ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
"Ein Dutzend nicht-identifizierter Leichen / Dreister Angriff durch mexikanisches Drogenkartell / Vereitelter Angriff gegen El Chapos Sohn" – solche Schlagzeilen über Mexiko sind nur einen Google-Klick entfernt. Schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell, gute Nachrichten brauchen Zeit. Nimmt man zu den Berichten über die Verbrechen noch die Gefahren durch die Natur hinzu, die in Mexiko lauern, so ist der Ruf des Landes schnell ruiniert. Kein Wunder, dass mich nicht-informierte Touristen als verrückt bezeichnen und das ruhigere Italien als Reiseland vorziehen. Aber das ist schade. Denn Mexiko hat viel zu bieten, aber diese Wahrheit ist leider oft zu Fuß unterwegs, wohingegen Meldungen von Problemen und Zwischenfällen in Windeseile um die halbe Welt gereist sind, bevor ich irgendetwas sagen kann.
Das Leben ist nicht fair, warum sollte ich es sein?
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Wenn ich Freunden erzähle, dass ich auf dem Weg in das Land bin, zu dem ich eine tiefe innere Verbindung spüre, dann fragen sie mich IMMER: ist das nicht gefährlich?? Meiner Erfahrung nach lautet die kurze Antwort auf diese Frage: Nein. Extreme Gewalt und Hinrichtungen durch Drogenkartelle sind auf bestimmte Gebiete beschränkt und Touristen werden nur selten ins Visier genommen. Dessenungeachtet würde ich davon abraten, in bestimmten Teilen von Mexiko City mit Kleidern oder Anzügen von Oscar de la Renta herumzulaufen, aber das einem schon der gesunde Menschenverstand, egal, wo man ist. Aber für jemanden wie mich gibt es auch keinen vernünftigen Grund, sich in solch gefährliche Gebiete zu wagen. Ein Essen im Pujol, Nummer 12 auf der Liste der 50 besten Restaurants der Welt 2019, klingt da viel einladender.
Das Leben bietet viele Überraschungen: erst habe ich "Chef's Table" bei Netflix gesehen, jetzt bin ich bei Enrique Olvera zu Gast!
Die eigentliche Gefahr in Mexiko besteht darin, den endlosen – und das ist keine Übertreibung – Versuchungen der mexikanischen Küche zu erliegen, und schnell ein paar Pfund oder Kilo zu viel auf den Rippen zu haben. Barbacoa, Pozole, Cochinita pibil, Birria, Chiles en Nogada, Moles (raffinierte Saucen, deren Rezepturen eifersüchtig gehütet werden), Chilaquiles, und, und, und – all diese und noch viel mehr Leckereien kann man und will man probieren. Allein die Tacos und die Tamales, die auf der Straße verkauft werden, sind so gut, dass der Michelin seine Kriterien verschärft, um den Standard zu halten.
Um gleich noch mit einem anderen Mythos aufzuräumen: der 'typische' Mexikaner ist untypisch. Die Bevölkerung Mexikos ist bemerkenswertig vielfältig und die indigenen Gruppen allein sprechen 68 unterschiedliche Sprachen in Hunderten von Varianten.
Und dieser junge Mann mit den blauen Augen spricht im Alter von nur 9 Jahren bereits perfekt Spanisch und Englisch!
Mehr als 90% aller Touristen, die nach Mexiko kommen, zieht es ins sichere und schöne Cancún.
Aber auch in Acapulco hatte ich keine Probleme.
Wenn es um Mexiko geht, ist mein Enthusiasmus schwer zu bremsen. Ich habe dort gespielt, unterrichtet und trainiert, doch langweilig war es nie. Besonders schön ist es im September, wenn Hunderte von Schachfans gleich zwei Dinge feiern: das Copa Independencia Turnier und den mexikanischen Unabhängigkeitstag.
Der König ist eine starke Figur
Unabhängigkeitstag nach mexikanischer Art
Mexiko City ist eine dynamische und kosmopolitische Stadt voller Überraschungen und Ausrichter der Sorte von Turnier, von dem man immer geträumt hat. Dieses Jahr gingen mehr als 700 Spieler an den Start und für das kommende Turnier, das vom 16. bis 20. September 2020 geplant ist, hatten sich schon mehr als 300 Spieler angemeldet, obwohl der Startschuss für das Turnier 2019 noch gar nicht gefallen war. Mich würde es nicht wundern, wenn es auch für 2021 schon viele Anmeldungen gibt.
Ein Spieler, der meiner Kamera sofort ins Auge fällt.
"In Señor Armando we trust" könnte das Motto für dieses einzigartige Turnier und seinen Organisator sein. Er hat bereits mehr als 500 Schachturniere organisiert und das Copa-Turnier hat dieses Jahr die achte Auflage erlebt, aber mein Freund (ich genieße das Privileg, ihn so nennen zu dürfen) ist immer noch bescheiden und voller Energie und Tatendrang und stets bereit, sich rückhaltlos für andere einzusetzen. Große Bescheidenheit verbirgt großen Verdienst. Was er dafür bekommt, sind zwei Stunden Schlaf pro Nacht und ein Minus auf dem Bankkonto. Eine Reihe von Organisatoren verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit der Organisation von Schachturnieren, für Armando ist die Organisation von Schachturnieren ein Lebensgefühl. Warum macht er das? "Aus reiner Verrücktheit", würde er sagen.
Taten sagen mehr als Worte
Kinder strahlen zu sehen ist so manche Mühe wert.
All das auf hohem Niveau und in einem Land zu machen, in dem Korruption an der Tagesordnung ist, beeindruckt mich noch mehr. Ich komme aus Rumänien und die Präsidentschaftswahlen stehen vor der Tür...
Politiker spielen vielleicht Dame, wir spielen Schach
Erklärungen kann man widersprechen, aber was man fühlt, bleibt. Im Herzen meiner mexikanischen Erlebnisse sind los Mexicanos, eine Truppe, die ihr Soll bei der Glücksproduktion übererfüllt. Humor ist gesund und befreiend, er hilft gegen Schmerz und stärkt die Widerstandskräfte. Die Leute hier lachen oft und gerne. Sie lachen über sich selbst, über Politiker und sogar im Angesicht des Todes.
Die hellen Farben sind Ausdruck einer warmherzigen und lebhaften Kultur —
Farbe ist Geschichte in Mexiko, Farbe ist Leben.
Königliche Träumereien
Beim Glück ist es wie beim Schach: je mehr man übt, desto besser wird man. Mexiko hat im Moment nur zwei Großmeister, aber ist eine Weltmeisternation, wenn es darum geht, das Leben zu feiern. Die Mexikaner fragen sich vielleicht verzweifelt, ob sie je eine gute Regierung haben werden, aber auf Mexiko sind sie sehr stolz. Zurecht.
Ein neuer Sombrero
Authentisch und einzigartig
Ich schweife gerne ab, aber das Wichtigste vergesse ich nicht: den ersten Platz beim 8. Copa Independencia teilten sich der kubanische GM Aramis Alvarez Pedraza und GM Juan Carlos Gonzalez Zamora aus Mexiko. Beide holten 7 Punkte aus 9 Partien, aber Wertungssieger war Zamora.
Die Spieler in diesem Teil der Welt passen ihren Stil der Umgebung an: ihr Schach ist bunt und dynamisch. Hier sind fünf typische Beispiele aus den Partien der Topspieler in diesem Turnier; besonders gefallen hat mir das erste Beispiel, das bei der Entscheidung über die ersten drei Plätze allerdings keine Rolle gespielt hat.
Fitness für den Geist
Um die pulsierende Kultur, das unendlich vielfältige gastronomische Angebot, die vielen Sehenswürdigkeiten des Landes, den engen Zusammenhalt der Leute und den Agaveschnaps genießen zu können, sollte man einen Bogen um Durangos Skorpione machen. Zwei dieser Tiere statteten mir einen Besuch ab, allerdings gehörten beide zu einer weniger gefährlichen Art, deren Stiche zwar schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich sind. Zum Glück griff das Hotelpersonal ein, bevor ich testen musste, wie gefährlich diese Skorpione wirklich sind. Allerdings versetzte mich ihr Besuch in eine solche Panik, dass ich über 48 Stunden keinen Schlaf fand, weil ich auf Skorpionjagd war. Mut zu haben bedeutet zu wissen, was man nicht fürchten muss, aber ich fürchte, hier habe ich mich ins Bockshorn jagen lassen.
Das Herz eines Löwen zu haben, heißt nicht, dass man keine Angst hat.
Mutig zu sein heißt, dass man einen Weg findet, mit dieser Furcht umzugehen.
Ein Zimmer mit Aussicht... und Skorpionen
Seit fünf Jahren fahre ich immer wieder nach Mexiko, mindestens drei Mal pro Jahr.
Hier sind sechs Gründe, warum ich immer wieder dorthin zurückkomme:
Schach
Farben
Kultur
Traditionen
Strände
Das Ende einer Geschichte...
Übersetzung aus dem Englischen: Johannes Fischer