Banikas gewinnt Paleochora-Open

von Jan Werle
03.08.2018 – Die kleine Halbinsel Paleochora auf Kreta hat als solche gleich zwei Küsten mit einem Strand. Diese und unmittelbar anschließende Meer werden angesichts hoher Temperaturen derzeit auch dringend gebraucht. Die Partien des Opens von Paleochora begannen folgerichtig erst am späten Nachmittag. Hristos Banikas gewann das Turnier und den stattlichen ersten Preis, unser Autor Jan Werle den deutlich geringeren 11. Preis. | Fotos: Jan Werle

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Banikas ist der König von in Paleochora

Das Turnier

Das Open in Paleochora auf Kreta wurde vom 18. bis 25. Juli von der Chania-Schachakademie, der Präfektur Kreta und der Gemeinde Kandanos-Selino organisiert und fand in diesem Jahr schon zum elften Mal statt. Fast 200 schachfreunde nahmen teil. Die Erfolgsformel dieses Turniers besteht vor allem aus der Kombination eines ernsthaften Schachturniers mit einem schönen Strandurlaub. Der erste Preis in Höhe von 1800 Euro zog viele männliche und auch weibliche Titelträger aus aller Herren Länder an. Neben den "normalen" Preisen gab es Sonderpreise für die Kategorien U18, U16, U14 und U12 sowie für den besten Veteranen.

Paleochora ist eine bezaubernde kleine Halbinsel mit Stränden an beiden Küsten, umrahmt vom atemberaubenden Blick auf die hohen kretischen Berge. In der Nähe des Turnierortes befindet sich zudem die Samaria-Schlucht. Darüber hinaus begrüßen die sehr warmherzigen und gastfreundlichen Organisatoren Anelia und Kostas Tsarouha die vielen jedes Jahr zurückkehrenden Spieler, und die Neuen Teilnehmer ebenso, mit großer Sorgfalt und Freundlichkeit. Zum Rahmenprogramm gehörte ein Ausflug zu einem der zehn schönsten Strände (laut Trip Advisor), Elafonissi und das Blitz-Turnier auf der Hauptstraße des Dorfes, das bis tief in die Nacht dauerte.

Hauptstraße Paleochora

Der Strand

Das Blitz-Turnier

Die Organisatoren Anelia und Kostas veranstalteten früher im Anschluss über viele Jahre auch das starke Zwillings-Open in der romantischen venezianischen Stadt Retyhmno, an der Nordwestküste Kretas. Doch leider mussten sie es im Jahr 2014 aufgrund finanzieller Probleme einstellen. Bis dahin konnten die meisten Teilnehmer ihre Ferien verlängern, indem sie beide Open spielten und von der Organisation von der Nord- zur Südwestküste Kretas nach Paleochora transportiert wurden.

Rundenbeginn beim Paleochora war jeden Tag jeden Tag um 17:30 Uhr. Die Temperaturen konnten manchmal bis auf 35 Grad steigen, was ein Straßenleben nur am Morgen und dann wieder am Abend von 18:00 bis 24:00 Uhr erlaubte. Für die Schachspieler war es wichtig, nicht zu lange in der Sonne zu liegen, um zu Beginn der Runde in guter Verfassung zu sein. Der Tag musste also in einem engen Zeitplan organisierte werden. Zwischen 12:00 und 18:00 Uhr waren die meisten Geschäfte aufgrund der Hitze geschlossen - es herrschte Siesta. Nach mediterranem Brauch wurde das Straßenleben gegen 18:00 Uhr wieder lebendig, die Tavernen wurden geöffnet, Tische und Stühle auf die Straßen gestellt und kleine Kinder rannten bis Mitternacht auf der Straße herum.

Romanzen und mehr

An diesem Turnier nahmen unzählige Paare teil und, wer weiß, auch künftige Paare, die sich von der warmen Brise, dem hellblauen Meer und nicht zuletzt von der griechischen Küche verführen lassen.

Der italienische Großmeister Alberto David hat das Turnier schon neun Mal besucht und feierte zusammen mit seiner frisch angetrauten Frau Inna die Flitterwochen auf Kreta. Vor der 8. Runde wurde das Paar von den Organisatoren mit einem Hochzeitsschachkuchen überrascht. (Er spielte in dieser Runde gegen den Autor des Artikel, der sich mit den gleichen Absichten beschäftigt, inspiriert durch die idyllische Athmosphäre?)

David Alberto und Inna und die anderen Liebespaare sind aber nicht die einzigen regelmäßigen Teilnehmer an diesem Turnier. Die beiden russischen Großmeister Rychagov und Kharitonov zum Besipiel ziehen bereits seit einem Jahrzehnt die Aufmerksamkeit der Fußgänger auf den Boulevards auf sich, wenn sie sich im Juli in den Wellen des Paleochora bewegen.

Alberto und Inna

Endstand, Partien und ein Herkules

Unter den Spielern gab es also viele, die um den Turniersieg kämpften, doch es gab einen Stammgast des Turniers, der während des gesamten Turniers mit absoluter Souveränität regierte. Sein Name ist Hristos Banikas, ein griechischer Herkules des Schachs. Der Sohn von Zeuss erlaubte nur drei Remis und erledigte die sechs übrigen Gegner auf seinem Weg. Mit 7,5 Punkten holte er sich den ungeteilten ersten Platz, währen die Verfolger mit 7 Punkten sich die Plätze 2 bis 9 teilten. Es gibt Gerüchte, dass Hristos Banikas halb Mensch, halb Gott so, so erzählen es sich jedenfalls hier die Barkeeper, denen er jedes Jahr erscheint.

Banikas-Vlachos

 

Banikas kommentierte seine wichtige Partie gegen den rumänischen GM Nevednichy aus der 6. Runde. Beide Spieler führten das Feld vor der Runde mit der vollen Punktzahl von 5 von 5 an. Der Schachlehrer Banikas konnte seinen Gegner mit einer Neuerung seines Schüler Nikolas Theodorou überraschen.

Banikas- Nevednichy

 

Banikas 'Schüler half ihm nicht nur bei der Neuheit 14.Sb1, sondern schlug auch den armenischen GM Pashikian (2603) in einem spannenden katalanischen Spiel. Theodorou ist einer der griechischen Wunderkinder. Er war der beste Spieler in der Kategorie unter 18 Jahren in diesem Turnier.

Pashikian meldete sich in Runde 7 zurück, indem er den Deich durchbrach, den sein indischer Gegner aufgebaut hatte. Neelotpal griff am Königsflügel an, aber dann brach seine Position durch die armenische Überschwemmung am Damenflügel zusammen.

Pashikian-Neelotpal

 

Wie man an der Partie des armenischen GMs gegen einen indischen GM sieht, zieht das Turnier Spieler aus der ganzen Welt an. In der folgenden Auseinandersetzung sehen wir einen englischen GM im und einen niederländischen FM.

Gordon-Dijkhuis

 

Der englische Kreuzritter besiegte in Runde 9 auch einen weiteren niederländischen Teilnehmer - nämlich den Autor dieses Berichts. Nach dem Verlust gegen Stephen Gordon erhielt ich für den elften Platz ein Preisgeld von 10 Euro. Bei der Preisverleihung konnte ein russische Großmeister mit viel Sinn für Humor sein Lachen beim Anblick meines Umschlages nicht unterdrücken und nannte den Preis ein "Fahrgeld für den Bus".

Aber Natürlich liegt die Stärke dieses Turniers in seiner natürlichen Schönheit und freundlichen Atmosphäre, dem ansprechenden ersten Preis und den Sonderpreisen in mehreren Preiskategorien.

Endstand

Rk. Name Pts.  TB1 
1 Banikas Hristos 7,5 0,0
2 Nevednichy Vladislav 7,0 0,0
3 Pashikian Arman 7,0 0,0
4 Barski Radoslaw 7,0 0,0
5 Rychagov Andrey 7,0 0,0
6 Gordon Stephen J 7,0 0,0
7 Kourkoulos-Arditis Stamatis 7,0 0,0
8 Vlachos Anatole 7,0 0,0
9 Nikolov Momchil 7,0 0,0
10 Neelotpal Das 6,5 0,0
11 Werle Jan 6,5 0,0
12 Istratescu Andrei 6,5 0,0
13 Hracek Zbynek 6,5 0,0
14 Sandalakis Angelos 6,5 0,0
15 Kelires Andreas 6,5 0,0
16 Kharitonov Alexandr 6,5 0,0
17 Cherepov Alexej 6,5 0,0
18 David Alberto 6,5 0,0
19 Tsolakidou Stavroula 6,5 0,0
20 Fier Alexandr 6,5 0,0
21 Theodorou Nikolas 6,0 0,0
22 Riff Jean-Noel 6,0 0,0
23 Spyropoulos Nikolaos 6,0 0,0
24 Enchev Ivajlo 6,0 0,0
25 Dijkhuis Tycho 6,0 0,0
26 Isaakidis Alexandros 6,0 0,0
27 Worek Joanna 6,0 0,0
28 Stukan Martin 6,0 0,0
29 Samaridis Konstantinos 6,0 0,0
30 Milliet Sophie 6,0 0,0

197 Teilnehmer

 

 

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Jan Werle ist seit 2006 Großmeister und spielte in der Bundesliga für Solingen und Bremen. 2008 spielte er für die Niederlande bei der Schacholympiade im Nationalteam, ebenso 2009 bei der Mannschaftseuropameisterschaft.

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