Frisch rezensiert: Max Euwe – Masterclass Vol. 18

von Hannes Langrock
09.08.2025 – Wie spielte ein Weltmeister, der zugleich brillanter Denker und bescheidener Stratege war? Entdecken Sie mit Master Class Vol. 18 die Ideenwelt von Max Euwe – überraschend aktuell und lehrreich. Hannes Langrock ist Lektor bei einem Belletristik-Verlag und Internationaler Meister. Er lebt in Leipzig und spielt für den ESV Nickelhütte-Aue. Er hat sich den Kurs angeschaut und rezensiert ihn.

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Max Euwe – ein unterschätzter Schachweltmeister

In Band 18 der Master Class-Reihe widmet sich ein ChessBase-Expertenteam einer heutzutage sicherlich unterschätzten Schachpersönlichkeit: dem 5. Weltmeister Max Euwe. Der 1901 geborene Niederländer bezwang 1935 Alexander Aljechin in einem Weltmeisterschaftskampf über 30 Partien, was zeigt, welch großartiger Spieler er zu dieser Zeit gewesen ist. Die Schachkrone trug er bis 1937, als er sie im Revanchekampf gegen Aljechin wieder verlor. Als Mathematiker, Lehrer und Universitätsprofessor konnte Max Euwe zudem eine erfolgreiche berufliche Karriere auch außerhalb des Schachs vorweisen.

Ein Expertenteam aus vier internationalen Titelträgern zeigt Ihnen inspirierende Eröffnungsvarianten, strategische Meisterleistungen, wegweisende Endspielmanöver und mustergültige Kombinationen im Videoformat.
Max Euwe war der 5. Weltmeister der Schachgeschichte, nachdem er 1935 Alexander Aljechin im Wettkampf um die Weltmeisterschaft besiegen konnte. Von Beruf Mathematiklehrer blieb Euwe Zeit seines Lebens Amateur, war aber dennoch der beste Schachspieler der Niederlande und einer der weltbesten Spieler. Mit zwölf niederländischen Landesmeisterschaften hält Euwe den Rekord. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft war Euwe eine Zeitlang auch der weltbeste Spieler. 1937 verlor er den Titel im Revanchematch gegen Alexander Aljechin wieder.
Kostenloses Videobeispiel: Eröffnungen

Die Master Class beginnt mit Euwes Beitrag zur Eröffnungstheorie, den Großmeister Dorian Rogozenco anhand einiger anschaulicher Beispiele illustriert.   

Als Schwarzer zeigte Euwe im Königsinder ein herausragendes dynamisches Verständnis in Zeiten, als diese Eröffnung eher als halbkorrekt galt. Dabei hatte er – typisch für große Geister – seine eigenen Ideen.

Tarrasch-Euwe, Amsterdam 1923

9…h6 10.Dd2 Kh7 11.g4 Sg8

Euwe hatte eine Vorliebe für das mit …h6 beginnende Manöver. Moderne Engines mögen das hier überhaupt nicht, aber in der Partie gegen Tarrasch gelang es dem Niederländer, den Königsflügel geschlossen zu halten und später auf der anderen Seite des Brettes durchzudringen!

Auch erkannte Max Euwe das Potenzial der nach dem niederländischen Ort benannten Scheveninger Variante des Sizilianers, Jahrzehnte bevor diese so richtig populär wurde. In den WM-Kämpfen mit Aljechin spielte zudem die Slawische Verteidigung eine zentrale Rolle, wobei Abspiele entwickelt wurden, die heute immer noch populär sind.

Im Strategie-Teil der Master Class zeigt Großmeister Mihail Marin die strategischen Stärken von Max Euwes Spiel. Eines der Merkmale des Niederländers ist seine Vorliebe für positionelle Opfer, wobei er diese zuweilen gezielt provozierte:

Aljechin-Euwe, Match 1926

36…Kh8!? Euwe zieht seinen König freiwillig auf die offene Linie! Aber ist jetzt nicht 37.Lh4 stark, weil auf 37…Dxh4 38.Th2 folgt und ansonsten 38.Lf6 kommen würde? Tatsächlich spielte Aljechin auch 37.Lh4, hätte es jedoch besser nicht getan …

Taktik- und Angriffstraining mit Max Euwe

Dies war mein erster Master Class-Band, und ich muss sagen, dass der Taktik-Teil mit IM Oliver Reeh für mich DAS Highlight des Kurses gewesen ist!  Im Move by move-Format ist der Zuschauer selbst am Zug und schlüpft in die Rolle des starken Rechners Max Euwe. Dabei ist in den insgesamt 21 Partiefragmenten nicht nur jeweils eine Taktik zu finden, sondern in vielen Fällen Zug für Zug die komplette Angriffsführung bis hin zum kombinatorischen Abschluss. Nach der Ausführung eines Zuges gibt der Hamburger IM Feedback, sowohl zu den korrekten Lösungen als auch zu naheliegenden, aber falschen Antworten.

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Meine Empfehlung ist hier, keine naheliegenden Züge nach oberflächlichem Blick auf die Stellung schnell auszuführen. Nehmen Sie sich stattdessen die Zeit, um die Lage auf dem Brett zu durchdringen. Das kann dann durchaus auch mal eine Viertelstunde für eine Stellung sein! Auf diese Weise bietet der Taktik-Teil von Oliver Reeh ausreichend Material für mehrere Trainingssessions, um seine Fähigkeiten in Angriff und Taktik zu schulen.

Euwe-Loman, Scheveningen 1922

Dem folgenden Angriff gab Oliver Reeh das Motto »Die Kunst der Bauernführung«. Tatsächlich sind die nächsten 5 Partiezüge des Anziehenden Bauernzüge. Welcher könnte der erste sein?

Das abschließende Endspiel-Kapitel übernimmt der bekannte Hamburger Experte GM Karsten Müller, der sich mit 10 lehrreichen Endspielen des 5. Weltmeisters im Detail auseinandersetzt. Darunter sind einige sehenswerte Hochkaräter etwa gegen Capablanca oder Aljechin, u.a. die »Perle von Zandvoort«. Aber auch folgende Transformation gegen einen unbekannteren Spieler hat mir gut gefallen:

Euwe-Landau, Amsterdam 1938

Guter Springer gegen schlechten Läufer? Ja schon, aber nach 32.Sxe6+! Txe6 33.f5 erreicht Weiß ein weitaus günstigeres Doppelturmendspiel!

Phantastische Taktik und glasklare Technik. Das waren die Markenzeichen auf Aljechins Weg zum WM-Titel 1927. Das Team Rogozenco, Marin, Reeh und Müller stellt Ihnen den 4. Weltmeister und sein Schaffen vor. Inkl. interaktivem Test zum Mitkombinieren!

Fazit

In einer Videolaufzeit von insgesamt fast 8 Stunden können die Zuschauer in die mehrere Jahrzehnte lange Karriere des 5. Schachweltmeisters Max Euwe eintauchen. Die neue Master Class ist eine wichtige Arbeit, da heutzutage kaum noch jemand etwas über Max Euwe weiß! Vier Experten präsentieren lehrreiche Beispiele aus den Bereichen Eröffnung, Strategie, Taktik sowie Endspiel. Eine kurzweilige Angelegenheit, wobei sich insbesondere das Kapitel Taktik (Angriffsführung) hervorragend zum Training eignet, da der Zuschauer hier selbst am Zug ist und in die Rolle des Weltmeisters schlüpft!    

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Hannes Langrock ist Internationaler Meister und spielt für den ESV Nickelhütte Aue in der 2. Bundesliga. Er lebt mit seiner Familie in Leipzig und arbeitet bei einem Belletristik-Verlag als Lektor.