Optimismus
Weltmeister werden — welcher Schachspieler träumt nicht davon? Aber es ist eben ein Traum. Aber Aufwand und Schwierigkeiten sind groß und so verfolgt man diesen Traum nicht weiter.
Und es gibt gute Gründe, nicht zu versuchen, in Fischers Fußstapfen zu treten. Aber das heißt nicht, dass man seinen Optimismus im Schach verlieren sollte. Denn manchmal hindern einen die eigenen Erwartungen daran, das zu erreichen, was man erreichen möchte.
Wenn man einen fabelhaften Urlaub verbringen möchte, aber nicht glaubt, dass man den in Islands Hauptstadt bekommt, dann wird man wahrscheinlich auch kein Ticket nach Reykjavik buchen
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Aber sich etwas wünschen ist leichter als es zu bekommen
Einsichten des Turniersiegers
"Beim Tata Steel Masters habe ich schlecht abgeschnitten, deshalb wollte ich unbedingt ein Comeback feiern. Vor dem Reykjavik Open habe ich mir zwei Dinge gesagt: Ich will das Turnier gewinnen! Und ich will es als alleiniger Sieger gewinnen!" - Adhiban Baskaran alias AD
An dieser kämpferischen Einstellung änderte auch ein verhaltener Auftakt in Island nichts. AD wachte morgens auf, bereitete sich auf die Runde vor und punktete, als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre — "Spitzenspieler zu schlagen, ist Teil meines Schicksals." Er wollte gewinnen und er glaubte, dass er gewinnen würde. Und genau das hat er gemacht.
"Eine starke Motivation für mich war der Auswahlprozess für das indische Olympiateam. Der indische Schachverband hat beschlossen, den Elo-Durchschnitt der Monate März-April-Mai als Auswahlkriterium zu nehmen, und Ganguly, Sethuraman und ich kämpfen um den lletzten freien Platz in der Nationalmannschaft. Vor Reykjavik sind beide an mir vorbeigezogen. Manchmal habe ich daran gedacht, und mir nur wenig Chancen auf die Qualifikation für die Nationalmannschaft ausgerechnet, aber dann habe ich mir fest vorgenommen: 'Du gibst alles, was du kannst!'"
Angreifen mit dem Wolga-Gambit
Machen Sie 1.d4-Spielern das Leben schwer. Opfern Sie mit 3.b5 einen Bauern für dauerhafte Initiative. GM Ramirez zeigt Ihnen für alle Varianten glasklare Spielideen.
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In Reykjavik zu spielen ist keine Garantie für einen Platz im Olympiateam, aber wenn Adhiban in Reykjavik nicht gespielt hätte, dann wäre er beim Kampf um den Platz in der Nationalmannschaft so gut wie aus dem Rennen. Dieses Risiko wollte AD nicht eingehen. Und so lange auch nur die kleinste Chance zur Qualifikation besteht, wollte er darum kämpfen. An den eigenen Traum und an die eigene Fähigkeiten zu glauben, verleiht Kraft und Energie.
"Ganz wichtig war meine Einstellung. Ich habe während des Turniers sehr hart gearbeitet, und auf viele Dinge verzichtet, die ich sonst gerne tue (Serien im Internet schauen, Sightseeing - Alina l'Ami). In Reykjavik habe ich auf all das verzichtet, und da das so gut funktioniert hat, werde ich das in Zukunft wohl genauso machen!"
Bei allem Ehrgeiz vergisst Adhiban die gute Laune nicht
Allmählich fing ich an zu glauben, dass AD Großes leisten könnte. Ich habe nie erlebt, dass er gejammert oder Ausreden gesucht hat, wenn die Dinge nicht so gelaufen sind, wie er sich das vorgestellt hatte. Jet-Lag, die unterschiedlichen Startzeiten der Runden (die Partien begannen um 9, 11, 13, 15 und 17 Uhr, was es den Profis schwer gemacht hat, ihren Rhythmus zu finden), die Rückschläge, der Druck — Adhiban blieb immer optimistisch. Vielleicht hat diese anhaltend gute Laune esoterische Gründe. Er glaubt, dass Gutes geschehen wird, und ist deshalb gut gelaunt oder voll positiver Energie, was ihn zu einer sehr anziehenden Persönlichkeit macht.
Aber er ist nicht der Einzige
Adhiban gewann das Turnier, aber Silber und Bronze gingen nicht an die Favoriten mit 2700+. Nicht umsonst heißt es: "Wenn zwei sich streiten..."
…freut sich der Dritte."
Aber im Ernst: Der 24 Jahre alte französische GM Maxime Lagarde zeigte starkes Schach und landete zusammen mit dem türkischen GM Yilmaz Mustafa auf dem geteilten zweiten Platz.
Magic of Chess Tactics
Die meisten Schachpartien werden durch taktische Manöver entschieden. Aber Taktik kann man trainieren - und genießen!
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Die Jugend
Die inoffizielle U14-Meisterschaft würde so manchen Erwachsenen überfordern. Ich wundere mich immer wieder, wie man in so jungem Alter schon so stark spielen kann.
Immer noch auf der Suche nach Bobby Fischer
Praggu hat diese inoffizielle Meisterschaft gewonnen, aber IM Nodirbek Abdusattorov aus Usbekistan hat eine GM-Norm gemacht (die er allerdings nicht gebraucht hat, da er bereits genug Normen für den Titel hat), und auch Nihal Sarin, ein weiteres großes Talent aus Indien, hat eine GM-Norm gemacht - und das, obwohl er in seinen letzten beiden Partien nur einen halben Punkt erzielen konnte.
Ein gefährlich starkes Talent spielt gegen ein ehemals gefährlich starkes Talent (Gata Kamsky)
Fschr Rndm
Ob all diese erfolgreichen Spieler von Fischer inspiriert wurden oder nicht, können wir nicht mit Sicherheit sage. Aber Fischers Geist war überall zu spüren. Das Reykjavik Open 2018 war dem Schachkönig gewidmet und am 9. März, den Tag, an dem Fischer 75. Geburtstag gefeiert hätte, wurde ihm zu Ehren ein Fischer Random Turnier organisiert.
Die Umstände für ein solches Turnier waren ideal. Susan Polgar trat noch als zusätzliche Sponsorin auf und so firmierte das Turnier stolz als 1. European Fischer Random Cup.
ECU Präsident Zurab Azmaiparashvili verkündet den Sieger
Es war das erste Mal, dass ich mich im Chess960 versucht habe, und ich muss sagen, es hat mir eine Menge Spaß gemacht! Ordnung in den Zufall zu bringen, fordert das Gehirn, aber bringt auch jede Menge Spaß! Und den Frauenpreis im 1. European Fischer Random zu gewinnen ist auch nicht schlecht. Wie so viele andere Spieler hatte ich allerdings Probleme mit den Rochaderegeln:
Schwarz am Zug
Meinem Mann wird sich nicht allzu sehr freuen, dass ich gerade seine Weiß-Partie gegen Elshan Moradiabadi als Beispiel ausgewählt habe, aber sie ist sehr anschaulich.
Die obige Stellung wurde nach den folgenden Zügen erreicht:
1. d4 g6 Sb3 f5 3. Sa5 und jetzt dachte Erwin, er stünde sehr gut, da der Bauer b7 nicht mehr gedeckt werden kann — 3... Ld5 wird mit 4.c4 beantwortet.
3... 0-0-0!! Oops:) Der schwarze Turm auf c8 und der schwarze König auf d8 haben einfach die Plätze getauscht - und jetzt hat Weiß große Probleme, nicht zuletzt, weil der Bauer auf a2 hängt.
Meiner Ansicht nach ist Fischers Idee brillant, aber nicht, weil man so die Theorie vermeidet (ich habe Zweifel, ob das gute alte Schach ein Verfallsdatum hat), sondern wegen der überraschten Blick, der Scherze und dem Gemeinschaftsgefühl, das es schafft.
Schach auf Steroiden!
Die nächsten beiden Beispiele stammen nicht aus dem European Fischer Random Cup, aber die Auswahl ist ganz gewiss nicht zufällig:
Schachendspiele 1 bis 14
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Rapport wurde Europameister im Fischer Random, aber der Turniersieg ging an GM Aleksandr Lenderman aus den USA - das Turnier war für alle offen.
Das Reykjavik Open ist ein ganz besonderes Turnier - in Bezug auf die Leute, die es organisieren, die dafür arbeiten, die daran teilnehmen, aber auch wegen eines anderen Dauerthemas — dem Wetter in Island, und die Schönheit, die dieses Wetter bringt. Das Turnierlokal ist ein Schmuckstück, die Organisation hervorragend (ich könnte mehr als eine Seite damit füllen, The tournament hall alone is a dazzling jewel, the managerial decisions a standout (allein die Aufzählung der vielen Rahmenveranstaltungen würde mehr als eine Seite füllen) und Island selbst ist ein Wunderland.
Eine Studie in Schwarz und Weiß
Postkarte eines architektonischen Traums (klicken vergrößert das Bild!)
Tropicsches Island
Nur einer kann gewinnen, aber wer an diesem Turnier nicht teilnimmt, verpasst etwas
Eine Art Abschied
Links
Turnierseite...
Ergebnisse bei Chess-results...
Übertragung aus dem Englischen: Johannes Fischer