14.09.2017 – Vassily Ivanchuk, Levon Aronian und Ding Liren sind die ersten drei Spieler, die sich für die fünfte Runde qualifiziert haben. Ihre Gegner, Anish Giri, Daniil Dubov und Wang Hao sind ausgeschieden. In den fünf übrigen Begegnungen fällt die Entscheidung erst heute in den Stichkämpfen.
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Levon Aronian hatte schon in der ersten Partie der 4. Runde des World Cups 2017 gegen Daniil Dubov im übertragenen Sinn einen Elfmeter, aber er verwandelte nicht und die Partie endete Remis. Im zweiten Anlauf gestern führte der Armenier die weißen Steine und hatte sich gegen Dubovs Grünfeld Verteidigung vielleicht in einer Variante vorbereitet, die der junge russische Großmeister in diesem Jahr gegen Pavel Ponkratov beim Schnellschach in St. Petersburg angewandt hatte. Mit 9...b6 wählte Dubov aber einen anderen Weg. Aronian ging danach energisch zu Werke und bald schickte er auch seinen Lieblingsbauern, den h-Bauern, als Rammbock auf den Weg. Dubov erzwang Damentausch und danach befand sich auf dem Brett eine spannende Position:
Dubov und Aronian, hinten Sagar Sah und Giorgadze
Dubov konnte den unmittelbaren Qualitätsverlust zwar abwehren, aber letztendlich kostete ihn der vorgerückte e-Bauer doch eine Qualität und schließlich kam folgendes Endspiel aufs Brett:
Wie ist es einzuschätzen? Turm gegen Läufer ist bekanntlich zumeist remis. Die beiden zusätzlichen Bauern sollten aber die Turmseite begünstigen. ChessBase -Anwender mit Premium-Zugang erhalten nähere Informationen, wenn sie eine Engine aufrufen. Die Engine-Analyse ist mit der Let's Check-Funktion verbunden und diese zeigt das objektive Stellungsurteil an:
Nach dem besten Zug 47...Kg6, Matt in 72 Zügen. Aha! Hätten Sie es gewusst? Vermutlich nicht und die beiden Spieler wohl auch nicht so genau, obwohl Aronian sich sicher darüber klar war, dass das Endspiel gewonnen ist.
Es gibt aber auch klassischere Zugänge zu solchen Endspielen. Auch die Altvorderen haben sich ja schon mit derlei Problemen befasst und darüber geschrieben - in Lehrbüchern.
In Emanuel Laskers "Lehrbuch des Schachspiels" (Thyrow, Oktober 1925) findet sich im "Vierten Buch: Das Positionsspiel" folgendes Endspiel:
Der von Lasker angegebene Gewinnplan besteht darin, den König der Läuferpartie abzudrängen und dann durch Opfer der Qualität in ein gewonnenes Bauernendspiel abzuwickeln. Unter anderem mit diesem Endspiel wollte Lasker demonstrieren, wie es beim "Positionsspiel" nicht auf konkrete Züge ankommte, sondern auf den richtigen Plan für eine Gewinnführung.
Die einleitenden Erläuterungen des zweiten Schachweltmeisters zum Positionsspiel sind in ihrer Sprache übrigens erfrischend altmodisch und in ihren Gedanke zugleich visionär. Lasker stellt Kombinationsspiel- und Positionsspiel gegenüber und erläutert den Nutzen des Positionsspiels so:
"Ein Geist mit geräumigem Gehirn, der, ohne sich zu irren, Millionen von Varianten behalten könnte, brauchte nur zu kombinieren, und würde auf den Behelf des Positionsspiels verzichten können. Ein Mensch kann nur vier oder fünf Varianten klar durchdenken, da er ja nur wenig Zeit für das Schach übrig hat. Und hätte er auch mehr Zeit und wäre er auch ein starkes Talent, Hunderte von Varianten auseinander zu halten, würde seinen Kopf erhitzen. Sein Kopf ist nicht dazu gemacht, eine Tabelle zu ersetzen. Sein Geist hat eine wunderbare Fähigkeit, vermöge deren er weit vorausschauende Pläne fassen kann, ohne jede Möglichkeit einzeln ins Auge zu fassen."
(Lasker: Lehrbuch des Schachspiels, Beyer Verlag Hollfeld 2005, S. 140)
In seinen Ausführungen nimmt Lasker den Computer und die Schachengines vorweg und nennt sogar schon die Tabelbase fast mit richtigem Namen - großartig! Besten Dank an Thomas Stark für den Hinweis auf das Lasker-Beispiel!
Levon Aronian gewann die Partie, wenn auch nicht so glatt, wie Lasker es sich gewünscht hätte, wobei die Gewinnführung mit g-Bauern sicher schwieriger ist als mit Laskers Zentrumsbauern. Zwischendurch war das Endspiel laut Tablebases auch mal remis, am Ende entschied der Zufall in Zeitnot. Wir kommen auf dieses Endspiel sicher noch einmal zurück. Aronian ist jedenfalls weiter.
Mit seiner Eröffnung war Aronian im Nachhinein nicht zufrieden: "19...Tac8 statt Sxd4 hätte mich in Schwierigkeiten gebracht."
Auch Vassily Ivanchuk hat bereits die 5. Runde erreicht. Nach seiner unglücklichen Niederlage in der ersten Partie war Anish Giri in Zugzwang, erreichte aber mit der Fianchetto-Variante gegen Ivanchuks Königsindisch nichts, außer einer schlechteren Stellung.
Zwischendurch bot Giri Remis an, doch Ivanchuk wollte in gewonnener Stellung weiter spielen. Am Ende kam Giri doch noch mit einem Remis davon, ist aber damit ausgeschieden. In der 5. Runde treffen nun Aronian und Ivanchuk aufeinander.
Ebenso wie Giri war auch Maxim Rodshtein gegen Vladimir Fedoseev nach seiner Niederlage in der ersten Partie gezwungen, die zweite Partie zu gewinnen, um im Rennen zu bleiben. Rodshtein legte die Partie mit den schwarzen Steinen energisch an, rochierte in der Damenindischen Verteidigung lang und kam schließlich zu einem gewonnenen Turmendspiel.
Im chinesischen Duell zwischen Ding Liren und Wang Hao hatte Ding mit Weiß in der Katalanischen Eröffnung eine lang anhaltendes Initiative, die er schließlich in einen Bauerngewinn und ein gewonnes Endspiel verwandeln konnte.
Katalanisch ist zweifellos eine der solidesten Eröffnungssysteme für Weiß überhaupt. Es gehört zu der großen und starken Fianchettofamilie, in der Weiß seine Strategie hauptsächlich um den Läufer auf g2 herum aufbaut. Dieser neue Trainingskurs von Viktor Bologan deckt alle schwarzen Erwiderungen gegen Katalanisch ab, also auch mögliche Übergänge zu anderen Eröffnungen wie der Tarrasch-Verteidigung oder zu Damenindisch.
In den übrigen vier Partien gab es keinen Sieger. Einige Partien wurden nur formal gespiel. So endete die Begegnung zwischen Alexander Grischuk und Maxime Vachier-Lagrave schon im 13. Zug mit der Teilung des Punktes. Bu und Svidler lieferten sich auch keinen Kampf bis aufs Blut. Es wird taktiert und man muss Kräfte sparen. Wesley So kam gegen Baadur Jobava allerdings mit einem blauen Auge davon.
Jobava gegen So
Die meiste Zeit der Partie lag er hinten. auch das Remis zwischen Najer und Rapport war ausgekämpft.
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