Wojtaszek gewinnt in Dortmund

von Klaus Besenthal
23.07.2017 – Mit einem überzeugenden Sieg gegen Liviu-Dieter Nisipeanu hat sich der polnische Großmeister Radoslaw Wojtaszek heute Nachmittag den Sieg beim Großmeisterturnier des 45. Sparkassen Chess-Meetings in Dortmund gesichert. Dieses beherzte Spiel auf Gewinn war tatsächlich auch notwendig gewesen, denn im Falle eines Unentschiedens wäre Wojtaszek noch von Vladimir Fedoseev abgefangen worden: Der Russe, der heute gegen den Chinesen Wang Yue gewann, hätte (Zweitwertung!) ebenso wie Wojtaszek viermal mit Schwarz gespielt, dabei aber (Drittwertung!) eine Gewinnpartie mehr zu verzeichnen gehabt. Mit seinem Sieg hat Wojtaszek diese theoretischen Rechenübungen überflüssig gemacht - 4,5/7 ohne Niederlage machen ihn zum eindeutigen und verdienten Sieger. - Ansonsten gar es heute das Kontrastprogramm zu gestern zu besichtigen: Alle vier Partien wurden entschieden!

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Man darf wohl bei einem Topspieler wie Radoslaw Wojtaszek davon ausgehen, dass er sich nicht nur im Vorfeld der Partie gegen Liviu-Dieter Nisipeanu mit den etwas komplizierten Regelungen für die Zweit-, Dritt- und Viertwertung ausführlich beschäftigt hatte, sondern dass er obendrein auch - während der Partie - erkannt hatte, dass Vladimir Fedoseev gegen Wang Yue frühzeitig und ziemlich eindeutig auf Gewinn stand. Wojtaszeks (aus diesen Sachzwängen erwachsener?!) Siegeswille spiegelte sich dann in der Partie gegen Nisipeanu durchaus deutlich sichtbar wieder:

 

Liviu-Dieter Nisipeanu (links) und Radoslaw Wojtaszek. Von dem Herrn, der die Partie eröffnen durfte, kennen Sie vielleicht nicht das Gesicht, höchstwahrscheinlich aber den Namen: Es ist der in Dortmund ansässige Jerzy Konikowski, FIDE-Meister, Buchautor, Studienverfasser, Trainer...

Einen mächtigen Siegeswillen legte auch Vladimir Kramnik gegen Matthias Blübaum an den Tag. Fast hatte man das Gefühl, dass der Russe über den bisherigen Turnierverlauf ein wenig verärgert gewesen war:

 

Vladimir Kramnik wollte wohl die Schmach des letzten Platzes nicht auf sich sitzen lassen. Gegen Matthias Blübaum verschmähte er alle positionellen Abwicklungen und setzte - unter Inkaufnahme einiger Risiken - voll auf Angriff. Erfolgreich!

Ergebnisse der 7. Runde

Br. Titel Name Land ELO Erg. Titel Name Land ELO
1 GM Vladimir Fedoseev
 
2726 1 - 0 GM Yue Wang
 
2699
2 GM Dmitry Andreikin
 
2712 0 - 1 GM Maxime Vachier Lagrave
 
2791
3 GM Vladimir Kramnik
 
2812 1 - 0 GM Matthias Bluebaum
 
2642
4 GM Radoslaw Wojtaszek
 
2736 1 - 0 GM Liviu Dieter Nisipeanu
 
2683

Partien von Runde 1 bis 7

 

Stand nach sieben Runden

Rg. Titel Name Land ELO 1 2 3 4 5 6 7 8 Pkt. Perf. Wtg.
1 GM Radoslaw Wojtaszek
 
2736   ½ ½ ½ ½ ½ 1 1 4.5 / 7 2825  
2 GM Vladimir Fedoseev
 
2726 ½   ½ 1 0 ½ ½ 1 4.0 / 7 2774 13.75
3 GM Maxime Vachier Lagrave
 
2791 ½ ½   ½ ½ 1 ½ ½ 4.0 / 7 2766 13.50
4 GM Vladimir Kramnik
 
2812 ½ 0 ½   1 ½ ½ ½ 3.5 / 7 2713  
5 GM Matthias Bluebaum
 
2642 ½ 1 ½ 0   ½ ½ 0 3.0 / 7 2687 11.25
6 GM Dmitry Andreikin
 
2712 ½ ½ 0 ½ ½   ½ ½ 3.0 / 7 2678 10.50
7 GM Liviu Dieter Nisipeanu
 
2683 0 ½ ½ ½ ½ ½   ½ 3.0 / 7 2682 10.25
8 GM Yue Wang
 
2699 0 0 ½ ½ 1 ½ ½   3.0 / 7 2679 9.75

Auch Maxime Vachier-Lagrave wollte nicht das siebte Unentschieden im siebten Spiel. Im Endspiel rang der Franzose seinen hartnäckig Widerstand leistenden Gegner Dmitry Andreikin schließlich nieder. Das Turnier hätte "MVL" auch dann nicht gewinnen können, wenn Wojtaszek heute seine Partie nicht hätte gewinnen können: Im Gegensatz zu dem Polen hatte Vachier-Lagrave viermal Weiß gehabt.

Vladimir Fedoseev saß Radoslaw Wojtaszek mächtig im Nacken - heute gewann der Russe gegen seinen chinesischen Gegner Wang Yue

Fotos: Georgios Souleidis

Turnierseite


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.

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