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Eine gefällige Geschichte der hoch angesehenen Ojjeh-Familie findet sich in
einem
Feature auf der Homepage der
Rennsport-Firma TAG McLaren Group. Als Schüler in Syrien erhielt Akram
Ojjeh ein Stipendium für eine Schule in Frankreich. Als dort der Krieg
ausgebrochen war, hielt er sich mit diversen Jobs über Wasser. Er heiratete eine
Französin. Bald war er im Handel von Parfüm, Schmuck und Textilien zwischen
Frankreich und Syrien tätig. Dann begann er Kontakte zu Saudi-Arabien
aufzubauen. Er freundete sich mit der königlichen Familie des Landes an und nahm
1948 die Nationalität dieses Staates an. Darüber, dass Akram Ojjeh wie die
Finanzmagnaten Pharaon und Kaschoggi als Vermittler auch in dem auf Diskretion
achtenden Metier des Waffenhandels tätig war, ist bei McLaren nichts zu lesen (vergl.
Veronique Maurus, Le déclin des princes du bakchich, in: Le Monde, 4.
April 1987). Die Ölkrise und die Entwicklung der arabischen Gesellschaft machten
eine Diversifizierung des Geschäfts erforderlich. 1975 gründete Akram Ojjeh die
Firma Techniques d'Avant-Garde (TAG) mit Niederlassungen in Paris und
Genf (später auch in Washington und Riad), die heute von seinem Sohn Mansour
geführt wird.
Der Einsteig in das Formel-1-Sponsoring 1979 erfolgte zunächst eher zufällig und
mündete Anfang der 80er Jahre in eine Beteiligung an der Firma McLaren. Später
beteiligte sich auch Mercedes an McLaren.
Inzwischen ist das Firmenimperium der Ojjeh-Gruppe weit verzweigt. Am 3. Juli
2000 berichtete das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, dass im Zusammenhang mit
deutschen Panzerlieferungen an Saudi-Arabien in den 90er Jahren viele Millionen
Mark an Firmen mit klangvollen Namen wie
Ovessim und Linsur flossen, deren
Briefkästen in Panama hingen. Hinter diesen Firmen soll die Ojjeh-Gruppe
gestanden haben. Am 26. November 2001 allerdings berichtete dasselbe Magazin,
dass "nie eindeutig geklärt" wurde, wer tatsächlich hinter den Firmen steckte,
und dass das deutsche Auswärtige Amt weitere Recherchen in diesem Bereich
abblockt.
Spürpanzer Fuchs
Wenn, wie Anfang November 2001, bekannt gegeben wird, dass ein großes
kanadisches Luftfahrtunternehmen der TAG-Gruppe
Exklusiv-Rechte für den Handel im
arabischen Raum eingeräumt hat, dann ist von Nadeh Ojjeh nicht die Rede. In der
französischen Presse wurde sie Anfang März 1993 als persönliche Freundin des
französischen Außenministers Roland Dumas erwähnt. Für ein Krankenhaus in dessen
Wahlkreis spendierte sie in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der syrischen
Tlass-Stiftung ein medizinisches Gerät im Wert von über 8 Millionen Francs ("Opération
humanitaire" en Dordogne, Le Monde 7. März 1993).
Nahed Ojjeh ist die älteste Tochter von
Mustafa Tlass. Er ist seit 1972 Verteidigungsminister in Syrien
und freundete sich in diesem Amt mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef
Leonid Breschnew an. Nach dem Tod des syrischen Staatschefs Hafes Assad am 10.
Juni 2000 blieb Mustafa Tlass die zuverlässigste Stütze des neuen Regimes.
Kritiker erheben den Vorwurf, dass Mustafa Tlass in den Drogenhandel in Syrien
und Libanon
verwickelt ist, dass dies in allen
westlichen Ländern bekannt sei und dass einige westliche Länder dies sogar
direkt oder indirekt
gefördert hätten. Mit den Amtsgeschäften
ihres Vaters hatte Nadeh Ojjeh natürlich nichts zu tun.
Mustafa Tlass
Trotzdem wunderte sich der Zürcher Tagesanzeiger am 1. Juli 1998 darüber,
dass im Zuge der Elf-Aquitaine-Ermittlungen Nahed Ojjeh aus eigenem Antrieb bei
den französischen Untersuchungsrichterinnen auftrat um mitzuteilen, dass der
französische Ex-Außenminister Roland Dumas im Zusammenhang mit nahöstlichen
Waffenkäufen "Kommissionen" eingestrichen habe. In französischen
Geheimdienstkreisen habe der Ex-Außenminister den Beinamen "Lion de la Tlass"
gehabt. Unklar bleibe, "warum
die
Löwin jetzt ihren ehemaligen Löwen bloß
stellt, wie auch nicht erwiesen ist, ob ihre Aussagen überhaupt etwas Wahres
enthalten". Im Frühjahr 2001 wurde der 78jährige Ex-Minister
Dumas zu einer Haftstrafe von 2½ Jahren
verurteilt, von denen zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden.
Roland Dumas
Nach Aufzeichnungen der Pariser Universität V scheint Nahed
Ojjeh
historisch interessiert zu sein. Sie
scheint jedoch auch ein Faible für eine spezielle Variante der Spieltheorie zu
haben: Im Frühjahrtrimester 1998 soll Nahed Ojjeh (Universität Paris V) neben
dem verteidigungspolitischen Experten Prof. Dr. Michel Rudnianski (Universität
Reims) nach einer Angabe im
Hochschulkurier der Bundeswehr-Hochschule
an der Präsentation eines spieltheoretischen Ansatzes zur Analyse der NATO- und
EU-Osterweiterung mitgewirkt haben. Das Buch zu dieser Veranstaltung erschien
1999 im Nomos-Verlag,
Baden-Baden, unter dem Titel Defense Analysis for the 21st Century: Issues,
Approaches, Models.
Nahed Ojjeh ist Mitglied in dem nach ihr benannten "NAO Chess Club", der nach
einer Generalversammlung am 25. Oktober 2001 auf den Beinamen CAISSA verzichtet
hat (was Muriel Silans, Tochter der im letzten Jahr verstorbenen französischen
WM-Kandidatin Chantal Chaude de Silans, in einem
offenen Brief am 21. November 2001 beklagt
hat).
Schon 2001 hatte sie die Kontrolle über den traditionsreichen
Club
übernommen, dem das Geld ausgegangen war. In einem Beitrag, der kurz vor Beginn
der französischen Mannschaftsmeisterschaft bei Le Monde am 30.01.2002
erschien, bekräftigte sie, dass es ihr Ziel sei, Frankreich zu einer
erstklassigen Schachnation zu machen, die gleichrangig neben osteuropäischen
Ländern auftreten könne. Ziel sei nicht unbedingt, mit der durch u.a. Wladimir
Kramnik verstärkten Vereinsmannschaft französischer Meister zu werden, sondern
zumindest, die Qualifikation für den Europa-Cup zu erreichen.
Nahed Ojjeh möchte gemeinsam mit anderen Ländern eine Bewegung unterstützen, die
zum Ziel hat, Schach als Olympischen Sport zu etablieren. Nach den französischen
Wahlen möchte sie sich an den neuen Erziehungsminister in Frankreich wenden, um
in Frankreich ein Pendant zu Botwinniks Sowjetischer Schachschule zu schaffen.
Die erste Etappe auf diesem Weg ist das erste "NAO Chess Master's", in dem vom
23. Februar bis 3. März der Start von u.a. Alexander Morosewitsch, Veselin
Topalow, Peter Leko, Anatoli Karpow sowie Joël Lautier und Etienne Bacrot
geplant ist.
Gerald Schendel/14.02.2002
Paris, le 13 novembre
2001
A la suite de ma lettre envoyée à Mme OJJEH le 26 Octobre dernier et restée
sans réponse à ce jour, je lance cet appel public.
Depuis son Assemblée Générale du 25 octobre dernier, le Cercle d'Echecs 'NAO
CAISSA' s'appelle désormais : 'NAO CHESS CLUB'!
En tant qu'héritière de la mémoire de ma mère, Chantal CHAUDE DE SILANS, il est
de mon devoir de réagir.
En effet, en juin dernier, nous étions très heureux d'apprendre la bonne
nouvelle: 'CAISSA' était sauvé par Mme Nahed OJJEH et 'NAO CAISSA' promu au bel
avenir...Cette nouvelle avait réjoui notre mère et adouci ses
derniers jours...
Or, deux mois à peine après sa mort, le dernier hommage public à sa mémoire,
le 27 Sept. dernier, à peine rendu: exit 'CAISSA' au profit de 'NAO Chess
Club' !!!
Au cours de l'A.G., seules quatre voix ont voté contre, dont celles de Boris
SPASSKY et de Mr. LAMBERT, dernier Président de 'CAISSA'. Merci à ces quatre
voix....
J'ai vécu cette nouvelle comme un deuxième enterrement...Spirituel cette
fois. Il ne m'appartient pas, et il est de toute façon trop tôt de juger ce
nouveau club, dont les projets de développement des échecs en France
paraissent intéressants, mais il est certain qu'en conservant le nom de
'CAISSA, Mme OJJEH ne serait pas seulement une Présidente-mécène: elle
inscrirait alors son action dans la lignée de la grande tradition
échiquéenne française et prolongerait ainsi une oeuvre, dont tous les grands
joueurs qui y ont fait leurs premières armes, restent aujourd'hui les
meilleurs garants de son immense valeur.
Je lance donc cet appel au nom du respect de la mémoire de ma mère et à
celui dû à l'histoire des Echecs Français.
Dans l'espoir fervent qu'il soit entendu par ce nouveau club et que d'autres
voix se joignent à la mienne pour que revive ce beau nom de 'CAISSA', déesse du
'jeu des rois en même temps que du Roi des jeux'.
Muriel SILANS