Paarungen der 7. Runde, 20.9.2007:
Anand - Grischuk 1:0
Kramnik - Gelfand 0,5:0,5
Svidler - Aronian 0,5:0,5
Morozevich - Leko 0,5:0,5
Tabelle:
Alle Partien bisher...
Bericht:
Gute Kleidung, gute Stimmung. Bislang scheint die WM Spaß zu machen.
Anand erklärt, die anderen hören zu. Wahrscheinlich geht's um Schach.
Anand - Grischuk
Konzentriert: Vishy Anand
Dieses Mal gab es keinen Marshall-Angriff, denn die Einladung dazu schlug Anand
mit 8.a4 aus. Bald entstand eine zweischneidige Stellung mit Chancen für
beiden Seiten, in denen Anand allerdings großen Zeitvorsprung hatte. Auch
auf dem Brett sah es immer günstiger für Anand aus, der seine Bauernmehrheit
am Königsflügel allmählich vorschob. Schließlich konnte
Anand einen Freibauern auf der d-Linie bilden, der sich zusammen mit den starken
weißen Türmen als entscheidend erwies.
In dieser Stellung gab Grischuk auf. Nach 50...Kg8 51.Th8+ gewinnt Weiß
den Turm und hält den schwarzen c-Bauern auf.
Kramnik - Gelfand
Weltmeister Vladimir Kramnik vor der Partie.
Hat er Weiß, will Kramnik gewinnen. In den letzten Jahren zog er es allerdings
meist vor, dabei nur minimale Risiken einzugehen. Keine scharfen Eröffnungen,
keine taktischen Komplikationen, nein, Kramnik strebte nach positionellen Druckstellungen,
in denen der Gegner wenig Gegenspiel hatte. In Mexiko scheint der Weltmeister
gewillt zu sein, beim Kampf um die Verteidigung seines Titels auch seine großen
taktischen Fähigkeiten in die Waagschale zu werden. Das zeigte sich auch
in der Partie gegen Gelfand, die nach Gelfands unerwartetem Zwischenspurt unversehens
zur Spitzenpartie avanciert war.
Der Überraschungsmann: Boris Gelfand
Kramnik ließ sich auf eine der schärfsten und aktuellsten Varianten
der modernen Praxis ein und gab einen Bauern für aktives Spiel. Aber die
Eröffnung misslang ihm und von adäquater Kompensation war wenig zu
sehen. Stattdessen diktierte Gelfand das Tempo und schien seinen Mehrbauern
konsolidieren zu können. Doch die beiden schienen sich einig zu sein, dass
Geben seliger ist als nehmen. Um den Druck, der Kramnik immer noch verblieb,
zu neutralisieren, gab Gelfand seinen Mehrbauern zurück, um sich einen
Freibauern auf der a-Linie zu verschaffen.
Stellung nach 25.a4. Gelfand konterte mit 25...a5.
Dann gab er noch einen weiteren Bauern...
Schwarz spielte hier 28...Td6, was nach 29.Txd6 Dxd6 30.Dxc4 den c-Bauern kostete.
...um schließlich am Königsflügel noch ein Bauernopfer anzubieten.
Stellung nach 31...h3.
Das nahm Kramnik nicht an, sondern schickte seine Dame zur Verteidigung zurück
- was Gelfand Gelegenheit gab, im 33. Zug lang zu rochieren.
All diese Bauernopfer dienten dazu, den jeweiligen Läufer in einer Stellung
mit ungleichfarbigen Läufern stark zu machen. Gelfands energisches Gegenspiel
reichte am Ende für ein Remis, nachdem er die Zeitnotphase heil überstanden
hatte.
Schlussstellung
Kramnik gegen Gelfand. In dieser Partie blieb dem flüchtigen Betrachter
einiges dunkel.
Svidler - Aronian
War es Angst vor dem Marshall-Angriff? Eine Verbeugung vor Lasker und Fischer?
Respekt vor Aronians Geschick in unübersichtlichen Stellungen? Oder steckte
Svidler die gestrige scharfe Partie gegen Grischuk noch in den Knochen? Auf
alle Fälle entschied sich Svidler dafür, Aronians Spanier mit der
Abtauschvariante zu kontern. Sie gilt eigentlich als harmlos, aber immerhin
hat Lasker damit einige wichtige Punkte geholt und Ende der 60er und Anfang
der 70er Jahre verhalfen ihr etliche Partien von Bobby Fischer zu neuer Popularität.
Lasker gewinnt mit der Abtauschvariante...
Fischer gewinnt mit der Abtauschvariante...
Es ist unwahrscheinlich, dass Svidlers Partie von heute ähnliche Folgen
hat: Sie endete nach 20 Zügen ohne viel Aufregung Remis.
Manchmal braucht man einfach eine Pause. Peter Svidler und Levon Aronian zu
Beginn ihrer Partie.
Morozevich - Leko
Morozevich wollte von einem Spanier gar nichts wissen und entschied sich für
Schottisch. Das brachte ihm zwar keinen Vorteil, aber es führte zu einer
lebhaften Stellung mit Möglichkeiten für beide Seiten. Beide Seiten
manövrierten im Mittelspiel, ohne dass viel Aufregendes passierte - abgesehen
von einem unerwarteten Figurenopfer Morozevichs, das Leko aber nicht annehmen
musste und auch nicht annahm. Spannend wurde die Partie erst im Endspiel, da
Morozevich in einer Stellung, die er auch ruhig hätte behandeln können,
auf Gewinn spielte. Aber Leko verteidigte sich geschickt und am Ende mündete
die Partie in ein Dauerschach.
Blick auf den Turniersaal
Team Anand hat bislang erfolgreiche Arbeit geleistet: Peter Heine-Nielsen links,
im Hintergrund in der Mitte Hans-Walter Schmitt und rechts Aruna, die Frau von
Anand.