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Heute vor 110 Jahren, am 26. Januar 1908, wurde in Göteborg Gideon Stahlberg (eigentlich: Anders Gideon Tom Ståhlberg) geboren. Schon mit 19 Jahren gewann Stahlberg 1927 die Schwedische Landesmeisterschaft (geteilter Erster mit Gösta Stoltz), 1929 und dann noch einmal 1939 konnte er diesen Erfolg wiederholen. 1930 unterlag Stahlberg noch in zwei Wettkämpfen Efim Bogoljubow (1,5:4,5 in Göteborg) und Rudolf Spielmann (1,5:4,5 in Stockholm). In einer Neuauflage des Wettkampfes gegen Rudolf Spielmann siegte er aber 1933 in Göteborg mit 5:3 und im folgenden Jahr gelang ihm am gleichen Ort ein Sieg gegen Aaron Nimzowitsch in gleicher Höhe.
Durch seinen Sieg bei der Schwedischen Meisterschaft und seine beiden Wettkampfsiege in Göteborg erlangte Stahlberg auch international Aufmerksamkeit und wurde zu einer Reihe von Turnieren eingeladen. So war Stahlberg einer der Teilnehmer beim Internationalen Turnier von Zürich, wo ihm ein Sieg gegen Emanuel Lasker gelang.
1935 wurde Stahlberg auch zum zweiten großen internationalen Moskauer Turnier eingeladen, erreichte im starken Feld aber nur einen Platz im hinteren Viertel (8/19). Im Juni 1935 gewann er ein kleines Turnier in Helsinki und ließ u.a. Fritz Sämisch und Paul Felix Schmidt hinter sich. Im Anschluss entschied er noch ein weiteres Turnier mit ähnlichem Feld in der südfinnischen Stadt Loviisa für sich. Im September 1935 war Stahlberg bester Spieler in einem Länderkampf Deutschland gegen Schweden in Sopot (heute: Polen).
Stahlberg war zudem einer der Teilnehmer bei den großen Turnieren in Podebrady 1936 und Kemeri 1937. In Podebrady wurde er geteilter Vierter. Flohr gewann vor Aljechin. Beim Turnier in Pärnü 1937 teilte Stahlberg den zweiten Platz mit Keres und Flohr. Paul Felix Schmidt gewann das Turnier. Einen Wettkampf gegen Paul Keres gestaltete Stahlberg 1938 unentschieden, 4:4.
Gideon Stahberg mit Taschenschach (Foto: SK Kamraterna)
Schon seit 1928 (Schacholympiade Den Haag) gehörte Stahlberg zur schwedischen Nationalmannschaft und vertrat sein Land bei mehreren Schacholympiaden. Im Laufe der Zeit nahm er an dreizehn Schacholympiaden mit dem schwedischen Team teil und erzielte gute Ergebnisse. In Warschau 1935 wurde er mit der Mannschaft Zweiter, in Folkstone 1933 Dritter und erreichte einmal das zweitbeste und einmal das drittbeste Ergebnis in der Einzelwetung am Spitzenbrett. Als dann 1939 bei der Schacholympiade in Buenos Aires der Zweite Weltkrieg ausbrach, entschied sich Stahlberg wie viele andere Teilnehmer auch in Argentinien zu bleiben.
Stahlberg gegen Szabo (unbekannter Fotograf)
Stahlberg war auch in Südamerika mit vielen Turnierteilnahmen aktiv und kämpfte oft mit Miguel Najdorf um den Turniersieg. im März 1941 gewann er das stark besetzte Turnier von Mar del Plata vor Najdorf. Im Oktober teilten beide den Turniersieg in Buenos Aires. 1942 konnte Najdorf Stahlberg in Mar del Plata überflügeln, ebenso beim Turnier des La Plata Jockey Clubs 1944. An diesem Turnier nahm auch Sonja Graf teil. 1948 spielt Stahlberg sein letzte Turnier in Argentinien, in Mar del Plata (Zweiter hinter Eliskases).
1948 gehörte Stahberg zum Kreis der Teilnehmer beim 1. Interzonentunier in Saltsöbaden, Achter wurde und sich somit für das Kandidatentunier 1950 in Budapest qualifizierte. Im Jahr 1948 erreichte er laut Jeff Sonas (Chessmetrics.com) außerdem seine historisch höchste ELO-Zahl, diese betrug 2762, damit war er zeitweise drittbester Spieler der Welt. Das Interzonenturnier war eine Stufe der Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Bei dem Kandidatentunier 1950 wurde er dann schließlich Siebter und besiegte unter anderem David Bronstein und den späteren Weltmeister Vassily Smyslow. Das Kandidatentunier wurde von Bronstein gewonnen, der aber letztendlich von Botwinnik bezwungen wurde.
Gideon Stahlberg (Foto: Niederländisches Nationalarchiv)
Beim 2. Interzonenturnier von Saltsjöbaden 1952 erhielt Stahlberg eine zweite Chance zur Weltmeisterschaft. Er wurde Sechster und qualifizierte sich damit für das Kandidatenturnier 1953 in Zürich, welches zu einem der berühmtesten Turniere aller Zeiten gezählt wird. Das Buch "Sternstunden des Schachs" von Bronstein, das er als Turnierbuch später veröffentlichte, gilt als eines der besten Schachbücher überhaupt. Bei diesem Tunier wurde Stahlberg jedoch nur Letzter (8/28). Danach schaffte er es nicht mehr, sich für die weiteren Interzonentuniere zu qualifizieren. Dafür war er bei anderen Turnieren erfolgreich, wie 1952 in Budapest, wo er Dritter zusammen mit Botvinnik und Smyslow wurde.
Schiedsrichter und Autor
Gideon Stahlberg war nicht nur als Turnierspieler aktiv. Seit 1951 ar er Internationaler Schiedsrichter der FIDE und leitete von 1957 bis 1963 sogar fünf Wettkämpfe von Michail Botvinnik um den Weltmeistertitel. Zudem schrieb er mehr als zehn Schachbücher, einige in spanischer Sprache. Die bekanntesten Bücher sind "In battle against the world elite" und "Chess and chessmasters". 1942 hielt Stahlberg außerdem den inofizielen Weltrekord der meisten Partien beim Simultanspielen, 400 Partien in 36 Stunden. Die Bretteranzahl wurde auf 40 begrenzt, aber immer wenn ein Spiel zu Ende war rückte ein neuer Gegner an das frei gewordene Brett nach.
Als Stahlberg 1967 an einem internationalem Tunier in Leningrad teilnehmen wollte, starb er noch vor der 1. Runde an einem Herzinfarkt.