Aussenseiter Molchanov gewinnt in Bremen

von Matthias Krallmann
25.06.2018 – Weder die nominellen Favoriten noch die deutschen Normkandidaten konnten sich beim IM-Turnier in Bremen entscheidend in Szene setzten. Der in Deutschland (noch) nahezu unbekannte Oleksii Moldanov gewann mit solidem Spiel nach Wertung. Platz zwei ging an GM Miroslav Grabarczyk, Dritter wurde IM Björn Ahlander. | Fotos: SV Werder Bremen

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Internationales IM-Turnier in Bremen

In der fünften Runde überraschte Sizilianisch-Spezialist Spartak Grigorian Nikolas Wachinger mit der französischen Verteidigung. Nach Spartaks Bauernopfer für Initiative ergab sich eine spannungsgeladene Stellung. Nikolas wehrte jedoch den Angriff ab und die Partie endete remis.

Spartak Grigorian

Nikolas Wachinger

Björn Ahlander war mit einem Anti-Grünfeld Aufbau gegen den Grünfeld-Spezialisten Sven Charmeteau erfolgreich. Viktor Skliarov gegen Filiz Osmanodja wurde interessant, als der Ukrainer im Sizilianer eine Figur für Königsangriff opferte. Doch Filiz verteidigte sich geschickt und die Partie endete unentschieden. Auch die beiden übrigen Auseinandersetzungen zwischen Miroslav Grabarczyk und Oleksii Molchanov bzw. Jari Reuker und David Kardoeus endeten mit ausgekämpften Remisen.

Filiz Osmanodja

Die sechste Runde war mit fünf entschiedenen Partien sehr kämpferisch. David Kardoeus verlor in einer Schottischen Partie gegen Miroslav Grabarczyk und Filiz Osmanodja in einer sizilianischen Drachenvariante gegen Björn Ahlander. Die beiden Normkandidaten Spaktak Grigorian und Nikolas Wachinger wollten es wissen. Beide griffen mit Weiß an um auf die nötigen „plus drei“ zu kommen. Doch Nikolas spielte in einer spanischen Partie zu ungeduldig und sein Opferangriff wurde von Jari Reuker relativ einfach zurückgeschlagen. Spartak Grigorian erzielte gegen Sven Charmeteaus königsindische Verteidigung klaren Eröffnungsvorteil. Kurz vor der Zeitkontrolle verlor Spartak jedoch die Orientierung und die Partie endete mit einem glücklichen Sieg für Sven.  Die beiden Niederlagen der Normkandidaten Nikolas und Sven konnte Oleksii Molchanov nutzen. Er rang seinen ukrainischen Landsmann Viktor Skliarov in einer langen Partie nieder, die in einem „Turm gegen abgesperrter Springer Endspiel“ gipfelte.

 

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Nach sechs Runden lag Oleksii Molchanov mit 4 Punkten an der Spitze. Spartak Grigorian und Nikolas Wachinger folgten mit mit jeweils 3,5 Punkten knapp dahinter.

In der siebten Runde mussten Spartak Grigorian und Nikolas Wachinger ihre Normhoffnungen endgültig begraben. Spartak unterlag gegen den jungen Jari Reuker und Nikolas gegen den erfahrenen Miroslav Grabarczyk. Beide Werderaner wurden von ihren Gegnern im Endspiel überspielt.

Miroslav Grabarczyk

Oleksii Molchanov hätte ebenfalls beinahe eine Niederlage quittieren müssen, aber er konnte seine Partie trotz eines Minusbauern retten. Filiz Osmanodja gewann mit Schwarz in einer Schottischen Partie überzeugend gegen Sven Charmeteau und Viktor Skliarov besiegte David Kardoeus trotz einer zweifelhaften Eröffnungsbehandlung in einem Anti-Sizilianer.

Die Vorschlussrunde war die Runde der Rehabilitation für Spartak Grigorian und Nikolas Wachinger. Die beiden Werderaner zuletzt jeweils eine Doppelnull kassiert. Auf fünfzig Prozent zurückgefallen, spielten sie unbeschwert auf und kamen zu überzeugenden Weißsiegen. Insbesondere der Erfolg von Spartak gegen Filiz Osmanodja war eine klare Angelegenheit. Nikolas Wachinger hatte zähen Widerstand von Viktor Skliarov zu überwinden, aber im Endspiel setzte er sich mit einem schönen Bauernräumungsopfer durch. Miroslav Grabarczyk gewann mit Schwarz in der Abtauschvariante des Damengambits gegen Jari Reuker. Björn Ahlander kam ebenfalls zu einem Schwarzsieg. Er setzte sich gegen David Kardoeus in einem sizilianischen Endspiel durch.

Björn Ahlander

Die Partie des Tages gewann Oleksii Molchanov. Er besiegte Sven Charmeteau in nur 23 Zügen und blieb mit 5,5 aus 8 Spitzenreiter. Der Ukrainer kam damit erstmals auf die zur IM-Norm nötigen „plus drei“.

Die Schlussrunde sah das vom Ukrainer ersehnte frühe Remis zwischen Filiz Osmanodja und Oleksii Molchanov. In der Berliner Variante der Spanischen Partie verflachte das Spiel schnell, als die Anziehende eine Nebenvariante wählte. Damit machte Molchanov seine IM-Norm perfekt und sicherte sich zumindest den geteilten Turniersieg. Björn Ahlander und Miroslav Grabarczyk konnten Molchanov mit Siegen noch einholen, doch ihre Partien gegen Nikolas Wachinger bzw. Spartak Grigorian endeten nach ausgeglichenem Verlauf ebenfalls remis. So wurde Molchanov alleiniger Turniersieger. Die spannendste Partie spielten Sven Charmeteau und David Kardoeus, die nach wechselvollem Verlauf mit einem Sieg für Sven endete. Die letzte Partie des Turniers zwischen Viktor Skiliarov und Jari Reuker endete nach langem Kampf mit einem leistungsgerechten Remis.

Bei der Siegerehrung wurde dem Turniersieger Oleksii Molchanov von Werder Bremens Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald nicht nur das Preisgeld sondern auch die Bestätigung über die erzielte IM-Norm überreicht. Der Präsident des Deutschen Schachbundes Ulrich Krause ehrte die Zweitplatzierten GM Miroslav Grabarczyk und IM Björn Ahlander.

Partien

 

Endstand nach 9 Runden

Rg. Titel Name Land ELO 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Pkt. Perf.
1 GM Miroslaw Grabarczyk
 
2402   ½ ½ ½ 1 1 ½ ½ 0 1 5.5 2417
2   Oleksii Molchanov
 
2350 ½   ½ ½ ½ ½ 1   1 1 5.5 2480
3 IM Bjorn Ahlander
 
2435 ½ ½   0   1 0 1 1 1 5.0 2430
4   Spartak Grigorian
 
2359 ½ ½ 1   ½ 0 ½ 1 0 1 5.0 2382
5   Nikolas Wachinger
 
2292 0 ½   ½   0 1 1 1 ½ 4.5 2384
6   Jari Reuker
 
2389 0 ½ 0 1 1     0 1 ½ 4.0 2338
7 IM Viktor Skliarov
 
2359 ½ 0 1 ½ 0     ½ ½ 1 4.0 2338
8 WIM Filiz Osmanodja
 
2352 ½   0 0 0 1 ½   1 1 4.0 2344
9 FM Sven Charmeteau
 
2287 1 0 0 1 0 0 ½ 0   1 3.5 2274
10   David Kardoeus
 
2226 0 0 0 0 ½ ½ 0 0 0   1.0 1998

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Matthias Krallmann ist der Schachtrainer von Werder Bremen. (Foto: werder.de)

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