ACO-Amateurweltmeisterschaft 2017 auf Kos

von Uwe Ritter
23.05.2017 – Die "Amateur Chess Organisation" (ACO) führt alljährlich in sonniger Umgebung ihre ACO-Amateur-Weltmeisterschaften durch, zuletzt auf Kos. Gespielt wird in sieben Gruppen, nach Spielstärke gestaffelt. Die Teilnehmer kommen tatsächlich aus aller Welt und die A-Gruppe wurde von einem Großmeister gewonnen. Uwe Ritter war dabei.

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ACO-WM - südamerikanischer Superstar spielt unerkannt Schach

Um eines vorweg zu sagen, es war nicht der kolumbianische Superstar Juanes. Doch der Reihe nach. Wer wie ich beruflich viel zwischen 2 Bundesländern pendelt, weiß, was es speziell in diesem Frühjahr bedeutete, sein Dasein mit einem grau trüben Wetter versüßen zu müssen. In den letzten Wochen hatten wir selten mehr als 10 Grad, meist mit Regen und starken Winden, so dass man gerne einmal diesem Klima entrinnen wollte.

Was ist dann schöner, wenn man ein Flugticket Richtung Mittelmeer hat und Anfang Mai, bei 9 Grad am Flughafen Hamburg, einen Flieger besteigt, um dieser Tristesse Richtung Mittelmeer zu entkommen. Ziel war einmal mehr die Mittelmeer-Insel Kos und die ACO-WM , die bereits zum 6. Mal ausgetragen wurde und sich stets steigender Nachfrage erfreut. Der Veranstalter durfte letztendlich 314 Teilnehmer willkommen heißen, was zum einem einen neuen Teilnehmerrekord bedeutete, zum anderen für den Veranstalter ein großartiger Vertrauensbeweis für die Arbeit der letzten Jahre ist.

Ohnehin kann man erkennen, dass viele Befürworter dieser Veranstaltung bereits ihre persönliche Philosophie gefunden haben, wie oft und in welchem Abständen man diese Veranstaltung besuchen sollte. Während die einen die Veranstaltung jedes Jahr besuchen, ziehen andere einen 2 Jahres-Rhythmus vor. In diesem Jahr gab es viele Rückkehrer, die zum Teil aus beruflichen Gründen, zum Teil aus persönlichen Gründen nach längerer Abstinenz wieder dabei waren.

Somit war das Turnier bereits im September für das Helona-Resort-Hotel (5 Sterne) ausgebucht, so dass nun auch Teilnehmer im 300 m entfernten Lakitira-Hotel (4 Sterne) untergebracht werden mussten. Dieses Hotel ist keine schlechte Wahl, wenn man bedenkt, dass hier ein umfangreiches sportliches Animationsprogramm in Form von Tennis, Tauchen, Surfen, Aerobic und anderen Veranstaltungen angeboten wird. Allein hier, so meine persönliche Meinung, gibt es noch genug Kapazitäten für spätentschlossene, die nicht jetzt für das nächste Jahr buchen wollen oder können, dies gilt insbesondere für jene Schachspieler, die die Urlaubsplanung mit ihrem Arbeitgeber für das kommende Jahr erst Anfang Januar in Angriff nehmen können.

In persönlichen Gesprächen, auch mit den ausländischen Teilnehmern, wird mir stets vermittelt, dass es ausschließlich Empfehlungen sind, die den einen oder anderen veranlassen, z. B. von Schweden oder sogar von Australien anzureisen. So reiste Elliot Renzis, 69 Jahre alt, direkt aus Melbourne an und war gleich so begeistert, dass er sich während des Turniers entschloss, gleich für das nächste Jahr wieder zu buchen.
Bereits am Vorabend des Turnierbeginns ein Empfang am Bar-Pool mit einem kleinem Drink, dies verdeutlicht was dem Veranstalter am Herzen liegt. Ein fröhliches Miteinander mit guten alten Freunden aber auch mit der Gelegenheit neue Freunde kennen zu lernen.

Dass die Wahl bezüglich des Austragungsortes einmal mehr auf das Helona-Resort-Hotel gefallen ist, verwundert nicht, wenn man einmal hier war. Wie jedes Jahr sind die meisten der erstmalig angereisten Teilnehmer am Tag der Anreise mit der Kamera unterwegs, um die vielfältigen Eindrücke einzufangen.

Die Tteilnehmer der Turniere

5 Spieler nahmen bereits zum sechsten Mal teil. Der jüngste Teilnehmer war der 6 Jahre alte Pilip Ochedzahn aus Polen und der älteste, Luis Friedland, 90 Jahre alt, kam aus Frankreich. Die Teilnehmer kommen unter anderem aus Europa aber auch aus Chile, USA, Argentinien, Indien, Sibirien und nicht zu vergessen aus Australien. Dies dürfte das einzige Turnier sein, bei dem nahezu alle Teilnehmer per Flugzeug anreisen. Einmal mehr wurden die Teilnehmer von GM Spiridon Skembris bei ihren Post-Mortem-Analysen unterstützt.

Auch dieses Jahr wurden zwei Insel-Ausflüge mit deutsch- und englisch-sprachiger Reiseleitung am spielfreien Tag angeboten, eine Rundfahrt zu den historischen Orten, alternativ eine Fahrt zu einer Oliven-Fabrik und einer Wein-Probe. Zu meinem Erstaunen waren die Plätze schon vor Turnierbeginn fast vergeben.

Gespielt wurde in 7 Gruppen beginnend mit der Kategorie 2201 bis 2400. Erstmalig seit Rhodos hatte diese Gruppe wieder mehr als 4 Teilnehmer. Dank des deutschen Teilnehmers Axel Simon, welcher eigentlich in der B-Gruppe einzuordnen wäre, hatten hier 10 Teilnehmer die Möglichkeit, ein geschlossenes Turnier zu spielen. Die meisten Teilnehmer verzeichneten, wenn wundert´s, beim Ramada-Cup ist es nicht anders, die Gruppen C und D.

Am Sonntag, den 07.05. morgens um 9.30 Uhr fand die Begrüßung und Einweisung der Spieler statt, pünktlich um 10.00 Uhr ging es los, gefolgt von einer Doppelrunde am Montag. Dienstag die 4. Runde und Mittwoch wieder eine Doppelrunde, jeweils um 10.00 und 16.00 Uhr. Am Donnerstag war spielfrei, bevor dann ab Freitag jeweils eine Partie pro Tag bis Sonntag gespielt wurde. Zu dem gab es weitere Rahmen-Veranstaltungen in Form von Schachvorträgen und Blitzschachturnieren.

Am Sonntag um 16.00 Uhr standen dann alle Sieger fest.

Sieger der Gruppe A, standesgemäß, ein Spieler aus Russland, GM Andrey Gutov. Zweiter und dies freut mich besonders, mein früher Vereinskollege, Detlev Wolter, dem ich dies vom ganzem Herzen gönne. Er weiß, was es heißt, Höhen und Tiefen zu erleben. Einst hat er in Rhodos 5 Partien am Stück verloren und anschließend immer fröhlich gelächelt. Aus diesem Holz muss man gestrickt sein, wenn man hier auf dem Sieger-Treppchen stehen will. Dritter ebenfalls aus Deutschland Dennis Nasshan.

In der sogenannten Todesgruppe, die deshalb so genannt wurde, weil es immer wieder faustdicke Überraschungen gab, setzte sich am Ende IM Sandor Biro aus Rumänien souverän durch. Zweiter und Dritter wurden hier die Schweizer Heinz Wirz und Marc Potterat.

Am härtesten umkämpft war die Gruppe C. Bis zum Schluss war hier die Frage offen, wer von den beiden Hauptkonkurrenten Günther Huber, Österreich, und Boris Litfin, Deutschland, am Ende die Nase vorn haben würde. Anders als z. B. im Fußball üblich, ging hier der 1. Platz an Österreich. Der sympathische Berliner Boris Litfin, der nun in Freiburg lebt, musste sich dank der schlechteren Feinwertung geschlagen geben. Auf jeden Fall war dies für Boris Litfin, nach seinem Turniersieg in Bad Zwischenahn im Januar, sein größter Erfolg, den er bis in den frühen Morgen mit Freunden feierte. Dritter wurde Thomas Schreiber aus Deutschland.

Die anderen Sieger sind

Grüppe D, Tobias Kühner, Deutschland

Gruppe E, Stephen Stokes, Irland

Gruppe F, Hans-Joachim Plitzner, Deutschland

Gruppe G, Oleg Kushir, Ukraine

Die Sieger mit den Organisatoren

Am Sonntag dann die Abschlussveranstaltung. Erstmalig wurde diese im Freien, mit vorzüglichem Panorama-Blick auf die Vulkan-Insel Nisyros und das Meer, neben der Hotel-Lobby, am Pool abgehalten. Die meisten Teilnehmer erschienen in einer dem Anlass angemessen Kleidung, sehr zur Freude des Veranstalters. Nach dem obligatorischen Pool-Foto, eröffnete Chairman Lothar Hirneise die Abschlusszeremonie.
Gleich zu Beginn überraschte er mit einem Hinweis, dass sich unter den Teilnehmern eine Musik-Größe aus Chile befand, die zum einem in Südamerika als Sängerin und Tänzerin sehr erfolgreich, dafür aber in Europa absolut unbekannt ist.

Sie spielte in der F-Gruppe, holte drei Punkte, aber im Unterhaltungsgeschäft so seine Ausführungen hätte Sie nach unserem Schachverständnis mehr als 2800 ELO-Punkte verdient. Ihr bürgerlicher Name ist Maria Jose Yarur. Unter dem Namen JUGA (DEPRIMA) ist Sie in Südamerika eine gefeierte Künstlerin. Lothar Hirneise war die Freude sichtlich anzumerken, dass Sie nun für uns eine Kostprobe ihrer Kunst zum Besten geben würde.

Abschlussfeier mit Musik

Soweit man dies als muskalischer Laie beurteilen konnte, waren Stimme und Beherrschung des mitgebrachten Musikinstrumentes ein Traum, weich und harmonisch im Klang. Sie trug vier Lieder aus Ihrem Repertoire vor. Sie verblüffte mit einer umgeschriebenen Version des Musik-Klassikers "Von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt". Dabei wurde unter anderem das klassische Zauberwort durch Schachmatt ersetzt. Tosender Applaus für eine außergewöhnliche Künstlerin, zudem eine sehr gutaussehende Frau, die Männer-Herzen schneller schlagen lässt.

Ja eine tolle Veranstaltung ist mal wieder vorbei, alte Freundschaften wurden gepflegt, neue gefunden. Schade eigentlich, dass Sie nicht dabei waren! Doch bevor ich es vergesse, die Veranstaltung im nächsten Jahr ist vom 12.05.2018 bis 21.05.2018. Aufgrund der Feiertags-Konstellation benötigt man z. B. vom 10.05. bis 21.05. nur 6 Urlaubstage. Sie sehen , es lohnt sich! Bis dann!


  


Jahrgang 1966, geboren in Essen (Ruhr), spielt für die SG Ammerland und ist Mitglied beim Schachclub Schwarzer Springer Bad Zwischenahn

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