205 Jahre "Schlacht von Dennewitz"

von Rene Liese
18.09.2018 – Am 6. September 1813 fand im Zuge der Befreiungskrieg bei Dennewitz eine Schlacht zwischen der "Nordarmee" - verbündete Preußen, Schweden und Russen - und Franzosen mit verbündeten Sachsen statt. In Erinnerung an diese Schlacht findet alljährlich ein Schnellschachturnier statt. | Fotos: René Liese

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Schlacht bei Dennewitz 2018 – Der Sieg geht nach Magdeburg

FM Johannes Paul aus Magdeburg gewinnt die bisher spannendste Schlacht bei Dennewitz seit 1813

Die Schlacht von Dennewitz auf den 64 Feldern, das Schnellschachturnier des SV Marzahna 57 e.V. fand nun schon zum 16. Mal statt. Die tatsächliche Schlacht mit vielen echten Bauern, Pferden und Opfern liegt nun schon 205 Jahre zurück. Damals waren es über 100.000 Kämpfer – diesmal mit 52 etwas weniger – aber die schachliche Qualität insbesondere in der Breite war deutlich besser. 13 Titelträger und insgesamt 29 Spieler mit einer TWZ von mehr als 2000 nahmen teil.

Als Ranglistenerster trat der deutsche Meister von 2016 GM Sergey Kalinitschew (Lübecker SV) an. Zweiter der Setzliste war IM Michael Kopylow (SK Norderstedt). An Platz 3 der Startrangliste stand WGM Tatjana Melamed (Aufbau Elbe Magdeburg). Die Bedeutung die der Schachsport in der Sowjetunion bzw. den Vorgänger- und Nachfolgestaaten hatte, zeigt sich noch heute in Dennewitz... Doch die 3 Favoriten hatten sehr starke Gegner.

Mit dem letztjährigen Dritten der Schlacht FM Ferenc Langheinrich (SV Empor Erfurt), IM Ralf Schöne (Empor Potsdam), FM Paul Johannes (Aufbau Elbe Magdeburg), FM Karsten Schulz und FM Hendrik Reichmann (beide SF Schwerin) waren z.B. einige aktuelle bzw. ehemalige mehrfache Meister aus verschiedenen Bundesländern dabei – und nicht ohne Ambitionen.

Bevor es richtig losging, erhielt jedoch Ralf Schöne, der viele Jahre für den SV Marzahna 57 e.V. gespielt hatte, seinen schon obligatorischen Preis: Er hat als einziger Teilnehmer alle Schlachten – ok, mit Ausnahme der von 1813 – geschlagen!

Nachdem dann auch Familie Kopylov alle logistischen Hürden und Umleitungen genommen hatte, ging es mit kleiner Verspätung los. Schon in Runde 1 erwischte es diesmal Tatjana Melemaed, die gegen den teilweise noch etwas sehr emotionalen Nachwuchsspieler Josef Gelmann aus Berlin einen halben Punkt abgeben musste.

Nach 3 Runden hatten nur noch die beiden Setzlistenersten Kalinitschew und Kopylov eine weiße Weste. Daher spielten sie dann in der 4. Runde gegeneinander – und einigten sich (erwartungsgemäss) nach wenigen Zügen auf Remis. Noch wollte keiner zu viel riskieren.

Durch einen Sieg gegen den ehemaligen Spieler aus Marzahna Thomas Heinrich (VfB Schach Leipzig) konnte Langheinrich zu beiden Führenden aufschliessen. Alle 3 hatten nun 3,5 Punkte.
Kopylov spielte dann in Runde 5 gegen Melamed Remis. Langheinrich gewann gegen Kalinitschew und übernahm die alleinige Tabellenführung mit 4,5 Punkten.

Spätestens als dann in der 6. Runde Kopylov gegen Schulz remis spielte und Kalinitschew erneut gegen Reichmann verlor war klar, dass es in diesem Jahr super spannend wird. In Führung lag Langheinrich nach einem Remis gegen Paul, punktgleich mit Reichmann mit 5,0 Punkten. 6 weitere Spieler lauerten mit 4,5 Punkten dahinter. Kalinitschew lag nur noch auf Platz 14.

Da die beiden Führenden Langheinrich und Reichmann in Runde 7 remis spielten, konnte Paul durch seinen Sieg gegen seine Vereinskollegin Melamed zu den Führenden aufschliessen und sogar nach Wertung überholen – alle 3 hatten nun 5,5 Punkte. Da nur noch zwei Runden zu spielen waren, mussten die 6 Verfolger mit 5 Punkten nun auf Ausrutscher der 3 Führenden hoffen.

Doch sowohl Langheinrich als auch Paul gewannen ihre Spiele.  Reichmann musste gegen Kopylov antreten. Beide kämpften bis zur letzten Sekunde. Kopylov brauchte den Sieg, um noch den Turniersieg zu spielen. Doch Reichmann verteidigte das Remis.

Vor der letzten Runde führten daher punktgleich Paul und Langheinrich mit 6,5 Punkten. Dahinter lagen Reichmann, Schulz und CM Jann-Christian Tiarks (USV Potsdam) mit 6 Punkten. Der Sieger musste also nun aus diesem Quintett kommen. Tiarks spielte gegen Langheinrich Remis.

Dadurch reichte Johannes ein Remis gegen Reichmann, weil er (höchstwahrscheinlich) die bessere Wertung als Langheinrich hatte. Reichmann dagegen wollte und musste gewinnen um Sieger zu werden. Doch Paul hielt das Remis und wurde mit 7 Punkten Turniersieger, vor dem punktgleichen Langheinrich.

Kopylov schob sich noch durch einen Sieg in der letzten Runde auf Platz 3 mit 6,5 Punkten direkt vor Reichmann.
Kalinitschew sowie Melamed siegten ebenfalls noch in der letzten Runde und kamen so noch auf Platz 5 und 6. Da Melamed den wertvolleren Frauenpreis gewann, kam Tiarks, der als 7. ebenfalls noch 6,5 Punkte hatte, auch noch in den Genuss eines Preisgeldes.

Die Preisträger

Insgesamt gab es Preise im Wert von mehr als 1.500 €, die freundlicherweise von den Sponsoren aus dem Verein des SV Marzahna 57 e.V. zur Verfügung gestellt wurden.

Bester Senior wurde Detlev Kuhne (SC HC Trebbin) mit 5 Punkten. Den Jugendpreis gewann Josef Gelmann (SC Weiße Dame Berlin) mit 4,5 Punkten. Bester Spieler des Gastgebers war mit 4 Punkten René Liese auf Platz 32. Der Peter-Biehler-Gedenkpreis für den erfolgreichsten Spieler ohne Remis ging an Olaf Hilbig (SK Hof 1892) mit 5 Punkten.

Die Kategorie TWZ unter 1901 bis 2200 gewann Manfred Jandke (SSG Lübbenau) mit 6 Punkten vor Hans Wuttke (SC Empor Potsdam) mit 5,5 Punkten. Dahinter folgten Danile Kopylov (SK Norderstedt), FM Christian Syré (TSG Oberschöneweide) und Ralf Moormann (SC Weiße Dame Berlin) – alle mit 5 Punkten.

In der Kategorie TWZ bis 1900 siegte Michael Quast (BA Tempelhof) mit 5 Punkten vor Michael Zimmer (Ludwigsfelder SC) ebenfalls 5 Punkte und Frank Stemmler (SG Eckturm) mit 4,5.
Diese Schlacht war deutlich friedlicher als die von 1813. Das hat Spass gemacht! Die Turnierleitung musste nicht einziges Mal ernsthaft eingreifen.

Prophylaktisch wurde jedoch die Sächsisch-Königliche Kanonierleibgarde einbestellt.

In der ewigen Bestenliste der Schlacht führt Ralf Schöne unangefochten vor dem 6-maligen Sieger GM Robert Rabiega (König Tegel Berlin) und nun Torsten Schröder (SSG Lübbenau). Auf Platz 5 liegt Henri Wangerin vom SV Marzahna 57 e.V., knapp hinter Carsten Hein (PSV Potsd am Mitte).

Ein grosses Dankeschön gilt dem Team des „Wirtshaus zum Grafen Bülow“ für die Zurverfügungstellung des historisch gestalteten Saales und die preiswerte und leckere und schnelle Bewirtung!

Dank gilt natürlich auch den Sponsoren vom gastgebenden SV Marzahna 57 e.V. sowie Schiedsrichter und Turnierleitung Fred Metzdorf, René Schilling und Roland Schimmel.

 

Rangliste:  Stand nach der 9. Runde 
Rang TNr Teilnehmer TWZ Verein/Ort G S R V Punk Buchh SoBerg H.Pa
1. 5. Paul,Johannes 2361 AE Magdeburg 9 6 2 1 7.0 53.5 40.25  
2. 4. Langheinrich,Ferenc 2376 SV Empor Erfurt 9 5 4 0 7.0 51.0 38.00  
3. 2. Kopylov,Michael 2419 SK Norderstedt 9 4 5 0 6.5 52.0 36.75  
4. 6. Reichmann,Hendrik 2341 SF Schwerin 9 4 5 0 6.5 51.5 35.75  
5. 1. Kalinitschew,Sergey 2430 Lübecker SV 9 6 1 2 6.5 50.0 33.25  
6. 3. Melamed,Tatjana 2386 AE Magdeburg 9 5 3 1 6.5 49.0 33.50  
7. 9. Tiarks,Jann-Christia 2222 USV Potsdam 9 5 3 1 6.5 47.5 32.25  
8. 7. Schulz,Karsten 2257 SF Schwerin 9 4 4 1 6.0 51.0 32.00  
9. 12. Major,Vitalij 2207 SC Zugzwang 95 (Berlin) 9 5 2 2 6.0 45.0 25.75  
10. 26. Jandke,Manfred 2042 SSG Lübbenau 9 5 2 2 6.0 42.5 26.75  
11. 13. Heinrich,Thomas 2206 VfB Schach Leipzig 9 5 1 3 5.5 48.5 28.25  
12. 19. Wuttke,Hans 2161 SC Empor Potsdam 9 4 3 2 5.5 47.5 26.75  
13. 15. Kopylov,Daniel 2192 SK Norderstedt 9 5 0 4 5.0 49.0 23.50  
14. 11. Abraham,Ingo,Dr. 2216 SC Weisse Dame (Berlin) 9 3 4 2 5.0 47.0 23.50  
15. 16. Syre,Christian 2184 TSG Oberschöneweide 9 4 2 3 5.0 46.0 21.50  
16. 8. Schöne,Ralf 2249 SC Empor Potsdam 9 3 4 2 5.0 45.5 23.50  
17. 22. Mohrmann,Ralf 2082 SC Weisse Dame (Berlin) 9 4 2 3 5.0 45.5 21.50  
18. 17. Schroeder,Torsten 2174 SSG Lübbenau 9 4 2 3 5.0 43.5 20.25  
18. 20. Uhl,Heinz 2134 SC Weisse Dame (Berlin) 9 4 2 3 5.0 43.5 20.25  
20. 23. Kuhne,Detlev 2080 SC HC Trebbin 9 2 6 1 5.0 43.0 22.00  
21. 10. Brustkern,Jürgen 2219 SK Zehlendorf 9 4 2 3 5.0 40.5 18.75  
22. 39. Quast,Michael 1760   9 4 2 3 5.0 39.0 18.75  
23. 18. Hilbig,Olaf 2167 SK Hof 1892 9 5 0 4 5.0 37.0 17.50  
24. 24. Frübing,Thomas 2070 SF Friedrichshagen 9 5 0 4 5.0 35.5 14.50  
25. 41. Zimmer,Michel 1728 Ludwigsfelder SC 9 4 2 3 5.0 35.0 18.25  
26. 14. Schulz,Michael 2198 SC Zitadelle Spandau 9 3 3 3 4.5 44.5 19.50  
27. 21. Hahlbohm,Matthias 2112 TSG Oberschöneweide 9 2 5 2 4.5 44.5 19.25  
28. 29. Gelman,Josef 2023 SC Weisse Dame (Berlin) 9 3 3 3 4.5 41.5 18.25  
29. 28. Allgaier,erik 2030   9 4 1 4 4.5 40.0 17.00  
30. 45. Stemmler,Frank 1631   9 4 1 4 4.5 33.5 13.25  
31. 33. Nosek,Reinhard 1862 SF Torgau 9 4 0 5 4.0 41.0 15.00  
32. 42. Liese,Rene 1692 SV Marzahna 9 3 2 4 4.0 41.0 14.75  
33. 25. Germann,Heike 2069 SC Empor Potsdam 9 4 0 5 4.0 38.5 12.50  
34. 32. Zesewitz,Martin 1906 SF Friedrichshagen 9 4 0 5 4.0 38.0 11.50  
35. 48. Papenbrock,Andreas 1500   9 4 0 5 4.0 37.5 15.50  
36. 35. Olaizola,Miguel 1831 SK Zehlendorf 9 4 0 5 4.0 37.5 13.00  
37. 37. Würsig,Mathias 1800 SV Ottendorf-Okrilla 9 4 0 5 4.0 37.0 14.50  
38. 50. Schimmel,Roland 1840 SV Marzahna 9 4 0 5 4.0 32.5 11.50  
39. 27. Vollak,Andreas 2036 SC Empor Potsdam 9 3 1 5 3.5 39.5 13.50  
40. 46. Gutewort,Mario 1623 SV Marzahna 9 2 3 4 3.5 34.5 12.25  
41. 34. Beator,Jürgen 1843 SC HC Trebbin 9 2 3 4 3.5 32.0 9.00  
42. 52. Warnest,Stefan     9 3 1 5 3.5 30.0 6.75  
43. 40. Münstermann,Claudia 1735 SC Weisse Dame (Berlin) 9 3 0 6 3.0 37.0 10.50  
44. 30. Schinagl,Horst 1944 SSG Lübbenau 9 3 0 6 3.0 35.5 5.00  
45. 36. Seigerschmidt,Uwe 1817 SV Herzberg 9 1 4 4 3.0 31.0 7.75  
46. 31. Francke,Jörg 1936 SC Weisse Dame (Berlin) 9 3 0 6 3.0 28.5 5.00  
47. 38. Schinagl,Helmut 1795 SSG Lübbenau 9 2 2 5 3.0 28.0 6.75  
48. 49. Kalkowski,Thomas 1459 BA Tempelhof 9 1 3 5 2.5 30.5 6.25  
49. 44. Timm,Christian 1651 SV Herzberg 9 2 0 7 2.0 36.0 6.50  
50. 47. Borris,Günther 1600   9 1 2 6 2.0 31.0 6.00  
51. 43. Kellner,René 1668 Potsdamer SV 9 2 0 7 2.0 31.0 4.50  
52. 51. Müller,Peter 1259 SV Herzberg 9 1 1 7 1.5 30.5 4.00  


Die nächste Schlacht findet am 31.08.2019 statt.

Aber das gerade neu gestaltete Museum in Dennewitz zur Schlacht von 1813 ist unabhängig vom Schach immer einen Besuch wert!

SV Marzahna...

Museum Dennewitz...
 


Rene Liese ist 45 Jahre alt und wohnt in Potsdam. Seit ca. 35 Jahren ist er Mitglied im Verein SV Marzahna, wo er sich um die "Pressearbeit" kümmert. Zugleich ist er Mitorganisator der "Schlacht bei Dennewitz".

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