111 Jahre Schachfreunde Berlin

von Marco Baldauf
03.09.2014 – "Feste muss man feiern, wie sie fallen", sagten sich die Schachfreunde Berlin, als sie feststellten, dass ihr Verein vor 111 Jahren gegründet wurde. Zur Feier dieses Jubiläums veranstalteten sie ein starkes Schnellturnier: Neun Spieler des Vereins traten im Schnellschach gegen neun der besten Berliner an. Elo-Schnitt der 18 Spieler: 2440. Mehr...

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Am 30. und 31. August feierten die Schachfreunde Berlin 1903 ihren 111. Geburtstag. Da das 110. Jubiläum schlicht verschlafen wurde, nahm man dankbar das 111-jährige Bestehen zum Anlass, einen Vergleichskampf der Sf Berlin gegen eine Berliner Auswahl zu veranstalten.

Mit einem Elo-Schnitt von beachtlichen 2440 Punkten, der Teilnahme von sieben Großmeistern und acht Internationalen Meistern gelang es, eines der wohl stärksten Schnellschachturniere auszutragen, das Berlin je gesehen hat. Neun Spieler der Bundesligamannschaft der Sf Berlin traten im Scheveninger System gegen die ebenfalls aus neun Spielern bestehende so genannte Berliner Auswahl an, die sich aus den stärksten in Berlin wohnhaften Spielern zusammensetzte.

Zu Beginn präsentierte sich die Mannschaft der Sf Berlin in besserer Form und führte nach vier Runden und am Ende des ersten Spieltages überraschend mit 22,5-13,5.

Topscorer der Schachfreunde am ersten Spieltag war Ilja Schneider mit vier Punkten aus vier Partien.

GM Jakob Meister vom Zweitligisten SK Zehlendorf spielt mit Weiß gegen Dennes Abel.

Spielsaal

Manche gingen die Sache lockerer an: IM Stephan Berndt (mit Weiß)
im Duell gegen IM Steve Berger vom SK König Tegel.

Abends waren alle Spieler zu einem großen Essen eingeladen, bei dem auf die lange Geschichte des Vereins angestoßen wurde. Die klare Führung trug sicherlich zur guten Stimmung bei einem Gros der Teilnehmer bei.

Am zweiten Spieltag wendete sich das Blatt jedoch dramatisch. Nach einigen Kantersiegen erzielte die Berliner Auswahl in der siebten Runde den Ausgleich. In der achten Runde schafften die Sf Berlin es dann nicht, ihren Weißvorteil in etwas Zählbares zu verwandeln und nach einem 4,5-4,5 blieb es beim Ausgleich: Vor der neunten, letzten und entscheidenden Runde stand es 36-36.

Mannschaftsführer Lars Thiede spielte die Glücksfee und zog seiner Mannschaft fünf Weißpartien für das letzte Aufeinandertreffen - ein möglicherweise entscheidendes Detail bei einem solch knappen Zwischenstand. Offensichtlich hatten die Spieler der Berliner Auswahl jedoch die bessere Tagesform erwischt, denn am Ende gelang es ihnen, mit 5-4 einen knappen Sieg einzufahren und den Wettkampf trotz schlechtem Start mit 41-40 zu gewinnen.

GM Arik Braun, hier mit Schwarz gegen IM Ilja Schneider, spielte ein
sehr starkes Turnier und war maßgeblich am Erfolg
der Berliner Auswahl beteiligt.

IM Lars Thiede, der hier mit Weiß gegen Meister spielt, ist
in der neuen Saison wieder Mannschaftsführer
der Berliner Bundesligamannschaft.

In der siebten Runde gelang Thiede eine schöne Kombination gegen den Autor dieses Berichts.

M. Baldauf - L. Thiede, Jubiläumsturnier Schachfreunde Berlin, 31.08.2014

Stellung nach 21.Sxb5

Ich hatte gerade unvorsichtig auf b5 einen Bauern eingesteckt und dabei folgende lehrbuchartige Taktik völlig übersehen. 21...Scxd5! 22.exd5 Txe3! Danach ist die weiße Stellung hinüber. 23.Dxe3 Sxd5 24.Dd2 Sxb4 25.Dxb4 Ta2 26.Dc4 26.Te1 Tb2-+ 26...Tb2 27.Sc7 Ich habe die große Gefahr immer noch nicht erkannt und auf Sieg gespielt. 27.Sxd6 Db6+ 28.Sf2 Dxd6 mit klarem Vorteil für Schwarz ist objektiv noch am stärksten für Weiß, doch keine Alternative, die man gerne wählt. 27...De7 28.Te1 De3+ 29.Sf2 Ld4 0-1

GM Kacper Piorun ist einer der beiden Berliner Neuzugänge
für die kommende Saison. Hier führt er die weißen Steine
gegen FM Martin Brüdigam von König Tegel.

Steve Berger gegen Emilio Moreno Tejera

Das beste Einzelergebnis erzielte Arik Braun mit 7,5 Punkten aus 9. Der gebürtige Badener spielt für den Bundesligisten SC Eppingen, lebt aber seit nunmehr fünf Jahren in der Hauptstadt. Das beste Ergebnis für die Sf Berlin erzielte der polnische Neuzugang Kacper Piorun. Die Schachfreunde nutzen diesen Vergleichskampf als Vorbereitung auf den Europäischen Mannschaftswettbewerb, der kommende Woche in Bilbao startet.

Fotos: Theo Heinze

Webseite der Schachfreunde Berlin


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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