Abenteuer auf Korsika

von Bernd Vökler
04.05.2022 – Die deutschen Teams haben es gegen starke Gegner beim Mitropa Cup auf Korsika nicht leicht. Bernd Vökler berichtet von der abenteuerliche Anreise und einer schweren Enttäuschung außerhalb des Turniersaals - kein WLAN im spartanischen Studentenwohnheim. Luisa Bashylina (Foto) hatte nach der Landung trotzdem einen guten Start. | Fotos: Bernd Vökler

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Pressemitteilung des DSB

Korsika – wir kommen! Oder auch nicht!

1. Akt: Flughafen

In Ermangelung von ausreichend Vorlaufzeit und im Bestreben die Schulfehltage zu minimieren planten wir die Anreise nach Corte zum Mitropa-Cup am Spieltag! Ziemlich riskant, wie sich herausstellte.

So betraten wohlgelaunt und ausgeschlafen vier junge Leute gegen 4.00 Uhr den Hamburger Flughafen, um ab 6.00 Uhr gen Süden abzuheben. Vor die Wahl gestellt, sich in eine Menschenreihe von über 500 wartenden Touristen einzureihen oder den Maschinen die Arbeit zu überlassen, entschieden wir uns falsch. „Solch ein Gewimmel“ hätte nicht einmal Goethe sehen wollen!

Wir warteten mit den Menschen und bekamen nach einer halben Stunde die Auskunft, es doch mit den Maschinen zu probieren. Luisa Bashylina - geklappt, Ruben Köllner - geklappt, Bernd Vökler (ich bezeichne mich der Einfachheit halber auch als jung) - geklappt, Alex Krastev - nicht geklappt! Ein falsches Häkchen und die Maschine erkannte ihn nicht mehr! Kein Alex Krastev, kein Koffer, kein Flug!

Mittlerweile war es 5.00 Uhr und es hieß wieder Menschenschlange. Alle Zeit der Welt…

Die beiden anderen hatte ich in die nächste Schlange am Sicherheitsschalter vorausgeschickt; es müssen ja nicht alle drei auf einen warten. Weitere 20 Minuten später schwante mir Unheil. Ich riss Alex aus der Schlange und wir suchten nach einem Experten zum Bedienen der Check-In-Automaten. Dieser klickte das Häkchen einfach weg und Alex war wieder da. Virtuell im Flugzeug, in der Realität aber 200 Leute vor uns beim Durchleuchten. Komischerweise hatten 90% der Reisenden Cremes, Flüssigkeiten und irgendwelche seltsamen Sachen dabei.

6.10 Uhr kam der Anruf von Luisa über die Ansage im Flugzeug: „Das Gepäck der Passagiere Vökler und Krastev wird ausgeladen und danach startet die Maschine.“ Vorgedrängelt, gerannt, geflucht und geschafft – keine 30 Sekunden später, wäre es zu spät gewesen.

Dieselbe Geschichte, Flughafen Basel, Maria Schöne, 30 Sekunden. Aber ich will den Leser nicht langweilen!

Maria Schöne und Luisa Bashylina haben es geschafft

2. Akt: Corte

Landung, Transfer, Unterkunft alles gut gelaufen bis - ja bis die Zimmertüren aufgingen. Zimmer im Studentenwohnheim, modern aber doch spartanisch und das Schlimmste: kein W-LAN zu sehen! Einige anderen Delegationen hatten „echte“ Hotels, waren aber auch alles andere als zufrieden. Diesen Stimmungskiller konnte auch der Charme des mittelalterlichen Stadtkerns von Corte nicht ausgleichen. Die alte Zitadelle hoch oben thronend kann mit Sicherheit einige Geschichten erzählen. Auf Italienisch, Französisch oder im alten Dialekt der Inselbewohner.

Corte

3. Akt: Mitropa-Cup

Der Grund unseres Hierseins ist der Mitropa-Cup. Ein 10-Länderturnier mit langer Tradition. Ausrichter der diesjährigen Auflage ist der Korsische Schachverband. Er hat diese Aufgabe von Frankreich übernommen und als einzige Bedingung das Startrecht einer einheimischen Mannschaft erbeten, was auch gewährt wurde. Warum jetzt nur 9 Mannschaften in der Open-Sektion am Start sind, erzähle ich ein anderes Mal.

Runde eins bescherte uns mit Italien gleich zwei große Brocken. Praktischerweise spielen Männer und Frauen im Gleichschritt gegen immer die gleichen Gegner. Herausragend die Siege von Luisa Bashylina (Lxh7) und von Alex Krastev nach zäher Verteidigung. Selbst die haushohen Favoriten wackelten dadurch, fielen jedoch nicht.

Ruben Köllner und Alexander Krastev

Tobias Kölle und Marius Deuer

Runde 2 bringt uns Frankreich. Lara Schulze wurde vom Frauenmasters eingeflogen. „Das nächste Spiel ist immer das Schwerste. Und das Runde muss ins Eckige!“

Das Frauenteam: vorne, v.l.: Luisa Bshylina, Maja Buchholz, hinten: Maria Schöne, Svenja Butenandt und Lara Schulze

Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer & Delegationsleiter


Update

In der 4. Runde kam das deutsche Männerteam zu einem 4:0 gegen die korsische Auswahl und kletterte in der Tabelle auf Platz 6.

Das Frauenteam unterlag jedoch in Runde vier Slowenien ebenso glatt und ist vor Tschechien Vorletzter. Luisa Bashylina hatte die ersten drei Runden gegen deutlich stärker bewertete Gegnerinnen ohne Niederlage überstanden, musste aber in Runde vier ebenfalls den Partieverlust quittieren.

Im Offenen Turnier verteidigte die Slowakei ihre Führung mit einem 3:1-Sieg gegen Tschechien. Im Frauenturnier musste die Schweiz nach drei Siegen ihre erste Niederlage gegen Frankreich hinnehmen. 

Luisa Basylina und Svenja Butenandt

Gegen Italien war Luisa Bashylina eine schöne Kombination gelungen.

Gegen Marina Brunelle spielte Bashylina hier 16.Lxh7

 

Tabelle offenes Turnier

Rg. Team  Wtg1 
1 Slovakia 8
2 France 6
3 Hungary 6
4 Italy 5
5 Austria 4
6 Germany 3
  Czech Republic 3
8 Switzerland 3
9 Corsica 2

Partien offenes Turnier

 

Tabelle Frauenturnier

Rg. Team  Wtg1 
1 France 6
2 Switzerland 6
3 Slovenia 5
  Slovakia 5
5 Croatia 4
6 Austria 4
7 Italy 4
8 Hungary 3
9 Germany 2
10 Czech Republic 1

Partien Frauenturnier

 

 

Bericht beim Deutschen Schachbund...

Offizielle Turnierseite...

Ergebnisse bei Chess-results...

 


Bernd Vökler ist Internationale Meister und im Schachbund als Bundesnachwuchstrainer für die Betreuung der Talente verantwortlich.