Egal wie das Kind heißt, Hauptsache es wird groß und stark, kreativ und mutig!

Bis heute ist nicht endgültig geklärt, wer sich die größten Meriten erworben hat, um die Entdeckung des Kontinents Amerika. War es am 12. Oktober 1492 Christoph Kolumbus, war es 1507 Amerigo Vespucci oder doch schon vorher die Wikinger – spielt das überhaupt eine Rolle? Wichtig erscheint nur, dass beim SC Frankfurt-West, - also genau 500 Jahre später – am 28. Januar 1992 der neue Vorstand gewählt wurde, um das klassische Schach wesentlich weiter zu entwickeln. Zuerst wurde im Jahre 1994 mit Schellschach begonnen und dann im Jahre 2000 das Chess960 Fischertreu realisiert!
Aus dem Nichts gestartet, nur mit Ideen und Absichten
Der Anspruch erschien zuerst, wie ein irres Projekt der Unmöglichkeit. Zum 70.Geburtstag des Vereins wurde vom Vorsitzenden Hans-Walter Schmitt ein 10-Jahres-Plan vorgestellt, der den Start eines der bedeutendsten Schnellschachturniere der Welt namens Frankfurt-West Chess-Classic auf die Beine stellen sollte. Den Schlüsselspieler für dieses Unterfangen hatten wir schon durch Wolfram Runkels Artikel in der Zeit gefunden, der den charismatischsten Spieler der Gegenwart vorstellte: Viswanathan Anand aus Indien – der schnellste Spieler der Welt! Alles passte, aber „Wer soll denn das bezahlen?“ war die wichtigste Frage am Ende der Vorstandssitzung. Es ging zuerst um 8.900,- DM. Die Antwort war einfach: Sponsoren und den Rest garantiert der Vorsitzende. Nach dem Turnier wurde festgestellt, dass doch ein erheblicher Betrag als Gewinn ausgewiesen werden konnte, um in die Zukunft zu investieren!
Also der Reihe nach: Der fusionierte Verein aus SK Unterliederbach 1924 und SC Sindlingen 1925 mündete in einem größeren Städtenamen: Schachclub Frankfurt-West, SC Frankfurt-West, später einfach „West“ genannt – der innovativste Club im Frankfurter-Westen. Jugendarbeit mit den Programmen „Weißer Tiger“ und „Schwarzer Bär“ wurde angekurbelt. Damit sollte die Mitgliederzahl erhöht werden. Vereinsmeisterschaften wurden zur DWZ-Auswertung angemeldet als sportlicher Leckerbissen und wir wollten jedes Jahr startend in der Bezirksklasse B eine Klasse höher kommen. Kurzfristiger wollten wir in zwei Jahren zum 70-Jährigen ein erstes Schnellschachturnier starten, um den Geburtstag würdig zu feiern. Das ging gut los und wir bekamen unseren Superjungen aus Indien, allerdings gab er nur zwei Simultan zu je 40 Teilnehmern (Frankfurt-West Norm: kein Brett weniger, aber auch kein Brett mehr). Von 162 Anmeldungen konnten wir 2 Simultan ansetzen, leider mussten dann 82 zuschauen.

Der Frankfurt-West Vorstand von 1992
Gleichzeitig lief das 1.Ordix Open los mit 183 Teilnehmern und 10 Großmeistern - GM Alexander Chernin gewann. Bei der Siegerehrung konnte der Vorsitzende Schmitt die Worte mithören die Schirmherr Prof. Dr. Heinz Riesenhuber zum Vorsitzenden der Taunus Sparkasse Hans-Georg Pilz zuflüsterte: „Die machen hier mit Schach etwas Gutes, die müsst ihr nächstes Jahr hoch vierstellig unterstützen“. Daraus machte der Vorsitzende Schmitt im Abschiedssatz eine Ankündigung für das Jahr 1995 „Weil es euch und uns so gut gefallen hat, machen wir das nächstes Jahr wieder“. Entsetzen bei der nächsten Jahreshauptversammlung: „Nicht schon wieder so viel Arbeit, warum machen wir kein richtiges Schach, so wie in Dortmund, Wijk aan Zee oder Linares“? Der Vorsitzende argumentierte mit prophetischen Worten, warum alles Nachmachen, lasst uns die kleine Schachwelt mit der großen Gesellschaft wirklich verbinden. Die Abstimmung viel knapp 6 zu 5 aus und wir „Sechs“ schworen uns fünf Jahre bis zum 75igsten Geburtstag 1999 an dem Vorhaben festzuhalten.
Live-Übertragungstechnik und Zuschauer-Service war der Kick
Und so kam es dann: 1994 gut 183 Teilnehmer, 1995 nur 158 & Zweikampf Kramnik vs Lobron, 1996 schon 263 & ein Vierkampf Shirov, Kramnik, Dr. Hübner und Leko, 1997 immerhin 277 & ein Vierkampf Anand, Karpov, Topalov und Lobron, 1998 griff dann unser Konzept mit 319 Teilnehmern richtig mit Garri Kasparov, Viswanathan Anand, Vladimir Kramnik und Vassily Ivanchuk – die Top 4 der Welt an Bord bei der Chess Classic im Frankfurter Westen in der Stadthalle Frankfurt-Zeilsheim. Die unrühmliche Absage am 23. Mai 1998 im allerletzten Moment durch Anatoly Karpov löste bei uns eine Trotzreaktion aus. Wir fanden die Nr.4 der Welt, Vassily Ivanchuk in seinem Trainingslager im Elsaß und hatten mehr als ausreichenden Ersatz. Kleiner fernmündlicher Dialog zwischen Schmitt und Ivanchuk: „Tschucky, du hast ganz vergessen zu fragen, was du dafür zu bekommen hast?“ Kurze Antwort: „Garri spielt und ich bin dabei, das wird schon stimmen. Ich spiele“!
Wir drohten Anatoly Karpov mit einer Schadensersatzklage von 250.000 $ und stellten ihm die Note mit Kurier persönlich im Hilton in Budapest zu. Kasparovs Kommentar auf der Pressekonferenz war: „Das Turnier ist stärker geworden!“ Aber mit der Ausrede, er könne nicht spielen wegen gesundheitlicher Unpässlichkeit gaben wir uns nicht ganz zufrieden und bekamen doch seine schriftliche Zusage im nächsten Jahr 1999 zu spielen – gleiche Besetzung, neuer Veranstaltungsort in der Ballsporthalle! Ein Vorgang, der uns in eine sehr erfolgversprechende Situation bringen würde – zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: eine Weltklasse Besetzung in den beiden Jahren 1998 und 1999 zu haben.
Vertrieblich genial war auch der Vorgang im Januar 1998 in Wijk aan Zee, als Schmitt über die Besetzung des 4er-Turniers mit Karpov sprach. Ja, Anand und Kramnik hätten bereits unterschrieben, jetzt Karpov und nun wäre der Wunsch des Veranstalters einen weiteren Spieler mit Elo über 2700 zu verpflichten! Garri Kimovich Kasparov oder Robert James (Bobby) Fischer seien 1.Wahl. Karpov unterzeichnete mit einem sanften mitleidigen Lächeln, sicher in der Annahme, dass der junge unerfahrene Organisator, wenn er wüsste, wie das Preisschild der beiden aussehen würde. Dabei war bereits Garri Kasparov ausverhandelt, es fehlte nur noch die schriftliche Zusage von Garris Manager Owen Williams.
Kleine Anekdote am Rande: was fängt mit großem „S“ an und hat sieben Buchstaben – S chmitt oder S iemens – natürlich war Siemens der Imaginäre für Garri. Durch die Unterstützung der Stadt Frankfurt am Main, besonders durch die aufgeschlossene Kultur- und Sportdezernentin Sylvia Schenk konnten wir dieses große Rad drehen und es kam noch besser! 1999 fand das beste Turnier aller Zeiten im Frankfurter Westen statt, wir hatten das Welt-Schnellschach auf die Spitze getrieben, das Beste vom Besten, Fernsehanstalten buhlten um Sendezeiten, in der Spitze abends 1391 zahlende Zuschauer neben vielen geladenen Gästen, 212 VIP-Tickets verkauft, 3 GM-Kommentatoren Paare, 13min Sendezeit im aktuellen Sportstudio, 4min Tagesthemen, 4min Heute Journal und immer wieder prickelnde Pressekonferenzen. Donnernder Applaus der drei russischen Weltmeister für unseren Superstar Vishy Anand, als er gegen Fritz on Primergy den Computer mit einem Figurenopfer in Schach halten konnte, danach ab ins aktuelle Sportstudio, Sieg von Schachstar Vishy Anand an der Torwand gegen Boxweltmeister Vitaly Klitschko, 60-64 Helfer im Einsatz. 432 Ordix Open Teilnehmer. Schachherz was willst du mehr!
Die erste ernsthafte Beschreibung von Chess960
Mittlerweile hatten wir uns in die Hessenliga hochgespielt und hatten mit GM Eric Lobron einen guten Freund an Brett 1 sitzen! „Höher geht’s nimmer“ war das Fazit und das schon nach 6 Jahren. Parallel liefen die Pläne und Tests für die von Robert James (Bobby) Fischer propagierte Revolution Fischer Random Chess (FRC) an - Jahr für Jahr testeten wir diese Form des Spiels in unserem jährlichen Trainingslager im Spessart „Gasthaus zur Sonne“ in Schollbrunn aus!
Fazit: „Vor jeder Runde werden die Startpositionen aller Figuren auf der Grundreihe ausgelost. Nur die letzte Schamschwelle – das Verbot zweier gleichgeschlechtlicher Läufer – wird respektiert. Mitunter stellt sich trotzdem schon vor dem ersten Zug eine gewisse Beklemmung ein, wenn sich beispielweise der eigene König, allen feindlichen Schwerfiguren gegenübersieht oder einer Eckdame der feindliche Läufer entgegengrinst.
Die Favoriten kommen aus dem Kreis der Schwindler, Hudler und Zeitnotpeitscher. Vorneweg Jürgen R. und Ulrich B., Leute die stil- und charakterlos die fragwürdigsten Stellungen provozieren, nur um den Gegner zum Denken zu verleiten, um sie dann über die Zeit zu heben. Aber auch mittelspielstarke Zocker ohne oder mit eingeschränktem Eröffnungsrepertoire wie Rudi, Hans-Walter oder Hans-Peter sollten hier, unbehindert von der Theorie, aufspielen können. Ferdi, als ausgewiesener Schachästhet, werden von vornherein nur Außenseiterchancen eingeräumt!“ Zwischenzeitlich konnte sich Bobby Fischer nicht mit den argentinischen Organisatoren einigen das Fischer Random Chess seiner Genese austragen zu lassen. Sie mäkelten an dem neuen Schach herum und gingen eher mit Kasparovs seltsamen Ideen konform dieses Schach abzuändern, bzw. völlig zu verunstalten, sodass Fischers Ideen kaum noch zu erkennen waren.

Fischer-Schach, Tabelle 1996
Alles fiel ins Wasser und die Idee musste noch einmal geparkt werden, bis sich die Chess Tigers im Jahre 2001 in Mainz ernsthaft auf den Weg machten Fischers Ideen ohne signifikante Änderungen „Fischertreu“ umzusetzen. Seit dieser Zeit vom 09.06.96 (man beachte das Datum, zweimal 960 drin, Nomen est Omen) wird beim SC Frankfurt-West jedes Jahr eine Chess960-Vereinsmeisterschaft ausgetragen und von 2001 bis 2009 winkte dem Sieger das Brett 1 auf der Bühne spielend in der 1.Runde der Mainzer Chess Classic FiNet Open (Chess960). 2002 durfte dann Hans-Walter Schmitt gegen Weltmeister Ruslan Ponomariov ran und hatte in der Anfangsphase der Partie riesige Chancen zu punkten – wenigsten halb!
Die Besten der Besten
Und logischer Weise gelang im Jahre 2000 eine weitere Steigerung mit der unglaublichsten Top Ten Besetzung in der Historie der Schachgeschichte der Turnierveranstaltungen seit 1851 im Parkhotel in Bad Soden am Taunus. Die Premiere der Top Ten mit Garri Kasparov, Viswanathan Anand, Vladimir Kramnik, Alexej Shirov, Alexander Morozevich, Peter Leko spielten im Siemens Giants und Michael Adams, Vassily Ivanchuk, Evgeny Bareev und Vesselin Topalov im Taunus Sparkasse Masters gelang.

Der ungeschlagene indische Freund Anand entschied das doppelrundige Turnier mit 7,5 Punkten aus 10 Partien vor Kasparov und Kramnik für sich! Damit ist er der erste Spieler, der beim Umzug der Chess Classic nach Mainz im Match ist, der andere wird im Herbst in London im WM-Kampf zwischen den Russen Garri Kasparov und Vladimir Kramnik ermittelt! Es gab auch einen starken Rückgang auf 293 bei den Open-Teilnehmern. Dies lag an der Supervision unseres Turnierleiters Konrad Neupert, der kurzerhand aus einem 2-Tages, ein 3-Tages Turnier machte wegen Verbesserung sportlicher Aspekte: Der Russe Sergey Rublewsky gewann das 15-rundige Ordix Open. Ganz wichtig: das 1.Match GM Artur Jussupow gegen Fritz on Primergy im Fischer Random Chess (FRC) fand statt.
Nachher wurde festgestellt, dass die ChessBasler Shufflechess mit FRC verwechselt hatten. Die 2.Bedingung „Der König muss zwischen den Türmen stehen“ war nicht erfüllt! Ansonsten müssen ja nur die Läufer verschiedenfarbig sein und die Stellungen spiegelgleich. Parallel als fehlerfindender Katalysator wurden Computer-Weltmeisterschaften ausgerichtet, um auf jeden Fall, die von Reinhard Scharnagl erzeugte Reihenfolge der Startaufstellungen überall zu harmonisieren, damit jeder auf der Welt, bzw. in den Datenbanken auch die Stellungen 001 bis 960 findet und vergleichbar macht.
Schnellschach auf allerhöchstem Niveau
So nehmen wir die FRC-Vorbereitungen mit nach Mainz in die Rheingoldhalle – der weiße Ritter - Oberbürgermeister Jens Beutel - hatte die Chess Classic nach Mainz gezogen in Abwägung mit Sylvia Schenk – einzige Bedingung: Die am 9.9.99 mit 9 Mitgliedern gegründeten Chess Tigers übernehmen die volle Realisierung. Der Auftakt-Knaller war natürlich Fide-Weltmeister Viswanathan Anand gegen Braingames-Weltmeister Vladimir Kramnik im klassischen Schnellschach mit lediglich der Startposition 518! In den letzten vier Jahren 1998, 1999, 2000 und 2001 wurde ohne Zweifel, dass höchste Level im Schnellschach erreicht, trotz des radikalen Wechsel von der Banken-Metropole Frankfurt am Main zur Hauptstadt Rheinland-Pfalz, Mainz am Rhein.
Mit der Rheingoldhalle direkt am Rhein, dem verbundenen Rathaus und Arbeitsplatzes des Mainzer Oberbürgermeisters Jens Beutel, dem 5 Sterne Hilton und den sehr engagierten Mainzer Sponsoren erschien die rosige Zukunft lange gesichert. Neu auf dem Programm stand Fischers Idee mit den 960 verschiedenen Startaufstellung und seiner Zeitkontrolle mit additiver Zeit pro Zug! „The show must go on“ von Queen wird zur Einlauf Hymne der Superstars erkoren. Gourmet Club, Schach Kino und Kinder Club wurden etabliert, um den Genuss von Eltern, Familien, Sponsoren, Spielern und Zuschauern zu erhöhen. Samstags und sonntags Nachmittag wurden 11 Runden Schnellschach selbst gespielt und abends bei den Spitzen-Duellen 2-3 Runden zugeschaut. 2001 wurden im Ordix Open 484 Teilnehmer gezählt, 2002 waren es 496, 2003 endlich 500, 2004 immerhin 542, 2005 stabilisiert auf 546, 2006 durch neu Impulse 632, 2007 alle Rekorde gebrochen mit 762, 2008 stabil 693, 2009 scheinbar gesättigt mit 694 und 2010 zum Abschluss 701. Eine beeindruckende Bilanz mit logischer Entwicklung im normalen Schach schienen ausgereizt.

Im Schatten des Schnellschach-Duells Anand-Kramnik 2001
Mit dem FRC-Wettkampf Michael Adams (Nr.4) gegen Peter Leko (Nr.6) der Welt wurde 2001 in der Mainzer Rheingoldhalle das von Robert James Fischer propagierte kreative Schach ernsthaft auf Weltmeister Niveau vorgestellt – ganz bewusst im Schatten des Schnellschach-WM-Duells zwischen unseren Ehrenmitgliedern der Chess Tigers Viswanathan Anand und Vladimir Kramnik. „So geht das nicht“, war die überwiegende Mehrheit der Schach-Experten, doch die Chess Classic Mainz setzte auf Koexistenz der beiden Systeme und hatte damals schon die systemische Überwindung der Bedenkenträger im Fokus: „Wenn man das klassische Schach nicht verdrängen kann, dann muss man sich mit diesem verbinden“.
Und die Taktik war glasklar: Alle Bedenken werden sachlich und fachlich begründet, um Garri Kasparov und den kleinsten Amateur zum positiven Nachdenken zu verleiten, Kasparov ist heute bekehrt! Die oberflächlichen Argumente wie „Etwas für Wenigzeitinhaber“ (Studium und Beruf, Familie und Zukunft sind wichtiger als „Schachtheoriebolzen“) und unendlich viel Zeit beim Schach zu vergeuden. Der Schlüssel zum Erfolg würde für Fischer-Schach natürlich im Beweis liegen, dass keine der 960 Startstellungen forciert verloren sei!
Hier gab es beachtliche Zweifel, besonders die von unserem Freund und Großmeister aus Sankt Petersburg Peter Svidler nach dem ersten Tag im FiNet Open: 3 Weißpartien gewonnen und 2 Schwarzpartien verloren gegen Frau Kieseleva und Herr Galdunts. Die Reaktion von Peter war kritisch: „Ich höre auf“, aber Organisator Schmitt konnte Peter beim Genuss von vier großen Apfelsaftschorlen überzeugen, dass dies nicht am 960-System liegt. „Sein darf nicht, was nicht sein soll“ und endete nach gut einer Stunde mit dem legendären Ausspruch des Organisators. Peter spreche mir langsam nach: „Keine der schwarzen Startpositionen ist verloren, ich kann morgen alle 6 Partien gewinnen und so, mit 9 aus 11 Partien noch siegen, und das Recht erwerben nächstes Jahr Peter Leko um den WM-Titel herauszufordern“. GM Peter Leko hatte GM Michael Adams mit 4,5:3,5 geschlagen.
Bei dieser heftigen Auseinandersetzung wurde uns allen klar, wenn eine einzige Startposition verloren ist, wird diese Form des Schachspiels unvereinbar mit Fairness und Gerechtigkeit stehen. In unserer grenzenlosen Überzeugung boten wir allen Großmeistern an: „Wenn ihr eine Stellung findet, die forciert verloren ist, bekommt ihr von uns 5.000,00 $ - später wurde dieses Angebot noch auf 10.000,00 $ erhöht“. Also im Jahre 2003 wird es zum ersten Duell um den WM-Titel gehen.
In den nächsten Jahren bis zum Jahre 2009 kam es dann zu den FiNet Open auch jeweils einem WM-Kampf, wo der Titelverteidiger auf den Open-Sieger traf. Wir hatten das Schachspiel Chess960 demokratisiert und kalkulierbar gemacht, trotzdem gelang es nicht, dass das Spiel noch größere Anerkennung fand. Das FiNet Open hatte beginnend 2002, 131 Teilnehmer, 2003 dann 179, 2004 schon 207, 2005 wieder 207, 2006 mit der Herausforderung nicht nur einen Sieger, sondern auch Frauen (Alexandra Kosteniuk), Jugend (Pentala Harikrishna) und Senioren (Vlastimil Hort) bei 248 Teilnehmern zu küren. 2007 war der Rekord mit 280 erreicht, 2008 waren es 236 und zum Abschluss 263! Die Weltmeister waren: 2001 Peter Leko (Duell), 2002 Peter Svidler (FiNet Open), 2003 Peter Svidler, 2004 Peter Svidler, 2005 Peter Svidler, 2006 Levon Aronian, 2007 Levon Aronian, 2008 Levon Aronian und 2009 Hikaru Nakamura.
Aktion „Free Bobby Fischer“ / Warum Chess960? / WNCA
In der Saison 2003/2004 starteten wir die Aktion „Free Bobby Fischer“ während den Chess Classic Mainz 2003. Der Urheber des neuen Zeitkontrollsystem (Additive Zeit) und der wechselnden Startpositionen Robert James „Bobby“ Fischer – 960 an der Zahl – sollte von Japan aus an die USA ausgeliefert werden, wegen eines Vergehens, welches während des Rückkampfes zum legendären Match von 1972 auf der Adria-Insel Sveti Stefan 1992 stattfand. Fischer spuckte auf ein US-Regierungsschreiben, welches ihm den Rückkampf 20 Jahre nach dem Match gegen Boris Spassky verbot.
In Mainz wurde ein Gesuch an das Innenministerium der Bundesrepublik Deutschland zu Händen Herrn Dr. Otto Schily gestellt, Bobby Fischer ein Asylrecht in der Region Rhein-Main-Taunus wegen deutscher Wurzeln zu gewähren. Doch ehe die Antwort aus Berlin kam, wurde international allseits befürwortet, dass die Hauptstadt Islands Reykyavik dieses Asyl mit Zustimmung Fischers gerne gewährte. Später wurde in einer deutsche Zeitung auf die antisemitische Haltung Fischers verwiesen mit der Überschrift: „Deutsche Schachfreunde helfen Judenfeind Bobby Fischer“? Die politische Dimension war den Organisatoren in Mainz entgangen, mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. Die Neuerungen die Fischer zeit seines Lebens brachte (Zeit & Startaufstellung) können auch ruhig ergänzt werden mit dem Zusatz: „Fischer hat professionellen Spielern in der Zukunft einen großen Schub an Einkommen ermöglicht“ – er war eigentlich der Vorkämpfer für aller selbständigen Profis“.
Im Jahre 2003 fand auch deine Befragung unter 504 teilnehmenden Akteuren in Mainz statt, welchen Namen sollte das neu getaufte Kind in Zukunft bekommen.10 Vorschläge standen zur Wahl.
01. Chess960 264
02. Fischer Random Chess 184
03. Fischer Chess 70
04. Fischer Schach 20
05. Modern Chess 18
06. Schach960 14
07. New Chess 12
08. Freestyle Chess 10
09. Kreativ Chess 8
10. Wild Chess 4
Im Jahre 2005 fand durch die Nichtbeachtung des Weltverbandes FIDE erzwungen die Neugründung der WNCA - World New Chess Assoziation – statt, um die FIDE zu bewegen, die Form Schach zu spielen, in ihre Satzung aufzunehmen. Die Aktivitäten und Taktik der Mainzer Teilnehmer an der Spitze der Oberbürgermeister Jens Beutel, Chess Tigers Vorsitzender Hans-Walter Schmitt, Turnierleiter Hans-Dieter Post, DSB-Vizepräsident Dr. Matthias Kribben und DGT CEO Albert Vasse wurde vorangetrieben, sodass durch die Aufnahme von Chess960 in den FIDE Anhang F ein Auseinandertriften der für Schach Verantwortlichen verhindert werden konnte. Fest in der Meinung. dass „Miteinander“ immer besser ist als „Gegeneinander“ wurde die Neugründung der WNCA später auf Eis gelegt!
Heute ist die Auseinandersetzung zwischen der FIDE (Präsident Arkady Dvorkovich) und der Freestyle Chess Organisation (CEO Jan Henrik Büttner) wieder hochaktuell und strebt hoffentlich einer gedeihlichen Lösung zu, im Sinne der breiten Schachwelt und ihrer Spitzenspieler mit Weltmeister Magnus Carlsen (2013 bis 2023) und Chess Tiger Ehrenmitglied Weltmeister Viswanathan Anand (2007 bis 2013). Die 20 Millionen Dollar, die der Geschäftsmann Jan Henrik Büttner für die ersten zwei Jahre bei Sponsoren und Investoren für seine „Formel 1“ Freestyle Chess gefunden hat sind ein Projekt der Begierde geworden, dass viele verführerischen Aspekte in sich birgt.
grenke Freestyle Open oder grenke Open – das ist hier nicht die Frage?
Unglaubliche Massen, 3033 Schachspieler trafen sich zum Karlsruher Gipfeltreffen. Alle waren da, die Rang und Namen haben, aber auch alle Schachspieler, die sich einen einmaligen Event nicht entgehen wollten, um zu sehen, wie man traditionelles Schach mit neuem innovativen Freestyle Chess960 verbinden kann. Ein ganz großes strategisches Kompliment an den besten Sponsor der letzten 25 Jahre in Deutschland, Wolfgang Grenke, und seinen besten Machern Sven Noppes und Christian Bossert. Großartig auch, dass sich der neue Geldfinder am weltweiten Schachmarkt Jan Henrik Büttner mit seinen Beratern GM Sebastian Siebrecht und GM Niclas Huschenbeth für ein „Miteinander“ entschieden haben – nur, wie schon manchmal in der Vergangenheit, scheint die FIDE nicht den richtigen Weg zu finden, das „Gegeneinander“ verschwinden zu lassen.
Zu gerne hätte ich im Freestyle A-Open mit meinem besten Freund Viswanathan Anand einmal in einem Turnier zusammengespielt und nicht nur mit dem Elo-Stärksten der Welt, Magnus Carlsen und dem Elo-Stärksten Deutschlands, Vincent Keymer. Aber was nicht war, kann ja noch kommen? Die Zahlen und Statistiken dieses einmaligen Grenke Schachfestivals sind beeindruckend. Waren die Mainzer Statistiken von 2007 auch schon seiner Zeit berauschend, aber doch anmutig und motivierend, in der Sache klarer und logischer, irgendwie vertraut und heimisch. Mainz war kleiner und menschlicher. Im grenke Freestyle A-Open (Chess960) spielten 297 Teilnehmer mit – die Top-Ten hatten einen Elo-Schnitt von 2762, 68 GMs, 2 WGMs, 31 IMs, 2 WIMs, 38 FMs und 2 WFMs, insgesamt = 143 Titelträger unglaublich für ein offenes Turnier! In Mainz waren es im FiNet Open 2007 280 Teilnehmer die mitspielten – die Top Ten hatten einen Elo-Schnitt von 2719, 59 GMs, 13 WGMs, 13 IMs, 3 WIMs, 17 FMs und 3 WFMs, insgesamt = 108 Titelträger, seiner Zeit auch beeindruckende Zahlen. Weiterhin muss man konstatieren, dass die Zahlen im grenke Freestyle B-Open mit 193 und Freestyle C-Open mit 84 auch noch stark wachsen können.
Stellt man hier das traditionelle grenke A-Open mit 875, grenke B-Open mit 1195 und Grenke C-Open mit 522 gegenüber, (Werte aus den Startlisten entnommen), so muss man drei Verhältnisse konstatieren: Teilnehmer Freestyle Open 550 : traditionellem Open 2483, Elo-Schnitt Top-Ten 2762 : 2642 und Titelträger 143 : 274. Bewerten sollte man dies heute noch nicht, abschließend, aber es ist sicher, dass auch andere Faktoren eine gewichtige Rolle spielen außer den Preisfonds 225.000 € : 70.000 €, zum Beispiel: Titel-Normen & Elo/IPS-System (Individuell Performance System). Der Wechsel vom traditionellen Grenke Open ins Freestyle Chess Open nach der 4.Runde vorzunehmen war ein sehr verlockendes Angebot, aber wurde nur wenig wahrgenommen, weil man dadurch doch auf einiges Preisgeld hätte verzichten müssen. Alles in allem betrachtet ein äußerst gelungener Versuch Schach weiterzuentwickeln, vielfältiger an die Gesellschaft heranzubringen und moderner und kurzweiliger zu gestalten in einem riesengroßen Format!
10. Offene Deutsche Schnellschach Meisterschaft im Chess960

Am 29.Juni 2025 wird die 10. Meisterschaft in Frankfurt-Zeilsheim an einem Tag in 7.Runden vom Chess Tigers Schach-Förderverein 1999 e.V. veranstaltet und der Main-Taunus-Schachvereinigung e.V. und dem SC Frankfurt-West ausgetragen. Die Zusammenkunft der Chess960-Freunde ist immer guter Anlass, sich ein bisschen in Fischers Ideen wohlzufühlen. Unser letzten Erfahrungen im Schulschach zeigen, dass es den Schülern genauso viel Freude machen oder sogar mehr Interesse bringen kann, wenn man sie beobachtet, wie sie vielmehr Spaß haben, wenn der Trainer beim Aufstellen der Figuren nicht auf der traditionellen Aufstellung der Figuren beharrt, sondern ein Würfel (Kind) beauftragt die Zahlen zu nennen, die ihm als Würfel einfallen.
Es geht los mit der Aufstellung der verschiedenfarbigen Läufer, dann kommt die Dame dran, dann die zwei Springer und am Schluss muss der König zwischen den Türmen stehen. Dann noch Schwarz spiegelgleich dazu einfügen. Zuerst waren die Schüler ein bisschen verunsichert, aber dann machte es von Woche zu Woche immer mehr Freude. Als wir dann wechseln wollten zurück zur Standardaufstellung, kam leiser Protest auf, weil die Schüler es sehr interessant fanden, so viele verschiedene Startstellungen zu spielen, als dauernd die Italienische Eröffnung zu spielen oder Damenbauernspiel! Modern, neugierig machend, war die Response bei den Eltern! Ja, was ist das denn? Kommt das aus Karlsruhe? Ist das Freestyle Chess? Es sollte beim Schach kein „Gegeneinander“ der Systeme geben. Sondern besonders im Schulschach ein „Miteinander“. Alle sind herzlich eingeladen sich zur Deutschen Schnellschach Meisterschaft im Chess960 anzumelden, dann hat man das schon einmal abgehakt und kann dann nächstes Jahr auch in Karlsruhe mitspielen. Der 29.Juni ist ein Feiertag „Peter und Paul“ und alle die den Vornamen tragen, erwartet eine schöne Idee unseres Hauptsponsors Taunus Sparkasse. Lassen Sie sich überraschen, „Petra & Paula“ werden natürlich gleich behandelt, ist doch klar, oder?

10. Youth Classic: Kids Open (U10), Youth Open (U14) & Juniors Open (U18)
Ein Tag davor am 28.Juni 2025 wird die 10. Youth Classic in Frankfurt-Zeilsheim an einem Tag in 7.Runden vom Chess Tigers Schach-Förderverein 1999 e.V. veranstaltet und der Main-Taunus-Schachvereinigung e.V. und dem SC Frankfurt-West ausgetragen. Um eine Brücke zu bauen zwischen Schulen und Vereinen bieten wir mit der 10 Youth Classic traditionell eine Möglichkeit an, mit dem Turnierschach zu beginnen und nicht nur Schüler aus anderen Vereinen, Bezirken, Ländern und Nationen kennenzulernen, sondern auch aus den anderen Schulen in Frankfurt am Main und Umgebung, aus Hessen und ganz Deutschland, sondern sogar aus der ganzen Welt. Die Stadthalle Frankfurt-Zeilsheim, Bechtenwaldstr.17, in D-65929 Frankfurt ist der Turnierort, dort wo alles 1994 begann beim SC Frankfurt-West mit Weltmeister Viswanathan Anand und den Programmen „Weißer Tiger“ und „Schwarzer Bär“. Wir freuen uns sehr auf das Zusammentreffen von jungen Schachspielern im traditionellen Schach, die auch schon wagen bei der Deutschen Meisterschaft das moderne Freestyle Chess zu spielen.
Tradition bewahren, Neues riskieren, Schach miteinander spielen nach dem Motto: „Gewinnen fängt an mit Beginnen“!
Hans-Walter Schmitt
Chess Tigers Schach-Förderverein 1999 e.V.
SC Frankfurt-West 1924 e.V.
Main-Taunus-Schachvereinigung 1925 e.V.