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Das Schachfestival von Bad Wörishofen wurde vom 6. bis 14. März zum 36. Mal von ChessOrg um das rührige Organisatoren-Paar Anke und Jürgen Wempe aus Bad Zwischenahn abgehalten.
Euer Berichterstatter hatte die Ehre, wiederum als Schiedsrichter anwesend zu sein.
Obwohl das Turnier mit der Senioren-WM der Mannschaften in Prag kollidierte, waren bereits drei Wochen vor Beginn des Turniers schon 315 Teilnehmer angemeldet. Viele Wiederholungstäter waren ebenso eingeschrieben, wie einige Neuanmeldungen.
Etwa zwei Wochen vor Beginn sagten die ersten Teilnehmer wieder ab, die ersten Corona-Anzeichen in Italien forderten Ihren Tribut. Zahlenmäßig waren die Italiener in der Vergangenheit nach den Teilnehmern aus Deutschland die größte Delegation. Aus Angst vor dem Ausbreiten von Corona und den möglichen Reiseeinschränkungen sagten aber fast alle Italiener ab, am Ende blieben drei wagemutige Spieler noch übrig.
Auch der junge Inder GM D. Gukesh (geboren 2006), seines Zeichens Nummer eins der Setzliste in Bad Wörishofen, war bereits am Flughafen, wo ihm allerdings der Flug nach Deutschland aus Sicherheitsgründen untersagt wurde.
Auch die Teilnehmerzahl aus den anderen Ländern, inklusive Deutschland, ging noch zurück, wodurch am Ende 282 Spieler zum Beginn der 1. Runde übrig blieben (gegenüber den 390 Teilnehmern vom Jahr 2019).
116 Spieler im A-Open, 58 im B-Open und 108 beim Senioren-Turnier waren schließlich die genauen Teilnehmerzahlen für die vorgesehenen 9 Runden.
Eine Besonderheit des Turniers ist die Möglichkeit, in den ersten 6 Runden einen kampflosen halben Punkt zu erhalten.
Die Ratschläge des Deutschen Schachbundes (Mindestabstand zwischen einem Brett und dem anderen, kein Händeschütteln, Desinfektionsmittel-Spender beim Eingang) wurde versucht einzuhalten, auch wenn der eine oder andere Teilnehmer alles noch als „Spinnerei“ abtat und sich nicht daran halten wollte.
Die Organisatoren waren um die Sicherheit der Spieler bemüht und daher in ständigem Kontakt mit den lokalen Gesundheitsstellen.
Hand-Desinfektion am Eingang
Verhaltensregeln
Die Informationen aus der nationalen und internationalen Presse drehten sich inzwischen fast ausschließlich um covid-19, deren Entwicklung, Ausbreitung und Bekämpfung.
Spätestens nach Eintreffen der Informationen, dass der Senioren-Cup Anfang April in Bad Wiessee und das Grenke-Open abgesagt wurden, sowie während der 7. Runde, als das frühzeitige Ende der Senioren-WM bekannt gegeben wurde, kam es zu zahlreichen Nachfragen der Turnierteilnehmer, ob das Turnier in Bad Wörishofen wohl zu Ende gespielt werden könnte. Das ging sich gerade noch aus!
Einige ausländische Turnierteilnehmer mussten allerdings ein oder zwei Runden vor Ende des Turniers kurzfristig aussteigen, da deren Länder drauf und daran waren, die Grenzen zu schließen, wieder andere mussten kurzfristig den Rückflug ändern.
GM Evgeny Vorobiov, GM Vladimir Burmakin und GM Alexandr Karpatchev (alle Russland) gehörten zu den großen Favoriten auf den Turniersieg.
Nach spannendem Verlauf konnte die Nummer eins der Setzrangliste GM Vorobiov gemeinsam mit GM Yago Santiago (Brasilien) das Hauptturnier mit 7,5 aus 9 gewinnen, gefolgt von Karpatchev mit 7 Punkten und weiteren 5 Spielern mit 6,5 Punkten.
GM Evgeny Vorobiov (Russland) – Nummer 1 der Setzliste
GM Vladimir Burmakin (Russland) – Nummer 2 der Setzliste
GM Alexandr Karpatchev (Russland) – Sieger 2017
WIM Gulmira Daletova (KAZ) konnte bei diesem Turnier die 2.300-Elo-Schallmauer überschreiten, wodurch sie jetzt alle Voraussetzungen fürs Einreichen des WGM-Titels erfüllt hat. Und IM G Akash (IND) überstieg erstmals die 2.500-Elo-Schallmauer (hat bisher eine GM-Norm erzielt). Ein super Turnier spielte auch der erst 11jährige Savva Vetokhin (Russland), diesen Namen darf man sich getrost für die Zukunft merken. Das Erreichen der Voraussetzungen für den FM-Titel waren das Ergebnis seiner ausgezeichneten 6,5 Punkte in der Kneippstadt.
WIM Gulmira Dauletova (Kasachstan)
Bibisara Assaubayeva (Kasachstan) – 2370 Elo schwer
Partienauswahl
Die Heimfahrt
Als für den Berichterstatter am 15. März die Heimfahrt nach Südtirol begann, war das Gefühl ein äußerst erdrückendes, schließlich gab es in Italien seit 9. März eine Ausgangssperre, eine Ausreise aus Italien war nicht mehr möglich. Zunächst hatte ich mir Kontrollen am Grenzübergang von Österreich nach Deutschland, allerspätestens bei der Einreise am Brenner erwartet.
Ergebnis: weder am Grenzübergang in Scharnitz, noch am Brenner gab es irgendwelche Kontrollen. Die Autobahn zwar zwischen Innsbruck und Bozen komplett leer, ein Bild wie in einem Hollywood-Geisterfilm ergab sich.
Leere Autobahn soweit das Auge reicht
Und jetzt bitte alle brav zu Hause bleiben und Kontakt mit anderen vermeiden, damit wir dann gemeinsam zum 37. Chessorg-Festival in Bad Wörishofen vom 5. bis 13. März 2021 dabei sein können! In der Zwischenzeit gibt es ja genug Möglichkeiten, auf dem Schachserver online zu spielen!
Bis dahin… gesund bleiben!
Ergebnisse siehe:
A-Open
http://chessorg.de/Listen2020/sw8000500385/simple_ranking.htm
Senioren-Open
http://chessorg.de/Listen2020/sw8000500384/simple_ranking.htm
B-Open
http://chessorg.de/Listen2020/sw8000500386/simple_ranking.htm