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Bericht von Wolfgang Radeiski.... Bericht von André Schulz Die Internationale Lasker-Konferenz, Mitte Januar 2001 in Potsdam durchgeführt, war eine der bedeutsamsten Schachveranstaltungen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie war sicher auch die imposanteste Konferenz zu Ehren einer Person der Schachgeschichte weltweit. Die Organisation selbst war überwältigt von der
unerwartet großen Teilnehmerzahl. Bis zu 300 Teilnehmer hatten sich angemeldet,
die 200 Sitzplätze im Vortragsraum des Potsdamer Kulturhauses waren zu allen
Vorträgen belegt. Die Persönlichkeit Emanuel Lasker ist aus der Erinnerung der deutschen Öffentlichkeit weitgehend - zu Unrecht - verschwunden. Egon Ditt, Der Präsident des Deutschen Schachbundes, berichtete in seinem Grußwort, dass man sich vergeblich bemüht habe, etwas dagegen zu unternehmen. Der Vorschlag an die Post, eine Briefmarke zu Ehren Laskers herauszugeben, fand ebenso wenig Gehör, wie der Vorschlag an die Bahn, einen Zug nach Emanuel Lasker zu benennen. Sogar als Schachweltmeister wird Lasker in Deutschland eher unterschätzt. Vielleicht sind es noch die Vor- oder Fehlurteile, die von Tarrasch, Tartakower und Reti in die Welt gesetzt wurden, Lasker Stil sei irgendwie psychologisch und sein Erfolg weniger durch Qualität des Spiels, als durch psychologische Spielführung zu erklären. Einmal mehr hat Dr. Robert Hübner versucht, in seinem Vortrag mit diesem Falschurteil aufzuräumen. Leser des ChessBase Magazins erinnern sich an die Beiträge in den Magazinen 52-55, in denen dieses Thema auch zur Sprache kam. Aber auch andere Referenten haben sich auf der Konferenz mit Laskers schachlichen Qualitäten beschäftigt, die durch Kampf, Zähigkeit in der Verteidigung und exzellentes Endspielwissen gekennzeichnet sind. Unter den Besuchern der Konferenz, die im Wesentlichen von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert wurde, und deren Schirmherren der Innenminister Deutschlands, Otto Schily, und der Außenminister Polens, Prof. Wladyslaw Bartoszewski, waren, befanden sich außer den Fachleuten verschiedener Gebiete eine russische und eine polnische Delegation. Der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Dr. Manfred Stolpe, war zur Eröffnung der Konferenz anwesend und sprach ebenso ein Grußwort, wie Prof. Dr. Julius Schoeps, der Direktor des Veranstalters, Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam. Der Botschafter der Republik Polens brachte es in seinem Grußwort auf den Punkt: Er sah in der Erinnerung an Lasker eine weitere Möglichkeit, die deutsch-polnisch-jüdischen Beziehungen zu pflegen. Lasker war Kosmopolit. Als Turnierschachspieler
und Weltmeister reiste er in viele Länder. Er lebte zeitweise in England und
Russland. Im Exil lebte er in den Niederlanden, in Russland und in den USA. Er
wurde in Berlinchen geboren, das heute in Polen liegt und Barlinek heißt,
gestorben ist er in New York. Die Erinnerung an den deutschen jüdischen
Intellektuellen Lasker steht der deutschen Öffentlichkeit gut zu Gesicht. Aber
auch Polen, Russland, England, Holland, die USA und die jüdische Gemeinde, sie
alle können sich mit Stolz auf Lasker berufen. Die deutsche Schachgemeinde hat
das Glück, daran teilhaben zu dürfen. Wann sonst war es möglich, eine
bedeutende Schachveranstaltung in Deutschland aus öffentlichen Geldern zu
finanzieren?
Er brachte das außergewöhnliche Kunststück
zustande, öffentliche Gelder für eine Veranstaltung zu mobilisieren, die
irgendwas mit Schach zu tun hat - in Deutschland. Was in Spanien oder sonst wo
möglich ist, Kommunen, Bezirke, der Staat, finanzieren Schachveranstaltungen
als kulturellen Beitrag, gibt es in Deutschland eher selten. Eine Ausnahme, die
mir spontan einfällt, ist das Dortmunder Turnier, dass von der Stadt Dortmund
mitfinanziert wird. Angesichts der vielen bedeutenden Gäste und Teilnehmer war in Potsdam so etwas wie Aufbruchsstimmung und Euphorie zu spüren. Kann das deutsche Schach über die parallel gegründete Lasker-Gesellschaft neue Impulse bekommen, von denen es dauerhaft profitiert? Kann sich das deutsche Schachleben an der Person Emanuel Laskers erneuern und aufrichten - der Kosmopolit, das Multitalent Emanuel Lasker als das vermisste Schachidol? Warum nicht? Paul Wolfgang Wagner hat gezeigt, dass er die Fähigkeit hat, die ohne Zweifel vorhandenen Kräfte zu vereinen. Jeder ist eingeladen, sich zu beteiligen, indem er Mitglied bei der Lasker-Gesellschaft wird. Das kostet nicht viel, nutzt aber dem deutschen Schachleben enorm. Zunächst soll das noch bestehende Landhaus in Thyrow (Brandenburg) als Lasker-Gedenkstätte eingerichtet werden. Wagner plant außerdem die Einrichtung einer öffentlichen Schachbibliothek, analog zum Euwe-Zentrum in Amsterdam. Und natürlich wird auch an ein Lasker Memorial Schachturnier gedacht. Und es gibt viele weitere Ideen. Wir dürfen gespannt sein. Auf der Konferenz wurden viele Vorträge angeboten, die sich mit den verschiedenen Facetten des Lasker'schen Denkens und Schaffens beschäftigten oder anders mit Lasker in Verbindung standen. Ich möchte an dieser Stelle auf die Webseite der Lasker-Gesellschaft verweisen. Wer keine Gelegenheit hatte, in Potsdam teilzunehmen, kann sich über die Fotos auf den folgenden Seiten einen Eindruck verschaffen. Auch im ChessBase Magazin werden wir mit Videobeiträgen auf die Veranstaltung ausführlicher eingehen. Fotos
1... Links:
Lasker-Gesellschaft ...
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