Ausblick auf das Schachjahr 2016, Teil 2

von Marco Baldauf
20.01.2016 – Im ersten Teil des Ausblicks widmeten wir uns dem ersten Superturnier des Jahres in Wijk aan Zee, den kommenden Höhepunkte der Schachbundesliga und natürlich dem Kandidatenturnier in Moskau. Der zweite Teil beleuchtet mit den anstehenden WM-Kämpfen der Herren und Frauen sowie der 42. Schacholympiade im September die wirklich großen Highlights des Jahres 2016. Mehr...

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Vorschau auf das Schachjahr 2016, Teil 2

Im ersten Teil der Vorschau auf das Schachjahr 2016 stand mit dem bereits begonnenen Tata Steel Chess in Wijk aan Zee das erste Superturnier im Fokus, im zweiten Teil widmen wir uns einem Ausblick auf die Frauenweltmeisterschaft, die Schach-Olympiade in Baku und dem kommenden WM Kampf zwischen Magnus Carlsen und seinem noch zu ermittelnden Herausforderer.

 

Frauenweltmeisterschaft, 1.-19. März 2016

Im März und April des vergangenen Jahres wurde in einem KO-System unter 64 Teilnehmern eine Frauenweltmeisterin gekürt. In einem nervenaufreibenden Finale gewann Mariya Muzychuk aus der Ukraine gegen die Russin Natalia Pogonina und durfte sich fortan Weltmeisterin bezeichnen. Nun, ein Jahr nach dem Erhalt des Titels, darf sie ihn in ihrer Heimatstadt Lviv in einem Match gegen Hou Yifan verteidigen.

Schachweltmeisterin Mariya Muzychuk bei der letztjährigen Siegerehrung. (Foto: Eteri Kublashvili, Vladimir Barsky, By B. Dolmatovsky, A. Karlovich)

Ihre Herausforderin aus China wurde bereits 2010 im Alter von sechzehn Jahren die jüngste Frauenweltmeisterin aller Zeiten, verlor den Titel allerdings im 2012 ausgetragenen KO-System nach einem Ausscheiden in Runde zwei. Im Jahr darauf konnte ihn allerdings wieder erlangen, indem sie ein über zehn Runden angesetztes Match gegen die Gewinnerin von 2012, Anna Ushenina klar für sich entschied.

Auf eine Verteidigung des Titels im KO-System verzichtete sie, in das anstehende Match gegen Muzychuk geht sie als deutliche Favoritin.

Hou Yifan - hier beim Tata Steel Chess 2016 in Wijk aan Zee (Foto: Joachim Schulze)

 

Grand Chess Tour 2016

Nach der Meldung norwegischen Veranstalter, ihr Norway Chess Turnier in Stavanger nicht mehr als Teil der Grand Chess Tour zu konzipieren, wird aus der Grand Chess Tour die Small Chess Tour. Fest stehen nunmehr der Sinquefield Cup (19. August - 2. September 2016) und das London Chess Classic im Dezember 2016, ein drittes Turnier wird momentan noch gesucht.

Teilnahmeberechtigt sind die drei erstplatzierten der Tour 2015, also Carlsen, Giri und Aronian, weitere sechs Plätze werden strikt nach Elo vergeben - Ende Januar werden die Spieler bekannt gegeben.

Teilnehmer der Grand Chess Tour 2015 - dieses Jahr wird das Teilnehmerfeld ähnlich aussehen, Ende Januar werden die nominierten Spieler bekannte gegeben. (Foto: Ray Morris-Hill)

 

42. Schacholympiade, 17.-30. September 2017

Eines der großen Highlights 2016  ist mit Sicherheit die Schacholympiade in Baku, Aserbaidschan. Nach einer Durststrecke von numehr 14 Jahren ohne Goldmedaille wird das russische Team alles daran setzen, den Titel endlich wieder ins Land zu holen. Mit akuell vier Spielern in den Top 20 der Welt ist das Potenzial ohne Zweifel da, der überzeugende Sieg bei der Mannschafts-Europameisterschaft vergangenes Jahr soll ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Spannend wird natürlich auch zu sehen, wie sich das chinesische Team in der Rolle des Titelverteidigers präsentiert, der Kader sollte jedenfalls tauglich genug sein: sieben Spieler mit über 2700 Elo kann das chinesische Team aktuell in seinen Reihen zählen, der Verband wird die Qual der Wahl haben, wen sie nach Baku schicken.

Groß war die Freude über den doch überraschenden Sieg der Chinesen in Tromso 2014. (Foto: Pascal Simon)

Yu Yangyi - in Baku zur Titelverteidigung? (Foto: Pascal Simon)

Mit Spannung darf auch der Auftritt der USA erwartet werden: Nach dem Verbandswechsel von Fabiano Caruana (von Italien) und Wesley So (von den Phillipinen) zu den Vereinigten Staaten kann man nun auf drei Spieler aus den Top-Ten der Welt zurückgreifen - die Ambitionen gehen klar Richtung Gold.

USA - Deutschland (2:2) 2014: In beiden Teams hat sich personnel seither viel getan. (Foto: Pascal Simon)

Deutschland verlor mit Arkadij Naiditsch seinen elostärksten Spieler (Naiditsch wechselte zum aserbaidschanischen Verband), wie diese Lücke zu füllen ist, wird sich zeigen. Der erste Turnier der Post-Naiditsch-Ära wurde in Reykjavik 2015 mit dem sechsten Platz gut abgeschlossen, mit den vier "Prinzen" Blübaum, Donchenko Svane und Wagner stehen junge Nachwuchsspieler in den Startlöchern, doch auch etabliertere Spieler wie Rainer Buhmann drängten sich mit zuletzt starken Leistungen ins Team.

 

Weltmeisterschaftskampf, November 2016

Bisher ist wenig handfestes über den kommenden Zweikampf um die Krone des Weltmeisters bekannt. Laut einer Aussage des Fide-Präsidenten findet dieser im November 2016 in den Vereinigten Staaten statt und dort, so vermute ich, wohl in der Hauptstadt des Schachs, St. Louis. Magnus Carlsen wird seinen Titel verteidigen müssen, der Herausforderer wird im diesjährigen Kandidatenturnier im März noch ermittelt.

Weltmeister Magnus Carlsen wird im November seinen Titel verteidigen müssen. (Foto: Joachim Schulze)

Gespielt werden 12 Partien, steht es danach ausgeglichen, wird der Weltmeister in einem Tie-Break im Schnellschach ermittelt - wie zuletzt im Kampf zwischen Gelfand und Anand 2012, wo letzterer sich knapp durchsetzen konnte.

 


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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