 12 Comp Zzzzzz              -0 +0 +1 -0 -1 +0 -0 +1 -0  3.0/9
                               6 11 13  8 16  9 14 15  2
 13 Comp Ant                 -0 +0 -0 +1 -0 +1 -½ +0 +0  2.5/9
                               1 15 12 16 10 14 11  9  6
 14 Comp Neurosis            +0 -0 +1 -0 +½ -0 +1 -0 +0  2.5/9
                               4  8 16  9 15 13 12 10  5
 15 Comp Goldbar             +0 -1 +0 +0 -½ +1 -0 -0 +0  2.5/9
                               5 13  7 11 14 16  8 12  9
 16 Comp Praetorian          +0 +0 -0 -0 +0 -0 +0 +0 -0  0.0/9
                              10  9 14 13 12 15  7 11  8

 

 

 

 





Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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