05.02.2020 – Schon im Dezember fanden in der Türkei die Amateurweltmeisterschaften im Schachboxen statt. Die Berlinerin Alina Rath kam zu einem mühelosen Finalsieg gegen Janhavi Cavhen. Raths Gegnerin hatte große Mühe mit den Schachregeln und musste nach neun Zügen das Handtuch werfen. | Foto: Aline Rath und Iepe Rubingh (Fotos: Alex Fichte)
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Die 3. Amateur-Weltmeisterschaft im Schachboxen 2019
Nach zwei in Indien ausgetragenen Auflagen der Amateur-Weltmeisterschaften im Schachboxen (2017 und 2018 jeweils in Kolkata, hierzulande besser bekannt unter dem alten Namen Kalkutta) fand die dritte WM in Antalya an der türkischen Mittelmeerküste statt.
Poster
Im Hotel „Fame Residence Lara & Spa“ waren Kämpfer und Kämpferinnen aus 10 europäischen Ländern (Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Lettland, Niederlande, Russland, Türkei, Ukraine, Weißrußland), den USA, Israel, Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zusammengekommen, um in den verschiedenen Gewichtsklassen ihre Champions zu ermitteln. Deutschland war durch Alina Rath (ChessBoxing Club Berlin) und Daniel Biman (Chessboxing Boxwerk München) vertreten, die sich beide Titelchancen ausrechneten.
Die Eröffnung
Mittags am 12. Dezember fand die Eröffnungszeremonie im bereits mit einem Boxring versehenen Kongresssaal des Hotels statt. Am selben Tag begannen die Kämpfe. In der 1. Runde, die dem Viertelfinale gleichzusetzen war, musste Olegs Petrovskis aus Lettland, mit ELO 2101 einer der stärksten Schachspieler des Turniers, in der Gewichtsklasse 70 kg Herren gegen Hasim Abed aus den USA antreten. Er gewann in der ersten Boxrunde durch KO. Auch am Halbfinaltag dauerte es nicht lange, Petrovskis gewann in der zweiten Schachrunde gegen Emrah Gökbörü (TUR) durch Schachmatt. Seinem Finalgegner Ilya Goikhfis aus Israel (ELO 2099), der sein Viertelfinale schon in der ersten Schachrunde durch Schachmatt gewonnen hatte, gelang ebenfalls in der zweiten Schachrunde die Entscheidung.
Im Halbfinale stieg auch Daniel Biman erstmals in den Ring. In der Gewichtsklasse 90 kg Herren stand er Arnold Baklitskii (RUS) gegenüber, der schon in der zweiten Schachrunde die Zeit überschritt. Damit hatte Biman bereits die Silbermedaille sicher.
Am letzten Tag standen zunächst einige Kämpfe um Platz 3 und dann die Finals auf dem Programm. Vor allem bei den Frauen wurde deutlich, dass Indien die Nation mit den meisten Schachboxern und Schachboxerinnen ist. In den drei Gewichtsklassen der Frauen standen allein vier Inderinnen. Damit hatten sie bereits einen Titel sicher. In den anderen beiden Kämpfen waren die Inderinnen jedoch aufgrund ihrer mangelnden Schachspielstärke chancenlos. Lara Armas aus Frankreich, die schon in der 2. Frauenbundesliga für Doppelbauer Kiel gespielt hat, spielte ihre Gegnerin Madahvi Gonbare schwindelig und gewann in der zweiten Schachrunde durch Schachmatt im 33. Zug.
Für Alina Rath ging es noch schneller. Hier war es bereits nach 9 Zügen vorbei.
Alina Rath vs Janhavi Cavhen
Janhavi Cavhen gelang das „Kunststück“, innerhalb eines Halbzuges gleich drei regelwidrige Züge zu fabrizieren und so holte sich Alina Rath den Amateur-Weltmeister-Titel, ohne ihre Fäuste einsetzen zu müssen.
Danach waren die Herren dran. Der durch seine Auftritte bei mehreren Schachbox-Veranstaltungen in Berlin auch hierzulande bekannte Franzose Thomas Cazaneuve gewann souverän das Finale der 65 kg-Klasse gegen Krishna Sakkar durch Schachmatt nach 17 Zügen bereits in der ersten Schachrunde.
Auch Daniil Soloviev hatte schon öfters in Berlin gekämpft und dabei auch relativ gutes Schach gezeigt, aber er fand seinen (Welt-)Meister in Jules-Alois Julien aus Frankreich, der ihn nach 20 Zügen Schachmatt setzte.
Der aus schachlicher Sicht interessanteste Kampf zwischen den beiden 2100ern Olegs Petrovskis und Ilya Goikhfis fand leider nicht statt, da Goikhfis verletzungsbedingt nicht antreten konnte.
Dafür wurden die Zuschauer – viele von ihnen waren deutsche Gäste des Fame Hotels - aber mit einem epischen Finale in der 90 kg-Klasse zwischen Anthony Grunfelder und Daniel Biman mehr als entschädigt.
Anthony Grunfelder vs Daniel Biman
Der Kampf war auf dem Brett und auch im Ring äußerst spannend. Biman hatte sich entschieden, den Maroczy-Aufbau im Sizilianer zu spielen. Bis weit in die zweite Schachrunde hinein stand es ausgeglichen, bis Biman eine Figur einstellte. Dafür hatte er Vorteile im Boxen. In der dritten Schachrunde suchte Grunfelder die Entscheidung durch ein schönes Läuferopfer im 48. Zug. Jetzt wußte Biman, daß er nur noch durch KO gewinnen konnte. Es gelang ihm sogar, in der dritten Boxrunde, Grunfelder niederzuschlagen. Der Franzose wurde zwar angezählt, aber er war bei „8“ wieder kampfbereit und rettete sich in die vierte Schachrunde, die er dann bei großem Zeit- und Stellungsvorteil für sich entscheiden konnte und die vierte Goldmedaille für Frankreich holte.
Die meisten Goldmedaillen bei dieser WM holte Frankreich (6), gefolgt von Indien (3), der Ukraine und Lettland (je 2) sowie Deutschland, Finnland und der Türkei (je 1).
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