Ausblick auf das Schachjahr 2016, Teil 1

von Marco Baldauf
10.01.2016 – Das Jahr 2016 hat gerade erst begonnen, doch die ersten wichtigen Turniere stehen bereits an. Noch im Januar beginnt das traditionsreiche Tata-Steel Chess in Wijk aan Zee, es folgen das starke Open in Gibraltar, die Zürich Chess Challenge und natürlich das Kandidatenturnier im März in Moskau. Außerdem im Fokus: der Spitzenkampf in der Schachbundesliga. Mehr...

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Ausblick auf das Schachjahr 2016, Teil 1

Das neue Jahr hat eben erst begonnen, schon stand mit dem Keres Memorial in Talinn ein Highlight auf dem Terminkalender vieler starker Spieler. Vom 8.1. bis 10.1. kämpften dort u.a. Peter Svidler und Boris Gelfand in elf Runden Schnellschach um den Titel des traditionsreichen Turniers. Nächstes Wochenende beginnt mit dem Tata Steel Chess in Wijk aan Zee bereits das erste Superturnier des Jahres, im März folgt das Kandidatenturnier in Moskau, die Schach-Olympiade wird in Garry Kasparovs Geburtsstadt Baku ausgetragen und Magnus Carlsen muss im Herbst seinen Titel als Weltmeister verteidgen. Ein Ausblick auf das Schachjahr 2016 in zwei Teilen!

 

Wijk aan Zee, 15.-31. Januar 2016

Bereits in der 78. Auflage findet das Traditionsturnier im niederländischen Wijk aan Zee statt. Das 14-köpfige Teilnehmerfeld verspricht ein spannendes Turnier, neben dem Weltmeister Magnus Carlsen sind drei seiner potenziellen Herausforderer um die WM-Krone mit von der Partie: Anish Giri, Fabiano Caruana und Sergey Karjakin.

Magnus Carlsen gewann das Traditionsturnier in Wijk aan Zee bereits viermal, zuletzt 2015 (Foto: Amruta Mokal)

Seit 2010 seine sechste Teilnahme in Wijk, doch ein Sieg blieb ihm dort bislang verwehrt - letztes Jahr gab es nur einen enttäuschenden siebten Platz für Fabiano Caruana. (Foto: Amruta Mokal)

Generell scheint Caruana ein schweres Jahr hinter sich zu haben, von den stolzen 2844 Elo Punkten der Liste von Oktober 2014 gingen viele Punkte verloren, er rutschte auf der Weltrangliste auf den fünften Platz ab. In Wijk an Zee wird sich zeigen, ob seine Formkurve mit Blick auf das Kandiatenturnier im März in die richtige Richtung zeigt.

Mit Interesse zu verfolgen wird für viele Zuschauer auch der Auftritt von Wei, Yi. Der erst 15-jährige Chinese gilt für viele als zukünftiger Anwärter auf einen WM-Kampf, im März 2015 überschritt er erstmals die 2700-Elo-Schallmauer und kann sich in Wijk nun erstmals mit der absoluten Weltklasse messen.

Wei Yi hat ein großartiges Jahr 2015 hinter sich - in Erinnerung bleibt sicher seine  "Jahrhundertpartie" in Danzhou. (Foto: Turnierseite Danzhou)

 

Neben dem Hauptturnier wird ein Challenger-Event ausgetragen, dessen Startrangliste von Deutschlands Nummer Eins, Dieter-Liviu Nisipineau, angeführt wird. Er wird sich dort mit vielen jungen Talenten wie Samual Sevian aus den USA (2578 Elo, 15 Jahre), dem jüngsten Niederländischen Großmeister Jorden van Foreest (2541 Elo, 16 Jahre) sowie dem amtierenden Juniorenweltmeister Mikael Antipov (2567 Elo, 18 Jahre) aus Russland messen. Dem Gewinner des B-Turniers winkt eine Qualifikation für das nächstjährige Hauptturnier.

Turnierseite Wijk aan Zee

 

Tradewise Gibraltar Masters, 25. Januar - 4. Februar 2016

Neben dem Katar Masters wohl das stärkste Open der Welt. Ende Januar hat jede Schachspielerin und jeder Schachspieler der Welt die Chance mit Stars wie Vishy Anand oder Maxime Vachier-Lagrave im selben Turnier zu spielen. 245 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind schon angemeldet, gekämpft wird um 20.000 Pfund Sterling, das dem Sieger oder der Siegerin des Turnieres winkt. Neben  aktuell zehn angemeldeten 2700+-Spielern wird auch die Weltspitze des Frauenschachs anwesend sein, der Preis für die beste Teilnehmerin beträgt stolze 15.00 Pfund Sterling.

 Yu Yangyi, Zweiter des Katar Masters, wird in Gibraltar wieder angreifen (Foto: Miguel E. Gomez Masjuan)

Alexandra Kosteniuk, aktuelle Nummer Vier der Welt wird ebenso dabei sein. (Foto: Amruta Mokal)

 


Turnierseite Gibraltar

 

Zürich Chess Challenge, 12.-15. Februar 2016

Die Zürich Chess Challenge wird seit 2012 ausgetragen und präsentiert sich fast jährlich in einem neuen Format. Was vor vier Jahren noch als Minimatch zwischen Vladimir Kramnik und Levon Aronian begann, wurde im Jahr darauf zu einem doppelrundigen Turnier mit vier Teilnehmern erweitert, 2014 und 2015 spielten je sechs Teilnehmer ein einrundiges Turnier mit klassischer Bedenkzeit sowie ein Schnellschachturnier, dessen Punkte in halber Wertung in eine Gesamtwertung einfloß. Sieger der letztjährigen Veranstaltung war Hikaru Nakamura, der nach Punktegleichheit in der Endtabelle einen Stichentscheid gegen Vishy Anand gewinnen konnte.

Die beiden erstplatzierten des letzten Jahres sind auch 2016 wieder dabei. (Foto: Ray Morris Hill, London Chess Classic 2015).

Das Teilnehmerfeld besteht darüber hinaus aus Levon Aronian, Anish Giri, Vladimir Kramnik und Alexei Shirov. Diese sechs Spieler werden ein einrundiges Turnier mit der etwas gewöhnungsbedürftigen Zeitkontrolle von 40 min plus 10 sek/Zug austragen, zudem ein Blitzturnier, das mit halber Wertung gerechnet wird. Der Veranstalter Oleg Skvortsov wirbt in Bezug auf diese Kürzung der Bedenkzeit mit der wichtigsten Veränderung für die Zukunft des klassischen Schachs.

Vladimir Kramnik wird in Zürich versuchen, an sein herausragendes Jahr 2015 anzuknüpfen (Foto: Georgios Souleidis).

 

Tunierseite Zürich Chess Challenge

 

Schachbundesliga: Spitzenduell SG Solingen - OSG Baden Baden (21. Februar 2016)

Der Serienmeister aus Baden Baden scheint diese Saison echte Konkurrenz zu bekommen. Das vor der Saison mit Spielern wie Giri, Harikrishna und Rapport verstärkte Team aus Solingen hält nach fünf Wettkämpfen noch eine weiße Weste und befindet sich nur einen halben Brettzähler hinter der OSG. Die zuerst anstehenden Runden am 6. und 7. Februar versprechen beiden Teams machbare Aufgaben, es kann ein echter Showdown am 9. Spieltag (21. Februar) erwartet werden. Mit Anand, Aronian und Adams im Team kann Baden Baden auf Spieler der Kategorie Weltklasse zurückgreifen, Solingen wird jedoch versuchen, alles dagegen zu halten. Spannung ist vorprogrammiert!

Die aktuelle Tabelle nach vier bzw. fünf gespielten Runden:

 

Neben dem Titelrennen verspricht auch der Abstiegskampf dieses Jahr eine hart umkämpfte Angelegenheit zu werden, die "üblichen Verdächtigen" haben bereits ihre Positionen im zweistelligen Platzierungsbereich eingenommen. In den Runden fünf und sechs (6. und 7. Februar) kommt es zu wichtigen Aufeinandertreffen zwischen Bayern München und dem Pärchen SF Berlin/USV Dresden, die SG Trier hat Norderstedt zu Gast und Erfurt muss versuchen, zuhause gegen Dortmund und Mühlheim Nord was zu holen.

 

FIDE Kandidaten Turnier Moskau, 10.-30. März 2016

Zweifelsohne findet das Highlight der ersten Jahreshälfte 2016 in Moskau statt. Acht Spieler werden dort in einem doppelrundigen Turnier um das Recht spielen, Magnus Carlsen in einem WM-Match herausfordern zu dürfen.

Folgende Teilnehmer treten gegeneinander an:

Vishy Anand (WM Finalist 2014)

Hikaru Nakamura (Grand Prix 2014/15, 2. Platz)

Fabiano Caruana (Grand Prix 2014/15, 1. Platz)

Sergey Karjakin (Worldcup 2015, Sieger)

Peter Svidler (Worldcup 2015, Finalist)

Veselin Topalov (Eloschnitt 2015)

Anish Giri (Eloschnitt 2015)

Levon Aronian (Wildcard des Veranstalters)

Einen Favoriten auszumachen, ist zwei Monate vor dem Start nahezu unmöglich, die Buchmacher sehen im Moment Nakamura und Aronian vorne, die höchste aktuelle Elo weist Giri auf.

Giri blieb bei der Grand Chess Tour 2015 als einziger Spieler ungeschlagen - mit ihm wird in Moskau mit Sicherheit zu rechnen sein. (Foto: Ray Morris Hill, London Chess Classic 2015)

Veselin Topalov will in Moskau zeigen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. (Foto: Amruta Mokal, London Chess Classic 2015)

 

Im Teil 2 des Berichts finden sie eine Vorschau auf die neue Grand Chess Tour, die Olympiade in Baku sowie des WM-Kampf zwischen Carlsen und seinem noch zu bestimmenden Herausforderer.


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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