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Die italienische Stadt Padova ist gleichzeitig Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Padua und liegt mit ihren knapp 210.000 Einwohnern am Rande der Po-Ebene, 30 km westlich von Venedig.
Padua ist eine der ältesten Städte Italiens. Der Sage nach wurde es um 1184 v. Chr. gegründet. Nach der Niederlage der Gallier gegen die Römer um 215 v. Chr. wurde das Gebiet der Veneter in das Römische Reich eingegliedert und Padua entwickelte sich zu einer der wichtigsten und reichsten Handelsstädte des Römischen Reiches.
421 gründeten die Paduaner auf Rialto eine Hafenstadt. Nachdem Padua 452 von Attila zerstört und von Narses 554 auf Befehl Justinians wieder aufgebaut worden war, fiel es 560 an die Langobarden. 601 erhob sich die Stadt gegen König Agilulf, der sie nach 12-jähriger blutiger Belagerung eroberte und 613 niederbrannte. Das antike Padua wurde vernichtet; die Überreste des Amphitheaters und einige Brückenfundamente sind die einzigen heute noch erhaltenen Teile.
Karl der Große brachte Padua 779 unter fränkische Herrschaft. Später wurde die Stadt dem Heiligen Römischen Reich zugeordnet.
Im Jahr 1405 kam Padua unter die Herrschaft der Republik Venedig, unter der es bis zum Ende der Republik blieb. Die Stadt wurde von zwei venezianischen Adeligen, einem Podestà für die zivilen und einem Kapitän für die militärischen Angelegenheiten, regiert, die für jeweils 16 Monate gewählt wurden.
Am Ende des 18. Jahrhunderts endete die venezianische Vorherrschaft. Am 28. April 1797 wurde Padua von den Franzosen besetzt und im Frieden von Campo Formio am 17. Oktober 1797 an Österreich abgetreten, kam aber im Pressburger Frieden vom 26. Dezember 1805 an das von Napoleon Bonaparte gegründete Königreich Italien.
Durch den Wiener Frieden vom 3. Oktober 1866 kam Padua mit Venetien an das Königreich Italien.
Nach dem zweiten Krieg erlebte die Stadt einen raschen Aufschwung – ein Spiegelbild des Aufstiegs Venetiens vom ärmsten Gebiet in Norditalien zu einer der reichsten und aktivsten Regionen des modernen Italien.
Schachlich gesehen ist Padova seit etwa einem Jahrzehnt bekannt für seine Top-Mannschaft: Das Team von „Obiettivo Risarcimento Padova“ gewann in den letzten Jahren insgesamt 10 Mal die nationale Meisterschaft und spielte erfolgreich im Europacup mit, dieses Jahr gelang sogar der große Coup mit dem Sieg im Europacup in Montenegro.
Padova - Basilica di Sant’Antonio
Das Turnier wurde ausgetragen im Hotel „Casa del Pellegrino“, einem 4* Hotel im Herzen der Stadt.
Die Bedenkzeit betrug 100 Minuten für 40 Züge, gefolgt von 50 Minuten für 20 Züge und darauffolgend weitere 15 Minuten, zuzüglich 30 Sekunden Bedenkzeit ab dem ersten Zug.
Nach der sechsten Runde war ein Tag Pause, bevor die restlichen fünf Runden über die Bühne gingen.
Das Turnier selbst ist bei den 12 Teilnehmern äußerst beliebt, zumal alle Teilnehmer vom Italienischen Schachbund eingeladen werden (Vollpension in Einzelzimmer in 4* Hotel) und der Preisfond mit 18.600 Euro wohl auch über dem europäischen Durchschnitt liegt.
Der Preis für den Sieger lässt sich mit 5.000 Euro und die Übernahme der gesamten Kosten zu einem Turnier im Europäischen Ausland sehen. Selbst der Preis für den Letztplatzierten der Meisterschaft ist mit 600 Euro nicht so schlecht…
Das Reglement sieht vor, dass im Falle einer Punktegleichheit für die ersten drei Plätze ein Stichkampf die Entscheidung bringen soll.
Ein geräumiger Turniersaal bot allen Teilnehmern ausreichend Platz (hier im Bild die Begegnung GM Moroni – IM Lodici)
Der Schachverband Italiens (kurz: FSI) wendet zur Zusammenstellung der Teilnehmer seit ein paar Jahren ein interessantes System an. Spielberechtigt waren für die Meisterschaft 2019:
Die Teilnehmer waren demzufolge (hier geordnet nach Elo-Zahl):
Name |
Elozahl |
Titel |
Qualifiziert über |
Rangliste in Italien |
Basso Pier Luigi |
2563 |
GM |
Elo-Zahl |
3 |
Brunello Sabino |
2549 |
GM |
Elo-Zahl |
4 |
David Alberto |
2542 |
GM |
Italienmeisterschaft 2018 |
5 |
Moroni Luca |
2541 |
GM |
Italienmeisterschaft 2018 |
6 |
Valsecchi Alessio |
2504 |
GM |
Elo-Zahl |
7 |
Stella Andrea |
2475 |
GM |
Elo-Zahl |
11 |
Lodici Lorenzo |
2459 |
IM |
Italienmeisterschaft 2018 |
13 |
Gilevych Artem |
2437 |
IM |
Halbfinal-Turnier |
19 |
Bellia Fabrizio |
2433 |
IM |
Halbfinal-Turnier |
22 |
Di Benedetto Edoardo |
2396 |
FM |
Sieger U20-Turnier 2018 |
33 |
Barp Alberto |
2382 |
FM |
Halbfinal-Turnier |
39 |
Brunello Marina |
2378 |
IM |
Wild Card |
40 |
Eloschnitt |
2472 |
|
Es gab zwar keinen eindeutigen Favoriten, aufgrund der Elo-Zahlen waren die Quoten sicherlich bei den Setzlisten-Ersten Pier Luigi Basso, Sabino Brunello, Alberto David und Luca Moroni am höchsten. Mit dem Vorjahressieger (und Überraschungsmann!) Lorenzo Lodici rechnete eigentlich niemand so recht, schließlich konnte er nach dem Erfolg vom letzten Jahr bei anderen Meisterturnieren seither niemals ebenso stark abschneiden. Besonders gespannt war man auf das Auftreten der letztjährigen Gewinnerin des Damen-Wettbewerbs Marina Brunello, womit erstmals eine Frau bei den Finals der absoluten nationalen Meisterschaft dabei war.
Die Meisterschaft des Vorjahres in Salerno gewann IM Lorenzo Lodici vor GM Alberto David und GM Luca Moroni.
Die großen Abwesenden des Turniers waren GM Daniele Vocaturo (die Nummer 1 Italiens nach ELO-Zahl), GM Francesco Rambaldi (er studiert derzeit in den USA und spielt wenige Turniere) und der „Evergreen“ der italienischen Meisterschaften GM Michele Godena.
Der Setzlisten-Erste GM Pier Luigi Basso (2563)
GM Sabino Brunello (2549) – Nummer zwei der Setzliste
Die Auslosung ergab, dass gleich in der ersten Runde zwei der Mitfavoriten gegeneinander antreten mussten: Der Sieger von 2017, GM Luca Moroni verlor dabei mit Schwarz gegen GM Alberto David.
Auch GM Pier Luigi Basso und GM Sabino Brunello unterstrichen mit einem Sieg, dass sie in guter Form sind und zuletzt wohl zu unrecht bei der Mannschafts-Europameisterschaft in Georgien nicht eingesetzt wurden.
In Runde zwei holte sich Moroni seinen ersten Sieg, und dies gleich gegen den Vorjahressieger IM Lorenzo Lodici. Brunello holte sich seinen zweiten Sieg und ging damit in Führung.
In den Runden drei und vier gab es viele Remis. Lodici konnte seine Niederlage aus der zweiten Runde durch zwei Siege wieder wettmachen.
In Runde fünf konnte Lodici gar nochmals gewinnen, aber auch David und Basso gelangen wichtige Siege. Von höchstem Interesse in Runde fünf war auch das umkämpfte Remis von GM Sabino Brunello gegen seine jüngere Schwester IM Marina Brunello. Schnelle Remis unter Geschwistern? Anderweitig ja, bei Brunello‘s eindeutig nein!
Nach sechs Runden gab es folgenden Zwischenstand:
Zwischenstand nach Runde 6
Aufgrund der Tabellensituation nach Runde 6 wurde vermutet, dass der Sieger des Turnier wohl unter den Spielern Basso, David, Lodici und Brunello ausgemacht wird, welche jetzt klar in Front sind. Interessant war zu diesem Zeitpunkt, dass sich diese vier bisher nicht begegnet sind. Ist das die Chance für einen Nachfolger, eventuell noch aufzuholen?
In der 7. Runde gab es das Spitzenspiel David – Brunello (Sabino), welches der Weißspieler gewann und somit zu Basso aufschloss. Gleich wie Brunello musste auch Lodici in dieser Runde eine Null notieren und zwar gegen IM Marina Brunello! Dies bedeutet somit, dass die letztjährige Gewinnerin des Frauen-Wettbewerbs den Sieger des Männer-Wettbewerbs schlug. Vermutlich auch einzigartig in der jüngsten Schach-Geschichte?! Wenn jemand das Gegenteil beweisen kann, möge er/sie sich gerne melden.
GM Alberto David (2542) – Rang zwei nach 6 Runden, geteilter Rang eins nach 7 Runden
Das Duo Basso und David gestaltete die achte Runde jeweils erfolgreich mit einem Sieg, bevor es in Runde 9 zum Showdown zwischen diesen zwei kam: ein recht unspektakuläres Remis war die einzige Punkteteilung der Runde! Lodici, Moroni und Valsecchi konnten durch ihre Siege in dieser 9. Runde ein wenig aufholen und lagen in Reichweite einer Medaille!
Die zehnte Runde war geprägt durch einen doch eher überraschenden Sieg des Vorjahressiegers Lodici gegen den bisherigen Spitzenreiter Basso. David profitierte davon und konnte durch ein Remis gegen den Nachzügler Gilevych einen halben Punkt zwischen sich und seine engsten Verfolger schieben.
Der Spitzen-Stand vor der letzten Runde lautete wie folgt:
Pos |
T |
NAME |
Pt. |
---|---|---|---|
1 |
GM |
David Alberto |
7.0 |
2-4 |
GM |
Moroni Luca |
6.5 |
|
GM |
Basso Pier Luigi |
6.5 |
|
GM |
Valsecchi Alessio |
6.5 |
5-6 |
IM |
Lodici Lorenzo |
6 |
|
GM |
Brunello Sabino |
6 |
Die Spitzenpaarungen der letzten Runde lauteten also:
Valsecchi (6,5) – David (7)
Basso (6,5) – Brunello Sabino (6)
GM Alessio Valsecchi hatte mit dieser Konstellation die Chance, mit einem eventuellen Weißsieg gegen David noch überraschend das Turnier an der Tabellenspitze zu beenden und damit dasselbe zu schaffen wie beim Vienna-Open dieses Jahres, als er den bis dahin führenden Spieler noch in der letzten Runde abfangen konnte.
Doch David hatte was dagegen und erzielte selbst diesen wichtigen Sieg, was ihm zum dritten Mal den Sieg bei der italienischen Einzel-Meisterschaft einbrachte.
Dahinter konnte Basso einen Prestige-Sieg gegen Brunello erzielen und sich den alleinigen dritten Platz sichern.
Lodici konnte mit einem Sieg bei gleichzeitigem Remis von Moroni diesen noch einholen und den fälligen Stichkampf um Rang drei gewinnen.
Allgemeine Klasse - Endstand und Kreuztabelle nach der 11. Runde
Parallel zur geschlossenen Nationalen Meisterschaft der absoluten Klasse wurden auch die Meisterschaft der Jugendlichen Unter 20 und der Frauen abgehalten, diese Rundenturniere jeweils mit 8 Spielern. Auch bei diesen Turnieren war der Preisfond äußerst attraktiv: 6.000 Euro pro Turnier und jeweils 1.500 Euro für den Sieger lassen sich sehen!
Das Damenturnier war gut besetzt: es fehlten zwar ein paar Topspieler (u.a. Marina Brunello, welche ja im absoluten Turnier mitspielte), aber dennoch waren mit IM Olga Zimina, IM Elena Sedina, WIM Tea Gueci und WFM Alessia Santeramo einige Spielerinnen mit dabei, welche auch der Nationalmannschaft angehören.
Der Titel ging zum ersten Mal an IM Elena Sedina mit 5 Punkten aus den 7 Runden, einen halben Zähler vor Alessia Santeramo und Tea Gueci.
Ein Turnier zum Vergessen spielte IM Olga Zimina: ihre 50% waren für die Top-Favoritin natürlich nicht zufriedenstellend. Ihr Kommentar: Schwamm drüber, es geht bald wieder aufwärts.
Die Siegerin der Frauen-Meisterschaft, IM Elena Sedina
Endstand Turnier der Damen nach der 7. Runde
Bei der Unter-20 Meisterschaft gewann der diesjährige Gewinner der U16-Meisterschaft, FM Gabriele Lumachi. Dieser darf nächstes Jahr bei der absoluten Meisterschaft mitspielen.
Auf den Rängen zwei und drei landeten die Zwillinge FM Antonio und FM Leonardo Loiacono.
Gabriele Lumachi – Sieger U20-Turnier
Endstand Turnier Unter 20 nach der 7. Runde