Ein Remis gegen den Weltmeister Magnus Carlsen, ja sogar ein Sieg, ist den Allerwenigsten vergönnt. Levon Aronian weiß, wie sich beides anfühlt. Er weiß aber auch, wie es sich anfühlt, beim nächsten Kandidatenturnier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dabei sein zu dürfen.
Der armenische Großmeister spielte ein sehr gutes Turnier beim FIDE Chess.com Grand Swiss auf Isle of Man und belegte den vierten Platz. In der letzten Runde hätte letztendlich auch ein Sieg gegen Carlsen nicht gereicht, doch nach dem Remis gegen den 28-jährigen Norweger sah man Aronian so enttäuscht wie selten zuvor. Der, der immer freundlich zu jedermann und zu Scherzen bereit ist, war sichtlich zerknirscht, denn es war klar, dass er erst im Jahr 2021 den nächsten Anlauf auf den Thron starten können wird. Stattdessen qualifizierte sich Wang Hao für das Turnier in Jekaterinburg.
Levon Aronian (rechts) gewann zwar gegen Wang Hao, der Chinese holte sich aber das Ticket für das Kandidatenturnier | Foto: John Saunders
Die Bedeutung des Kandidatenturniers ist für die Spitzenspieler enorm, denn sie haben nur alle zwei Jahre eine Chance, dieses prestigeträchtige Turnier zu gewinnen und den Weltmeister herauszufordern. Im Prinzip können sich nur sechs Spieler über ihre Leistung transparent qualifizieren, denn der Verlierer des letzten WM-Kampfes, in diesem Fall Fabiano Caruana, ist gesetzt. Außerdem wird eine Willdcard vergeben. Hierfür kommen einige Großmeister über ihre guten Ergebnisse bei den Qualifikationsturnieren oder über ihre Elo-Zahl in Frage, doch niemand kann sich sicher sein.
Aktuell stehen nur vier Großmeister für das Kandidatenturnier fest. Neben Caruana und Wang Hao sind das Teimour Radjabov und Ding Liren, die beim Weltcup die ersten beiden Plätze belegten. Bleiben noch drei Plätze neben der Wildcard. Ein Platz geht an den Spieler mit der durchschnittlich höchsten Elo-Zahl zwischen den Monaten Februar 2019 und Januar 2020. Da liegt Anish Giri momentan vorne, doch noch sind es drei Monate, in denen sich die Lage ändern kann. Maxime Vachier-Lagrave, Shakhriyar Mamedyarov und Ian Nepomniachtchi sind ihm nämlich dicht auf den Fersen. Bleiben zwei weitere Plätze und die werden über den FIDE Grand Prix vergeben.
Teimour Radjabov (links) besiegte Ding Liren im Finale des Weltcups | Foto: Kirill Merkuryev (FIDE)
Der FIDE Grand Prix 2019 besteht aus vier Turnieren. Die ersten zwei Etappen fanden in Moskau und Riga statt. Die dritte Etappe steigt in Hamburg, bevor Ende des Jahres die endgültige Entscheidung in Jerusalem fällt. Den Stand des FIDE Grand Prix können sie der folgenden Tabelle entnehmen. Am grünen Haken kann man auch erkennen, welche Großmeister in Hamburg dabei sein werden.
Stand im FIDE Grand Prix 2019 nach 2 von 4 Turnieren
(Tabelle diesem Beitrag auf der Webseite des DSB entnommen)
Die Grand-Prix-Punkte je Turnier verteilen sich wie folgt: Sieger 8 Punkte, Zweiter 5 Punkte, Halbfinalverlierer 3 Punkte, Viertelfinalverlierer 1 Punkt. Zusätzlich bekommt man je gewonnenes Match (ohne das nötige Tiebreak) einen zusätzlichen Punkt.
Für die zwei Plätze für das Kandidatenturnier über den FIDE Grand Prix kommen von den 21 teilnehmenden Großmeistern nur noch ein Handvoll Spieler in Frage. Shakhriyar Mamedyarov und Alexander Grischuk führen mit zehn Punkten, nehmen aber nur noch an einem Grand Prix teil. Mamedyarov hat den Vorteil, dass er genau weiß, wie er in Jerusalem abschneiden muss, während Grischuk in Hamburg vorlegt.
Shakhriyar Mamedyarov nach seinem Sieg beim FIDE Grand Prix in Riga | Foto: Woldchess/FIDE
Dahinter haben Ian Nepomniachtchi und Maxime Vachier-Lagrave gute Chancen, da sie erst ein Turnier gespielt und gut gepunktet haben. Theoretisch kommen noch Spieler wie Radoslaw Wojtzasez und Wei Yi in Frage, doch sie müssten über sich hinauswachsen und die zwei verbleibenden Turniere im Prinzip gewinnen.
Wie das Rennen um die verbleibenden Plätze in Hamburg laufen wird, können die hiesigen Schachfans live erleben. Dass Deutschland nach der Blitz- und Schnellschachweltmeisterschaft 2015 und dem Kandidatenturnier 2018 in Berlin wieder in den Genuß einer schachlich hochkarätigen Veranstaltung kommt, liegt auch daran, dass die Veranstaltungen in Deutschland deutlich besser besucht werden als die Turniere an anderen Orten. Das haben die Leute von Worldchess und der FIDE erkannt und kommen gerne wieder.
Die wichtigsten Infos für die Besucher:
Spielort
Theater Kehrwieder, Kehrwieder 6, 20457 Hamburg
Die Beschreibung und die Fotogalerie auf der Webseite des Veranstaltungsortes lassen kaum Wünsche offen:
"Das Theater Kehrwieder ist eine außergewöhnliche Location im Zentrum der Speicherstadt Hamburgs. Das charmante Theater bietet eine Kombination aus historischer Atmosphäre und eindrucksvoller, moderner Ausstattung. Die klassische Varieté-Bestuhlung und die roten Samtwände des Theatersaals stehen im Kontrast zum Industrielook des Hauses und dem modernen, weiß möblierten Foyer. Durch die flexible Möblierung ist jedes Event problemlos realisierbar."
Zeitplan
Datum |
Uhrzeit |
Runde |
05.11. |
15:00 |
Runde 1 Spiel 1 |
06.11. |
15:00 |
Runde 1 Spiel 2 |
07.11. |
15:00 |
Tiebreak |
08.11. |
15:00 |
Runde 2 Spiel 1 |
09.11. |
15:00 |
Runde 2 Spiel 2 |
10.11. |
15:00 |
Tiebreak |
11.11. |
15:00 |
Runde 3 Spiel 1 |
12.11. |
15:00 |
Runde 3 Spiel 2 |
13.11. |
15:00 |
Tiebreak |
14.11. |
|
Ruhetag |
15.11. |
15:00 |
Runde 4 Spiel 1 |
16.11. |
15:00 |
Runde 4 Spiel 2 |
17.11. |
15:00 |
Tiebreak |
Modus
K.O.-Turnier. In jeder Runde werden zwei Partien gegeneinander bei einer Bedenkzeit von 120 Minuten (davon 90 Minuten für die ersten 40 Züge) plus 30 Sekunden je Zug gespielt. Steht es danach unentschieden geht es bis zur Entscheidung mit weiteren Zweipartienmatches mit immer kürzer werdender Bedenkzeit weiter.
Tickets
Tages-Tickets für das Event gibt es ab 36,35 € (24,35 € ermäßigt). Online bei Eventim und Ticketonline und an der Tageskasse. VIP-Tickets finden sie hier bei Daimani.
Offizielle Webseite
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