
Der Videokurs beginnt mit einer Einführung, die die Grundzüge des „Classical Sicilian“ (1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 Sc6) vorstellt. Sethuraman betont die Flexibilität dieser Variante, die durch zwei Zugfolgen erreicht werden kann (2…d6 oder 2…Sc6), wobei der Kurs sich auf 2…d6 konzentriert. Abspiele, die zu Rossolimo führen, werden nicht behandelt.
Eine passende Ergänzung könnte der Sizilianisch-Kurs von Luis Engel sein:
Sethuraman erklärt strategische Konzepte wie die Kontrolle des Zentrums und die Vorbereitung von Angriffsplänen, die Schwarz in kritischen Stellungen anwenden kann. Er beleuchtet typische Bauernstrukturen und zeigt, wie Schwarz dynamische Gegenchancen schaffen kann, insbesondere in Stellungen mit heterogenen Rochaden oder dem schwarzen König in der Mitte.
Zu den prominenten Anwendern des Systems zählen Weltmeister Wladimir Kramnik in den 1990er-Jahren und der spätere Vize-Weltmeister Boris Gelfand sowie moderne Großmeister wie Parham Maghsoodloo und Sam Shankland. Sethuraman selbst spielt die Eröffnung regelmäßig mit Erfolg, was seine Expertise unterstreicht. Der Kurs fokussiert sich auf die kritische Antwort 6.Lg5, bekannt als Richter-Rauser-Angriff, die Schwarz tendenziell die meisten Probleme bereitet.
Ein Beispiel ist die Hauptvariante, in der es wichtig ist, mit …b5 und nicht mit …Dc7 zu beginnen:
Der Kurs behandelt auch andere wichtige Fortsetzungen wie 6.Lc4, 6.f3, 6.Le3, 6.g3 und 6.Le2, wobei Sethuraman jeweils die empfohlenen Pläne für Schwarz erläutert. Der Hauptbestandteil besteht aus den typischen Stellungen mit entgegengesetzten Rochaden und dieser Bauernstruktur:
Dies ist einer der typischen Stellungstypen mit dem doppelten f-Bauern und dem unrochierten König. Sethuraman vermittelt hier einen soliden Überblick und ein Grundverständnis, sodass man diese Stellungen auch in eigenen Turnierpartien spielen kann. Meine persönliche Empfehlung ist, Trainingsschnellschachpartien in diesen Stellungen zu spielen, um das Wissen weiter auszubauen. Viele der Varianten sind noch unerforscht und erfordern ein gewisses Gefühl für die Stellung. Insbesondere ist es langfristig möglich, in diesen komplexen Abspielen eine gewisse Flexibilität zu bewahren. Zum Beispiel ist der Zug 12…Db6 sehr gut spielbar und gilt als Hauptvariante.
Ein Beispiel, in dem Sethuraman komplizierte lange Varianten verständlich herunterbricht, ist die Behandlung des scharfen 6.Lc4. Schaut Euch das Video an und hört genau zu: vor allem die Varianten mit 7.Le3.
Trainererfahrung
Für meine Trainertätigkeit konnte ich viel aus dem Kurs lernen. Da ich von Haus aus keine Expertise in offenen sizilianischen Stellungen habe, nutze ich diesen Kurs als Fundament für einen Schüler mit etwa 1900 DWZ: Dabei soll sich der Schüler die Varianten, meist nach einer von mir vorgegebenen Richtung, vor dem Training anschauen. Anschließend spielen wir Trainingspartien, auf die ich mich ebenfalls vorbereitete. Im Nachhinein analysieren wir die Partien.
Dies hat seinem Verständnis sehr geholfen, sodass bereits im nächsten Turnier einige gute Ergebnisse gegen stärkere Gegner mit diesem System erzielen konnte.
Fazit
„Classical Sicilian“ von SP Sethuraman ist ein hervorragender Videokurs für Spieler, die eine dynamische und flexible Eröffnung in ihr Repertoire aufnehmen möchten. Mit seiner klaren Struktur, fundierten Analysen und praxisnahen Tipps bietet der Kurs alles, was man braucht, um den klassischen Sizilianer sicher zu spielen. Ich empfehle, das System intensiv zu lernen und dazu viele Trainingspartien zu spielen, bevor man es in der Praxis anwendet.
Hier noch eine der Modellpartien vom Prag-Sieger 2025, Aravindh Chithambaram
und hier eine Übersicht mit weiteren Sizilianisch-Videokursen.